Belastung von Semmelstoppelpilzen und anderen Pilzen

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  • Hallo miteinander,



    den Semmelstoppel finde ich geschmacklich viel besser als seinen Ruf. Habe diesen Pilz für mich entdeckt und bin glücklich, ihn täglich in meiner Pfanne zu haben... ;) Nun habe ich aber Bedenkliches gelesen und würde gerne Eure Meinung dazu wissen. Gerne auch mit Link zum Nachlesen.
    Von den gängigen Speisepilzen scheinen mir ausgerechnet meine in Massen findbaren Semmelstoppelpilze diejenigen Pilze zu sein, die am meisten radioaktiv belastet sind. Ich wohne in Nordhessen, wo der Fall-out viel geringer ausfiel als in Süddeutschland, das habe ich neulich auf einer Karte nachgelesen. Wer genaueres weiss zur Belastung einzelner Pilzarten in Nordhessen, gerne :)


    Wie radioaktiv belastet ist der Semmelstoppel? Findet Ihr bedenklich, den Semmelstoppel als Alleingericht oder in Mischung mit den deutlich selteneren Pfifferlingen in der Pfanne zu haben, also während der PIlzsaison täglich? Wie macht Ihr das, bei Semmelstoppel und Co?


    Warum ist gerade der Semmelstoppel so belastet? Wurzelt das Myzel vergleichsweise tief im Waldboden, dass es so besonders viel Radioaktivität aufnehmen kann? Oder ist es eine besondere Fähigkeit des Pilzes?
    (Die Frage interessiert mich auch, deswegen habe ich es nicht in den kulinarischen Forumsteil gestellt...)


    Habe mal im Internet gestöbert:
    "Radioaktive Kontamination von Speisepilzen-Aktuelle Messwerte" (Datum unbekannt, zur Situation in Bayern)
    Semmelstoppelpilze aus Südbayern und dem Bayerischen Wald können noch bis zu einigen 1000 Bq/kg Cs-137 in der Frischmasse aufweisen.
    Zitat:"Die Höhe der Cs-137 Kontamination schwankt je nach Pilzart und von Standort zu Standort erheblich. Aktivitäten von mehr als 1000 Bq/kg Cs-137 wurden in Semmelstoppelpilzen (Hydnum repandum) (...) gemessen."Quelle
    In den Tabellen war bzgl Cs-137 Belastung der Semmelstoppel bei sämtlichen bayerischen Standortmessungen leider überragend an der Spitze.


    Hamburger Abendblatt 2008 setzt die radioaktive Pilzbelastung in allgemeinverständliche Relation zur radioaktiven Belastung beim Fliegen.
    Zitat "(...)Für Wildpilze und -fleisch aus norddeutschen Wäldern geben die Strahlenschutzexperten aufgrund der geringeren Grundbelastung generell Entwarnung. Aber auch süddeutsche Wildpilze seien bei mäßigem Verzehr kein Risiko: Wer 200 Pilze mit 4000 Bq/kg Cs-137 isst, erhält dadurch knapp ein Hundertstel der jährlichen natürlichen Strahlendosis. Dies entspreche etwa der Höhenstrahlung bei einem Flug nach Gran Canaria, so das BfS." Quelle


    Wie sieht es mit anderen Belastungen aus - Schwermetalle?
    Mein nächster Lieblingspilz, der Parasol, ist ja ziemlich mit Blei, Cadmium und Quecksilber belastet. (Auch wenn er -wie in einer hier in diesem Forum gefundenen Publikation der lvps für in Sachsen-Anhalt gefundene Pilze- einen angenommenen Richtwert von 5 mg/kg in der Trockensubstanz (0.5 mg/kg Frischsubstanz) nicht überschreitet. ( http://www.lvps.de/MBl%2017%20…etalle%201993-99%20ST.pdf )
    Achtet Ihr bei der Auswahl und Menge Eurer Pilze auf die potentielle Schwermetallbelastung?


    Würde mich über Eure Rückmeldungen freuen.:)


    Liebe Grüße Lia

    [font="Impact"]Kein Pilz ist klein genug, um nicht auch ein Glückspilz zu sein. :sun:[/font]

    Einmal editiert, zuletzt von Lia ()

  • Hallo,


    ich habe das mit dem Semmelstoppelpilz auch gelesen und nutze ihn deshalb nicht mehr. Es ist zwar ein guter Pilz, aber ich habe zum Glück genug Alternativen.


    Was bei all den Messungen nicht ausgesagt wird ist die Frage, wieviele der schädlichen Stoffe in den menschlichen Organismus übergehen und wieviel mit dem hohen Ballaststoffanteil der Pilze wieder ausgeschieden werden.
    Quecksilber aus Thunfisch z.B. wird sicher besser aufgenommen, als das aus Pilzen, wenn es z.B. im unverdaulichen Chitin gebunden ist. Ist aber nur eine Vermutung von mir, Beweise habe ich nicht, wäre aber auch an Infos interessiert.

  • Hallo Rad-Pilz,
    werde das auch mal mit dem Pilzberater meiner Stadt besprechen, den ich schon kennengelernt habe. Vielleicht hat er Material. Würde mich auch sehr interessieren, wie viel von der Belastung dann tatsächlich im menschlichen Körper verbleibt, welche Mechansimen es sind, die Schadenspotential mindern oder erhöhen. Hier sind wir bereits im Bereich der Medizin.


    Das Risiko vemehrter Aufnahme von Schwermetallen hängt natürlich von den Pilzarten und ihren Standorten ab, aber ist vielleicht auch individuell bei jedem Menschen unterschiedlich.
    Beispiel: Bei Menschen mit genetisch bedingter vermehrter Eisenaufnahme (Hämochromatose) ist die Aufnahme von diversen Schwermetallen ebenfalls verändert. Bei therapierten Patienten (Aderlasstherapie = schulmedizinische Standardtherapie für Hämochromatose) ist die Aufnahme von Cadmium und Blei nachweislich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gesteigert, wobei man da auch noch keine klaren Erkenntnisse hat, welche Mechanismen zugrunde liegen etc. Würde jedenfalls keinem therapierten Betroffenen raten, den Anischampignon oder andere sehr cadmiumspeichernde Pilze als Einzelgericht dauerzuverzehren...


    Liebe Grüße Lia

    [font="Impact"]Kein Pilz ist klein genug, um nicht auch ein Glückspilz zu sein. :sun:[/font]