Es gibt keine Pilze, oder ?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.959 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Die Pilzsuche ist seit zwei Wochen sehr aufwendig. Es ist zu trocken und so muss man viel und weit laufen, immer auf der Suche nach restfeuchten Flecken. Dennoch, es gibt Pilze. Sogar eßbare, wenn die auch bei mir nicht die größte Aufmerksamkeit finden.


    Hier nun ein Ausschnitt dessen, was ich mir im Schweiße meiner Füße förmlich erlaufen habe:


    Kleinpilze:


    Fangen wir an mit meiner nicht so heimlichen Vorliebe, den Coprophilen. Ein gut abgehangener Haufen Pferdeäpfel brachte gleich zwei interessante Funde.


    Thecotheus keithii







    Auf dem gleichen Haufen dann die Überraschung. Das ist schon der zweite Fund in diesem Jahr. Bemerkenswert wenn man bedenkt, dass mir vermutlich vor ein paar Wochen den Erstnachweis für Deutschland gelungen ist. Jedenfalls habe ich keinerlei Hinweise auf frühere Funde machen können.


    Scutellinia patagonica



    Man beachte den roten Kreis. Hier krabbelt eine Käferlarve, eine von gut einem Dutzend, die sich in der mitgenommenen Probe eingenistet hatten. Die Biester haben innerhalb einer Nacht alle Discomyceten leergefressen, so dass nur noch die Hülle übrig blieb.:cursing:
    Zur Strafe hab ich sie mitsamt der Probe wieder in die unwirtliche Natur zurückversetzt. Zum Glück hatte ich den Thecotheus schon durchfotografiert, die Scutellinia sollte noch reifen.


    Peziza moseri



    Leider nur ein Exemplar dieser im Vorjahr so häufigen Art. Fundort siehe Ende des Beitrages.



    Unter den vielen Scutellinia fast übersehen und erst der zweite Fund dieser Art.


    Melastiza flavorubens










    Es folgen ein paar Scutellinia.


    Scutellinia crinita







    Scutellinia olivascens















    Scutellinia subhirtella






    Ein Neufund für mich, und erst seit letztem Jahr für NRW dokumentiert.


    Trichophaea gregaria









    Nun lässt mich die Forensoftware keine Bilder mehr hochladen. Der Button dazu ist einfach weg. Futsch, verschwunden. :(


    Dann mach ich halt Teil zwei als Antwort.[hr]
    Teil 2.



    Ingopilze:


    Auf einer Buchecker saßen diese kleinen, filzigen Becherchen. Ich hatte sie schonmal, auch den Namen. Weg isses.



    "Richtige" Pilze mit Hut und Stiel.


    Grauer Wulstling (Amanita excelsa)





    Und sein küchentauglicher Pendant, derPerlpilz (Amanita rubescens)



    Pfifferling (Cantharellus cibarius)



    Schopftintling (Coprinus comatus)



    "Immer auf die Kleinen":)


    Etwas Farbe bringt der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus)





    Der Birkenpilz (Leccinum scabrum) versucht sich zu verstecken.



    Die Halsbandschwindlinge (Marasmius rotula) gehen am Stock.



    Die Lungenseitlinge (Pleurotus pulmonarius) auch, schmecken aber wesentlich besser.:)








    Zum Schluß der große Ärger. Es gibt fast kein Waldstück mehr, in dem die Harvester nicht ihr Unwesen treiben. Das Wort "Seuche" trifft es genau. Zum Teil wird ein und dasselbe Waldstück gleich mehrfach hintereinander beackert.
    Nichts gegen Holzernte, dafür ist der Wald (auch) da. Aber was die Waldbesitzer zur Zeit treiben, schreit nach Enteignung. Insbesondere die Trupps der herumziehenden Lohnarbeiter, die mit Maschinen, Wanderheuschrecken gleichend, die Wälder heimsuchen sind extrem zerstörerisch. Da geht es nur noch ums schnelle Geld, die Verwüstung ist egal.


