Ein paar Bilder aus einem wunderbaren Urlaub ... die Pflanzen- und Tieraufnahmen entstanden alle (Ausnahme das Federgras) im Umkreis von wenigen hundert Metern um unser Domizil. Seit über dreissig Jahren miete ich nun schon Ferienwohnungen, aber ein solches abgeschiedenes Idyll hatte ich zwischen Apulien und Nordkap, zwischen Dresden und Santander noch nie...
01 wo geht–™s da wohl hin?
Der westliche Zufluss, fünfzig, sechzig Meter oberhalb am Hang aus einer gefassten Quelle gespeist, bildet eine Sintertreppe, über die das glasklare Wasser zu Tal fällt. Der östliche, ebenfalls als Quelle ("Source St. Marie") gefasst, legt hingegen nur wenige dutzend Meter bis zum Zusammenfluss zurück.
02 die beiden Quellen: Source St. Marie und Source Le Sautadou
Unmittelbar vor den beiden gemauerten Steinsäulen, die den Beginn des Mühlengrundstückes markieren, vereinen sich beide zu einem plappernden, gurgelnden Bächlein, das, kaum hat es fünfzig Meter zurückgelegt, in einem Bassin gestaut und aufgefangen wird.
Dies ist das Reich von Oskar und Manfred, die den ganzen Tag in der Sonne verbringen. Die sich stundenlang links und rechts des quirligen Bach aalen, da, wo dieser in den glatten Spiegel des Teiches ausläuft, ab und an ins Wasser hüpfen und wieder heraus klettern und erst in den Abendstunden - alleine, zu zweit oder mit ein paar Kumpels - ein ausgiebiges Bad nehmen.
Dann durchschwimmen sie den Weiher der Länge nach (dass sind wohl fünfundzwanzig, dreißig Meter) und unterhalten sich lautstark. Oskar macht einen Zwischenstopp, dort wo die Fichtenzweige ins Wasser hängen, während Manfred vorausschwimmt: in der Ecke des Bassins die zum Mühlenhaus weist ist noch ein wenig Sonne.
03 Seefrosch (Rana ridibunda) und Geburtshelferkröten (Alytes obstretricans)
Wer den keckernd lachenden Oskar und den sonor tönenden Manfred gerne einmal in "Aktion" fotografieren möchte, hat es schwer: kaum taucht man an der Ufermauer auf, so hält Manfred ("öhhrck öhhrck") die Klappe , versteckt die Schallblasen und Oskar, zwischen den Fichtenzweigen die schlapp ins Wasser hängen, quakt verhalten aus der Ferne : äk-äk-äk-äk, äk-äk-äk-äk!
Na wartet!
Nun, wenn die Sonne hinter dem Berg verschwindet, beginnen die Glockenfrösche ihr Geläut.
Zaghaft erst, und dann ohne Unterlass tönt es von den Hängen, Böschungen und Wiesen: öng! öng! öng! änck! öng! änck!
04 Seefrosch (Rana ridibunda)
05 Geburtshelferkröte (Alytes obstretricans) und Teichmolch (Lissotriton vulgaris)
Die Geburtshelferkröten besingen die Dämmerung, während Hirschkäfer laut brummend talabwärts fliegen. Ob die alle von der großen Eiche herkommen, die da vorne beim Zusammenfluss der Bächelein steht?
Der eine oder andere nimmt ein Bad im Teich. Oh! Das ist gefährlich, denn alleine kommt er da nicht mehr heraus. Genauso wenig wie die Junikäfer, die nun ebenfalls schwärmen.
Wie gut, dass Finn sie rettet, der noch spät abends, bewaffnet mit einer grünen Plastikseihe, die er mit Maurerschnur an einen Essigbaumast gebunden hat, den Weiher umkreist.
06 Hirschkäfer (Lucanus cervus)
07 wie vor
Am Rande des Maisfeldes auf der anderen Talseite, knappe achtzig Meter entfernt, tritt ein Reh aus dem Wald, schlendert zwanzig, dreißig Meter zwischen den kümmernden jungen Maistrieben und verschwindet in eleganten Sprüngen zwischen den Büschen.
08 Reh (Capreolus capreolus) und Vipernnatter (Natrix maura)
Die ersten Fledermäuse zersicheln die Luft. Manchmal ahnt man sie mehr, als das man sie sieht - aber die Dämmerung zieht sich hin, es ist Vollmond, und bis der hinterm Horizont verschwunden ist und endlich finsterste Nacht ist, vergeht noch viel Zeit. Droben am Hang tönt der hohle Ruf einer Eule.
Auf der Wiese finden sich Glühwürmchen ein, die glimmen dass am es durch den ganzen Garten sieht. Anderen Tages stellt man fest: die sehen aber komisch aus!
09 Glühwürmchen (Lampyris spec), vermutlich das Große Glühwürmchen(Lampyris noctiluca)
10 wie vor, bei Tageslicht
Und dann, wenn es ganz dunkel geworden ist, um drei Uhr, dann spannt sich die Milchstraße über das Tal, und Mensch, Isa! wie ist der Himmel klar!
