Schiefknolliger Anis-Champignon?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.781 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Onkel Tom.

  • Hallo erstmal! :)


    Bin neu hier und bräuchte gleich mal eure Hilfe. Ich war heute auf Pilzjagd und dabei sind mir ein paar unbekannte Pilze untergekommen. Vielleicht könnt Ihr mir ja bei der Bestimmung helfen.


    Fundort war Buchenmischwald (mit einigen Fichten u. Kiefern usw.).


    Der Hut (13cm) ist weiß mit gelbbraunen Flecken und leichter Schuppung. Fleisch weiß nicht rötend evtl. etwas bräunend, gilbend(?).
    Der Stiel (17cm/ca.1cm) ist fasrig weiß mit bräunlichen Stellen, hohl. Stielfleisch auch weiß. Der Stiel weißt eine kleine Knolle auf, die schief angewachsen ist.
    Der Hut lässt sich relativ leicht vom Stiel trennen.
    Die Lamellen würde ich als rosa-braun-gräulich (??) beschreiben. Sie sind freistehend. Nicht alle Lamellen gehen bis zum Stiel durch.
    Bedeckt waren die Lamellen von einer flockigen, in Stielnähe aber fasrig-glatten Haut.
    Beim Geruch tu ich mich etwas schwer, aber ich hätte ihn als champignonartig :rolleyes: mit vielleicht etwas mandelgeruch beschrieben. Kann aber auch sein, dass ich mir den erst einbilde, seit ich den Geruch im Pilzbuch gelesen hab.
    Ich vermute einen schiefknolligen Anis-Champignon, was meint Ihr?


    Die Bilder weißen leider z.T. einen Rotstich auf, der aber in Natura nicht vorhanden war. :shy:


  • Mit Mandelartig könntest du den Anisgeruch meinen. Kennst du Anisplätzchen zur Weihnachtszeit? Oder, wenn du dir den Alkohol wegdenken kannst, Ouzo :D
    Ich würde sagen, deine Bestimmung passt. Allerdings sieht das aufgeschnittene Exemplar auch im Hutfleisch schon ziemlich verwurmt aus. Ich nehme bei Champis am liebsten die kleinen, noch völlig zugeschirmten. Da muss man aber dringend mit den Bestimmungsmerkmalen aufpassen und diese auch wirklich gut kennen, bzw. hauptsächlich Knollenblätterpilze gut kennen, weil die Form bei Jungpilzen sehr ähnlich ist.

    Bestimmungsversuche sind niemals eine Verzehrfreigabe! Ich bin längst kein Profi und kann mich auch mal irren. Ich übe um zu lernen ;)


    95 Chips

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tom!


    Gute Anfrage, danke!


    Also der Lamellenfarbe nach haben wir es mit einem Champi zu tun.
    Es ist ein Gilber, aber er gilbt nicht in der angeschnittenen Stielbasis.
    Dein GEruchseindruck sollte das bestätigen.
    Er ist für Agaricus essettei zwar etwas groß gewachsen, sollte aber noch im Rahmen sein. Ausprägung der Knolle passt auch sehr gut.


    Fazit: Ich würde deine Bestimmung hier bestätigen. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Super, danke euch! :thumbup:


    ich hab da leider echt ein Problem mit den Gerüchen. Anis kann ich da nicht wirklich rausriechen, aber das liegt wohl eher an meiner Nase als am fehlenden Anis-Geruch. :( Bei Ouzo riech ich das immer :D


    Zum Essen war der auch nicht gedacht, wollte den nur mal bestimmen da ich heute mehrere davon gefunden hatte.
    Und nachdem der eh bewohnt ist, kommt das Verspeisen auch jetzt nicht in Frage. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tom.


    Der Geruch ist meist bei jungen Fruchtkörpern sehr viel deutlicher und dann auch eher wie Marzipan.
    Aber die Merkmale kannst du dir ja mal einprägen. Wenn du auch die jungen sicher erkennst, ist das ein sehr guter Speisepilz.



    LG, Pablo.

  • Hallo!

    Zitat


    Der Geruch ist meist bei jungen Fruchtkörpern sehr viel deutlicher und dann auch eher wie Marzipan.


