Wie wächst das Judasohr?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.401 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von MarionS.

  • Hi, @all!


    Im Bonsaiforum hat jemand eine mit dem Judasohr infizierte Berberitze.
    Da ist der Pilz verständlicherweise nicht gerade willkommen. Der Besitzer rückt dem ungebetenen Mitesser mit einem Fungizid zuleibe. Seitdem gab es bislang keine Fruchtkörper mehr.


    Jetzt hätte ich eine Frage zum Wuchsverhalten der Ohren: weiß jemand, ob an einer Wirtspflanze an derselben Stelle nur einmal im Jahr Fruchtkörper wachsen? Mehrfach? Sogar während der Saison immer wieder?

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Moin Marion ;)


    Ich kenne die Kerlchen nur aus dem sehr frühen Frühjahr (Morchelzeit) und Winter (Austernzeit) an Schwarzholunder - vielleicht hilft dir diese Info ja weiter ;)


    Grüßle Peer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Ergänzen kann ich: Ich kenne Judasohren aus den Monaten Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November und Dezember an Holunder, Rotbuche, Ahorn, Weide und Pfaffenhütchen. Allerdings bislang nur von entweder totem oder doch stark geschädigtem, absterbendem Substrat.
    Der Pilz ist meist ein Zersetzer, tritt aber auch bei starker Vorschädigung des Holzes als Schwächeparasit auf. Ob der mehrmals im Jahr Fruchtkörper bilden kann (so wie zB Stockschwämmchen) habe ich noch nicht beobachtet.
    Ich denke mal, wenn sich der Pilz so an einem Bonsai einnistet, daß er Fruchtkörper bilden kann, dann stimmte schon vorher etwas mit dem Bäumchen nicht.
    Ob aber Fungizide da das richtige Mittel sind?
    Braucht ein Bonsai nicht auch bestimmte Mykorrhiza - Pilze um überleben zu können? Und würde man die dann nicht eher killen, als die wesentlich wiederstandsfähigen Judasohren?
    Davon verstehst du aber nun mehr als ich, Marion.
    Ein Baum ist ja kein Mensch, aber dort würde man wahrscheinlich erst mal versuchen, die natürlichen Abwehrmechanismen zu stärken um dem Parasiten so zu Leibe zu rücken.



    LG, Pablo.

  • Auch ich habe das Judasohr ganzjährig beobachten können. Auch mehrfache Fruktifikation am gleichen Stamm kann vorkommen.
    Dabei handelt es sich, wie bei sommerlichem Wachstum auch, aber stets um feucht liegende Stämme.

  • Ich denke mal, wenn sich der Pilz so an einem Bonsai einnistet, daß er Fruchtkörper bilden kann, dann stimmte schon vorher etwas mit dem Bäumchen nicht.


    Es ist ein Fund, den derjenige geborgen hat, bevor er vom Vorbesitzer gerodet worden wäre. So gesehen natürlich ein Überraschungsei.
    Es ist auch etliches befallenes Totholz dran, aber am lebenden Teil sitzen sie halt leider auch.


    Zitat

    Braucht ein Bonsai nicht auch bestimmte Mykorrhiza - Pilze um überleben zu können?


    Die meisten kommen auch ohne aus, es gibt sogar Bäume, die überhaupt keine Partnerschaft eingehen mögen. Grob vereinfacht kann jedes Gehölz auch ein Bonsai werden (wobei viele aus den einen oder anderen gestalterischen Gründen ungeeignet sind).


    Danke für eure Infos!

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

    Einmal editiert, zuletzt von MarionS ()

  • Hallo Marion,
    widme dir hier mal meinen Erstbeitrag! Judasohr an Berberitze habe ich vor 4 Jahren in der Nachbarschaft das 1. Mal entdeckt. Vor ca. 2 Jahren hat ein Gärtner-Goi das Totholz des Strauches zurückgeschnitten. Seitdem weine ich den Fruchtkörpern nach; habe sie nie wieder entdeckt. Wenn deine Judasohren wirklich auch an lebenden Zweigen vorkommen sollten, solltest du auch die entfernen, weil m. W. die Pilze nur totes oder bereits stark geschädigtes Holz besiedeln. Ein Fungizid kann wohl nur dann helfen, wenn es im Holz wirkt, also von der Berberitze aufgenommen wurde. Aber auch nur dann, wenn das Judasohr nicht einfach friedlich den Totholzkern des Stämmchens lutscht. Da wird das Gift wohl nicht hinkommen.
    Ansonsten empfehle ich, statt auf Berberitzen- lieber auf die Judasohrenzucht umzustellen. Immerhin sind die essbar, was man von den Berberitzen nicht unbedingt behaupten kann. Und wenn du dann auch noch alten Holunder nimmst, werden die Öhrchen auch lukrativer ;-).

  • Hallo, pilzpeter,


    danke für deinen Input und willkommen im Forum. Sorry, dass ich den Beitrag nicht früher bemerkt habe, leider ist derzeit die Mailfunktion gestört, die mir hätte Bescheid geben müssen.


    Der Bonsai-Kamerad wird wohl mit dem Judasohr in dem Baum leben müssen und zusehen müssen, wie er damit klar kommt. Es sitzt wohl zentral.
    Vielleicht überlebt die Berberitze das Umpflanzen gar nicht erst, vielleicht wirds ein jahrelanger Kampf, vielleicht läuft man mit der Gestaltung den fortschreitenden Schäden hinterher, vielleicht arbeitet der Baumpilz der Gestaltung sogar zu.
    Die japanischen Bonsaianer bewundern uns Deutsche dafür, uns auch mit nicht perfektem Material zu begnügen und das Beste daraus zu machen :thumbup:

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz: