Röhrling mit gekammertem Stiel, Hasenröhrling?

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 3.928 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Toffel.

  • Hallo,


    noch ein Fund von gestern bei dem ich mir nicht sicher bin.
    Fundort: Eiche-Buche-Mischwald
    Größe und Hutdurchmesser bis ca. 10cm.
    Hutoberseite hellbraun bis braun, bei manchen Exemplaren nach oben gewellt.
    Röhrenschicht sehr dicht, hellgelb, leicht ablösbar, Fleisch darüber und im Stiel weiß. Keine Verfärbung nach Druck oder Schnitt.
    Stiel: weißlich bis hellbraun, brüchig, innen hohl (gekammert) selbst bei jüngeren Exemplaren.
    Keine Verdickung an der Stielbasis.
    Geruch: sehr angenehm nach Pilz


    Ich vermute einen Hasenröhrling (Gyroporus castaneus).


    Bitte um Gegenvorschläge oder Bestätigung.


    Danke und liebe Grüße,
    Markus






  • Hasenröhrling ist richtig.


    Ich würde ihn übrigens nicht essen und das nicht nur weil er RL 2 ist.
    Manche Leute vertragen ihn nicht und in Portugal soll es wohl auch giftige Funde gegeben haben. Aber, wer weiß ?
    Jedenfalls ist er verdächtig zu den bösen Jungs zu gehören.


    Gemeinhin gilt er aber noch als essbar und sogar als lecker.
    Das nur nebenbei weil das letzte Bild den Eindruck vermittelt daß mit dem noch was geschehen sollte. :evil:

  • Danke Mausmann,


    er ist nicht in der Pfanne gelandet und wurde nur zu (hobby)wissenschaftlichen Zwecken seziert.


    Hatte auch den Wiki-Entrag gelesen.
    Die Verträglichkeit scheint ähnlich wie beim Hallimasch zu sein, der mir aber sehr gut bekommt (egal ob auf Nadel oder Laubholz).


    Am Fundort waren recht viele Exemplare, habe mich aber 3 Exemplare (alt, jung und mittel) beschränkt, da mir der Hasenröhrling und sein zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt war.


    LG
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Manche Leute vertragen ihn nicht und in Portugal soll es wohl auch giftige Funde gegeben haben. Aber, wer weiß ?
    Jedenfalls ist er verdächtig zu den bösen Jungs zu gehören.


    Das ist eine andere Art: Gyroporus ammophilus (nennen wir ihn mal: Falscher Hasenröhrling). Diese ist giftverdächtig. Unser Hasenröhrling (Gyroporus castaneus) ist nicht bedenklicher als jede andere Art auch: Kann bei empindlichen Personen individuell unverträglich sein.


    Gyroporus ammophilus soll einen rosalichen Stiel haben und nur in atlantischen Sandkiefernwäldern Südwesteuropas vorkommen. Außer in Portugal wohl auch noch in Frankreich.



    LG, Pablo.

  • Dank dir Beorn! :)


    Hat der olle Bon also etwas falsch gelegen wie es aussieht.


    Von Gyroporus ammophilus habe ich jetzt mal ein paar Bilder angesehen und muß sagen, ich kann da nicht erkennen daß er sich von meinen Funden irgendwie abhebt. Die auf den Fotos manchmal knollige Stielbasis hatte ich hier bei mir noch nicht bemerkt aber optisch kann ich sonst jede Menge gleich aussehender Funde vermelden. Überhaupt habe ich hier alle möglichen denkbaren Farbstufen von braun schon gesehen. Da könnte ich mir noch ein paar forma zu ausdenken. Sogar rötend im Wurzelbereich hätte ich zu bieten.
    Vorgestern gefunden.
    Ich habe ja das Glück den Hasenporling hier häufig zu finden. Mich würde deshalb schon interessieren mehr über Gyroporus ammophilus zu erfahren. Wie ich ihn sicher abgrenzen kann gegenüber anderen Gyroporusae wäre mir schon wichtig. Warum soll der nur portugischen Seemannsgarn verstehen ?
    Hätte da jemand mehr ? Am liebsten in deutsch. :shy:

