Pilze und Erdorchideen

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  • Liebe Pilzkenner,
    ich beschäftige mich mit der Kultur und generativen Vermehrung von Erdorchideen. Dabei habe ich bisher folgende Erkenntnisse gewonnen:


    Erdorchideen, die in der Natur auf Kalkmagerrasen in fast rein mineralischen Böden mit pH-Werten über 7 wachsen, z.B. unsere Riemenzungen Himantoglossum hircinum, sterben in ähnlichem Substrat bei der Topfkultur sehr schnell ab. In bestimmten rein humosen Substraten mit Holzhäcksel oder Rindenmulchmischungen gedeihen sie bei einem pH-Wert von 6 dagegen meist sehr gut.
    Inzwischen konnte ich feststellen, dass die Kultur dann besonders gut klappt, wenn das Substrat bestimmte Lamellenpilze enthält. Ich konnte bereits 3 unterschiedliche Pilzarten erkennen, die alle die gleiche positive Wirkung auf das Orchiedenwachstum zeigten. Hier ein Beispiel:
    2881354233_be2360514c_o.jpg


    Diese Pilze scheinen nichts mit der Ernährung der Orchideen zu tun zu haben. Es sind wohl alle keine Mykorrhiza-Pize. Ihre positive Wirkung auf die Orchideen scheinen darauf zu beruhen, dass sie andere pathogene Pize, Bakterien und ander Mikroorganismen von der Orchideenknolle fernhalten (durch Antibiotika und andere Substanzen), die die Knolle sonst schädigen würden. Die Orchiden selber haben nur geringe Möglickeiten, sich vor pathogenen Feinden zu schützen.


    Meine Frage nun an die Pilzkenner:
    1. Stirbt das Myzel ab, nachdem die Fruchtkörper ihre Sporen abgelassen haben?
    2. Macht das Myzel einen "Winterschlaf", reduziert dabei seinen Stoffwechsel und produziert z.B. keine Antibiotika oder Substanzen, die andere Pilze auf Distanz halten?


    Diese Fragen sind wichtig um zu beurteilen, wie oft man das Orchideenkultursubstrat wechseln bzw. neues Pilzfutter in Form von Nadelholzrinden, Zellulose oder andere Pilznahrung dem Substrat zumischen muss.


    Kann jemand den abgebildeten Pilz identifizieren und sagen auf welchen Substanzen er gern lebt.


    Mit freundlichem Gruße
    Berthold
    Orchideenkultur - Index

  • Hallo,


    an anderer Stelle (Orchideenkultur - Index) hatte ich Berthold eine sehr undifferenzierte Meinung dazu abgegeben. Grobe Richtung Träuschlings- oder Mistpilzartige. Als Bücher hab ich "Pareys Buch der Pilze" und den "Kosmos Pilzatlas" . Den abgebildeten Pilz mit den Hutanhängseln und gleichzeitig grauen Lamellen konnt ich jedoch nicht identifizieren. Die Lamellenfarbe passte bei Psilocybe crobula nicht. Gibt es dabei variationen??


    keine Sorge, wir stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden und wollen das das auch so bleibt


    Gruß Jürgen

  • Meiner Meinung nach ist das ein Träuschling. Solche Träuschlinge toten die Nematoden, dass kann mit der positiven Wirkung auf das Orchiedenwachstum su tun haben. -> z.B. LINK

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

  • hallo Melanie,



    Meiner Meinung nach ist das ein Träuschling. Solche Träuschlinge toten die Nematoden, dass kann mit der positiven Wirkung auf das Orchiedenwachstum su tun haben. -> z.B. LINK


    - Wie wär's mit Stropharia aurantiaca (Orangeroter Träuschling), wächst auf Kompost, Humus, Holzresten.
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    Erstaunlich, was du ausgegraben hast.
    ---> Danke, wieder was dazugelernt.
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    - Ach ja die Orchideen sind ganz schön fies zu den Pilzen:


    ---> Sie benötigen alle wenigstens in ihrer Jugendzeit Mykorrhiza-Partner, die eine "Endomykorrhiza" mit ihnen eingehen und sie hochpäppeln.


    ---> Und später verweigern einige Arten die Bereitstellung von Einfach-Zucker, den die Pilzpartner als Nahrung benötigen oder Zutzeln sie gar "parasitisch aus.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo,



    interessant, hatte bisher gedacht, daß Orchideen nur von reinen Mykorrhizapilzen profitieren. Schön zu sehen, daß es auch anders geht.


    An der Bestimmung kann ich mich nicht beteiligen, aber ich versuche mal die anderen Fragen zu beantworten.


    1. Stirbt das Myzel ab, nachdem die Fruchtkörper ihre Sporen abgelassen haben?

    Nein, es wird am Leben bleiben, solange es noch Nahrung in Form von Holzresten findet.



    2. Macht das Myzel einen "Winterschlaf", reduziert dabei seinen Stoffwechsel und produziert z.B. keine Antibiotika oder Substanzen, die andere Pilze auf Distanz halten?

    Schon, aber das tun die schädlichen Organismen genauso, daher sehe ich hier kein Problem.



    Diese Fragen sind wichtig um zu beurteilen, wie oft man das Orchideenkultursubstrat wechseln bzw. neues Pilzfutter in Form von Nadelholzrinden, Zellulose oder andere Pilznahrung dem Substrat zumischen muss.

    Tja, da kann ich jetzt nur Vermutungen anstellen. Ich würde einmal im Jahr umtopfen, neue Holzreste einarbeiten und einen Teil der alten Erde wiederverwenden.



    Grüße, Carsten