An einem ganz normalen Wegrand

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  • Hi,


    letztens bin ich einfach mal einen sehr breiten, geschotterten Weg im Nadelwald ca. 2km entlang gegangen, ohne wirklich große Hoffnung auf viel mykologisch Interessantes zu haben. Umso mehr war ich über die Funde überrascht, allesamt am Wegrand, zum Teil unter etwas Gras und Grünzeug.
    Die wesentlichen Merkmale meiner Funde schreib ich mit dazu, bestimmt wurden alle Arten mit den Schlüsseln von Gröger. Laccaria tortilis war auch ohne extra Ausschlüsseln klar.


    Laccaria tortilis, Zwerg-Lacktrichterling
    Sporen: 12-16 µm, Basidien 2-sporig.


    Conocybe bispora
    Größe: bis 4cm hoch, Hutdurchmesser 0,8cm.
    Sporen: (10)11-13(14,5) x 6,5-7,5 µm, dickwandig, mit zentralem Keimporus. Basidien 2-sporig, um 20 x 9-10 µm.
    Cheilozystiden lecythiform, bis 18 x 9,5 µm, Köpfchen bis 4 µm.
    Keine kopfigen Kaulozystiden gefunden, Stielbereifung aus sehr verschieden geformten Elementen, länglich, keulig, etc.



    Hier war ich vor Ort natürlich überzeugt, einen Nabeling gefunden zu haben, denkste:


    Entoloma phaeocyathus, Dunkelbrauner Nabel-Rötling
    Trocken ohne Riefung, beim Trocknen erst blasser, dann teils braun bis schwarzgrau verfärbend.
    Sporen meist subisodiametrisch 7-9,5 x 7-8 µm, mit Cheilozystiden und Basidiolen.
    Basidien 4-sporig, bis 14 x 26 µm gemessen, wohl auch noch länger, mit kurzen Sterigmen.
    Pigment in HDS inkrustiert, HDS-Hyphen bis 17(20) µm breit.


    Parasola megasperma - danke, Andreas
    Sporen 13-16(19) x 8-10 µm. Cheilozystiden blasig, meist 15-25 µm Durchmesser. Im Sporenbild sieht man ein paar Conocybe-Sporen im Größenvergleich, da hatte ich mein Präpariermesser nicht gründlich genug gereinigt.





    Auch wenn's hier noch keine Anzeichen von irgendeinem Speisepilz gibt, aber die interessanten Arten kommen schon.


    Außer den hier gezeigten gab's noch die bereits angefragte Psathyrella potteri, ein Einzelexemplar von Hemimycena gracilis, Amanita vaginata s.l. (auch Einzelexemplar) und einige meist noch sehr kleine Schildborstlinge.
    Irgendwie überkommt mich ein leichtes Gefühl, dass ich mir Wegränder in Zukunft noch genauer anschauen muss. ;)


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Genau so sieht's aus.
    Wegrandpilze sind eine klasse für sich. Gerade in diesen Zeiten, denn die Wegränder sind ja oft etwas feuchter durch die Verdichtung des Untergrundes und / oder kleine Gräben. Da kann eben noch was wachsen. Das Gelände ist etwas offener, es kommt Licht hin; das mögen viele Arten ja auch.


    Wegrandpilze sind so eine Konstante, die einfach ein guter Indikator ist.
    Wo die Wegränder gut bevölkert sind, kann man auch mal ins Gehölz abbiegen. Heißt für meine Gegend derzeit: Man kann es auch lassen. Die Wegränder hier sind genauso pilzfrei wie der Rest der Welt.


    Diese Rädchentintlinge sind schon komisch.
    Vor einigen Wochen hatten wir bei Markus auch so einen Wegrand - Rädchentintling aufgesammelt, der nicht abschließend zu bestimmen war. Und wenn da selbst bei Björn nur ein Achselzucken die schlussendliche Bestimmung war, hätte man den höchstens noch an einen Spezialisten schicken können. Der dann möglicherweise auch nur festgestellt hätte, daß der Fund zu keiner bekannten Art passt, sequenziert werden muss, und hoffentlich irgendwann Material auftaucht, das dazu taugt, die Art irgendwie beschreiben zu können.


    Boiiiiing.


    Tolle Bilder und Beschreibungen, danke! :thumbup:



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!



    was spricht denn bei dem Tintling gegen Parasola megasperma?


    Keine Ahnung.
    Ich kenne ja aus dem Bereich (Nachbargattung) eigentlich nur den Schopftintling und den Grauen Faltentintling.
    Aber wenn es denn reichen sollte, daß der Gattungsspezialist den Pilz schon übers Forum erkennt, dann muss er ja nicht verschickt und / oder sequenziert werden. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    hm, wenn ich's recht überlege, spricht da eigentlich nix dagegen. Die Sporen hab ich als "stark linsenförmig abgeflacht" interpretiert, deswegen im Gröger vorbeigeschlüsselt. Aber mit der Sporengröße scheint's ja kaum ne Alternative zu geben.
    Dürfte also passen - danke sehr.


    Noch ein Erstfund, d.h., dass dort über die Hälfte aller Pilzarten mit Hut und Stiel für mich Erstfunde waren (5 neue Arten von 8 gefundenen Lamellenpilzen).


    Zitat


    Übrigens, ein sehr interessanter Wegrand.


    Oh ja, auf jeden Fall, da muss ich in der Hauptsaison nochmal hin, mal sehen, wie's da dann abgeht... 8|:P


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

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