  • Hallo Mausmann,



    Ich habe ja das Glück den Hasenporling hier häufig zu finden. Mich würde deshalb schon interessieren mehr über Gyroporus ammophilus zu erfahren. Wie ich ihn sicher abgrenzen kann gegenüber anderen Gyroporusae wäre mir schon wichtig. Warum soll der nur portugischen Seemannsgarn verstehen ?
    Hätte da jemand mehr ? Am liebsten in deutsch. :shy:


    die Literatur dazu ist in der Tat nicht breit gesäht. Hier eine Übersetzung aus Muñoz: Boletus. Fungi Europaei, 2005. Der Autor zitiert Castro & Freire (1995; Originaldiagnose):


    G. castaneus:


    1, Nicht giftig
    2, Sporengröße, Q = 1,7-2
    3, Fleisch weiß, unveränderlich
    4, Unter Laubbäumen, auf Böden mit saurem pH-Wert
    5, Hutoberfläche + NH3 = negativ


    In der Beschreibung werden folgende Angaben zu den Sporenmaßen gemacht: (8,7) 9,3 - 10,6 x 5,3 - 7 (7,3), im Mittel 9,7 x 5,8; Q = 1,3 - 2


    G. ammophilus


    1, Giftig
    2, Sporengröße, Q = 2,1-2,2
    3, Fleisch lachsfarben bis rosa, schließlich bläulich
    4, Unter Kiefern, auf Böden mit basischem pH-Wert
    5, Hutoberfläche + NH3 = braunrot in 5'


    Hier steht im Text zur Sporengröße: (8,9) 9,4 - 10,7 (11,2) x 5,3 - 6 (6,3) µm, im Mittel 9,6 x 5,6 µm; Q = (1,5) 1,6 - 1,9 (2)


    Die genetische Analyse von Marques (2005) lasse keine Zweifel, dass es sich um verschiedene Arten handelt.


    Es fällt auf, dass sich die Angaben der Beschreibung von Muñoz im Text und in der Originaldiagnose bezüglich der Sporenmerkmale unterscheiden. Ich halte die Sporen daher nicht für ein verlässliches Merkmal. Abgesehen davon, dass sich die Wirtsbäume ausnahmsweise auch überschneiden können (G. castaneus auch unter Nadelbäumen; G. ammophilus möglicherweise unter Quercus spec.) decken sich aber die Unterscheidungsmerkmale mit dem Text. Praktisch bleiben dann nur die Trennmerkmale 3-5.


    Ich hoffe, das hilft weiter.


    Viele Grüße
    Steffen
    [hr]
    Im Schlüssel stehen noch folgende makroskopische Trennmerkmale:
    G. castaneus: Hut bis 100 mm breit, kastanienbraun, ocker-tonfarben, blassocker
    G. ammophilus: Hut bis 150 (200) mm breit, braunorange, mit braunrosa oder oder braun-lachsfarbenen Tönen, die auf Druck dunkelbraun flecken; soll an der Küste vorkommen


    Zum Sporenquozienten steht da:
    G. castaneus: 1,3-1,8
    G. ammophilus: 1,6-2 (2,2)


    Scheinbar sind die Maße im Text etwas weit gefasst und da geht doch was über die Sporen.


    Grüße
    Steffen


  • ...
    die Literatur dazu ist in der Tat nicht breit gesäht. Hier eine Übersetzung ...


    Recht herzlichen Dank für deine Mühen. Damit kann ich was anfangen.
    Auf die Fleischfarben werde ich jetzt mal ganz explizit achten. Ist für mich wohl am zielführendsten.
    Das erwähnte Blauen z.B. überrascht mich auch ziemlich.


    Ich bin gespannt was ich demnächst so alles in die Finger bekomme.
    Wenn da was fragwürdiges darunter sein sollte dann rufe ich natürlich auch nach einem mit ordentlich viel Dioptrien. :)


    Ich glaube, diese Gattung wird mein persönlicher Schwerpunkt dieses Jahr.
    Der Kornblumenröhrling ist ja auch voll im Visier. :P


    Spannend! :cool:


  • Auf die Fleischfarben werde ich jetzt mal ganz explizit achten. Ist für mich wohl am zielführendsten.


