Baumbestimmung reverse

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.184 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Au fein! Pappeln! Schön...


    Erebus schlängelt sich mit Sack und Pack ins Unterholz. Den ganzen Vormittag schon sucht er eifrig nach Pilzen. Schwerpunkt; Rotkappen. Egal welche.
    Doch auch seine Kompromissbereitschaft hinsichtlich der Art bringt ihm keine Pluspunkte.
    Manchmal beschleicht ihn das Gefühl, dass dieser kleine, untersetzte, schleicherische, vor sich hinplappernde Pilzdieb am Werk ist, den er ein Jahr zuvor kennenlernte.
    Als er vor einem Pärchen Rotkappen hockte um zu fotografieren, als dieser Döfling das kleine Espengebüsch kreuzweise durchquerte, kiloweise Rotkappen erntete und freundlich darum bat, nach der Fotosession benachrichtigt zu werden, um die beiden Models ebenfalls einzusacken.
    Was Erebus entschieden ablehnte.


    Den ganzen Vormittag nichts gefunden ...na ja, Behangene Faserlinge, zwei ausgebeinte Tintenfische. Und jetzt das: der Wind weht kräftig und ungestüm, die Mücken suchen Deckung und über Erebus raschelt es in den buschigen Kronen der jungen Bäume es lispelt die Espe im Winde.


    Ganz schön verwachsen, struppig und düster ist es darunter, doch dort, drei Meter entfernt, leuchtet gelblich eine halbrunde Gestalt auf hellem Stiel. Die Espen-Gelbkappe?


    In dem Schatten ja kein Wunder, wenn ein Pilzlein nicht das erforderliche Quantum Sonnenlicht erhält: dann bleibt es farblos und blass, verkümmert gleichsam am Mangel des Lichtes. Erebus hat Verständnis für die Gelbkappe, die gerne Rotkappe wäre, und der es am Licht mangelt.


    Er zwängt sich weiter vorwärts, duster ist es im Gestrüpp, windstill. Und das erste Geschwader beginnt den Angriff. Vier Schritte hin zur Gelbkappe, und da stehen weitere... die sehen aber überhaupt nicht raustielig aus, eher wie mgP* oder ggP** !

    Und ehe man sich's versieht hat Erebus den ersten ausgerupft, das zweite Geschwader fliegt einen Abgriff und unserem Pilzsucher wird bewusst: die Espen müssen Erlen sein.
    So geht Baumbestimmung reverse


    Gyrodon lividus - Erlengrübling






    LG, Uli




    [hr]
    *mgP: mittlere gelbe Pilze
    **ggP: große gelbe Pilze




    .


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Das ist ein sehr gutes Baumbestimmungssystem, das sich auch bei mir schon bewährt hat. Nach dem Motto: "Da sitzt ein Eichenwirrling dran, es ist also keine Weide".


    Schöner Fund, der fehlt mir in meinem Boletum. :thumbup:



    LG, pablo.


  • Das ist ein sehr gutes Baumbestimmungssystem, das sich auch bei mir schon bewährt hat. Nach dem Motto: "Da sitzt ein Eichenwirrling dran, es ist also keine Weide".


    Jau, Eichenwirrling ist GUT ...


    Ich überlege die ganze Zeit, welcher Pilz noch so inpromiskuitiv ist. mir fällt keiner ein. Selbst der Birkenporling ist schon fremd gegangen...



    Schöner Fund, der fehlt mir in meinem Boletum. :thumbup:


    biin auch ordentlich stolz drauf - mindestens zwanzigmal an der Stelle vorbeigelatscht. Immerhin Tulostoma fimbriatum und Cyathus stercoides dabei entdeckt: keine dreissig Meter nebendran.



    LG,
    Uli


    [hr]


    Hallo Pumba!



    Super geschrieben, hat mich sehr erheitert. :)


    freut mich sehr, das ist das wichtigste. Pilzefinden kommt natürlich an zweiter Stelle


    LG,
    Uli





    .


