Pilzbestimmung erbeten

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.512 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dr._bike.


  • Schönen guten Tag zusammen,
    die Röhrlinge habe ich am Montag auf einem Grünstreifen auf unserem Firmenparkplatz entdeckt, kann sie aber nicht zuordnen. Die Hutoberseite ist gelb, die Röhren sind rot bis rotbraun. Netz- oder flockenstielig? Kann ich bis heute nicht zuordnen :shy: Sicher kann es mir jemand richtig erklären:evil: An Bäumen stehen dort Birken und Kiefern. Wäre natürlich toll, wenn sie genießbar wären, denn es gibt eine Menge davon!


    Den Parasol konnte ich ja ziemlich eindeutig anhand des verschiebbaren Ringes identifizieren (paniert und gebacken wie ein Schnitzel hat er wunderbar geschmeckt), aber den anderen (ohne verschiebbaren Ring und mit rosa-braunen Lamellen) kenn ich nicht und hab ihn deshalb nur fotografiert und im Wald gelassen.


    Den Leistenpilz (gehört er überhaupt zu der Gattung?) kann ich überhaupt nicht bestimmen8|


    Ich hab die Fotos für eine "Website" komprimiert und hoffe, man kann die Schwammerl gut erkennen!
    Vielen Dank für eure Hilfe und schönen Tag!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erdhasenferkel,


    der mit den rosa Lamellen ist auf jeden Fall ein Champignon. Erinnerst du dich noch an den Geruch?


    Ich meine beim Hexenröhrling ein Netz erkennen zu können, allerdings hätte ich mich über ein Detailbild des Stiels gefreut, denn (wie du richtig erkannt hast) trägt der Stiel das einfachste Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Arten.


    Der letzte Pilz sieht aus wie ein Samtfußkrempling. Leisten sind das nicht, sondern ganz normale Lamellen. Der schwarze, samtige Fuß, der mal größer und mal kleiner ausfallen kann, taucht in der Form (mal abgesehen vom ganz anders aussehenden Samtfußrübling) soweit ich weiß nur einmal in der Pilzwelt auf.


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    deine Röhrlinge sind definitv Netzhexen. Die Netzzeichnung am Stiel ist sehr gut zu sehen. Netzzhexen sind in letzter Zeit mal wieder in VErruf geraten, weil bei Ihnen ein Polyphenol namens Involutin (bekannt aus dem Kahlen Krempling) nachgewiesen wurde. Deswegen stehen sie auch auf der Liste der kritischen Speisepilze der DGfM.


    Deine "Leistlinge" sehen mir arg nach Samtfußkremplingen (kein Speisepilz) aus. Allerdings bin ich mir aufgrund der Bilder nicht zu 100 % sicher. War der Stiel mit einem samtigen "Pelz" unten überzogen?
    Bitte zeige zukünftig Bestimmungsanfragen Pilze von oben UND unten, Detailaufnahmen vom Übergang Lamellen zum Stiel. Es ist ein sehr wichtiges Bestimmungsmerkmal, ob diese am Stiel angewachsen sind oder nicht.


    Dein Pilz mit den rosabraunen Lamellen ist wahrscheinlich ein Egerling. Ohne Schnittbild (der Länge nach halbieren; inkl. Stielbasis!) Geruchsangaben und Angaben zum Habitat nicht zu bestimmen.
    Zukünftig könntest du Schnittbilder zu jedem Pilz anfertigen und einstellen. Die sind auch in anderen Gattungen wichtig. Xerocomus, Xerocomellus, Boletus, Cortinarius nur um mal die wichtigsten zu nennen.


    l.g.
    Stefan

  • Lieben Dank für eure schnelle Antwort und die Tipps zur Bestimmung für die nächsten Fotos:)


    Dass die Röhrlinge Netzhexen sind, hätte ich nicht gedacht (und dann noch direkt an der Straße), denn ich kannte bisher nur die mit den braunen Hüten. Die finden sich momentan wieder zu Hauf in dem Waldgebiet wo ich unterwegs bin (Fotos von Mitte Juli):



