Mit der Straßenbahn in die Pilze

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.306 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nochn Pilz.

  • Eigentlich war gestern –žSchrauben–œ angesagt, aber bereits nach knapp einer Stunde war der Fehler gefunden. Defekte Vergasermembrane. Ohne Ersatzteile ist da Nix zu machen. Also: Plan B, Pilze!


    Aber: wie hinkommen? Das Motorrad zerlegt in der Garage, das Mountainbike zur Inspektion in der Werkstatt und mit dem Auto ist die beste Ehefrau von Allen unterwegs–¦
    Also: Plan B2, mit der Straßenbahn in die Pilze!
    Genauer gesagt, auf den Osterholzer Friedhof. Der ist zwar mit 29,5 ha nur 7,5% so groß wie der Ohlsdorfer in Hamburg, dafür aber mit Bj. 1916 immerhin 39 Jahre jünger.


    Gleich zu Beginn lassen mich die Pilze wissen, was sie von mir halten. Zur Strafe wurde der freche Geselle nicht bestimmt!
    Bild 1: Frechdachs-Stäubling (Scleroderma bartsimpsonii)


    Ein Porling wuchs scheinbar unmittelbar aus der Wiese heraus. Bild Nr. 4 entstand bei einem anderen Fruchtkörper in relativer Nähe. Es handelt sich recht sicher um die gleiche Art.
    Bild 2 bis 4: unbekannter Porling (?) edit: Riesenporling (Meripilus giganteus)



    Der erste Täubling des Tages wurde begeistert einer Geschmacksprobe unterzogen. Der Begriff –žbrennend scharf–œ trifft das Ergebnis einigermaßen. Die Zungenspitze war fünf Minuten taub. Der Pilz hatte einen deutlich wahrnehmbaren Geruch, den ich aber nicht beschreiben kann. Ich habe den Pilz unter atrorubens abgelegt, aber richtig glauben kann ich das noch nicht.
    Bild 5 bis 8: Schwarzroter Speitäubling (Russula atrorubens) edit: Camemberttäubling (Russula amoenolens)




    Dann mal was Einfaches: Perlpilze
    Bild 9: Perlpilz (Amanita rubescens)


    Den Nächsten habe ich überhaupt noch nicht im Griff. Er wuchs wie gesät auf frisch ausgebrachtem Boden mit Holzhäckseln. Er taucht auch im Bild 19 und 20 nochmal auf.
    Bild 10 bis 12: unbekannter Rübling (?) edit: Orangeroter Träuschling ( Stropharia aurantiaca).



    [hr]
    Nun mal wieder was Leichtes: Eine große Gruppe Karbolegerlinge. Zu Hause habe ich noch die Stielbasis-Rubbelprobe gemacht: sofortiger Umschlag in –žGelb–œ. Geruch wie Heftpflaster.
    Bild 13 bis 15: Karbolegerling (Agaricus xanthoderma)



    Eine Menge Rotfußröhrlinge waren zu finden. Bei diesem Exemplar gefiel mir der Stiel besonders gut. Weiter aufgedröselt habe ich ihn nicht, als Arbeitstitel muss rubellus herhalten.
    Bild 16 bis 17: Blutroter Röhrling (Xerocomus rubellus)


    Überall waren Täublinge zu finden, es waren mindestens 10 verschiedene Arten. Auf weitere Geschmacksproben legte ich aber keinen gesteigerten Wert.
    Bild 18: unbestimmter Täubling


    Der Letzte gefiel mir besonders gut. Ich kam noch mal an der Rüblings(?)-Stelle vorbei und wollte noch weitere Bilder schießen, als er mir auffiel. Ich denke, es ist der Misttintling .
    Bild 19 bis 24: Misttintling (Coprinus narcoticus)






    Ein vielversprechender erster Ausflug auf diesem größten Bremer Friedhof. Das werde ich sicherlich nochmal wiederholen.


    Schließlich hält die Straßenbahn gleich bei mir ums Eck.

