Sandkastenschafe

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.407 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Im Frühjahr stieß ich bei einem Streifzug durch meinen Lieblings - Sandkasten (Viernheimer Heide, Gebiet "Glockenbuckel") auf eine zahlreiche Herde Blökis, die da im Sandtrockenrasen über die Dünen blökten, um das Gelände offen zu halten.
    "Gute Idee," dachte ich noch, erstens weil das Schafe besser können als Mountainbiker, und zweitens, weil Schafknödel in so einem Gebiet sicher auch nicht uninteressant sind.
    Dann vergingen aber erstmal viel Zeit, da es über Monate nicht einen Tropfen Regen gab, und das Gelände ohnehin sehr trocken ist, bin ich erst durch das schöne Wetter der letzten tage auf die Idee gekommen, mal nachzugucken.


    Zweie habe ich mal gleich schon bestimmt, die sind aber auch echt auffällig:


    1) Lasiobolus cuniculi = ?Gibt's dafür eigentlich einen deutschen Namen?


    Mit langen, dünnen, unseptierten Haaren, frisch geschlüpfte Sporen mit sich auflösender Gelhülle:

    Filiformen apikal höchstens ganz schwach verbreiterten, aber verzweigten Paraphysen, biseriaten Asci mit inkonstanter Iod - Reaktion:


    2) Ascobolus immersus = eingesenkter Kotling

    Der ist schon auf dem ersten Bild von L. cuniculi zu sehen, rechts in unscharf. Irgendwo hat Ralf so was geschrieben von wegen: "...die Sporen im Ascus mit dem Zollstock messen."
    Das passt. :thumbup:

    Das sind mit Abstand die größten Asci und Sporen, die ich bislang gesehen habe. 8|
    Auch hier reichlich fadenförmige Paraphysen anwesend:

    Hier im Forum wurden auch mal die eigentlich glatten, manchmal aber rissigen Sporen thematisiert. Hier zeigen sich Risse:


    Das ist natürlich ein Stück Glück, gleich mal zwei Arten zu finden, die im Forum schon mehrfach sehr schön dargestellt und besprochen wurden. :thumbup:


    Natürlich ist auf den Proben aber noch viel mehr drauf. Vielleicht schaffe ich es heute abend oder morgen früh noch, mir den weißen hier:

    anzugucken.


    Außerdem habt ihr Spezis sicher auch schon ganz gierige Augen wegen der vielen, schwarzen Punkte. ;)
    Die sind aber für mich tabu. Schon die Becherchen sind ja ziemlich klein. Und ich kann zwar mein Billigmikro rudimentär als StereoMonolupe missbrauchen, aber nicht darunter arbeiten, geschweige denn einen sauberen Schnitt machen. Und mit Einschlaglupe in einer Hand und Rasierklinge oder Nadel in der anderen...
    Nene.
    Die Schafsbröckchen liegen in Kultur, wenn jemand die mal durchstöbern will, kein Problem. Die können ab Montag verschickt werden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    endlich mal richtige Pilze. :D


    Deine Bestimmungen können gut hinkommen. Bei L. cuniculi sicherheitshalber noch mit cf. da halt die Maße fehlen.
    Den Ascobolus kannst Du getrost so ablegen.


    Die weißen sind noch unreif denke ich. Vielleicht kommt dabei ein Thecotheus raus.


    Das Substrat sieht sehr interessant aus, schön abgehangen. Und aus Trockengebieten ist sowas dreimal interessant.

  • Hallo Pablo,


    endlich wieder Leben im Dungi Fungi Forum! :thumbup:



    Bei L. cuniculi sicherheitshalber noch mit cf. da halt die Maße fehlen.


    Falls du keine neue Art entdeckt hast, wovon ich nicht ausgehe ;), kann man das cf. sicher weglassen.
    Außer cuniculi ist mir jedenfalls keine weitere Art mit elliptischen Sporen und breitkeuligen, biseriaten Asci sowie schlanken Haaren bekannt.
    Nachdem ich mehrere hundert Lasiobolus-Aufsammlungen untersucht habe, lehne ich mich einfach mal so weit aus dem Fenster.


    Die weißlichen Tönnchen werden sich, wie Ralf bereits schrieb, sicher zu einem Thecotheus entwickeln.
    Häufig an Schafdung ist T. holmskjoldii, den ich auch vermute. Möglich wäre aber auch der vielsporige T. pelletieri.



    1) Lasiobolus cuniculi = ? Gibt's dafür eigentlich einen deutschen Namen?


    Breitenbach & Kränzlin haben den nahe verwandten Lasiobolus ciliatus einst Borstiger Kotling genannt.
    Also könnte man L. ciliatus als Schlankborstigen Kotling bezeichnen.
    Ich glaube allerdings nicht, dass es sinnvoll ist, für all die kleinen Ascomyceten deutsche Namen zu erfinden.
    Die wenigen Spezialisten, die sich mit diesen Arten befassen, brauchen sie jedenfalls nicht.