    Auf unserem Firmengelände gibt's noch eine andere Art gelber Röhrlinge in großer Zahl, aber die muss ich erst noch fotografieren (diesmal aber richtig :evil:) und stell sie dann bei Gelegenheit hier ein. Auf der website von "Pilzfinder" hab ich einen entdeckt, der es sein könnte:/. Er wird dort als ringloser Butterpilz bezeichnet. Bin jetzt schon gespannt, was ihr dazu sagt:evil:


    LG und bis bald,
    Sybille

  • Vielen Dank, Ralf. Jetzt hab ich's endlich kapiert. Sorry, bin blond :shy:


    Stefan: gilt das mit dem Polyphenol nur für die Netzhexen? Die flockenstieligen Hexen haben wir in der Vergangenheit schon häufig (gut durchgekocht und ohne Alkohol dazu zu trinken) in Suppen und Soßen verspeist. Es gibt doch momentan so viele davon, aber sollte man lieber drauf verzichten und sie im Wald lassen?


    LG,
    Sybille

  • Ich bin zwar nicht Stefan, esse aber sehr gerne die Flockenstieligen Hexenröhrlinge. Ganz normal zubereitet, ohne Brimbamborium, vor allem nicht verkocht oder verbrutzelt. Und ein Gläschen Wein oder Bier dazu hat noch keinem den ich kenne, Probleme bereitet.


    Wohl aber zuviel Alkohol ohne Hexenröhrlinge.:D


    Hexenröhrling lässt sich übrigens auch sehr gut trocknen.:P

  • Hallo Sybille,


    ich versuch auch noch meinen Senf beizutragen:


    Bilder 1, 2:


    - Wurde bereits korrekt als Egerlings-/Champignonart (Agaricus sp.) bestimmt.


    - Die Gattung ist makroskopisch leicht zu erkennen: In Hut und Stiel gegliedert; Lamellen frei (nicht am Stiel angewachsen) und anfangs graurosa/rosa, später purpurbraun bis schwarzbraun; Stiel mit hängendem oder aufsteigenden Ring; Fruchtkörper +-fleischig und bei Verletzung gilbend und oder rötend.


    - Zur Artbestimmung fehlen z.B. Angaben über Geruch, Verfärbung bei Verletzung, Standort, Fruchtkörpergröße etc.


    - Wenn ich mir die Huthaut (Struktur/Farbe) und die Hutgröße (>6cm) anschaue, dann würde ich spontan auf Agaricus porphyrhizon (Purpurfaseriger Egerling) tippen.
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    Bilder 3-5:


    Wurde bereits korrekt als "Boletus luridus" (Netzstieliger Hexenröhrling) bestimmt.


    - Wenn du Bestimmungsprobleme zwischen "netz- und flockenstieligem Hexenröhrling" hast, dann überprüfe, ob der Fund eine Bataille-Linie (rötliche Linie zwischen Hutfleisch und Röhrenboden) hat.


    Wenn ja, dann ist es eine "Netzhexe".
    Übrigens haben die genannten Arten unterschiedliche ökologische Ansprüche.
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    Bilder 6-7:


    - Auch wenn man den samtig braunen Stiel nicht erkennt ist es ein "Samtfuss-Krempling" (Tapinella atrotomentosa = Paxillus atrotomentosus), eine Art die morsche Stümpfe und Wurzeln von Nadelbäumen besiedelt.
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    - Es wurde bereits festgestellt, dass Pilzbestimmung ohne Zusatzinfos meist nicht möglich ist.


    Grüße
    Gerd
    [hr]
    Hallo Sybille,


    Zitat:
    "Dass die Röhrlinge Netzhexen sind, hätte ich nicht gedacht (und dann noch direkt an der Straße), ..."


