Boleten-Schlüssel

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.213 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dermatze.

  • Hallöchen,


    vorhin auf dem Heimweg hatte ich Lust, mir ganz im Sinne von Mausmann einmal den nächstbesten Filzröhrling genauer anzusehen.


    Schnell ein Opfer mit filzigem Hut (und roter Subkutis) gefunden.


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    Aber was ist das? Ein Netz am Stiel! Und die Röhrenschicht ist leicht abtrennbar.


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    Also darf ich >Pablos Boletenschlüssel< ausprobieren :)
    Und damit lande ich der Sektion Appendiculati mit nur noch drei Möglichkeiten. Jetzt ist wichtig, wie stark und wo es blaut.


    Tja. Die Poren blauten auf Druck deutlich, für den Hauch Blau in Trama und Stiel musste ich schon ein paar Minuten warten. Passt am besten zu 19a), wenn das Blau reicht, also B. fechtneri.


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    Zudem die Farbe des Hutes, die eher hell ist (B. appendiculatus ausschließend). Ist das wirklich silbrig? Weiß nicht, muss man wohl gesehen haben. B. subappendiculatus käme mit seinem hellen Hut auch noch in Frage, wenn man das Poren-Blau als marginal betrachtet. Aber montaner Nadelwald? Gut, eine Fichte stand in Reichweite, es war aber eher ein sonniger Eichen-/Buchenwald am Feldrand bei Michelbach. Letzteres erwähne ich, weil das der einzige Stadteil Marburgs mit harten Wasser ist. Soll eine Kalkkuppe haben, die ich nun vielleicht gefunden habe?


    Bis auf den dunklen Hut passt auch alles im Parey auf den Anhängselröhrling. Der rötliche Anflug der Stielbasis, der Geruch nach frischem Fleisch (!) und die wurzelnde Stielverjüngung, besonders beim Mini-Exemplar zu sehen (wo aber das Netz schwerlich auffällt).


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    Nur wenn ich mir jetzt andere Bilder anschaue, gefällt mir aufgrund des Gesamthabitus' die Sektion Appendiculati nicht mehr. Wegen des groben Netzes, dünnen Stiels und der weiten Poren :(
    Wahrscheinlich kommt jetzt von Euch sowas wie eine Albino-Netzhexe oder verunstaltete Ziegenlippe. Ich bin sehr gespannt :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Verena!


    Da musst du noch mal in den Einleitungsteil reingucken. ;)
    Der Gattung Boletus sehr nahestehend sind Filzröhrlinge aus der Gruppe um Xerocomus subtomentosus. Hier geben die recht weiten Poren und der nicht genetzte, sondern eher netzartig gerippte Stiel die entscheidenden Hinweise.
    Den blauenden Röhren zufolge sollte das die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) daselbst sein. Dann müsste das Fleisch aber gelblich und im Stiel eventuell rosalich sein. Das Basismycel müsste weißlich oder höchstens blassgelb sein.
    Ist das Fleisch aber weiß und das Basismycel knallgelb, dann hast du hier einen Braunen Filzröhrling (Xerocomus subtomentosus) mit ungewöhnlich starker Blaufärbung gefunden.


    >X. subtomentosus<
    >X. ferrugineus<


    PS.:
    In der Sektion Appendiculati zähle ich sechs Arten. ;)



    LG, Pablo.

  • Basismycel sieht weißlich aus!
    Da war der erste Eindruck also richtig, die Poren sind ziegenlippig und das "Netz" viel zu weit! Dass die überhaupt ein Netz haben kann ist gut zu wissen :)


    Pablo, wenn man mit ner Ziegenlippe bis 19 kommt, sind's nur noch drei Arten :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Der Schlüssel ist aber auch nicht wirklich nach Sektionen geordnet. Das wäre auch möglich gewesen, aber ich habe versucht, mich an möglichst konstanten und möglichst gut überprüfbaren Merkmalen zu orientieren.
    Daß das nicht immer funktioniert ist leider so. Alleine schon deswegen, weil Porenfarbe un Netzzeichnung variiern können. (zB die oft im Alter und bei Trockenheit und Hitze rostrot überlaufenen Poren bei vielen Gelbporern)
    Mikromerkmale wollte ich so wenig wie möglich verwenden.


    Natürlich wird da auch noch dran gefeilt, hin und wieder gibt es ein Update, wenn mir etwas auffällt, was man besser machen kann. Eventuell werde ich dann auch mal noch die Ziegenlippen - Verwandschaft in den Schlüssel mit reinnehmen.
    Ist aber noch nicht sicher, weil es ja insgesamt überschaubar bleiben soll.
    Alternativ bekommen die Filzröhrlinge ein eigenes kleines Thema.



    LG, Pablo.

  • Da wir jetzt eh nicht mehr bei Boleten sind, wäre da noch ein Fund.


    Angenommen, man hätte das Basismycel nicht beachtet, hätte man mit diesem Bild noch eine Chance? Blaute auch kaum, nach einigen Minuten eher im Stiel und an den Poren. Keine rote Subkutis. Unter einer seltsamen Fichte (siehe Zapfen).
    So könnte ich mir Xerocomus ferrugineus vorstellen.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Verena!


    Das ist wahrscheinlich eine etwas härtere Nuss.
    Ein Brauner Filzröhrling auf keinen Fall, denn der darf im Stielfleisch nicht blauen, auch der Hut ist hier zu dunkel.
    Mir fällt es hier schwer, die Stielfarben zu beurteilen. So ein graubraun (Stiel außen + im Schnitt) würde zu Xerocomellus porosporus passen.
    Aber der blaut nur an den Röhren und eher nicht in der Trama im Schnitt. Auch die Hutfarbe passt nicht gut zu der Art.


    Am ehesten könnte ich mir hier Xerocomellus pruinatus vorstellen, dazu passt die Hutoberfläche und das gelbe, im Stiel leicht blauende Fleisch. Dann müsste der aber irgendwas abbekommen haben, daß die Stielbasis im Schnitt so graubräunlich ist und ebenso die Stielkortex.


    Das wäre so ein Fall, den man in der Hand halten müsste, eventuell auch mal mikroskopisch angucken, und danach vielleicht immer noch nicht schlauer ist.



    LG, Pablo.

  • Ok, ich streiche im Parey beim Braunen Filzröhrling "Fleisch leicht blauend". Den Pruinatus wollte ich wegen des Skalpschnitts ausschließen und Porosporus wegen Laubbäumen. Da kam wirklich nur diese Fichte infrage; die nächste Eiche war weit weg.
    Na denn...:/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ohne jetzt nachzugucken: Es kann sein, daß im Pareys X. ferrugineus und X. subtomentosus nicht richtig getrennt sind. Ich hab's schon mal geschrieben: Der Pareys taugt zur Röhrlingsbestimmung ungefähr so viel, wie Doveri zur Bestimmung von Täublingen.
    Da kommst du eher noch mit einem großen BLV weiter. Aber ich fürchte, letztlich wirst du nicht drum herum kommen, dir hier und da mal etwas weiterreichende Literatur anzuschaffen. Die nächste Stufe nach den netten Allround - Bestimmungsbüchern im Taschenbuch - Format wären dann solche Sachen wie Pilze der Schweiz oder Großpilze Baden - Württembergs. ;)


    Die Subkutis von X. pruinatus muss nicht rot sein, und daß X. porosporus obligat an Laubbäume gebunden ist, das bezweifle ich einfach mal.



    LG, Pablo.

  • Oooder Mausmanns AG :thumbup: Bilderbücher sind natürlich schwierig bei höchst variablen Arten, weil jeweils nur ein Bild. Aber gute Forumsportraits zeigen viel mehr


  • Da wir jetzt eh nicht mehr bei Boleten sind, wäre da noch ein Fund.


    Angenommen, man hätte das Basismycel nicht beachtet, hätte man mit diesem Bild noch eine Chance? Blaute auch kaum, nach einigen Minuten eher im Stiel und an den Poren. Keine rote Subkutis. Unter einer seltsamen Fichte (siehe Zapfen).
    So könnte ich mir Xerocomus ferrugineus vorstellen.


    5 Pilz-Chips auf Leccinum spec. ;)


    Beste Grüsse,


    matze

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    • Offizieller Beitrag

    Moin, Matze!



    Da gehe ich mit.
    5 gegen Leccinum spec und gerne auch 5 auf Xerocomus s.l. spec (falls noch jemand einsteigen will).
    Das aufzulösen wird möglich Problem sein, Verena hat den Fruchtkörper ja durchgeschnitten. ;)



    LG, Pablo.