    Hier, als Beispiel, meine ehemals beste Ascomycetenfundstelle. An den Böschungen rechts und links des Weges gelangen viele schöne Funde. Der Boden ist nun zermatscht und verdichtet, die Böschung umgepflügt und von lagernden Stämmen erstickt. Der Wald ausgelichtet bis kurz vor Kahlschlag. Die fehlende Beschattung wird diesen dauerfeuchten Biotop wohl nicht mehr aufleben lassen.


    Frust, kurz vor der Haßgrenze.X(X(X(





    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf.


    Traumhaft, das sind ja tatsächlich ein paar Pilze. Und sogar ziemlich hübsche solche.
    Ich war übrigens am Samstag und Sonntag kurz im Paradies, nämlich in Ostwestfalen / Lippe bei der diamantenen Hochzeit meiner Großeltern.
    Das Wetter war traumhaft schön, teils sogar lang anhaltender Nieselregen.
    Besonders gemein, da ich freilich nicht zum Pilze gucken gekommen bin. Und danach wieder zurück in die Wüste. Deprimierend.


    LG, Pablo.

  • Zum Trost, ihr seid nicht die einzigen die Grund zum motzen haben.
    Der Holzhandel scheint derzeit sehr vielen Naturfreunden mitten in die Cochones zu treten.



    Zitat

    "Immer auf die Kleinen":)


    :D :thumbup: Der Lange hat dem Kleinen bestimmt absichtlich auf den Schopf gerotzt. Ich seh ´s förmlich vor mir. :D

  • Hallo Ralf,


    da sind ja wirklich schöne und seltene Funde dabei. :thumbup:


    Und auch Frischpilz, also Funde, die schon makroskopisch den Eindruck zulassen, dass sie noch leben und eben wirklich frisch sind.


    Hier bei uns ist jetzt endgültig Schluss, ich war heute zwei Stunden im Schönbuch. Bevor es keinen Niederschlag gibt, bleibt alles Weitere sinnlos. Es fehlt auch der Tau morgens.


    Bezüglich der Holzernte muss ich Gleiches berichten. Tiefste Harvesterspuren, welche den Waldboden massiv verdichtet haben.
    Dort stehen noch Reste von Wasser bzw. ist das Erdreich noch etwas feuchter.


    Einen einzigen kleinen Perlpilz fanden wir, ansonsten heißt es wirklich Hacken ablaufen mit wenig Aussicht auf Erfolg.


    Danke für den schönen Bericht. :thumbup:


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Ahoi, Ralf,


    Danke für diesen vielseitigen, farbenfrohen
    und pilzreichen Bericht in dieser pilzarmen Zeit!
    :thumbup::thumbup::thumbup:
    Eine Oase in der Pilzwüste.


    Dazu noch die für mich erste Abbildung
    einer (wenn auch unrasierten) Scutellinia von unten.!:thumbup:
    Sollte nachgerade zum Standard erhoben werden...:/
    Selbst, wenn dadurch das FKK (FruchtKörperKilling)gefördert wird.:)



    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

    Meine Fotos und Artwork dürfen nicht ohne meine vorherige ausdrückliche Genehmigung außerhalb dieses Forums verwendet werden!

    Pilz-Chips: 90+8 für Nobis Pilz-Cover-Rätsel=98, +2 Interne Tribünen-Punkte-Wette APR 2022=100, +4 PhalschPhal-Gedicht APR = 104 +5 Rätselgedicht = 109, 3 als Rätselprämie an Lupus = 106

  • Hallo Ralf!


    Was für schöne Fotos!!


    Das weiße Haarbecherchen auf der Buchenfruchtschale (Buchencupule) sollte zu 98% Lachnum virgineum (Jungfern-Weißhaarbecherchen) sein. Dürfte nicht mehr allzulang zu finden sein.


    Rechts daneben, die Braunen (falls meine Fantasie nicht durchgeht), hören auf den Namen Brunnipila fuscescens (Blätter-Braunhaarbecherchen).


    Dass im Forst auch Holz gemacht wird, kann schon ärgerlich sein, ist aber wohl nicht ganz zu vermeiden.
    Ich tröste mich oft damit, dass durch diese Art und Weise veränderter Wald für andere Pilze, Pflanzen und Tiere einen Lebenraum hergibt.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Feine Pilze zeigst du uns, Ralf! :thumbup:
    Und toll fotografiert.