    Auf den Schnittbildern, die ich bisher von beiden Arten gesehen habe, kann ich die Fleischfarben ehrlich gesagt nicht wirklich unterscheiden. Vielleicht ist das Anders, wenn man beide mal in der Hand hatte.


    Grüße
    Steffen


  • Ich hoffe doch.


    Wo wir schon dabei sind kann ich ja mal den Hasenröhrling von neulich zeigen wo es rot färbte in der Stielbasis. Der Stiel hat außen auch ein wenig rote Elemente wenn ich ihn mir genauer betrachte.
    Woher das wohl kommt ? :/




    Die Bilder machte ich bei Gewitter unter Rhododendron bei den Pilzen. Daher ist es etwas dunkel geworden. Bäume dort sind sonst nur Kastanie und Eiche, glaube ich. Muß ich noch mal kontrollieren.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Und?
    Gefunden in einem atlantischen Kiefernwald auf sandigem Boden?


    Stielbasis und Hutrand dürfen bei G. castaneus durchaus mal rotbraun flecken im Alter. Das wesentlichere Merkmal scheint die fleischrosa durchfärbte Stielrinde bei G. ammophilus zu sein.



    LG, Pablo.

  • Das Röten ist normal ?
    Kann man das nicht mal in den vielen Beschreibungen mit anführen ?



    Zitat

    Gefunden in einem atlantischen Kiefernwald auf sandigem Boden?


    Nur weil man Gyroporus ammophilus bisher erst in entsprechender Gegend beobachtet hat heißt das ja noch nicht daß er hier nicht auftauchen kann.
    Wie gesagt, hier finden sich eine Menge Hasenröhrlinge und das eben auch in variabler Farbgebung. Bisher hatte ich nur keinen Grund noch genauer hinzuschauen, weil ich da keine Pilze zum Verwechseln auf der Liste hatte. Eine forma würde mich auch nicht sonderlich interessieren und die Ami-Version wäre mir aufgefallen.


    Auf Sand stimmt aber und eine eindrucksvolle Kiefer steht da auch, ist mir jetzt eingefallen. Die hat sooo geile Zapfen die viele Leute gerne haben möchten wenn sie die entdecken. So breit wie ein Handball etwa.
    Als Nato-Staat ist der Atlantik dann natürlich auch im Einzugsgebiet. :D
    Passt ! :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Ökologie ist schon auch ein Merkmal. Im Sandtrockenrasen zB werde ich keine Vibrissea truncorum finden, und in einem sauren Hochmoor keinen Boletus dupainii.


    Ich habe nur sehr hohe Zweifel, daß du eine in Deutschland noch nicht nachgewiesene und auch sonst extrem seltene Art an einem eher untypischen Standort gefunden hast. Das sollte so asymptotisch gegen null gehen.
    Aber dennoch ist es gut, die Augen offen zu halten.
    Und auffällige Funde dann auch mal genau zu untersuchen, zu trocknen und ggfs an einen Röhrlingsexperten zu verschicken. :thumbup:
    Diesen deinen Fund werden wir allerdings wohl nicht abschließend zu 100% klären können.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,



    Ich habe nur sehr hohe Zweifel, daß du eine in Deutschland noch nicht nachgewiesene und auch sonst extrem seltene Art an einem eher untypischen Standort gefunden hast. Das sollte so asymptotisch gegen null gehen.


    warum sollte der Standort so untypisch sein? Weil die Küste fehlt und die Region abweicht? Auch andere Arten, die in der Regel mediterran verbreitet sind, wurden vereinzelt schon nördlich der Alpen nachgewiesen. Natürlich sind solche Funde in Deutschland bestenfalls als besondere Ausnahmen zu betrachten und intensiv zu prüfen. Aber der Ammoniak-Test kann ja im Zweifel nicht schaden. ;)


    Grüße
    Steffen
    [hr]
    Ich sehe gerade, Mausmann sucht bei Hamburg. Das wäre natürlich schon sehr extrem. Das halte ich dann auch wieder für ziemlich unwahrscheinlich. Aber auszuschließen ist ja nichts. ;) Küste wäre dort ja wieder vorhanden. ;)


    Grüße
    Steffen