11 –žunsere–œ Mühle
"Moulin de la Rode": das ist eine kleine Mühle, in deren Obergeschoss wir knapp zwei Wochen verbringen - "knapp", denn vier Tage sind Reisetage.
Saint Matré, der Ort oberhalb des Talkessels, liegt immerhin 1200 Km von Kitzingen entfernt, eine Strecke, die man nicht alleine am Stück bewältigt. Die Fahrt ist, untermalt durch Hörbücher, zwar nicht langweilig, aber langwierig, und läge die Mühle beispielsweise im Sauerland, so hätte das auch Vorteile.
Das Wetter, allerdings, ist grandios, bis zu 34 ° im Schatten, aber im Allgemeinen eher fünfundzwanzig, sechsundzwanzig Grad.
12 Blick von Lauzerte in das Tal des Lendou
13 Lauzerte und Blicke in die Landschaft
Morgens, wenn die Sonne auf der anderen Seite des Gebäudes aufgeht, ist der schattige Rasen kühl und feucht, der Spiegel des Teiches liegt noch unberührt und die Essigbäume, die den Hang hinauf wachsen, mit deren rötlichem Laub die Morgensonne spielt, spiegeln sich darin. Irgendwo schluchzt eine Nachtigall und zwei Dorfköter stehen im Maisfeld. Der eine schüttelt sich die Tropfen aus dem Fell, der andere schaut ihm bewundern zu: keine –žTraute–œ: sein größerer Kumpan hat im Bach gebadet, der unterhalb der Mühle zwischen Feld, Wiese und Wald Richtung Lot fließt.
Bis zum Fluss sind es noch zehneinhalb Kilometer, auf denen der –žRuisseau de Saint-Matré–œ vier, fünf weitere Mühlen passiert und deren Weiher durchfließt.
Wir wohnen an seiner Quelle - an seinen beiden Quellen- im Talkessel direkt unterhalb von Saint Matré. Eine kleine Straße windet sich durch das Tal, hier und da liegt noch ein Gehöft, ein kleiner Weiler, eine weitere Mühle. Nur wenige Fahrzeuge benutzen das Sträßchen, von dem die Zufahrt zur Mühle abgeht.
14 Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)
15 ein Potpuorri: Schnecke, Gerippter Brachkäfer (Amphimallon solstitiale) . eine unbestimmte Raupe und - Dank an Fenrir! - der Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta)
Bewuchs und Bewirtschaftung ähneln dem kalkigen Plateau, in das sich das Tälchen einschneidet, dort ist es weit und uneben, Felder und Wiesen wechseln sich ab mit Flaumeichenwäldchen, hier und da ein Weinfeld. Hügel erheben sich mit kreideweißen Magerrasen, genauso weiße, kreidige Feldwege ziehen sich in die Ferne.
16 kreidige Wegböschung mit Eiche
Unser Tälchen hat jedoch noch eine Besonderheit. Ganz am Ende, im Quellgebiet, wachsen –žrichtige–œ Bäume: große Eichen und Eschen, Pappeln. Um das Haus herum auch Buchsbäume, sicherlich zehn Meter hoch, Fichten, Lorbeerbäume. Am Hang oberhalb des Teiches als gärtnerische Entgleisung eine Fächerpalme, die sich zwischen den Essigbäumen zu verbergen sucht.
17 Rotes Waldvöglein (Cephalanthera rubra)
18 Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) und Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis)
. Milchstern (Ornithogalum, wohl pyrenaicum -danke, Jule) und Aronstab (Arum spec)
Es ist gut, dass wir zuhause ein paar grundlegende Dinge über Orchideen lernen konnten. Denn am Wegrand und in den Wiesen wachsen Pyramiden-Hundswurz und Bocksriemenzungen, und die sieht man keineswegs selten.
18 Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis)
19 Lavendel mit Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), Grauscheidiges Federgras (Stipa pennata)
. Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) und Gelbe Resede (Reseda lutea)- Dank an Jule!
Selten hingegen sind in den Magerrasen Ragwurz und Grauscheidiges Federgras, aber dort treibt man sich auch wenig herum, denn die schattenlosen Flächen meidet man lieber. Auf den schattigen Pfaden hinauf nach Saint Matré, aber auch auf dem zugewachsenen Weg hinter der Mühle finden wir das Rote Waldvögelchen.
20 Mauereidechse (Podarcis muralis)
21 wie vor
Über Hauswand und Gemäuer flitzen hin und wieder Mauereidechsen und am Wegesrand, an der Zufahrt zur Mühle auch Smaragdeidechsen, scheu vagabundieren die durch die Gegend und lassen sich nicht fotografieren. Am ersten Abend haben wir Besuch von einer Vipernnatter (Natrix maura). Die schlängelte sich über die Terrasse, lässt sich auf–˜s Vordach darunter fallen und verschwindet zwischen Mönch und Nonne.
