Stinkbombe

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.498 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Gestaunt habe ich heute über diese weiße Stinke-Kugel! Umgedreht entpuppte sie sich als ein von irgendetwas einverleibter Röhrling, wahrscheinlich Hexe (roter Stielrest und heute häufig zu finden).


    Schimmel? Oder Schleimpilz? Tippe auf letzteres. Eine sehr seltsame Röhrenbildung, wie ich finde. Ich frage mich, ob das der fressende Organismus ausgebildet hat oder zu Lebzeiten der kämpfende Bolet? Das Innere ist ja die gleiche braune Substanz wie die Pilz-Gammelmasse (Bild 3).



    Das erinnert mich außerdem an eine Struktur, die ich gelegentlich an Porlingen gesehen habe. Da wollte ich auch immer einmal fragen, was das ist! Hier an einem Flachen Lackporling. Vermute einen ominösen Pilzbefall, worauf der Fruchtkörper mit diesem korallenschwammartigen Röhrenwachstum reagiert hat. Kann das sein?


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Verena!


    Das, was da vor dir den Röhrling verspeist hat, ist schon ein Schimmel (im weiteren Sinne). Also ein Goldschimmel (Hypomyces spec.) also ein Kernpilz. Vergehende Röhrlinge stinken schon manchmal ziemlich brutal. Besonders, wenn sich über dem verwesenden Fruchtfleisch so eine undurchlässige Kernpilz - Kruste gebildet hat, und den Geruch sozusagen konzentriert. <X


    Das andere ist ein flacher Lackporling, der von der Zitzengallenfliege (Agathomyia wankowiczi) befallen ist. Die gehen übrigens nur und ausschließlich an Ganoderma applanatum.



    LG, Pablo.

  • Boah, danke und *staun*, du wandelndes Lexikon :)


    Ich muss noch ein anderes Bild von einem Porling finden, wo sich solche Gallen gebildet haben. Kein Lackporling, und nach oben gerichtet.
    Jetzt erstmal die Fliege googlen. Toll!!!

  • Hallo Verena,


    Zitat von Beorn


    Das, was da vor dir den Röhrling verspeist hat, ist schon ein Schimmel (im weiteren Sinne). Also ein Goldschimmel (Hypomyces spec.)...


    - Weitere Informationen zum "Goldschimmel" findest du bei Harry.


    - Und ich dir nur empfehlen, auch den dort gesetzten Link zu einer Anfrage bei "Eric" zu lesen. Denn dann wirst du feststellen, wie überrascht einige gute Pilzkenner waren, dass es mehrere "Goldschimmel-Arten" (*) gibt, die nur mikroskopisch trennbar sind.


    (*) Pablo weiß das offensichtlich und hat den von dir gezeigten Befall deshalb korrekt mit "Hypomyces spec." bezeichnet :thumbup:


    Weitere Literatur:


    http://www.dgfm-ev.de/sites/default/files/ZM641045Besl.pdf
    -------------------


    - Und, wenn du dich mit dieser Gattung beschäftigen möchtest, dann kann ich dir

    ---> http://nt.ars-grin.gov/taxades…s/keys/HypomycesIndex.cfm


    empfehlen.



    Zitat von Beorn


    Das andere ist ein flacher Lackporling, der von der Zitzengallenfliege (Agathomyia wankowiczi) befallen ist. Die gehen übrigens nur und ausschließlich an Ganoderma applanatum.


    :thumbup:


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    ehrlich gesagt würde es mich sehr wundern, wenn es nur eine handvoll Arten eines solch komplexen Parasiten gäbe. Man muss wahrscheinlich nur lange genug mikroskopieren um bei irgendeiner Probe einige µm andere Zipfelchen an irgendeinem Zelltyp zu finden :evil:
    Das wäre jetzt auch nicht mein primäres Interesse (wieviele Arten es gibt und wie die neuerdings heißen); eher etwas zur Ökologie z.B..


    Was aber auffällt ist die Nomenklatur der Ana- und Teleomorphen. Bezeichnet man die absichtlich als komplett unterschiedliche Arten oder sind die unabhängig benamst worden? Ich stelle mir gerade den hinkenden Vergleich vor, dass sich die DNA meiner Körperzellen neu arrangiert und sich ein kleiner Elefant abschnürt :D


    Pilze sind eben Aliens! Ich hab noch nicht angefangen, deren unglaublich spanndene Lebensweise auf mikroskopischer Ebene zu verstehen :shy: Mach ich aber noch :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Verena,


    die unterschiedlichen Namen sind historisch bedingt. Erst galten viele Schimmelpilze (und andere Ascos) als Fungi imperfekti (können keine Teleomorphe Form ausbilden). Dann wurden die teleomorphen Formen entdeckt und bekamen neue Namen. Die alten Namen für die Anamorphen Formen mussten erstmal beibehalten werden, so dass die doppelte Benamsung entstand. Wie sich das jetzt weiter entwickelt weiß ich leider auch nicht. Allerdings gibt es ab einem gewissen Zeitpunkt den Grundsatz "One fungus one name". (seit 2009 glaub ich).


    Vielleicht finet sich jemand, der da mehr dazu sagen kann.


    l.g.
    Stefan

  • Guten Abend,
    das Prinzip "one fungus, one name" funktioniert nur, wenn man weiß, welche Teleomorphe zu welcher Anamorphen gehört.


    Dank der Molekularbiologie ist man das inzwischen leichter festzustellen als vor 20 Jahren. Aber ich vermute, dass es immer noch viele Wissenslücken gibt.


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lothar,


    danke für die Ergänzung. Davon bin ich natürlich in meinem oberen Beitrag ausgegangen, ohne das zu erwähnen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.