Inocybe erubescens = Ziegelroter Risspilz

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    • Offizieller Beitrag

    Ziegelroter Risspilz
    Inocybe erubescens Blytt 1904


    Synonym:
    Inocybe patouillardi Bresadola 1905
    Inocybe lateritia Ricken 1920



    Klasse: Agaricomycetes
    Ordnung: Agaricales
    Familie: Cortinariaceae
    Gattung: Inocybe


    Hut: 3-10 (12cm), jung weißlich bis schwach strohfarben alt langsam ziegelrot anlaufend (besonders bei Verletzungen und Trockenheit), jung kegelig bis glockig bis alt flach gewölbt mit flachem Buckel, kahl, längsfaserig im Alter typisch rissig


    Lamellen: jung weißlich im Alter oliv-bis rostbräunlich

    Stiel: Stiel 4-10 x 0,6-1,2(2) cm, jung weißlich im Alter von der Basis her rötlich bis ziegelrot verfärbend, dennoch schächer gefärbt als der Hut, zylindrisch, bzw. selten an der Basis verdickt


    Fleisch: weiß; im Alter und bei Verletzung ziegelrot verfärbend

    Sporenpulver: braun-oliv


    Mikroskopische Merkmale: (10)10,5-14, x 6(6,5)-8 µm Sporengröße; Cheilocystiden ohne Kristallschopf, Pleurocystiden fehlend


    Geruch: jung angenehm nach Obst; im Alter kommt noch eine spermatische Note hinzu; riecht nie nach Mehl oder Gurke!


    Der unten gezeigte Fund wies einen süßlichen Geruch nach faulem Obst mit einer leichten spermatischen Note auf


    Speisewert/Giftwirkung: stark giftig, enthält viel Muscarin; erzeugt 15 min bis 2 h nach Aufnahme des Pilzes erhöhte Schweisausbrüche, Tränenfluss und Speichelfluss. Weiterhin Pupillenverengung (Miosis), Sehstörungen, Übelkeit mit Erbrechen (nicht obligat), Pulsverlangsamung und Blutdruckabfall. Bei schweren Vergiftungen sind Todesfälle durch Kreislaufversagen möglich.
    Muscarin ist dem Acetylcholin, einem der wichtigsten Neurotrasmitters unseres Körpers strukturell sehr ähnlich. Es bindet mit den Acetylcholinrezeptoren der Synapsen; allerdings wird Muscarin nicht durch die Acetylcolinesterase abgebaut. Es kommt zu einer Dauererregung im vegetativem Nervensystem. Muscarin ist das einzigste Pilzgift, dass ein klassisches Antidot hat; das Atropin. Das ist das Gift der Tollkirsche Atropa belladonna. Somit ist eine Muskarinvergiftung, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, sehr gut zu behandeln.



    L(+)-Musacrin chem. Strukturformel


    Vorkommen: kalkliebend, häufig in Parkanlagen, Laub und Mischwäldern, geht laut GPBW Mykorrhiza zumeist mit Laubbäumen (hauptsächlich Rotbuchen), seltener Fichten ein. Die dargestellten Fruchtkörper wurden neben einem Feldweg an einem schattigen Hang am Stadtrand von Reutlingen gefunden


    Verwechslung: können in jungem Zustand mit dem beliebten Speisepilz Mairitterling/Maipilz Calocybe gambosa verwechselt werden. Diese weisen einen markanten Mehl- oder Gurkengeruch auf. Der Ziegelrote Risspilz riecht nie mehlartig. s.o.
    Mit anderen rötenden Risspilzen, z.B. Inocybe godeyi, dem Rötenden Risspilz, dessen Cheilocystiden immer einen Kristallschopf, bzw. Pleurocystiden aufweist.


    Wissenswertes: Es gibt noch andere Giftpilze, die viel Musyarin enthalten. Stellvertretend seien hier die weißen Trichterlinge und die Rettichhelmlinge genannt.
    Das Gift Muscarin wurde zuerst im Fliegenpilz (Amanita muscaria) entdeckt und bekam so seinen Namen. Es hält sich teilweise immer noch der landläufige Irrglaube, dass Muscarin der Hauptgiftwirkstoff des Fliegenpilzes darstellt. Allerdings ist dessen Konzentration in diesem Pilz unter der Toxizitätsgrenze, so dass vom Fliegenpilz keine Gefahr einer Muscarinvergiftung ausgeht. Die wichtigsten Giftstoffe des Fliegenpilzes sind Ibotensäure und Muscimol.





    Mikrobilder:





    Über (Bild)Ergänzungen und ggf. Korrekturen von euch würde ich mich sehr freuen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo Stefan,
    ich hab keine Bilder zu ergänzen, weil leider nie gefunden.
    Aber ich möchte sagen, dass das wieder ein sehr gelungenes Portrait ist. Besonders die Wirkung des Muskarins habe ich noch nie so schön irgendwo gelesen. :thumbup:
    Viele Grüße,
    Emil

  • Hallo Stefan!


    Wahnsinnig tolles Portrait! Vorallendingen der Zusatz mit den Gift ist wunderbar beschrieben!!


    Hübsch :)


    LG


    Enno

    Liebe Grüße vom Enno  



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  • Hallo Stefan,


    Dankeschön für das tolle Portrait. Damit hast Du unseren gemeinsamen Fund ganz wunderbar verewigt. :sun:


    Ein Dankeschön natürlich auch an IX2, Scrubbi I und Karl - Heinz für die wunderbaren fotografischen Ergänzungen des Portraits.


    Liebe Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    erstmal vielen Dank für die tollen Bildergänzungen lx2, Karl-Heinz und Srubby I. Natürlich auch vielen Dank an die anderen für das Lob. :shy:


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    der kann auch mal im Spätherbst (gefunden 29.10.2015) kommen. Gefunden im Seidewitztal bei Pirna. Mögliche Baumpartner waren hier: Hainbuche, Eiche und Rotbuche.





    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Dann darf ich auch mal noch was dazu packen:
    04.06. 2016, parkartiges Friedhofsgelände bei Heidelberg unter Rotbuchen auf wohl basischem, lehmigem Boden.



    v.l.n.r. (letztes Bild): Lamellenschneide, Lamellenfläche (0 Pleurozystiden), Sporen, Kaulozystiden.
    Denn natürlich hat die Art Kaulos, darum sieht der Stiel auch durch die Lupe bereift aus.
    Es ist aber per definitionem dennoch eine Art mit unbereiftem Stiel, weil die Kaulozystiden nicht metuloid sind. ;)
    Ergo: Ob eine Inocybe einen bereiften Stiel hat sieht man nur mikroskopisch. Makroskopisch mag er bereift aussehen oder nicht, aber man kann ja nicht erkennen, ob die Kaulozysstiden dickwandig sind, oder dünnwandig wie hier.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    sehr schöne Ergänzung. Bei so tollen Mikrbildern, werde ich richtig neidisch. :shy: :thumbup:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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