Großer weisser Champignon, aber welcher?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.816 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    gestern habe ich einen sehr großen Champignon gefunden und ich bin nicht sicher, was für einer das sein könnte.
    Hier die Beschreibung:


    Fundort: Kalkeifel bei Alendorf, grasiger Waldrand, ca. 465 m üNN


    Größe des Fruchtkörpers:
    - Hutdurchschnitt: ca. 15 cm


    Stiel:
    - Form: Keulenartig, nach unten hin verdickt
    - Länge: ca 7 cm
    - Ring: nicht (mehr) zu sehen


    Hut:
    flach, Rand unregelmäßig, mit leicht gefärbten (gelblicher bis bräunlicher) Schuppung; Am Scheitel - flachgedrückt


    Lamellen: frei, dunkelbraun


    Sporenpulver: dunkelbraun


    Geruch: Frisch durchgeschnitten - leicht mandelartig, in den Lamellen - süsslich, etwas kakaoartig


    Verfärbungen:
    - Im Schnitt: Keine deutlich Verfärbungen im Fleisch (Schnittbild fehlt leider) festgestellt, evtl. etwas rosa/braun an der Spitze des Stiels (der Stile war allerdings sehr vermadet, es kann auch deshalb andersfarbig sein)
    - Bei Druck: Ebenfalls keine deutliche Verfärbungen festgestellt, evtl. leichtes gelb an der Stieloberfläche


    Konsistenz: Ziemlich fest trotz des Alters


    Geschmack: nicht probiert


    Begleitbäume/-pflanzen, Substrat: Im Wald nebenan wuchsen diverse Laubbäume (u.a. Buchen), in der Nähe wuchs Teufelskralle; auf der Wiese nebenan - Schlangenknöterich, Schnabelkräut, u.ä.


    Bodensäuregehalt: eher basisch bis neutral


    Hier noch ein paar Fotos.
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    5 E: Hier noch ein Foto ganz in der Nähe vom Fundort (am 1.6. 14 gemacht)


    Hat jemand eine Idee, was hier für ein Champignon sein kann? Evtl. der Wiesen-Champignon (Agaricus campestris)? Mich stört allerdings, dass er keulenartigen Stiel hat. Lt. einigen Literaturquellen, Wiesenchampignons haben einen zylindrischen Stiel und riechen eher neutral.

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()

  • Hallo Joli!


    Großes Lob für deine Beschreibung. Hast du echt gut gemacht!


    Ich könnte deinen Fund so ohne weiteres auch nicht bestimmen, aber Wiesen-Chmpi (A. campestris) kannst du ausschließen, denn der wird nicht so groß und hat als Merkmal, dass er nach "NICHTS" riecht, also auch nicht mandelartig.
    Das mandelartige führt uns aber in die Richtung der Anis-Egerlinge.
    Der grasige Standort und das offene Gelände verbunden mit der Hutgröße würden mich vielleicht auf das Gleis des Anis-Champignons (Agaricus arvensis) bringen, aber der A. macrocarpus (Großer Anis-Egerling) will da sicherlich noch ein Wort mitreden.


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Ingo,


    danke für das Lob. So was wünscht man sich doch bei jeder Anfrage, oder? An alles habe ich gedacht, habe alerdings nur keinen Schnittbild gemacht. Es fiel mir erst zu Hause ein, als ich die Fotos angefangen habe zu sortieren.


    Ich danke dir für deine Meinung bzgl. meiner Anfrage! Der Weiße Anis-Champignon (Agaricus arvensis) gefällt mir eigentlich gut, wober Anisgeruch ich beim besten Willen nicht feststellen kann. Der Pilz riecht momentan eher süsslich (einen Stück davon habe ich noch im Kühlschrank). Wie bereits gesagt, der Geruch ist eher kakaoartig. Es kann natürlich auch am alter des FK liegen.


    Den Grossen Anisegerling (Agaricus macrocarpus) kann man ausschließen, wenn dieser wircklich nur in und bei lichtem Nadelwald wächst (vgl. hier). Mehr Informationen über diese Champignonart konnte ich bis jetzt leider nicht finden.

    LG
    Joli

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    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joli!


    Schwieriger Fall, insbesondere weil es nur ein Fruchtkörper ist, der zur Beurteilung da wäre.
    Die Arten um Agaricus arvensis sollten eigentlich alle stark gilben und auch recht deutlich nach Mandel / Marzipan riechen. Möglich wäre es trotzdem, auch die von Ingo vorgeschlagene Art könnte hinkommen.
    Auf die Standorte sollte man da nicht zu viel Gewicht legen. Vielleicht hat da mal jemand einen Sack Fichtennadelstreu ausgekippt?


    Theoretisch könnte man auch mal bei den Großsporigen Arten um Agaricus urinascens suchen. Da sitzt mir auch irgendwas mit schwach rötendem Fleisch in der Stielspitze im Hinterkopf, aber um das wieder vorzuholen, müsste ich jetzt in die Literatur. Vielleicht schaue ich morgen mal rein.
    Agaricus excellens (gehört auch zu Agaricus urinascens s.l.) kannst du dir schon mal angucken. Ist zwar ein Waldbewohner, aber wie gesagt...



    LG, pablo.

  • Wenn ich tippen müßte würde ich auf den Großsporigen Champignon, Agaricus macrosporus gehen.


    Er ist mir für die Anis-Champignons einen Tick zu groß und zu dickstielig.
    Außerdem darf A. macrosporus nach Mandel riechen!
    Weiterhin sehe ich die Hutoberfläche gilbend. Im Alter soll A. macrosporus ledergelblich werden.
    Im Stielbereich soll der Pilz safranfarben anlaufen. Da gefällt mir die Aussage ...

    Zitat

    Verfärbungen:
    - Im Schnitt: ... evtl. etwas rosa/braun an der Spitze des Stiels (der Stile war allerdings sehr vermadet, es kann auch deshalb andersfarbig sein)

    ... doch recht gut.


    Ein Vorkommen auf der Wiese rundet die Sache schön ab.


    Für mich macht der das Rennen. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Agaricus macrosporus kannst du als Synonym zu Agaricus urinascens nehmen, Mausmann. ;)
    Das passt schon ganz gut, die Kombination aus gilbender Hutoberfläche, rötender Trama im Schnitt und trotzdem Mandelgeruch gibt es nur bei wenigen Arten (in Deutschland). Außer A. urinascens / macrosporus fällt mir da noch der Gedrungene Egerling (Agaricus litoralis / spissicaulis) ein.
    Die Art hatte ich noch nie in der Hand, könnte aber auch hinkommen. Aber das ist recht spekulativ, gerade mit nur einem Fruchtkörper, weil:


    Auch bei den Champignon-Arten sollte man die mikroskopischen Mermale mit beachten, sonst kann man nicht immer einen Namen finden.


    Eben auch darum, weil einige Arten doch sehr variabel sind was Standort und Aussehen betrifft.



    LG, pablo.