Guten Abend,
in meinem Pilzwäldchen habe ich heute wieder eine Neuentdeckung gemacht. Einen weißen Rosasporer, ich vermute einen Dachpilz. Nur mit der Bestimmung hapert es. Dazu unten mehr.
Fundort: Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg, Mücke - Nieder-Ohmen, TK 5320/1. ca 300 m hoch gelegen.
Standort: typischer Waldmeister-Buchenwald bzw. Perlgras-Buchenwald, Boden lehmig-basisch. Baumarten: Rotbuche, Hainbuche.
Wuchsort: Trockenes Geäst von gefällten Buchen, 2 Jahre alt oder etwas älter.
Seit Wochen sind auf den etwas dickeren Ästen Lungenseitlinge (Pleurotus pulmonarius) zu finden, die ich schon längst mal vorstellen wollte.
Heute waren da aber zwei Pilze, die von Weitem zwar farblich dazu gepasst haben, aber sie hatten einen langen, dünnen, geraden Stiel und einen relativ kleinen, regelmäßigen Hut.
Aus der Nähe hat sich gezeigt, dass sie nur scheinbar aus der Erde bzw. dem Laub kamen, tatsächlich kamen die Fruchtkörper aus einem teilweise mit Laub und Erde bedeckten Ast.
Eines der beiden Exemplare habe ich meinem Drang, die Art zu bestimmen, "geopfert".
Geruch: schwach, aber deutlich in Richtung Rettich
Stiel und Hut: sehr zerbrechlich
Hutdurchmesser: ca 4,5 cm
Lamellen: weiß mit rosa Schimmer; frei
Sporenabwurf: deutlich rosa
Stiel: 7 cm lang, ca 0,5 cm dick; glänzend, weiß; hohl?
Und nun zu den Fotos:
(1) Pilz von oben, leider überbelichtet
(2) Der zweite Pilz, mit dunklen Schüppchen in der Hutmitte
Von hier ab nur der erste Pilz:
(3) "Pilz im Spiegel": Lamellen frei. Das komische Gebilde am Stiel ist nicht dort, sondern es ist Wasser auf der Spiegeloberfläche. Nicht aufgepasst :shy:
(4) Lamellen mit zahlreichen Lamelletten
(5) Stielbasis deutlich verdickt
(6) Sporenabwurf und Lamellen, nach ca 4,5 Stunden.
(7) Falschfarbenes Bild, um zu zeigen, dass der Hut bis etwa zum halben Radius gerieft ist.
Ich habe bis jetzt nur makroskopische Daten. Damit habe ich versucht, die Art einzugrenzen.
Mit HORAK komme ich zur Art Gerillter Dachpilz (Pluteus semibulbosus (Lasch ap. Fr.) Gillet), indem ich makroskopisch nicht passende Arten ausschließe. Ich hoffe, ich habe nichts übersehen.
Auch der Schlüssel in den OFFENEN NATURFÜHRERN Pluteus Fr. –“ Dachpilze (Georg Müller & Markus Scholler) führt mich zu dieser Art.
Bei 123 Pilze wird die Art porträtiert. Auch das passt, soweit ich sehe.
Diese Art, Gerillter Dachpilz (Pluteus semibulbosus (Lasch) Quél.) wird, mit etwas anderen Autorennamen, in Species fungorum als eigene Art angesehen.
Aber:
Ich weiß, das waren nicht die besten, allgemein anerkannten Quellen.
Aber wie schaut es bei den besseren Quellen aus?
Der Artname Pluteus semibulbosus ist bei vielen Autoren Teil einer Synonymenliste von anderen Arten.
GPBW :
Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet ss. auct. ist Synonym zu Pluteus plautus (Weinmann) Gillet Samtfüßiger Dachpilz . Insgesamt 9 Artnamen unter diesem Eintrag, darunter P. depauperatus Romagnesi.
Flora Agaricina Neerlandica:
Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet ist ebenfalls Synonym zu Pluteus plautus (Weinm.) Gillet (über Google Books eingesehen). Hier lautet der vollständige Artname Pluteus semibulbosus Lasch (Gillet). Zu den Synonymen gehört auch P. depauperatus.
Pilzflora von Sachsen-Anhalt:
Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet ss. auct. ist Synonym zu Pluteus plautus (P. plautus hier mit dem Namen Verschiedenfarbiger Dachpilz). Dazu gehört auch P. depauperatus.
Gröger:
Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet ist Synonym zu Pluteus depauperatus Romagn. = Heller Reifstiel-Dachpilz.
P. plautus heißt hier Dunkler Reifstiel-Dachpilz.
Leider fehlen mir die dicken Bestimmungswerke (Pilze der Schweiz etc).
Ich werde versuchen, auch noch mikroskopische Daten zu finden, aber nicht mehr heute Nacht. Aber das bisherige Ergebnis ist ziemlich irritierend.
Viele Grüße
Lothar