Hallo ihr Lieben,
ich hab mich ja recht rar gemacht. Das liegt nicht daran dass ich dauernd im Wald unterwegs bin (schön wärs) sondern weil in letzter Zeit einiges zu regeln war, viel ist passiert.
Gestern habe ich es aber dann doch hinbekommen. Schon am Anfang der Woche schrieb ich Peter (Malone) dass ich gerne wieder in den Wald möchte. Die Antwort kam prompt und Irmgard (Pilzauge) und Wolfgang (Professor Ohm) waren sogleich mit an Bord. Nachdem Tag (gestern) und Uhrzeit (human) feststanden, klingelte es fast pünktlich an meiner Haustüre und wir fuhren nach Wiesbaden, um dort erstmal in einem Park unser Unwesen zu treiben. Wegen irgendeiner komischen Laufveranstaltung war drumherum allerdings die Hölle los.
Im Park angekommen schwärmten wir etwas aus. Ich habe meinen Fokus wie so oft auf die Pflanzenpathogene gestellt, denn die Großpilzfunde würde ich nebenbei durch einen Aufschrei der anderen eh mitbekommen
In kürzester Zeit konnte ich einige Funde verbuchen:
2 Der erste "Großpilz", ein Leopardenfell-Hartbovist (Scleroderma areolatum)
3 Der Echte Mehltaupilz Golovinomyces sordida am Breit-Wegerich (Plantago major)
4 Der Rostpilz Puccinia lagenophorae auf Gänseblümchen (Bellis perennis) mit seinen becherförmigen Aezien
5 Fleckenartig das weiße Myzel vom Echten Mehltaupilz Podosphaera pannosa auf einer Zier-Rose (Rose cult.)
6 Wieder ein Großpilz - der Netzstielige Hexenröhrling (Boletus luridus)
So langsam zog der Himmel dann zu.
7 Der Echte Mehltaupilz Erysiphe hedwigii am Wolligen Schneeball (Viburnum lantana). Man muss aufpassen dass man den nicht mit Schlamm verwechselt
8 Viele große Eichen stehen im Park
9 Auf einem Stockausschlag einer Walnuss (Juglans regia) dann der etwas ungewöhnliche Brandpilz Microstroma juglandis. Der Pilz macht blattunterseits weiße Basidienrasen. Er ist mit den Narrentaschen verwandt.
10 Der Echte Mehltaupilz Erysiphe arcuata an Hainbuche (Carpinus betulus).
11 Die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)
12 Der Rostpilz Puccinia taraxaci an Löwenzahn (Taraxacum officinale) im Uredostadium.
13 Eine junge Stiel-Eiche (Quercur robur) ist mit dem sehr häufigen Echten Mehltaupilz Erysiphe alphitoides befallen.
14 Der Pilz macht auch vor der Trauben-Eiche (Quercus petrea) keinen Halt.
15 Eine Brombeere die mit dem Rostpilz Phragmidium violaceum befallen ist. Den Namen hat der Pilz von den kreisrunden, rotvioletten Flecken die er blattoberseits verursacht.
16 Die Uredien auf der Blattunterseite
17 Der Rostpilz Puccinia brachypodii an der Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum). Typisch sind die recht kleinen, reihig angeordenten Uredien.
18 Der Feldahorn (Acer campestre) mit einem Befall durch den Echten Mehltaupilz Sawadae bicornis.
19 Der Echte Mehltaupilz Erysiphe berberidis an der Mahonie (Mahonia aquifolium).
20 Auf Brombeere können mehrere Rostpilz vorkommen. Hier eine Doppelinfektion mit dem vorher gezeigten Phragmidium violaceum mit dem Rostpilz Kuehneola uredinis, welcher hier oberseits diese kreisförmigen Lager verursacht.
21 Das Gewöhnliche Hexenkraut (Circeae lutetiana) war mit dem Echten Mehltaupilz Erysiphe circeae befallen. Hier sogar massiv an den Früchten.
22 An der gleichen Wirtspflanze fand sich dann auch noch ein Rostpilz, manchmal auch in Doppelinfektion. Er hört auf den Namen Puccinia circeae und verursacht polsterförmige Telien auf der Blattunterseite.
23 Oberseits der Blätter sind dann rote, etwas eingesenkte Flecken zu erkennen.
24 Am Wegrand stand dann viel Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) der gleich zwei Kleinpilze aufwies. Die weißlich bepuderten Blätter sind mit dem Echten Mehltaupilz Erysiphe aquilegiae var. ranunculi befallen, die gelblich verfärbten Blätter durch den Ascomyceten Leptotrochila ranunculi.
25 Der Pilz ist eigentlich recht häufig, nur meist halt schon stark eingetrocknet, dass man ihn schlecht erkennt. Hier erkennt man die kleinen Becher.
25a In dem gleichen Bestand standen auch wenige Blätter herum, die mit dem Brandpilz Entyloma microsporum befallen waren. Der Pilz ähnelt Gallen, da er kleine Erhebungen an den Blättern hervorruft.
26 Auch die Sal-Weide (Salix caprea) war mit einem Rostpilz befallen, wie man schön an den gelblichen Blattflecken sehen kann.
27 Unterseits sind die orangen pulverigen Uredien zu sehen. Da Weidenroste nur mit dem vorliegen der Telien sicher bestimmt werden können, wende ich hier die Artengruppe Melampsora salicina für diesen Pilz an.
Mittlerweile hörte man deutlich den starken Donner und man machte sich Richtung sicheres Auto auf den Weg.
