Liebe Pilzfreunde,
obwohl die Exkursion schon über eine Woche her ist, muss ich doch noch mal schnell einen Bericht dazu verfassen.
Wie in >diesem Thread< schon angekündigt, haben sich Verena (Drosophila), Andreas (Fischmetzger) und ich uns getroffen und in den Wäldern des Marburger Umlands nach Pilzen gesucht.
Es hat uns eher überrascht, wie viel es trotz der Trockenheit schon zu finden gab. Verena hatte gute Möglichkeiten, ihre neue Kamera auszuprobieren.
Tiere gab es auch viele, sehr viele Zecken und Mücken, aber auch Feldhasen, Frösche, Mäuse und Kröten.
Meine Digitalkamera macht natürlich lange nicht so gute Bilder wie Verenas Makroobjektiv, aber ich denke, dass Verena auch noch ein paar Bilder ergänzt.
Unser erster Fund war ein Rehbrauner Dachpilz (Pluteus cervinus) an Eiche. Der deutliche Rettichgeruch schlug nach einigen Tagen in Kakaogeruch um (eine Geruchswandlung, die ich immer wieder faszinierend finde).
Grubiger Wurzelrübling (Xerula radicata, muss wohl jetzt Hymenopellis radicata heißen).
Rotbrauner Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).
Blasiger Becherling (Peziza cf. vesciculosa) auf Holzhächseln. Wird grad noch von Wolfgang Schössler untersucht (wenn er nicht schon verschimmelt ist). Interessant war der spermatische Geruch.
Ein violetter Täubling im Eichen-Rotbuchenwald.
Kurzbeschreibung: Geschmack mild,
Hut fleischviolettlich, Stiel fest, weiß.
Sporenpulver weißlich (2a),
Geruch frisch unauffällig; alt muffig pilzig (Lamellen) und fischig (Hut).
Chemische Reaktionen: Eisensulfat fleischrosa, Anillin negativ, Guajak blaugrün, Phenol purpurbraun.
Sporen gratig-netzig, ca. 7 x 5 µm (leider habe ich das Färben der Sporen irgendwie nicht gut hinbekommen und konnte deshalb die Oberflächenstruktur nicht gut erkennen, was man auch am Sporenfoto sieht).
Interessant war hier, dass die Lamellen erst weich waren, wie man es vom Frauen-Täubling kennt. Erst zuhause am älteren Pilz haben sie gesplittert.
Mein Highlight, weil Erstfund: Löwengelber Dachpilz, Pluteus leoninus.
Nicht weit von Pluteus leoninus entfernt: Runzeliger Dachpilz, Pluteus phlebophorus.
Blauender Saftporling (Postia caesia) an Kiefer.
Rehbrauner (Pluteus cervinus) oder Schuppiger Dachpilz (Pluteus petasatus), da waren wir uns nicht sicher. Der Geruch war rettichartig, aber nur schwach. Harald (zuehli) hat Interesse angemeldet und den Pilz zum Untersuchen mitgenommen.
Eine kleine Kröte (weiß jemand vielleicht die Art?):
Ein Tintling, den ich mit Hilfe des GroPiBaWü-Schlüssels als Haus-Tintling (Coprinellus domesticus) bestimmt habe.
Kurzbeschreibung: Hutvelum spärlich, weiß, aus globosen Zellen bestehend, nicht in KOH anfärbbar.
Sporen 8,5 x 4 µm, mit zentralem Keimporus.
Unberingt, auf Buche.
Ein Ozonium haben wir nicht entdeckt. Muss C. domesticus ein sichtbares Ozonium haben?
Kleefarn (Marsilea quadrifolia), bei >Wikipedia< lese ich, dass die Art in Deutschland ausgestorben sein soll?! Oder sie wurde wieder angesiedelt.
Der nächste Täubling aus dem Buchen-Eichenwald ist verschimmelt, bevor ich ihn genauer untersuchen konnte, deshalb nur wenige Infos.
Kurzbeschreibung: Geruch leicht fruchtig (wie Pfifferling).
Sporenpulver hell, weißlich, Geschmack mild. Stiel flockig bepudert.
Ich denke, wir liegen mit dem Netzflockigen Rosa-Täubling (Russula aurora) richtig.
Folgendes Foto ist von Verena, man erkennt gut die netzflockige Stieloberfläche:
Bei diesem Rotfußröhrling haben wir erst den Echten (Xerocomellus chrysenteron) vermutet, aber nach einem Blick ins >Portrait< sollte es doch eher der Bereifte Rotfußröhrling (Xerocomellus pruinatus) sein.
Ein unbekannter Feuerschwamm (Phellinus) an Hainbuche. Wer weiß mehr?
Der Graue Feuerschwamm (Phellinus igniarius) an Weide, wie es sich gehört.
Außerdem haben wir noch einen ganz jungen Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola, Bild muss Verena ergänzen) mitgenommen, um die "Feuerprobe" zu machen. Gebruzelt hat da aber nichts.
Entwickelt sich das Harz im Pilz erst im fortgeschrittenen Alter oder haben wir den Pilz einfach falsch bestimmt?
Als Ausgleich haben wir noch einen alten Stäubling (Lycoperdon) angezündet.
So, das war ´s erstmal. Ich freu mich auf Ergänzungen und Bilder von Verena und Andreas und auf Rückmeldungen und Bestimmungskorrekturen von euch.
Viele Grüße,
Emil