Düngerling im Wald?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.884 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fips.

  • Hallo Zusammen,


    Ich habe den Pilz gestern, 01.07., neben einem Waldweg im Gras auf altem Streu (s.u.) gefunden. Unmittelbare Bäume waren Buche, Hainbuche, Birke, Fichte. Ich vermute aber, dass der keinen Baum braucht?


    Es standen 6-7 Exemplare dort, Hut ca 3cm breit, Stiel 12-15cm lang.
    Die Stiele waren bereift und längsfaserig. Mycel wie ein weißes Miniwattebäuschchen.
    Lamellen durchmischt, nicht angewachsen (aber vielleicht angeheftet). Besonders aufgefallen sind mir die fleckigen Lamellen. Ich dachte, das läge am Sporenpulver. Habe den zu Hause absporen lassen, Sporenpulver schwarz (auf weißem Papier).
    Geruch bisschen pilzig, Ich bin kein guter Riecher und habe nichts besonderes festgestellt.
    Geschmack nicht getestet. Solche dunklen Lamellenpilze würde ich sowieso nie probieren. Mir ist auch bewusst, dass eine Bestimmung ggf auf eine Pilzart hinauslaufen kann, die mißbräulich verwendet werden könnte. Ich versichere, dass Ich das nicht vor habe.


    Zu den Bildern:
    1) Draufsicht Fundort


    2) Lamellen gefleckt, Stiele zur Spitze hin heller


    3) Seitenansicht


    4) Draufsicht Hut, braunes Zentrum, fleckige Oberfläche


    5) Lamellen, leider unscharf, (bestes von 5 Bildern, blödes Handy...)


    6) Fleisch bräunlich und dünn


    7) Substrat Gras/Stroh/Streu, feucht. Kiene Ahnung, wie das mitten im Wald auf den Weg kommt.


    Ich möchte mich noch zu der Anfrage erklären:
    Kein typischer Anfängerpilz, klar. Aber Ich glaube inzwischen die unterschiedlichen Pilzarten schon etwas unterscheiden zu können. Erkenne also schon verschiedene Röhrenpilze und auch Lamellenpilze wie Täublinge, Tintlinge und Amaniten.
    Jetzt nehme Ich mir Pilze mit, die augenscheinlich nicht in die genannten Kategorien gehören, einfach um mal grob unterscheiden zu können. Da gehören dann eben auch mal Rißpilze oder andere giftige oder wirkende Pilze dazu. Ich hoffe, diese Anfragen sind dann nicht generell unerwünscht. Kritischen Nachfragen stelle Ich mich gerne, hier oder PN.


    Der Pilz erinnerte mich zuerst an einem Helmling, war aber eben so groß.
    Vielleicht kann jemand etwas dazu sagen. Via 123Pilze käme Ich am ehesten auf den Getropftschneidigen Düngerling.


    Vielen Dank und bester Gruuz
    Fips

  • Hallo Fips,


    ich denke, dass du uns eine Gruppe Behangener Düngerlinge (Palaeonus papilionaceus) zeigst.
    Auf Bild 3 sieht man noch einige Velumflocken am Hutrand, die übrigens im Alter auch ganz verschwinden können.
    Eine ebenfalls schlanke Art mit kegeligem Hut wäre der Langstielige Düngerling (P. acuminatus), der aber etwas anders aussieht.


    Die beiden von Gregor vorgeschlagenen Arten möchte ich u.a. wegen ihrer anderen Wuchsform ausschließen.
    Geflecktschneidige Lamellen haben wegen unterschiedlicher Sporenreife alle Arten der Gattung, das ist ein typisches Merkmal der Düngerlinge. Auf Bild 6 kann man das schön erkennen.



    7) Substrat Gras/Stroh/Streu, feucht. Kiene Ahnung, wie das mitten im Wald auf den Weg kommt.


    Da ich mich seit vielen Jahren mit Dungpilzen beschäftige, ist mir das was du zeigst nicht fremd.
    So bin ich recht sicher, dass es sich bei dem ominösen Substrat um einen schon stark zersetzten Haufen Pferdedung handelt.


    Deine Anfrage ist übrigens völlig korrekt. Da sehe ich überhaupt keinen Diskussionsbedarf!