28 Auf der Kastanie fand ich dann den Echten Mehltaupilz Erysiphe flexuosa.
29 Dieser war sogar schon reif, man sah blattunterseits die kleinen dunklen kugeligen Chasmothecien.
30 Beim Umdrehen der Blätter der Birke (Betula pendula) sah man auch schon das Myzel von dem Echten Mehltaupilz Phyllactinia betulae. Dieser Pilz fällt später im Herbst durch seine sehr großen Chasmothecien auf.
31 In einem kleinen Teich auf dem Gelände versuchte ich mit einem Stock nach einem Seerosenblatt zu stochern, ohne dabei ins Wasser zu fallen.
32 Dies tat ich natürlich nicht ohne einen Hintergedanken und ich wurde auch nicht enttäuscht. Denn in den Blättern saß der Brandpilz Rhamphospora nymphaea. Man sieht auf dem Bild kleine dunkle, fast kreisrunde Flecken (im Durchlicht).
33 Natürlich waren die Rhododendron-Knospen im Park durch Pycnostysanua azaleae, die Rhododendron-Knospenfäule befallen.
34 Das Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum) war mit dem Rostpilz Coleosporium melampyri befallen.
35 Dann wurde sich doch mal nach Pilzen gebückt, kurz bevor der Wolkenbruch losging. Irmgard fand Pfifferlinge, auch wenn die schon arg ausgebleicht waren, sie tarnten sich als Täublinge.
36 Am Hang waren dann Blätter von einem Veilchen mit dem Rostpilz Puccinia violae befallen (Uredien)
37 Peter und ich wagten uns noch in der Ruhe vor dem Sturm unter eine Baumgruppe, während die Hälfte der Gruppe schon Schutz im sicheren Auto gesucht hatte. Dort fand ich dann noch den Brandpilz Entyloma hieracii auf den Grundblattrosetten vom Wald-Habichtskraut (Hieracium murorum agg.)
Nun fand ein Ortswechsel statt. Es goss, wir fuhren zu einem Schlösschen, tranken einen Kaffee und harrten den Regen aus. Danach ging es dann direkt in den Wald. Ich beschäftigte mich wieder mit allem möglichen Geblüms.
38 Auf der Kletten Distel (Carduus personata) war der Rostpilz Puccinai carduorum zu finden.
39 Manche der Weißen Lichtnelken (Silene latifolia subsp. alba) waren durch den Antherenrost Microbotryum lychnidis-dioicae ganz schön düster.
40 Einer der häufigsten Rostpilze durfte natürlich auch nicht fehlen. Puccinia glechomatis auf dem Gundermann (Glechoma hederacea). Hier schön an den gelben Flecken blattoberseits zu sehen.
41 Der am Parkplatzrand stehende Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) war gleich mit zwei Pilzen befallen. Einmal das weiße Myzel vom Echten Mehltaupilz Erysiphe heraclei und dann noch der Rostpilz Puccinia chaerophylli im Uredostadium.
42 Im Wald standen immer mal wieder Grundblattrosetten vom Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) herum, welche mit dem Imperfekten Pilz Ramularia variabilis befallen waren.
43 Hier und da war ein Baumstumpf mit einem Schleimpilz bewachsen, hier ein Vertreter dre Gattung Fuligo.
44 Wie man an diesem Bild unschwer erkennen kann, regnete es sich im Wald so langsam ein.Wir waren zwar ausgerüstet, aber die Maronen fanden sich mit zunehmenden Regen immer schlechter.
Hier ist der Echte Mehltaupilz Podosphaera balsaminae auf Rühr-mich-nicht-an (Impatiens noli-tangere) zu sehen.
45 Sein kleinblütiger Verwandter, Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora) war mit dem Rostpilz Puccinia komarovii befallen.
46 Uredien und Telien kreisförmig angeordnet
47 Am Wegrand stand dann noch infizierter Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) herum. Die kleinen schwarzen Lager blattoberseits gehören zu dem Ascomyceten Venturia rumicis.
48 Detail des Befalls
Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann die Kamera im Rucksack verstaut, da der Regen immer mehr wurde. Jetzt konnte ich dann auch ein paar Maronen für meinen Korb sammeln. Auf dem Rückweg zum Auto kam es dann zum Wolkenbruch, wo massig Regen auf die Straße geschüttet wurde. Während Irmgard und Wolfgang es fast rechtzeitig zum Auto geschafft hatten, waren Peter und ich irgendwie noch mit Pilzen beschäftigt, wir kamen also eher klatschnass an. Auf dem Weg zurück nach Wiesebaden rein mit dem Auto, wollte Peter noch an seiner "Steinpilzstelle" anhalten. Nunja, meine Wenigkeit und Peter, verrückt wie sie sind, hechten auf dem Auto, ziehen die Flossen an (schön wärs gewesen), schnappen den Schirm und springen über die Sturzbäche in den Wald. Such....such such.....wir wurden immer nasser. Gefunden haben wir leider nur einen Babysteinpilz, aber der Wille und Einsatz war da
Wir sind dann zurück zu mir nach Flörsheim gefahren, dort war es übrigens trocken, denn die Regenfront hing am Taunus fest. Dort haben wir dann Kaffee und Kuchen gegessen und als der Regen dann auch hier ankam, sind die anderen drei dann los.
Ich hätte euch noch einiges mehr an Kleinpilzen auf lebenden Pflanzengewebe zeigen können, denn wir haben ein super gutes Jahr für diese. Aber ich denke, die Auswahl zeigt euch die Vielfalt auf und es ist erneut ein Versuch, den einen oder anderen mit der Thematik anzustecken.
Liebe Grüße Jule