  • OK... ach der Fichtenzapfen dahinter liegt doch 30 cm entfernt oder?..oder ist der Röhrling wirklich so klein? Au weia ... :D


    Grüsse,


    matze

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  • Verena hat den stinkenden, verschimmelten Frk noch im Kompost liegen, falls das was hilft. Kann man eigentlich grob sagen, dass Leccinum-Sporen etwas größer sind als die der Filzröhrlinge?
    Stiel war 4 cm lang.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matze.


    Es ist nicht nur die Größe. Zumindest unter der Stielrinde bilde ich mir ein, daß das Fleisch deutlich gelblich ist. In Europa gibt es nur eine Raufuß - Art, die das kann, wenn auch nicht so stark. Das wäre der Gelbporige Raufuß. Den wird man hier wohl ausschließen können. Bei allen anderen Raufüßen ist das Fleisch weiß. ;)


    Edit: Nö, lass den mal lieber auf dem Kompost, Verena. ;)
    Getrocknet könnte man vielleicht noch was rausholen (mikroskopisch), aber wenn er verschimmelt ist, dann geht nichts mehr.
    Bei der Unterscheidung Leccinum vs. Xerocomus s.l. kann man sich recht gut auf andere Merkmale als die Sporengröße verlassen.



    LG, Pablo.


  • Hallo, Matze.


    Es ist nicht nur die Größe. Zumindest unter der Stielrinde bilde ich mir ein, daß das Fleisch deutlich gelblich ist. In Europa gibt es nur eine Raufuß - Art, die das kann, wenn auch nicht so stark. Das wäre der Gelbporige Raufuß. Den wird man hier wohl ausschließen können. Bei allen anderen Raufüßen ist das Fleisch weiß. ;)


    LG, Pablo.


    Der ist einfach nur ein wenig vergilbt, Pablo...möglicherweise auch Sonnenbrand...;)
    Aber wenn Verena nun die Sporenmaße hat, dann kann das ja eindeutig klären, oder hat se nich?


    Hab jetzt das Bild ein paar mal gedreht betrachtet, erhöhen würde ich meine Wette nicht... :whistling:



    Grüsse,


    matze

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wahrscheinlich gibt es auch liechte Unterscheide bei den Sporen. Aber die werden wir wirklich nciht brauchen.
    Man kann es auch so auflösen: Leccinum Arten mit gelben Röhren / Poren gibt es bei uns auch nur eine (s.o.). Die rötet im Schnitt erst und wird dann grau. Blauendes Fleisch kommt da nicht vor.



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,


    das dunkelhütige Exemplar mit dem Fichtenzapfen ist m.E. als Xerocomus porosporus hinreichend gut kenntlich. Die abgestutzten Sporen wären aber auch noch in total verschimmelten Frkp. nachweisbar.


    Grüße, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Schön von dir hier wieder was zu lesen!
    Und auch gleich wieder hilfreich: Wenn X. porosporus tatsächlich auch im Schnitt recht deutlich blauen darf, dann muss ich den hier:

    Nämlich mal flugs in einen anderen Ordner verschieben. ;)
    Hatte ich den doch wegen Verfärbungen in Hutfleisch und Stielkortex zu X. cisalpinus gepackt....



    LG, pablo.


  • Hallo Pablo,


    wenn Du solch typische Kollektionen nicht als porosporus ablegst, wundert's mich nicht, dass die Art bei Dir so selten ist...:D

  • Hallo,


    mir ist heute noch so'n Ding begegnet :shy:


    Entweder wieder Filzröhrling (Ziegenlippennetz, schlanker Stiel, samtiger Hut)
    oder Bolet (Poren gut ablösbar und relativ klein) :/


    Wenn letzteres, führt mich der Schlüssel zu einem ultrahässlichen Schönfußröhrling. Schmeckte eindeutig bitter.



    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wenn letzteres, führt mich der Schlüssel zu einem ultrahässlichen Schönfußröhrling. Schmeckte eindeutig bitter.


    Passt.
    Scheint gar nicht soooo schlecht zu sein, der Schlüssel. :D
    Ziegenlippennetz ist oben an der Stielspitze und geht nie bis zur Basis runter.


    Der Schönfuß hier ist aber echt nicht der hübscheste, und ziemlich schmal und kümmerlich gewachsen.


    LG, Pablo.

  • Pablo, meine 5 Credits sollen dir gehören, wurde überzeugt :thumbup:


    In welchem Verwandtschaftskreis würdest du den folgenden Röhrling ansiedeln? (schlüsseln hilft hier sicher wenig, keine europäische Art).





    Bei Bedarf reiche ich gern weitere Bilder nach.


    Beste Grüsse,


    matze

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