Schleimkopf?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Liebe Pilzfreunde,


    gestern hab' ich zum ersten Mal folgenden Pilz entdeckt: Aus der Ferne vermutete ich einen Steinpilz, bei näherer Betrachtung aufgrund des extrem schleimigen Huts und der ockergelben Farbe natürlich nicht mehr; aber bei diesem Wuchs mit dem dicken Fuß hätte ich trotzdem einen mir unbekannten Röhrling erwartet (der schleimige Hut schien ja teilweise durch die heftige Nässe erklärbar). Ich staunte nicht schlecht, als der Pilz dann Lamellen offenbarte. Natürlich hab' ich die Literatur konsultiert und stöberte bei den Schleimköpfen (lag ja ziemlich nahe ;) ) - aber die Lamellenfarbe paßt da nicht, bei meinem sind sie cremeweiß, bei den Schleimköpfen tendieren sie wohl eher ins Violette. Außerdem fehlt bei meinem Pilz jede Andeutung einer Cortina, und der Stiel hat keine knollige Form wie z.B. ein Klumpfuß.


    Der Pilz roch eher erdig, aber nicht sehr intensiv, der Hut hatte ca. 8 cm Durchmesser (müßte also nach dem kompletten Aufschirmen ein ziemliches Monstrum sein :cursing: ). Er stand am Rand zwischen Waldstück und Wiesenweg im Gras nahe bei Fichten und war ein Einzelstück. Habt Ihr eine Ahnung, was das sein könnte? Hier die Bilder:







    Herzlichen Dank im Voraus,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bijou,


    roch der Pilz wirklich nicht unangenehm? Ich hätte spontan (wenn auch untypisch, weil geschlossen) auf einen Täubling getippt. Optisch passt da der Stink-Täubling (Russula foetens) m. E. ganz gut. Dazu passt auch der gekammerte Stiel - danke also für's Schnittbild. :thumbup:


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Bijou,


    das sollte ein Täubling sein, vermutlich einer aus der Gruppe der Stinktäublinge Russula foetens.


    Überprüfe noch mal den Geruch - könnte der was von Bittermandel haben? Zerreibe ein paar Lamellen zwischen den Fingern und rieche erneut - <X ?


    LG


    Andreas

  • Danke Euch beiden für die schnellen Antworten! Ich muß dazusagen, daß ich die obigen Bilder erst heute gemacht habe, da war der - ursprünglich seeehr schleimige! - Hut quasi schon abgetrocknet.


    Die Kammer im Stiel kam glaube ich - öhöm - von einer riesigen Nacktschnecke, die sich über Nacht in den Pilz gefressen hatte (er war draußen auf einem Tisch gelagert, aber die Dinger kommen überall hin). Das war ziemlich gruslig, sie lugte heute morgen aus dem Pilz heraus. Ich hab' sie ins Gebüsch befördert, den Pilz fotografiert, dann durchgeschnitten, noch ein Bild und *schäm* - ab in den Müll. Aber er stank gestern nicht, er roch nur mehr nach Erde denn nach Pilz, und nicht intensiv. Wie gesagt, ich hab' ihn im strömenden Regen geerntet, vielleicht beeinflußt das den Geruch?


    Nachprüfen ist jetzt leider nicht mehr... aber ich recherchiere gleich mal Euren Tip mit den Stinktäublingen! Wobei, der Stiel erschien mir so gar nicht brüchig wie bei den Täublingen, er war fest und knackig wie bei einem Steinpilz.