    - Das ist ein üblicher Standort (außerhalb des Walds, an geschotterten Waldwegen, Parks oder ähnliche Stellen mit Lichteinfall auf +-kalhaltigen Böden bei Laubgehölz.



    Zitat:
    "denn ich kannte bisher nur die mit den braunen Hüten. Die finden sich momentan wieder zu Hauf in dem Waldgebiet wo ich unterwegs bin"


    - Typische Standorte für "Flockenstielige Hexenröhrlinge" (Boletus erythopus) sind Laub-u. Nadelwald auf sauren, kalkfreien Böden.


    Zitat:
    Auf unserem Firmengelände gibt's noch eine andere Art gelber Röhrlinge in großer Zahl, aber die muss ich erst noch fotografieren (diesmal aber richtig :evil:) und stell sie dann bei Gelegenheit hier ein. Auf der website von "Pilzfinder" hab ich einen entdeckt, der es sein könnte:/. Er wird dort als ringloser Butterpilz bezeichnet. Bin jetzt schon gespannt, was ihr dazu sagt:evil:


    - Der "ringlose Butterpilz" (Suillus collinitus = S. fluryi) gehört zu den "Schmierröhrlingen" und wächst an lichten Stellen auf kalkigen Böden bei zweinadeligen Kiefern. Ist leicht zu erkennen an der rosa gefärbten Spitze der Stielbasis.


    - Und jetzt schnell noch einen Griff in meinen Fundus:



    Grüße
    Gerd

  • Alter Schwede! Ich bin schwerst beeindruckt, welche Flut an tollen und vor allem nützlichen Fachinfos ich von euch bekomme :) Vielen vielen Dank an alle!!!


    Schade, dass ich Netzhexen jetzt nicht mitnehmen kann (nachdem was Stefan über die Polyphenole geschrieben hat), wenn ich zum Firmenparkplatz geh ;(


    Ralf: :thumbup: Werd deinen Rat beherzigen und mir Bier oder Wein zum "Flockenstieligen" zukünftig nicht mehr verkneifen :evil:
    Morgen mach ich mich auf in den Sauerlacher Forst und hol mir ein Kilo der unglaublichen Mengen, die dort momentan nach dem vielen Regen und der dampfigen Wärme wachsen und werd sie in dem Dörrgerät das ich meiner Ma vor kurzem abgeschwatzt hab (eigentlich für Steinpilze gedacht, von denen ich auch schon ein paar tolle Exemplare gefunden hab) trocknen.


    Gerd: ich finde es äusserst bemerkenswert, dass du dir die Zeit genommen hast so ausführlich auf meinen doch eher jämmerlichen Beitrag :( zu antworten. Herzlichen Dank dafür!!!


    Lieben Gruß und schönen Abend,
    Sybille

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!


    Famose Liste zu den Schmierröhrlingen. :thumbup:
    Wenn du magst, kannst du noch ein kleines Detail ergänzen:
    Die Tröpfchen sind beim Suillus granulatus trüb und milchweiß, bei Suillus collinitus eher klar und bernsteinfarben.
    Ich habe das nach einem Hinweis von Jürgen Schreiner im letzten Jahr überprüft, da in meinem "Sandkasten" (Viernheimer Heide) glücklicherweise alle drei Arten in ziemlich direkter Nachbarschaft vorkommen.



    LG, pablo.

  • Vielen Dank für die neuen Beiträge. Würdet ihr denn generell vom Verzehr der Netzhexen abraten? Würde mich sehr interessieren!!!


    Viele Grüße und schon mal ein tolles Schwammerl-Wochenende. Kann's kaum erwarten in den Wald zu kommen :)

  • Ich kann nur für mich sprechen, denn letztendlich muss das jeder selbst entscheiden.


    Ich habe Sie schon ein paar mal gegessen (auch mit Alkohol), allerdings finde ich sie geschmacklich kein wirkliches Highlight. Da ist der Flockenstielige um Welten besser. Davon abgesehen, ist der Netzstielige sehr häufig madig...


    Grüße
    Thomas