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Bei Lärchenbestimmung funktionierts auch: Die gelben, schleimigen Dinger im Wald sieht man immer, die Lärche meist nicht. ;)
    Das geht mit so etlichen Mykorrhiza - Pilzen, die sind oft strenger als die Zersetzer.


    Einige Phellinus - Arten sind noch ziemlich streng an ihr Substrat gebunden.
    Allerdings sind die gerade dann schwer zu bestimmen, wenn das Substrat nicht bekannt ist.
    Auch Abortiporus biennis ist ziemlich streng an Eiche gebunden. Einige Rindenpilze sind ebenfalls sehr speziell.
    Manche Becherchen sowieso, aber da steht man wieder vor dem Problem, erst mal den Pilz bestimmen zu müssen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ja, gewöhnlich ist das wohl so... bei den Lärchenbegleitern muss ich mich noch mal schla machen. Die Lärche fand ich bisher immer, werde mal nachlesen, was die großen Pilze BaWüs dazu sagen.
    den Abortporling fand ich bisher allerdings (dreimal) nur an Hainbuch, immer in Gewässernähe, so auch am Blutsee (wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe).


    Ach, die Pilze sind doch zumeist ungetreue Gesellen.


    LG, Uli


    PS. Habe aber dennoch so manchen Baum auf diese Art bestimmt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Echt, das war Hainbuche am Blutsee?
    Das ist blöd, ich hatte mir zu dem Saftwirrling Eiche notiert.
    Gut daß du's sagst, dann kann ich das mal korriegieren und das oben gesagte zur Substratspezifität Inpromiskuitivität (das Wort ist ja och viel schöner) verwerfen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo

    Zitat


    Echt, das war Hainbuche am Blutsee?


    ja, ich meine schon. Das ist aber leicht zu überprüfen, denn den sehe ich nun schon im zweiten Jahr und der hält wohl noch ein wenig durch.


    LG, Uli

  • Hallo Uli,


    schöner Fund und wunderbar geschrieben. :thumbup:


    Aber was den Abortiporus biennis betrifft, muss ich Pablo zustimmen, der Baum, an dem er wuchs und hoffentlich noch wächst, war eindeutig Eiche. Leider habe ich nur moosüberwucherte Teile des Baums auf meinen Bildern, aber der Blutsee ist ja auch nicht weit.



    Lieben Gruß
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    mein Erstfund des Abortporlings stammt aus 2013, aus dem Handthalgrund. Dort fand ich ihn aiúch dieses Jahr an zwei verschiedenen Stellen und zwar definitiv im Wurzelbereich von Hainbuchen.


    Beim Blutsee bin ich mir (wie ich auch schrieb) nicht sicher, dass es ebenfalls Hainbuche war, aber das ist ja leicht zu überprüfen..




    LG,
    Uli




    .


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  • Gar beiläufig erwähnt er:
    "den Erlengrübling möcht' ich mal (wieder) finden"


    Spricht's.


    Macht sich auf die Suche.


    Findet ihn.


    Lichtet ihn ab.


    Berichtet darüber.


    Entzündet sein Publikum
    mit seiner "Schreibe".


    Guess who?


    erebus.


    Wer sonst.





    LG


    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • tja, wenn's doch nur so einfach wäre...


    Hallo Peter,


    danke für die Blumen. Heute geh ich dann mal den Hoppelröhrling finden und... weils so schön passt, gleich noch den Möhrling dazu ;)


    LG, Uli

  • Hallo Uli!
    Danke für diesen netten Bericht. Kam gerade zur rechten Zeit, zwischen einem innerlichen "Weißglutanfall" und Verzweiflung an den Mitmenschen. Es tut gut, gefeilte Worte zu lesen. Deine Berichte - das ist eigentlich nicht treffend - Deine philosophisch durchwirkte Prosa erdet mich immer wieder. Lieben Dank!