3 Risspilze

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.489 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen


    Nr. 1 kann man schon makroskopisch ansprechen, wenn man sie denn überhaupt als Risspilz erkennt. Die wunderschöne Stielbekleidung ist im Alter nicht immer so deutlich ausgeprägtund man könnte dann an auch an Schüppling oder Cortinarius denken.


    Schuppenstieliger Risspilz (Inocybe terrigena)



    Nr. 2 zeichnet sich durch einen süßlichen Geruch und rötendes Fleisch aus, wie man an der Druckstelle am Stiel nach kaum einer Minute sehr schön erkennt. Das Röten tritt nach Berührung auch am Hut und den Lamellen auf, aber meist weniger deutlich.


    Duftender Risspilz (Inocybe bongardii)



    Mit Nr. 3 liege ich noch im Clinch. Mit Sicherheit eine Art aus der Gruppe um den Kegeligen Risspilz (rimosa/fastigiata). Beim Durchschneiden fiel sofort ein blasser gelbolivlicher Ton in den Lamellen auf. Was mich irritiert, ist die weißliche Hutmitte bei den kleineren Fruchtkörpern, die ich von I. maculata kenne. Die Art kenne ich aber nicht mit so düsterer Hutfarbe.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Ein gruseliges, aber sehr spannendes Thema. :evil:
    Mit der Gattung kome ich auch noch überhaupt nicht klar. Darum auch vielen Danke für die schöne Vorstellung von I. terrigena und I. bongardii. :thumbup:



    LG, pablo.

  • Servus Karl,


    rein optisch ist I. maculata ein Chamaeleon. Wichtig sind Geruch und Mikroskopie. Wie sieht es denn damit aus?


    Was mich mehr stört, ist die Beflockung am Stiel, die bei I. rimosa s. l. normal ist, bei meinen I. maculata-Kollektionen aber bisher so noch nicht zu beobachten war.


    Einschränkend muss ich hinzufügen, dass die Rimosae noch eine große Baustelle sind. Eine große Zahl an Fotos und Exsikkaten hat mir auch noch nicht geholfen, Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Und sogar in der Verwandtschaft von I. maculata gibt es z. B. auch noch Arten wie I. armoricana, deren sichere Abgrenzung nicht einfach ist.


    Da setze ich Hoffnung auf das tolle Projekt von Ditte und Bernd mit der DNA-Sequenzierung. Vielleicht kommt da mehr Licht ins Dunkel.


    Gruß


    Helmut

  • @ Pablo: Zum Glück gibt es ja auch einige gut ansprechbare Arten ;) s. o.


    @ Helmut: Ich habe mit präziseren Angaben gewartet, bis ich die Sporen vermessen hatte. Mittelwert aus 31 Sporen 9,2 x 5,6 ist für I. rimosa wohl sehr klein. Was mich überrascht, ist die Variabilität der Zystiden. Es rächt sich möglicherweise, dass ich früher mehr oder wenige nur geschaut habe, ob die Dinger etwa so aussehen wie bei Stangl, ohne groß auf abweichende Formen zu achten und daher nicht weiß, ob das noch "normal" ist. Die Arbeiten von Ditte und Bernd finde ich auch toll und dokumentiere seither schon besser.



    Inocybe spec. im reinen Fichtenwald auf Kalkboden, Funddatum 17.08.2014


    Hut 2,5 - 6(8) cm Durchmesser. Jung kegelig mit rasch schwindender Cortina am Hutrand, im Alter mit ausgeprägtem rundem Buckel. Bei einem Exemplar Rand leicht nach oben gewölbt. Hut im Zentrum dunkelbraun zum Rand aufhellend radialfaserig bis grobfaserig werden. Hutmitte mit weißlichem Velumbelag?, den ich mikroskopisch nicht erfassen konnte. Lamellen jung hell gelboliv, am Stiel angeheftet bis schmal angewachsen mit deutlich weißflockiger Schneide. Stiel 6 - 10(12) x 0,4 - 0,7 cm. Über die gesamte Länge weiß beflockt. Fleisch im Hut blass gelblich im Stiel weiß mit schwachem spermatischen Geruch.


    Mikromerkmale:
    Basidien 4-sporig, Sporen = 8,3 - 9,2 - 11,1(11,6) x 4,9 - 5,6 - 6,5(6,7) µm



    Cheilos von variabler Form, oft keulig, aber auch fast blasig, spindelig, mit abgesetzter Spitze oder irregulär verbreitert, seltener septiert. 26 - 56 x 7 - 15 (20) µm


    Auf den ersten Blick wirken die Cheilos 400-fach ja noch ziemlich einheitlich



    Ob die unterschiedlichen Formen Bestimmungsrelevant sind, dafür fehlt mir die Erfahrung. 1000-fach



    HDS Hyphen 4 - 18 µm breit mit starken Inkrustationen 400 und 1000-fach



    Hyphen der äußeren Stielbekleidung 4 - 9 µm breit, keine Kaulozystiden, abstehende Endzellen bis 10 µm breit. 400 fach




    LG Karl

  • Servus Karl,


    also die Mikroskopie könnte noch durchgehen für I. maculata, auch wenn die Cheilos schon auffallend oft ein wenig spitz auslaufen (könnte schon ein Merkmal sein).


    Aber es fehlt der typische Geruch und - wie gesagt - die Beflockung am Stiel gefällt mir gar nicht. Ich würde deshalb I. maculata ausschließen. Ich hänge mal noch ein Foto an, das von oben gesehen ähnlich ist, aber die typischen maculata-Stiele zeigt.


    Leider habe ich für Deine Kollektion keinen Namen zur Hand. Bleibt nur noch I. rimosa s. l. (bzw. fastigiata s. l.). Solche sehr gut dokumentierten Aufsammlungen wie Deine könnten aber noch wichtig werden.


    Gruß


    Helmut

  • Hallo alle (gerade zurück von Bayerntagung etc), also auch diese ganze Gruppe muss gründlich aufgearbeitet werden, denn auch dort gibt es viel mehr Arten als bisher angenommen....
    Was deine maculata angeht, lieber Karl, so gibt es in der Gegend etwa noch die melliolens (wie roch denn deine? Hab ich das überlesen?), deren Sporen aber im Schnitt größer sind als deine. Sie kann allerdings sehr ähnlich ausschauen, wie eine DNA-Analyse einer Aufsammlung von mir ergeben hat, und die Stielbefaserung ist wie bei deiner. - Was I. armoricana und I. fulva angeht (die vielleicht identisch sind) bzw. I. lanatodisca (die wiederum identisch mit fulva sein soll), so sind die viel freudiger gefärbt: fuchsig braun. Aber es gibt auch noch rimosoides, neobrunnescens etc. ... Muss alles erst durch Beschaffung der Holotypen geklärt werden. Und das braucht eben viel Zeit.
    Ich würde das erst einmal als stirps maculata oder stirps fastigiata ablegen, aber mit Vermerk der Besonderheiten.
    Herzliche Grüße in die Runde,
    Ditte