Erstfund Erdsterne

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.625 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Liebe Pilzfreunde,


    in einem Feuchtgebiet unter Fichten fand ich heute eine Gruppe Erdsterne (c.a. 4 cm im Durchmesser, ungestielte Staubkugel) und nahm einen mit. Liege ich richtig mit dem gewimperten Erdstern (Geastrum fimbriatum)?


    Viele Grüße, Birki


    Hier Photos:


    1.



    2.



    3. Von unten:



    4. Schnittbild: war keine gute Idee... :)


    Nachtrag: Hier ein späteres Bild eines anderen Exemplars an der Fundstelle:


    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    Einmal editiert, zuletzt von Birki ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    sowiet ich das makroskopisch beurteilen kann, ja. Glückwunsch zum Fund.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo,



    in einem Feuchtgebiet unter Fichten fand ich heute eine Gruppe Erdsterne (c.a. 4 cm im Durchmesser, ungestielte Staubkugel) und nahm einen mit. Liege ich richtig mit dem gewimperten Erdstern (Geastrum fimbriatum)?



    4. Schnittbild: war keine gute Idee... :)


    - Ja, den hast du korrekt bestimmt und beschrieben. :thumbup:



    Grüße
    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich bekomme es irgendwie nicht hin Geastrum triplex und Geastrum fimbriatum optisch auseinanderzuhalten. Unter der beschriebenen "Bewimperung" kann ich mir leider auch nichts vorstellen. Gibt's da einen Tipp? Ist dieser Graben um den Sporensack, also die Halskrause, ein eindeutiges Merkmal von / für G. triplex? Und wie geht man bei der Bestimmung jüngerer Exemplare vor?


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan Arne,



    ich bekomme es irgendwie nicht hin Geastrum triplex und Geastrum fimbriatum optisch auseinanderzuhalten. Unter der beschriebenen "Bewimperung" kann ich mir leider auch nichts vorstellen. Gibt's da einen Tipp? Ist dieser Graben um den Sporensack, also die Halskrause, ein eindeutiges Merkmal von / für G. triplex? Und wie geht man bei der Bestimmung jüngerer Exemplare vor?


    - Nichts einfacher als –žG. triplex vs. G. fimbriatum–œ zu diskutieren. Denn beide Arten haben nur wenige gemeinsame –œ Merkmale–œ und werden in einem Schlüssel
    meist schnell getrennt. Ich versuch–˜s einmal auf die Schnelle, ohne Gewähr auf Vollständigkeit, beide Arten (wie ich sie in Erinnerung habe) zu beschreiben. Doch vorher bringe ich ein paar Bilder, auf deren auffällige Merkmale ich später noch eingehen werde:


    Bild 1: Geastrum fimbriatum



    Bild 2: Geastrum triplex



    Bild 3 Geastrum triplex



    Bild 4 Geastrum triplex



    Bild 5: Geastrum rufescens



    Bild 6: Geastrum quadrifidium



    Bild 7: Geastrum pectinatum



    --------------------------------


    Und jetzt zu den Details:



    (1) Gemeinsame Merkmale:


    (a) Beide sind Arten der Gattung –žErdsterne–œ, besitzen eine stets voll entwickelten –žInnenhülle–œ (Endoperidie) mit nur einer präformierten –žSporenöffnung–œ (Peristom) und einer zweischichtigen –žExoperidie–œ (Außenhülle).


    (b) Die Endoperidie sitzt völlig stiellos (auch bei Trockenmaterial !!!) auf der –žExoperidie–œ (Außenhülle). Man kann deshalb spezielle basale Merkmale (Apophyse, abwärts gerichteter Kragen, basale Riefung und Stiellänge) der Endoperidie ignorieren.)


    (c) Das –žPeristom–œ ist fransig-gewimpert (fimbriat) (---> Bilder 1, 2, 3, 4, 5, 6) und nicht (übliches alternatives Schlüsselmerkmal wäre) faltig gefurcht (sulkat) (Bild 7).


    (d) Die –žExoperidie–œ ist eher dickfleischig, hat >(4) 5 Lappen, ist nicht –žhygrometrisch–œ(verändert ihre Form zwischen Feuchtigkeit/Trockenheit nicht/kaum), deutlich nach unten +- eingekrümmt (invers).



    (2) Trennmerkmale:
    (a)
    - G. fimbriatum: Durchmesser der ausgewachsenen Exiperidie ca. 2- 5 cm
    - G. Triplex: Durchmesser 5-10(12) cm


    (b)
    - G. fimbriatum: Peristom ohne Hof (---> Bilder 1, 5, 7)
    - G. triplex: Peristom (meist) mit +-deutlichem, schmalem Hof (---> Bild 2, 3, 4, oder 6 mit sehr deutlichem/auffälligem Hof)


    (c)
    - G. fimbriatum: Exoperidie +-marzipanfarben !!! (---> Bild 1)
    - G. triplex: anders (Bild 2,3, 4)



    (d)
    - G. fimbriatum:
    ---> Junge Fruchtkörper entwickeln sich unterirdisch.
    - Die Außenseite der entwickelten Exoperidie ist deshalb Substrat behaftet.