    Deinen Frust kann ich gut nachvollziehen.
    Auch in meinem Hauswald sind in den letzten Jahren viele schöne Pilzstellen dem sogenannten "ökologischen Waldbau" zum Opfer gefallen.
    Gleichzeitig wurden aus naturnahen Waldwegen mit Senken, Pfützen, Moosen und kleinen Becherlingen sterile Waldstraßen, um dem Forst ein besseres Befahren zu ermöglichen.


    Morgen besuche ich mit Toffel und Climbingfreak "meinen" Erbsenstreuling HotSpot. Wie ich kürzlich einem Pressebericht entnahm, sind möglicherweise auch dessen Tage gezählt. Aktuell wird dort nach seltenen Metallen gebohrt und schlimmstenfalls droht der Halde der komplette Abbau. X(


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    So, der zweite Teil ist mir gestern durch die Lappen gegangen. Beeindruckend, muss ich mal sagen. So viele so große Pilze: Kaum zu glauben. 8|
    Statt L. scabrum könnte man da vielleicht auch noch den Hainbuchenröhrling (L. pseudoscabrum / carpini) ins spiel bringen. Die Entscheidung triffst du aber am besten selbst, ob Standort und Verfärbungen dazu passen.


    Was mich an dieser Waldverwüstung auch immer immens aufregt, ist daß man in den geschädigten Gebieten im übermäßig ausgedünnten Baumbestand auch den ganzen Krempel liegen lässt. Also das ganze Dünnholz, das sich nicht wirtschaftlich nutzen lässt. Das nämlich schädigt den Wald ebenfalls auf lange sicht, weil dort außer aggressiven Neophyten nichts mehr wächst. Zudem behindert das teils meterhoch aufgetürmte Dünnholz das Wild.
    Kann ich überhaupt nicht leiden.
    Warum nicht das Dünnholz irgendwo zusammentragen und ein schönes, kontrolliertes Feucherchen machen?
    Gegen eine wirtschaftliche Nutzung des Waldes ist ja nichts einzuwenden, aber wenn dadurch so massive Schäden entstehen, dann muss das anders gemacht werden.



    LG, Pablo.


  • Zum Trost, ihr seid nicht die einzigen die Grund zum motzen haben.
    Der Holzhandel scheint derzeit sehr vielen Naturfreunden mitten in die Cochones zu treten.


    Stimmt, es ist ein bundesweites Problem. Es leben die erneuerbaren Energien.:([hr]

    Und auch Frischpilz, also Funde, die schon makroskopisch den Eindruck zulassen, dass sie noch leben und eben wirklich frisch sind.


    Zum Zeitpunkt der Fotos ja. Inzwischen dürften die auch mumifiziert sein.:([hr]

    Dazu noch die für mich erste Abbildung
    einer (wenn auch unrasierten) Scutellinia von unten.!:thumbup:
    Sollte nachgerade zum Standard erhoben werden...:/
    Selbst, wenn dadurch das FKK (FruchtKörperKilling)gefördert wird.:)


    Die sauen sich sonst aber auch dermaßen ein, dass ein Foto der Unterseite nix bringt. FKP ist bei denen kein Problem, da stehen ein paar hundert auf den m ².:)[hr]


    Problem ist, dass fast jeder Wald danach gleichsam verwüstet ist. Überall das gleiche Mikroklima. Schlecht für die Artenvielfalt.[hr]


    Danke für die Blumen. :)


    Was die Flurschäden angeht, leide ich mit Dir. [hr]


    Hallo Ralf


    Wieder mal ein toller Bericht. Wegen Deines Beitrags über Moosbecherlinge im Janur, habe ich mich überhaupt im Forum angemeldet.


    LG Karl


    Danke Karl, schön dass Du zu uns gefunden hast.:thumbup:[hr]


    Richtig, dass Astholz ist die Oberseuche. Die Harvester drapieren damit ihre Fahrspuren und drücken es noch fest in den Untergrund. Da kommt man kaum noch durch. Feuerchen ist längst verboten:(
    Die Heuschreckenkolonnen würden sich damit auch nicht aufhalten, schnelles Geld ist das Ziel.