Au fein! Pappeln! Schön...
Erebus schlängelt sich mit Sack und Pack ins Unterholz. Den ganzen Vormittag schon sucht er eifrig nach Pilzen. Schwerpunkt; Rotkappen. Egal welche.
Doch auch seine Kompromissbereitschaft hinsichtlich der Art bringt ihm keine Pluspunkte.
Manchmal beschleicht ihn das Gefühl, dass dieser kleine, untersetzte, schleicherische, vor sich hinplappernde Pilzdieb am Werk ist, den er ein Jahr zuvor kennenlernte.
Als er vor einem Pärchen Rotkappen hockte um zu fotografieren, als dieser Döfling das kleine Espengebüsch kreuzweise durchquerte, kiloweise Rotkappen erntete und freundlich darum bat, nach der Fotosession benachrichtigt zu werden, um die beiden Models ebenfalls einzusacken.
Was Erebus entschieden ablehnte.
Den ganzen Vormittag nichts gefunden ...na ja, Behangene Faserlinge, zwei ausgebeinte Tintenfische. Und jetzt das: der Wind weht kräftig und ungestüm, die Mücken suchen Deckung und über Erebus raschelt es in den buschigen Kronen der jungen Bäume es lispelt die Espe im Winde.
Ganz schön verwachsen, struppig und düster ist es darunter, doch dort, drei Meter entfernt, leuchtet gelblich eine halbrunde Gestalt auf hellem Stiel. Die Espen-Gelbkappe?
In dem Schatten ja kein Wunder, wenn ein Pilzlein nicht das erforderliche Quantum Sonnenlicht erhält: dann bleibt es farblos und blass, verkümmert gleichsam am Mangel des Lichtes. Erebus hat Verständnis für die Gelbkappe, die gerne Rotkappe wäre, und der es am Licht mangelt.
Er zwängt sich weiter vorwärts, duster ist es im Gestrüpp, windstill. Und das erste Geschwader beginnt den Angriff. Vier Schritte hin zur Gelbkappe, und da stehen weitere... die sehen aber überhaupt nicht raustielig aus, eher wie mgP* oder ggP** !
Und ehe man sich's versieht hat Erebus den ersten ausgerupft, das zweite Geschwader fliegt einen Abgriff und unserem Pilzsucher wird bewusst: die Espen müssen Erlen sein.
So geht Baumbestimmung reverse
Gyrodon lividus - Erlengrübling
LG, Uli
[hr]
*mgP: mittlere gelbe Pilze
**ggP: große gelbe Pilze
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