    - G. triplex:
    ---> Junge Fruchtkörper entwickeln sich oberirdisch.
    - Die Außenseite der entwickelten Exoperidie ist deshalb +- frei von Substrat.


    (e)
    - G. fimbriatum:
    ---> Junge Fruchtkörper sind +-kugelförmig. Ein Merkmal das man auch nach dem Ausbreiten der Exoperidie leicht nachvollziehen kann.
    - Denn, wenn man die Exoperidie nach dem Ausbreiten auf die Endoperidie zurückschlägt landen die Spitzen der Lappen ( Bild 1, rechter Fruchtkörper) auf dem oberen Punkt der Endoperidie.


    - G. triplex:
    ---> Junge Fruchtkörper sind zwiebelförmig (+-kugelförmig mit einer nach oben verlängerten Spitze (---> Bild 4, unterer Fruchtkörper) . Ein Merkmal das man auch nach dem Ausbreiten der Exoperidie leicht nachvollziehen kann.
    - Denn wenn man die Exoperidie nach dem Ausbreiten auf die Endoperidie zurückschlägt überschreiten die Spitzen der Lappen (Bild 3) deutlich den oberen Punkt der Endoperidie.



    Anmerkung:
    - Man kann die Unterschiede (wenn man eine räumliche Vorstellung von Kugelschalen hat) leicht erkennen:


    ---> Bei G. fimbriatum sind die Enden der Lappen spitzwinklig.


    ---> Bei G. triplex sind die Spitzen der Lappen zusätzlich noch deutlich schmal verlängert.


    (f)
    - G. triplex:
    ---> Ach ja, fast hätte ich das vergessen: Da gibt es noch den Kragen (---> Bild 3, 4), der stets (!?) bei der Auffaltung der Exoperidie entsteht, da die innere Schicht der Exoperidie aufreißt.


    - G. fimbriatum (---> Bild1) bildet keinen derartigen Kragen.
    ----------------------------------------------


    Für jeden, der sich mit der in Europa rel. kleinen Gattung (ca. 2 Dutzend Arten) beschäftigen möchte, empfehle ich wenigstens einen Teil folgender Literatur zu konsultieren, bei der man in den Schlüsseln aus gutem Grund +-ausschließlich nur makroskopische Merkmale findet:

    [1] Gross, G.; Runge, A.; Winterhoff, W. (1980): Geastrum-Schlüssel/- in:
    Bauchpilze (Gasteromycetes s.l.) in der Bundesrepublik und Westberlin; Zeitschrift für Mykologie, Beiheft 2:51-57
    ---> http://www.dgfm-ev.de/sites/default/files/ZB020051Gross.pdf


    [2] Michael-Hennig-Kreisel (1983): Geastraceae (Erdsternartige)/- in MHK; Michael-Hennig-Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde Bd. 2:143-148, 340-346


    [3] Jülich, W. (1984): Geastraceae-Schlüssel/- in; Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze Bd.IIb/1:473-483


    [4] Dörfelt, H. (1985): Erdsterne (Geastraceae und Astraeaceae), Die Neue Brehm-Bücherei Nr. 573, A. Ziemsen Verlag (Wittenberg), ca. DM 15.--


    [5] Krieglsteiner, G.J.(Hrsg) (2000): Die Gattung Geastrum (Erdsterne) in Baden-Württemberg/- in; Die Großpilze Baden- Württembergs, Eugen Ulmer Verlag (Stuttgart) Bd.2:106-121
    -------------------------------------------------------------------------------- Und als Einstieg empfehle ich
    [6] url]http://www.google.de/url?sa=t&…Mg4OPtrDAmzbQZjFWssAdVgqg[]/URL
    ---------------------------


    - Die makroskopischen Merkmale, die man bei dieser Gattung beachten muss halten sich übrigens in Grenzen.


    - Und jedem, der versucht eine ihm unbekannte (oder nicht absolut sicher erkannte) Art dieser Gattung zu bestimmen, kann ich nur empfehlen, die Art nach der von mir zitierten Literatur zu schlüsseln.


    - Und noch eine Abschlussbemerkung:
    ---> Ich bin immer wieder erstaunt, wie häufig "Geastrum-Arten" in diversen Foren fehlbestimmt werden. Für mich gibt es da nur eine Erklärung. Bildvergleich (ohne Kenntnis der wichtigsten Merkmale) statt Schlüsseln (schade, da muss man leider auch über minimale Merkmalskenntnisse dieser Gattung haben) ;(


    ---> Ich könnte jetzt einige überflüssige Fehlbestimmungen zitieren. Aber ich zitiere, da es zum Thema passt, nur folgende Diskussion



    Grüße
    Gerd