    Außerdem habt ihr Spezis sicher auch schon ganz gierige Augen wegen der vielen, schwarzen Punkte. ;)


    Naja, es hält sich in Grenzen!
    Die Punkte sind so klein, dass ich außer Sporormiella minima und evtl. australis nix anderes erkennen kann. :D



    Die Schafsbröckchen liegen in Kultur, wenn jemand die mal durchstöbern will, kein Problem. Die können ab Montag verschickt werden.


    In Feuchter Kammer lassen sich vielleicht noch weitere Arten zum Leben erwecken, weswegen ich schon an einem Teil des Substrates interessiert bin.
    Du darfst mir also gern etwas schicken. :)


    LG Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Danke für euer Feedback, Ralf und Nobi!
    Klar kann ich noch ein paar - wenigstens ungefähre - Maße liefern.
    Haare bis ~600 µm:

    freie Sporen bis etwas über 20 µm lang:

    Asci bis ~140 µm lang.


    Kann ja nichts schaden, das noch dazu zu schreiben.


    Daß die deutschen Namen hier eigenltich unnötig sind, ist mir schon klar, Nobi. Aber es lesen ja auch viele Leute mit, die sich darüber freuen und es sich so lieber und leichter merken können. Also warum nicht?
    Auch Ingo versucht ja immer, für die kleinen Holz- und Stengelbewohner einen ddeutschen Namen zu finden.
    Und ich persönlich freue mich, wenn ich neben der lateinischen Bezeichnung noch einen hübschen, passenden Trivialnamen in meiner Liste eintragen kann.
    Also danke für den Denkanstoß!


    Ich mache dir am Montag eine kleine Sendung klar, in der Hoffnung daß sich noch etwas Schönes darauf entwickelt. :thumbup:



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Nochmal hallo.


    Den vermuteten Thecoteus habe ich mir mal noch schnell angeschaut. Ist aber wohl tatsächlich noch nicht reif, jedenfalls gibt's keine freien Sporen (nur als Quetschresultat). Ein bisschen breiter sind einige Fruchtkörper aber geworden, sieht fast ein bisschen aus wie ein ganz junger Wasserkreisling. Neue Makros habe ich jetzt aber nicht gemacht, bin etwas in Eile.


    Darum habe ich auch noch nicht nach der Art recherchiert. Aber klar ist: Es ist nicht T. pelletieri (Asci durchgehend 8 - sporig).


    Hier ein paar Bilder.


    Becheraußenseite:

    Nochmal Außenseite, die Dinger, die wie Basidien aussehen sollten Köpfchen von Paraphysen sein, die im Hintergrund liegen:


    Übersicht in H2O:


    Paraphysen filiform, apikal keulig:


    Sporen im Ascus mit auffälligen Käppchen, breit elliptisch:


    Diese hier halte ich für reifer, immer noch mit Käppchen und ornamentierter Oberfläche (der Tropfen in der Mitte ist wegen dem Ornament hier nicht zu sehen):


    Sporen im Ascus gemessen etwas länger als 30 µm:


    Ascusbasis:


    Reaktion mit Melzer:


    Den Sporen kann man quasi dabei zugucken, wie sie regelrecht implodieren, wenn die Lösung reinläuft:


    Das mal so auf die Schnelle.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    also doch Thecotheus holmskjoldii!



    Diese hier halte ich für reifer, immer noch mit Käppchen und ornamentierter Oberfläche (der Tropfen in der Mitte ist wegen dem Ornament hier nicht zu sehen):



    Die für die Art charakteristischen Merkmale wie Apikuli und Sporenornament kann man auf diesem Bild ganz gut sehen bzw. ahnen. ;)
    Da du die Sporenlänge mit >30 µm angibst, bleiben keine Zweifel.
    Übrigens ist die gelbliche Verfärbung der Sporen ein Zeichen von Reife.
    Die im Ascus rechts zu sehenden stehen also kurz vor ihrer Freisetzung.


    Danke, dass du mir was schicken willst. Bin schon auf die "little black dots" gespannt.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nobi!


    Danke für die Bestimmung! :thumbup:
    Zu dem kann ich die Tage noch ein Portrait hier zusammenbasteln, der hat ja noch kein eigenes (oder ich habe vergessen, es im Index aufzunehmen?).


    Mich hatte kurzzeitig verwirrt, daß ich auch bei Lasiobolus cuniculi Sporen mit Anhängseln gefunden zu haben glaubte:

    Aber eben nur bei einigen Sporen in den Asci, nirgendwo bei freien Sporen. Vielleicht sollten das dann eher Gelkäppchen sein, die sich außerhalb der Schläche auflösen?



    LG, Pablo.