22 Große Königslibelle (Anax imperator) - danke für die Bestätigung, Rainer!
23 verm. Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo cf) und Federgeistchen (Pterophorus pentadactyla)
. Große Königslibelle (Anax imperator) und Blauflügel-Prachtlibelle
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, als Schlange auf der Mühlenzufahrt totgefahren zu werden?
Tagsüber fährt hier nur acht- bis zehnmal ein Auto! Die kleine Schlange ist nicht mehr richtig zu bestimmen, vermutlich war es eine juvenile Gelbgrüne Zornnatter. Und: vier bis fünf Leichen, die wir im Vorüberfahren erblicken.
Pilze? Ach, ich will ja niemanden langweilen. Pilze gibt es sowenig wie zuhause. Mindestens. Und auf meinem täglichen Patrouillengang verändert sich kam etwas.
24 Pluteus spec. , Xerocomus spec.
. Weitlöcheriger Stielporling (Polyporus arcularius) und Stemonitis spec.
Tja. Auf der Wunschliste stehen natürlich Röhrlinge, beispielsweise der Ochsenröhrling, und was fand man? Die Buckeltramete, einen Filzröhrling, vertrocknete Schichtpilze.
Aber: fünf Schalen Pfifferlinge zu 500g auf dem Wochenmarkt in Cahors, selbst gesammelt - nur acht Kilometer entfernt: der Verkäufer weist Richtung Nordwest. Gut zu wissen.
25 verm. Perlmutterfalter (Issoria spec), drei Unbestimmte- dank Peter geklärt: ein Schachbrettfalter (Melanargia galathea) und zwei Zipfelfalter (Thecla spec.) | ... und Ralf konnte noch genauer eingrenzen auf: Iberisches Schachbrett - Melanargia lachesis (danke sehr!),
. Waldbrettspiel (Pararge aegeria cf), Tagpfauenauge (Inachis io)
26 Cahors, Rue Etienne Brives Ecke Bd Lèon Gambetta
27 Cahors, die alte Wehrbrücke Pont Valentrè
. Rue Nationale und Rue Sainte Barbe
Wir sind 35 Kilometer südwestlich von Cahors untergebracht. Den Fundort könnte man also triangulieren. Aber dazu kommt es dann nicht mehr. Denn wir besuchen Wochenmärkte, genau wie die einheimische Bevölkerung. Wochenmarkt in Cahors am Mittwoch, Wochenmarkt in Cahors am Samstag. Wochenmarkt in Montcuq am Sonntag, Wochenmarkt in Valence am Mittwoch. Selbstverständlich besuchen wir Cahor auch ohne Wochenmark: am Donnerstag.
28 Cahors, Markt
29 wie vor
Die Wochenmärkte sind auf jeden Fall sehenswert. Sie winden sich durch die Gässchen um den Markplatz, um Kirche und Kathedrale, und die Kunden kommen von weit her.
Letzte Relikte erinnern an die Jahrmärkte vergangener Zeiten, als man noch Holzlöffel und Gebrauchskeramik auf dem Markt einkaufte. Seither ist aber viel geschehen, die fliegenden Händler aus Nordafrika mit ihren Gürteln und Portemonnaies sind nur noch sporadisch vertreten, auf den meisten Märkten gibt es überwiegend Lebensmittel und Kleidung. In den etwas größeren Städtchen (ab 1500 Einwohner) findet man Casino und Geant und –žLe Lidél–œ.
Märkte besuchen wir in St. Cirque Lapopie am Montag, Puy L–™Eveque am Dienstag, Montayras am Montag und am Donnerstag.
30 Cahors, Markt
31 Markt in Cahors und Montcuq
32 Markt in Cahors
Das Quercy ist nur dünn besiedelt, wenn auch seit keltischer Zeit –“ auch Steinzeitliches findet man hier, vor allem in den zahlreichen Höhlen.
Aber man muss beträchtliche Strecken zurücklegen, um zu den beliebten touristischen Ausflugszielen zu gelangen, die wir natürlich auch besuchen.
Jedoch, einmal abgesehen von Cahors: es sind wirklich kleine Käffer (was uns allerdings nichts ausmacht).
33 Puy l–˜Eveque
34 Puy l–˜Eveque, Montcuq, Valence d–™agens
Kultua?
Ja, hatten wir auch. Z.B. in Lauzerte, einem bezaubernden Städtchen, das unter den neuesten touristischen Gesichtspunkten aufgepimpt wurde.
35 in Lauzerte
36 wie vor
Oder St. Cirque Lapopie, das zu den fünfzig schönsten Dörfern Frankreichs gezählt wird. André Breton fand es so schön, dass er, nachdem er es besucht hatte, die Suche nach schöneren Orten einstellte.
37 St. Cirque Lapopie
38 Isa und Erebus machen Pause
Tja. Das war–™s. Das nächste Mal fahren wir dann weniger weit. Vielleicht Sauerland oder so.
LG, Uli
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