    LG Nobi

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  • Hallo Gregor und Nobi


    erst mal danke für die Rückmeldung!
    Beim P. Guttulatus war ich auch angekommen. Aber was Ich anhand von Internetbildern oder der eigenen (mäßigen) Literatur so ermittel ist bei mir immer so die Frage...
    Sehr interessant finde Ich Nobis Anmerkung, dass die geflecktschneidigen Lamellen ein Gattungsmerkmal sind! Beim P. Guttulatus sollen braungraue Tröpfchen die Flecken verursachen, beim Behangenen Düngerling (P. papilionaceus) lese Ich nur "weißfleckige Lamellen", woher auch immer die weißen Flecken kommen- vom schwarzen Sporenpulver ja wohl nicht...


    Die Velumflocken kann Ich bestätigen. Schließen die dann Gregors genannte Alternativen aus?


    Ich freue mich, dass meine Bestimmung so oder so dicht dran ist und Ich zumindest meine Vermutung zur Gattung bestätigt sehe.


    Und Nobi: auch danke für die Kommentare zum Substrat! Wenn ich sowas wiederfinde such Ich dir mal Dungpilze (auch wenn die bestimmt gaaaanz schön klitzklein sind, oder?).


    Danke und Gruuz
    Fips


  • beim Behangenen Düngerling (P. papilionaceus) lese Ich nur "weißfleckige Lamellen", woher auch immer die weißen Flecken kommen- vom schwarzen Sporenpulver ja wohl nicht...


    Genau umgekehrt ist es, Fips!
    Die weißen bzw. hellen Flecken auf der Lamellenfläche sind die Bereiche mit unreifen Basidien, also ohne ausgefärbte Sporen.
    Dagegen sind in den dunklen Bereichen die Sporen reif.
    Diese sind ja bei den Düngerlingen annähernd schwarz, wie du bereits selbst schreibst.



    Die Velumflocken kann Ich bestätigen. Schließen die dann Gregors genannte Alternativen aus?


    Ja!
    Zumindest in Europa gibt es keine weiteren Düngerlinge mit diesem Hutbehang!


    LG Nobi

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  • ... Wenn ich sowas wiederfinde such Ich dir mal Dungpilze (auch wenn die bestimmt gaaaanz schön klitzklein sind, oder?).
    ...


    Ich glaube, das läuft bei den Dungi-Fungi-Brüdern oft etwas anders ab.
    Die packen ihre Funde nämlich gerne ein und lassen sie daheim noch etwas gedeihen. Hmmm ... :cool:
    Aber mach mal ruhig. :)


  • Da hat der Mausmann natürlich im Großen und Ganzen recht!
    Viele Pilze an diesem Substrat entwickeln sich erst nach einer gewissen Zeit unter optimalen Bedingungen.
    Die meisten der kleinen Freunde sieht man sowieso erst unter dem Stereomikroskop, da sie meist zwischen 0,1 und 1mm winzig sind!
    Über Zusendungen von Dungpilzen, vor allem wenn sie von interessanten Habitaten oder Substraten stammen, freue ich mich natürlich immer! :)



    Es ist wieder mal spannend, die Profis zu hören. Das macht eben dieses Forum so einzigartig.


    Naja, Profis hat es wohl keine in diesem Forum.
    Allerdings eine Menge engagierter Amateure, die verschiedene Gebiete der Mykologie beackern und gern ihre Erfahrungen weitergeben.
    Das bringt sowohl die Fragenden als auch die Antwortenden voran! :thumbup:


    LG Nobi

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  • Hey, dass kenn ich, Ich bin generell gut darin, mich amateurhaft zu verhalten!


    Vielen Dank an alle für die netten Kommentare und den Erkenntnisgewinn! So konnten wir (also Nobi) die Art doch noch sehr genau benamsen. Dankeee!


    Und Dungpilze mit 0,1-1mm Größe- mmmhm?, da müsste Ich dem Dung ja reichlich dicht auf die Pelle rücken, wenn Ich was erkennen möchte. Also bei Pferdedung kein Problem, aber bei Nachbars Deutscher Dogge überlass Ich die Feldarbeit dann lieber Profiamateuren... Biete hübsche Wäscheklammern für Dungpilzsammler von carnivoren Säugetieren an... oder gleich ne Taucherbrille.


    Wie bekommt man eigentlich seine Frau überzeugt, dass man dringend im Wald gesammelte AA zu Hause reifen lassen muss? Das nenne Ich mal Pilzinteresse! Naja, offtopic...


    Bester Gruuz
    Fips