Ammoniak-Reaktion bei Conocybe

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  • Hallo,


    ich habe mich vorhin an einer Conocybe probiert. Dabei hat sich mir die Frage der Darstellung der nadelförmigen Kristalle in Ammoniak gestellt. Wird das Stück Lamelle einfach in Ammoniak gelegt und gewartet? Muss man auf was Spezielles achten?


    Es geht um folgenden Fund, bei dem es sich eigentlich nur um C. tenera handeln kann. Leider war der Pilz so schnell vertrocknet, dass ich keine Bilder mehr machen konnte.
    Habitat: Wiese, in der Nähe eines Baumes
    Kaulozystiden: ausschließlich kopfig, mit kurzem Hals
    Cheilozystiden: kopfig, Bauch bis 10 µm, Kopf bis 5 µm
    Basidien: 4-sporig
    Sporen: elliptisch, glatt, dünnwandig, 10-12 x 5,5-6,5 (7) µm, in KOH rotbraun; Keimporus 1,5-2,5 µm breit
    Ammoniak-Reaktion: negativ!?


    C. subpallida müsste zahlreiche nicht kopfige Elemente am Stiel aufweisen. Außerdem passt die Sporenfarbe in KOH nicht (ebenso für C. subalpina).
    C. semiglobata müsste größere Sporen haben.
    Bei C. affinis scheint es sich um eine ausgesprochene Seltenheit zu handeln.


    Je nachdem, ob im Schlüssel nach der Ammoniak-Reaktion gefragt wird, komme ich zu C. tenera (falls nicht gefragt wird) oder bei einer der o. g. Arten raus (falls danach gefragt wird). Wo ist da jetzt der Fehler?


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Steffen


    Bringe ein kleines Stück Lamelle auf einen Objektträger in konzentrierten Ammoniak, lege ein Deckglas auf und quetsche etwas. Bei C. tenera solltest Du fast sicher nach 1 - 2 Stunden Kristalle sehen. Andernfalls Objektträger rüber Nacht in Kühlschrank legen. Es gibt Arten mit verzögerter Reaktion.


    LG Karl

  • Hallo Karl,


    danke für die Beschreibung. Ich habe alles befolgt und mehrere Stunden gewartet. leider kann ich außer zahlreicher kubischer, eher kleiner Kristalle (max. 5 µm Kantenlänge) keine nadelförmigen erkennen.


    Ist C. tenera demnach auszuschließen (C. tenera soll ja eigentlich schnell und stark reagieren)? Um welche Art könnte es sich möglicherweise handeln?


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Steffen


    Du hast ja schon Verwechselungsmöglichkeiten genannt und mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Wie sah denn die Stielbasis aus? Das wäre noch ein Ansatz um weiter zu suchen.


    In einer älteren Beschreibung von C. tenera steht: NH3-Reaktion: meist schon nach wenigen Minuten, ausnahmsweise verzögert bis 12 Stunden, deutliche Nadelbildung
    In der Conocybe-Monogrphie von 2009 steht: ...mostly spontaneous positiv, exceptionally delayed or absent
    Das kann natürlich die Erklärung sein.


    LG Karl

  • Hallo Karl,


    leider konnte ich die Stielbasis nicht aus dem Boden herausarbeiten. Ich bin aber beim Schlüsseln immer beide Wege gegangen, wenn danach gefragt wurde. Die Arten mit verdickter Basis konnte ich ausschließen.


    Danke für deine Literatur-Recherche. Ich denke, dann könnte das hinkommen. Momentan liegt das Präparat noch im Kühlschrank. Ich werde dann noch mal nachsehen.


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Karl,


    jetzt, nach ca. 24 Stunden, ist immer noch nichts zu sehen. Mit abweichender Kristallstruktur hat das aber nichts zu tun, oder (wie z. B. bei Alaun, das oktaedrisch und kubisch auftreten kann)? Oder treten kubische Kristalle meist auch bei einer "typischen" negativen Reaktion auf?


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Steffen


    In älteren Schlüsseln ist die Ammoniakreaktion ein scharfes Trennmerkmal. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Reaktion nicht immer konstant ist. Im Gröger Band II wird die Reaktion nicht mehr als hartes Merkmal zur Artentrennung herangezogen, sondern meist nur als zusätzlicher Hinweis verwendet. Ob Du jetzt ausgerechnet das Pech hattest eine C. tenera ohne Ammonikreaktion zu finden musst Du schon selbst entscheiden. Die Kristalnadeln von C. tenera kenne ich so, wie auf den Bildern. 100-, 400-, 1000-fach


  • Hallo Karl,


    danke für die Bilder. Da ich mir mit den genannten Merkmalen sicher bin und diese nicht irgendwie intermediär erscheinen (z. B. zwischen zwei Schlüsselalternativen) und ich mit Schlüsseln, in denen die Ammoniak-Reaktion für die möglichen Wege nicht vorkommt, ohne Probleme zu C. tenera komme, denke ich, ich kann den Fund C. tenera nennen.


    Kannst du mir sagen, was in den Fungi Europaei zu C. affinis steht? Anscheinend ist das ja kein Synonym. Oder ist die Art nicht mal dort enthalten?


    Viele Grüße
    Steffen