    Vielen Dank erst mal!
    Liebe Grüße,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bijou,


    so genaue Strukturen kriegt keine Nacktschnecke hin. Guck mal hier: http://www.wiesenpilze.de/imag…taeubling-stink-Stiel.jpg


    Das ist kein Zufall. Das "Knackige", was du ansprichst, heißt nicht, dass es kein Täubling ist. Es hört sich vielmehr so an, als würdest du einen faserig brechenden Stiel ausschließen. ;)


    Dann wünsche ich mal viel Erfolg bei der Recherche! :thumbup:


    LG, Jan-Arne

  • Halt, Kommando zurück, ich hab' gerade bei Wikipedia (*staun*) die Artbeschreibung zum Stink-Täubling gelesen und da paßt tatsächlich alles, vom extrem schleimigen Hut bei Nässe über diese charakteristische Kammerung im Stielinneren (da ist die Schnecke wohl gar nicht sooo weit gekommen ;-)! ) bis zum harten, festen Stiel bei jungen Exemplaren. Ich schätze mal, Ihr liegt goldrichtig mit Eurem Tip.


    Mann Mann Mann, ist das ein Wissensgebiet! Auf einen Täubling wäre ich bei diesem Ding nie gekommen. :shy:


    Danke für Eure Hilfe!
    Bijou
    [hr]
    Hallo Jan-Arne,


    danke für den Link :) - ja, genau das hab' ich auch gefunden: http://www.google.de/imgres?im…0&ndsp=26&ved=0CCAQrQMwAA (siehe Bild rechts unten).


    Wieder was gelernt :-)!


    Liebe Grüße,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

    Einmal editiert, zuletzt von Bijou ()

  • Hallo Bijou!


    Schade, dass du nichts gerochen hast.
    Wie du lesen konntest, gibt es etliche, sich ziemlich ähnelnde Pilzarten in dieser Gruppe der Stink-Täublinge.


    Selbst habe ich festgestellt, dass junge Stink-Täublinge (R. foetens) gar nicht besonders stinken. Oft riechen sie etwas wie Gummi oder wie gechlortes Schwimmbadwasser. Erst älter wandelt sich der Geruch in käsig oder Camembert, aber nicht wirklich schlimm "widerlich" wie es in wikipedia beschrieben wird.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo,


    ja, mit den verbalen Beschreibungen kommt man einfach nie so weit wie durch eigene Wahrnehmung am konkreten Objekt :). Trotzdem sind (rein verbale) Threads wie dieser sehr sehr hilfreich für mich - diesen Pilz werde ich nun künftig garantiert in die richtige Gattung einordnen können, wenn er mir wieder begegnet (zumal ich ihn dann definitiv wieder durchschneiden werde :o) ). Und "Berichtigungen" von Artikeln im www durch solche Kenner wie Dich, die den jeweiligen Pilz garantiert schon x-mal in Händen gehalten haben und auch noch Geruchswahrnehmungen so beispielhaft beschreiben können, vervollständigen das (innere) Bild. Danke Dir!


    Liebe Grüße,
    Bijou

    Gnade sei mit den Unwissenden (frei übersetzt aus einem alten Buch...) :saint:

  • Hallo Bijou,



    Halt, Kommando zurück, ich hab' gerade bei Wikipedia (*staun*) die Artbeschreibung zum Stink-Täubling gelesen und da paßt tatsächlich alles, vom extrem schleimigen Hut bei Nässe über diese charakteristische Kammerung im Stielinneren (da ist die Schnecke wohl gar nicht sooo weit gekommen ;-)! ) bis zum harten, festen Stiel bei jungen Exemplaren. Ich schätze mal, Ihr liegt goldrichtig mit Eurem Tip.


    - Ich will ja kein Spielverderben sein, aber der von dir zitierte Wiki-Bericht ignoriert den wirklichen Doppelgänger von "R. foetens" und erwähnt nur makroskopisch leicht unterscheidbare Arten der Untersektion Foetentinae.


    Mein Vorschlag:


    - Beschäftige dich einmal mit "Russula subfoetens" (Gilbender Stink-Täubling), ein im Feld meist nicht eindeutig unterscheidbarer Doppelgänger von "R. foetens" (Gemeiner Stink-Täubling).


    ---> Beide Arten sind mikroskopisch und nach Literatur auch durch KOH-Test (Stielspitze) trennbar.


    ---> Das Habitat beider Arten überlappt sich, wobei "R. subfoetens" wohl eher Laubwald bevorzugt.


    Grüße
    Gerd