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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    "Es gibt Gottsucher, Ichsucher und Schwammerlsucher" (G. Polt)



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  • Hallo Hans,


    für meine Anfängeraugen sieht das nicht so nach Rübling aus. Sind die nicht auch eher Hellsporer? Könntest du dich mit dem ziegelroten Schwefelkopf anfreunden? Da scheinen mir Sporenfarbe, Standort, Habitus und Geselligleit ganz gut zu passen.


    Wie gesagt: Anfängermeinung.


    LG, Craterelle


    Edit: Vorschlag zurückgezogen. Der Träuschling passt von Lamellen und Stiel her doch besser.

  • Der Porling müsste der Riesenporling (Meripilus giganteus) sein, der scharfe graue Täubling ist entweder der Camemberttäubling (Russula amoenolens) oder Russula sororia (deutscher Name: keine Ahnung!). Der von dir vorgeschlagene Schwarzrote Täubling (R. atrorubens) ist ein Pilz aus dem Gebirgsnadelwald, also auf einem Hamburger Friedhof nicht zu erwarten. Die Orangeroten auf Holzhäcksel könnten Orangerote Träuschlinge (Stropharia aurantiaca) sein.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Bei deinem letzten Pilz ist die Hasenpfote, Coprinopsis lagopus eine wahrscheinliche Möglichkeit. Da gibt es noch einen sehr ähnlichen Coprinus dessen Name mir aber gerade nicht einfällt. Mein Essen ruft auch nach mir.


    Interessant dich auf einer Friedhofstour zu sehen. :cool:


    Bei manchen Pilzen auf dem Friedhofacker muß man nachhaken ob sie es auch tatsächlich sind und hingehen, sie pflücken und umdrehen. Manchmal wird man überrascht mit einer Art die man nicht erwartet hat und die einem überhaupt noch nie in den Weg sprang.
    Vom Tränenden Saumpilz z.B. gibt es noch andere seltene zu finden, Körnchenschirmlinge haben mich auch schon genarrt und viele weitere Arten verstecken sich da. Also öfters mal nachhaken. :evil:


  • ..., der scharfe graue Täubling ist entweder der Camemberttäubling (Russula amoenolens) oder Russula sororia (deutscher Name: keine Ahnung!). ...


    Russula amoenolens: Sporenpulver 3b: passt; Hutrand mit höckeriger Riefung: passt; Geruch typisch wie frischer Camembert: genau! Das wars also.


    Hutrand:


    Vielen Dank an Alle, die hier helfen. Der Lerneffekt ist super! :thumbup::thumbup:
    [hr]


    Bei deinem letzten Pilz ist die Hasenpfote, Coprinopsis lagopus eine wahrscheinliche Möglichkeit. Da gibt es noch einen sehr ähnlichen Coprinus dessen Name mir aber gerade nicht einfällt. ...


    Hasenpfote (C. lagopus); Vorkommen: einzeln, nicht auf Mist und Dünger
    Struppiger Tintling (C. cinereus): könnte eher passen
    Misttintling (C. narcoticus): ...nach Aufreißen der Hülle wird der bläulich-graue Untergrund sichtbar, Scheitelgrund ockerlich-bräunlich, alter Hut schwarz-fetzig wegtrocknend, nicht zerfließend.


    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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  • ...Russula amoenolens: genau! Das wars also.


    Gerade habe ich beim Aufräumen den aktuellen Tintling in die Finger bekommen (hatte ich bisher nur kurz durchgeblättert): S. 24: "Der Camembert-Täubling ... schmeckt brennend scharf. Was ihn genauso scharf von den anderen Kammtäublingen abgrenzt."


    ...man sollte ihn gleich lesen, wenn er in der Post ist! :shy::D

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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  • Eieiei ... schwierige Kiste mal wieder.


    Den Struppie meinte ich, richtig.


    Jetzt haben wir also 3 Kandidaten. Misttintling ist übrings etwas verfänglich. Ich mußte erst mal heraus bekommen welchen du meinst.


