Xerocomykologie Vol.I

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.479 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Filzerfreunde!


    Der hier liegt seit einiger Zeit bei mir rum und rätselt mich.
    Ich habe sowohl Hemmungen, den als X. engelii / communis einzuordnen, auch X. cisalpinus will nicht passen.


    Also nun mal der Reihe nach. Gefunden habe ich den auf dem mannheimer Hauptfriedhof und zwar zwei mal: Am 22.07.2014 und am 01.08.2014.
    Und zwar hier:

    Der Standort ist sicher nicht besonders feucht, aber während der Dürrekatastrophe hier im Frühjahr und Frühsommer wurde da auch immer wieder gewässert, wie ich gesehen habe.
    Die Bäume die dort stehen sind Tränenkiefer und Eibe. In einiger Entfernung gibt es noch Hainbuche (ist im Hintergrund des Bildes zu erahnen) oder eben die immergrünen Sträucher auf den Gräbern.
    Die Fruchtkörper fanden sich in beiden Fällen an dem Weg auf dem Stück zwischen dem Stamm der Kiefer und der Bank. In der Umgebung Fehlanzeige.


    Am 22. 07. gab es nur einen Fruchtkörper:


    Ich hänge einfach mal die Beschreibung an, die ich mir notiert hatte (die betrifft beide Funde):
    Hut bis 6 cm breit; Huthaut feinfilzig, im Alter vom Rand her kleinfeldrig aufbrechend, eher schülferig als feldrig; Hut jung mit Brauntönen mit etwas Olivbeimischung, zum Hutrand hin gelblich, Im Alter zum Hutrand hin rosarot, Hutmitte braun bleibend
    Stiel bis 10 cm lang, dünn, zylindrisch; Oberfläche auf blassgelblichem Grund stark und dicht rot überfasert, rote Fasern auf der ganzen Stiellänge, lediglich die Spitze unter den Röhren jung gelb; Stielbasis darüber cremeweißlich überfilzt, Basismycel weißlich; Stiel auf ganzer Länge bei Druck rasch und deutlich blauend.
    Röhrenjung zitronengelb, auch im Alter kaum mit Ollivtönen, bei Verletzung stark und rasch blauend;
    Poren gleichfarben, auf druck blauend, rundlich bis deutlich eckig;
    Fleisch im Hut blassgelb, unter der Huthaut bei frischem Schnitt bis ca. 1mm rosa durchfärbt, im Stiel vor allem zur Basis hin kräftig gelb, in der Stielbasis gelbbraun bis rotbraun, ohne rote Pünktchen; vor allem im Hutbereich schnell und kräftig blauend, nach wenigen Minuten auch im gesamten Stielbereich blauend;
    nach Verschwinden der Blaufärbung im Hut blassocker bis cremefarben, mit rötlicher Einfärbung über den Röhren, im Stiel cremefarben bis gelbbraun, vor allem zur Basis hin, bei älterem Fruchtkörper Stielbasis rötlich.


    Zwei Aufnahmen nach Rückgang der Blaufärbung habe ich noch vom ersten Fruchtkörper:


    Und eine Detailaufnahme der Hutoberfläche:


    Die habe ich mir auch mal scharf angeguckt, aber mir fehlt da total die Erfahrung bei Filzern, das zu beurteilen.



    Sorry wegen den grottenschlechten Aufnahmen.
    Ist im Grunde nichts anderes als ein Palisadoderm aus Ketten von aufgeblasenen, kräftig inkrustierten Zellen.


    Sporen aus Abwurf:

    Ein Strich ist 10 µm. Die eingekreisten waren auffällig. Durchs Okular ist es deutlicher. Aber ich lehne mich trotzdem nicht so weit aus dem Fenster zu behaupten, daß das truncat wäre.


    Besser mal noch ein paar Makromerkmale gucken. :)
    Das hier wäre also die zweite Kollektion vom 01.08:



    Und auch hier wieder nach dem Entfärben:


    HDS ist wieder ähnlich aufgebaut:


    Und die Sporen:


    Jede Spur, die ich bisher da verfolgt habe, stellt mich nicht zufrieden.
    Darum nun die Frage:
    Was ist das und kann man das irgendwie einordnen?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    das passt iwie zu meinem "Rosenbeetröhrling", den Jürgen als X. communis eingestuft hat. Gerade die letzten Bilder erinnern mich sehr an den. Das Blauen passt auch gut dazu. ;)


    Mehr kann ich leider nicht dazu sagen; hoffe ich konnte dir helfen.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi Pablo,


    was genau stört dich denn an X. cisalpinus? Genau so hätte ich mir den nämlich vorgestellt. ;)


    LG, Jan-Arne

  • X. cisalpinus sollte einen trüber olivgrau gefärbten Hut haben, die hier gezeigten Hüte sind ziemlich freudig gelbbraun. Außerdem blaut X. cisalpinus im Hut nicht oder wenn, dann nur sehr blass. So glaube ich das verstanden zu haben.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Und genau das war der Fund, den ich in deinem Thread angesprochen hatte, den ich recht ähnlich fand. ;)
    Aber hier ist schon das intensive und schnelle Blauen anders, der schlankere Habitus muss nicht viel heißen, aber auch der intensive Rotton am Stiel macht mich stutzig. Und rote Pünktchen in der Stielbasis gab es hier bei keinem untersuchten Fruchtkörper.



    Hallo, Jan - Arne!


    X. cisalpinus ist mir noch nie mit so intensiven Rottönen am Stiel begegnet und blaut im Hut eigentlich viel schwächer. Auch die Huthaut ist untypisch. Die reißt bei X. cisalpinus eigenltich gröber feldrig auf.
    Edit: Genau, siehe Stephans Kommentar. :thumbup:
    Hutfarben sollten auch etwas anders sein.



    Das intensiver Blauen im gesamten Fruchtkörper und die überwiegenden Rottöne am Stiel sollten auch X. bubalinus ausschließen, nur so bevor hier jemand auf den Gedanken kommt. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Ah jetzt ja. Stimmt. Das ist aber auch 'ne Gattung! :D


    Danke für die Aufklärung und viel Erfolg bei der weiteren Artensuche. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    bei meinen Röhrlingen, hatte ich auch keine rosa Pünktchen in der Stielbasis. Ansonsten hast du was in deiner Meelbochs, ääh Mehlbox, oder wars die Mailbox, das dir weiterhelfen könnte. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Pablo,
    Schritt 1 der Pilzbestimmung (Erheben der Merkmale) hast du erfolgreich durchgeführt, jetzt kommt der Schritt 2 (Abgleich der erhobenen Merkmale mit den Literaturreferenzen; Simonini/Ladurner?). Um den kommst du nicht herum. Der Bestimmungsfrust setzt meist erst bei Schritt 2 ein, nicht schon bei Schritt 1.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Danke!
    Mit dem Schlüssel lande ich bei X. rubellus.
    Das war übrigens die Art, die ich auch bisher favorisiert hatte. Wenn da nur die Hüte wenigstens ein bisschen röter wären. Denn gerade junge Fruchtkörper der Art kenne ich mit einer immensen Strahlkraft.



    Hallo, Stephan!


    Ja, Literatur ist noch etwas dünn.
    Ladurner & Simonini steht noch in der Warteschleife. Ansonsten hatte ich schon einiges probiert (vom Schlüssel von Harald Andres bis zu dem von Thomas Rödig). Aber wie gesagt: So richtig zufrieden hat mich da nichts gestellt...



    LG, pablo.