    Dein narcoticus hat, zugegeben, einige Merkmale die gut passen. Ich bin ja auch kein Kenner der Materie und habe eben ein bißchen dazu rumgelesen. Leider sind die Beschreibungen uneinheitlich. Zum Beispiel heißt es mal dieser Tintling zerfließe nicht, woanders behauptet man er tue es doch. HIER mal ein Portrait von ihm. Lese ich die Merkmale so mag ich ihn nicht ausschließen bzw. wundere ich mch aber doch über den Fund - selten, Mist, Wald wären Stichpunkte des Zweifelns. Aber auch die Bilder betrachtend sehe ich noch Unterschiede. Der sieht im Portrait so wollig aus wie die Filzlaus.
    Ach ja. Stank er denn deutlich nach Leuchtgas ?


    Beim Struppigen und der Hasenpfote komme ich, wie immer wieder mal, zu keiner Meinung. Ich lese und sehe da einfach viel zu viel verschiedenes. Ich glaube da jetzt niemandem mehr. Da müßte jemand zum ultimativen Fachmann ausgerufen werden und dessen Beschreibung lasse ich dann "vielleicht" gelten.


    Aber Tintlinge hast du definitiv gefunden, Hans. :evil:
    Mehr glaube ich jetzt auch nicht mehr zu wissen. ;(


  • ...Aber Tintlinge hast du definitiv gefunden, Hans. :evil:
    ...


    Achso..
    [hr]


    ... HIER mal ein Portrait von ihm. Lese ich die Merkmale so mag ich ihn nicht ausschließen bzw. wundere ich mch aber doch über den Fund - selten, ...
    Ach ja. Stank er denn deutlich nach Leuchtgas ?
    ...


    Ob und welcher Geruch weiß ich nicht mehr, da muss ich wohl nochmal hin. Auffallend war, dass die Velumflocken sehr leicht abstreifbar waren, schon nach dem Einpacken in Papiertütchen war die Hälfte weg.
    In meinem DÄHNKE sahen die dort abgebildeten Pilze den meinen sehr ähnlich. Auch denke ich, dass der braune Scheitelfleck für C. narcoticus spricht.

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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  • Hallo Ihr Lieben,




    Ihr glaubt gar nicht, wie Ihr mich jetzt beruhigt habt. Ich dachte schon.....ich hätte se nicht mehr alle. Auf einem Friedhof nach Pilzen Ausschau zu halten. Dafür bin ich von meinen Eltern in jungen Jahren sehr gerügt worden. Verstehen konnte ich das damals nicht. Und heute auch nicht. Und siehe da......es gibt noch mehr Friedhofspilzesammler.


    Der Ohlsdorfer Friedhoff in HH ........da führt eine ganz normale Verkehrsstraße durch. Ich fand das sehr ungewöhnlich.............aber jetzt kenn ichs ja.


    Außerem sind da einige Bilder dabei, die finde ich coooool. Gerade die für die Wohngemeinschaften. Richtig klasse. Ich mag diesen Tread sehr.





    Liebe Grüße





    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!


  • Hallo


    so dunkle Schuppen hat der Karbol aber nicht, guck mal bei den Federvieh-Champis


    Gruss
    Fenrir


    Dein Einwand hat mich echt einige Zeit beschäftigt. Ich tendiere mittlerweile auch zum Rebhuhn-Chamignon. Einer der Pilze in Bild 13 gilbt deutlich am Hutrand. Leider habe ich mich nicht gut mit dem Ring beschäftigt. ...nächstes Mal! ;)

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hans!


    Coprinus macrocephalus wächst in der Tat nur auf Mist bzw. auf mit Dung durchsetztem Stroh. Deiner gehört also eher in die Verwandschaft der Hasenpfote (Coprinus lagopus). Aber frag mich nicht, welche Art aus der Gruppe. Da wird's dann schwierig im einzelnen.


    Die Hühner sind übrigens Champis von ziemlich schlankem, schmächtigem Wuchs. Das passt hier nicht. Deine Karbolis sind schon Agaricus xanthodermus, Karl hat die Variationsbreite dieser Art >hier< sehr schön dargestellt.



    LG, pablo.

  • "Veränderlicher Karbol-Egerling"... aber echt, do!
    Danke für die Hinweise, Pablo. Und Gute Besserung. ;)

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
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