    Diese Aussage habe ich übrigens letztens nachgeprüft, weil die Pablo nicht zum ersten Male gemacht hat.
    Frische junge Fruchtkörper (sicherlich nicht nur junge(?), rochen tatsächlich eindeutig nach Marzipan und nicht nach Anis!!).
    Pablo, auf dich ist Verlass!!


    Für den hier dargestellten wöllte ich mich nicht festlegen. Ist eben was aus dem Bereich der Anis-Egerlinge. Ich glaube, da gibt es auch sehr großhütige Vertreter, z.B. A. macrocarpus:
    http://www.pilzepilze.de/cgi-b…9.pl?noframes;read=160585


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo,



    - Den Anisgeruch (ich halte den Fund auch für A. essettei" kann man wohl nicht ausrotten.
    ---> Warum: Der deutsche Name ist leider "Schiefknolliger Anis-Egerling"


    - Mein Problem ist: Ich kenne diese Art seit 40 Jahren, schnuppere an jedem Fruchtkörper, und (darauf habe ich schon vielfach hingewiesen) alle (jung oder Älter, ohne Ausnahme) riechen eindeutig nach Marzipan.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd!


    Zitat


    - Mein Problem ist: Ich kenne diese Art seit 40 Jahren, schnuppere an jedem Fruchtkörper, und (darauf habe ich schon vielfach hingewiesen) alle (ohne Ausnahme!!!) riechen eindeutig nach Marzipan.


    Na, ist doch prima, wenn wir uns da einig sind. Ich würde das nicht als Problem bezeichnen.
    Bleibt also übrig, nach dem ultimativen Champignon mit "Anisgeruch" zu suchen. :)


    VG Ingo W

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  • Noch eine Frage zu den Champignons im Allgemeinen (bin da leider noch recht unerfahren...):


    Gibt es eigentlich eine Kombination von Merkmalen woran man die ziemlich sicher erkennen kann?
    Also so, dass man mit Sicherheit sagen kann dass es sich um einen Champignon handelt, der aber ggf. noch näher bestimmt werden muss?


    Also die Unterscheidung zum Knollenblätterpilz ist mir (zumindest weitgehend) bekannt. Aber welche Kriterien machen denn den Pilz zum Champignon? Es gibt ja bestimmt noch andere Pilze mit denen man Champignon verwechseln könnte, oder?


    Danke & Viele Grüße
    Tom

  • Hallo Tom,


    123Pilze hat dazu einen simplen "Schlüssel" (mit Hinweis, dass es aber nur für Fortgeschrittene gilt)


    Aber du fragtest ja auch nach generellen Erkennungsmerkmalen der Gattung.


    Ich zitiere einfach mal Wikipedia (Fettmarkierung von mir).


    "Champignons bilden in Hut und Stiel gegliederte, meist fleischige und je nach Art kleine bis sehr große Fruchtkörper. Die Huthaut ist weiß, gelblich oder braun gefärbt, bei manchen Arten auf Druck oder bei Verletzung gilbend. Die Oberfläche kann glatt, faserig oder schuppig beschaffen sein, jedoch stets trocken und nie schmierig. Der Hutrand ist ungerieft. Die Lamellen stehen frei und meist dicht gedrängt. Im jungen Zustand sind sie blass grau bis rosa, bei Reife der Sporen durch selbige schokoladenbraun bis purpurschwarz gefärbt. Die Lamellenschneide ist bisweilen ganzrandig feinflockig besetzt. Der Stiel steht zentral und lässt sich leicht vom Hut abtrennen, er ist zylindrisch oder keulig und wird im Alter häufig hohl. An der Basis kann der Stiel eine Knolle aufweisen, aber keine Volva.


    Dagegen besitzen die Champignons ein Velum partiale, das als nicht verschiebbarer, manchmal doppelter, häufig leicht vergänglicher Ring oder zumindest als Velumrest am Stiel zurückbleibt. Das Hutfleisch kann unveränderlich weiß sein oder bei Verletzung mehr oder weniger gilben oder röten. Die Konsistenz des Stielfleischs ist mitunter zähfaserig. Einige Arten riechen spezifisch nach Anis, Mandeln oder Phenol. Viele Arten zeigen lebhafte Farbreaktionen mit Reagenzien wie Kalilauge oder Phenol."

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    95 Chips

  • Danke Dir!


    Auf die Seite bei 123Pilze war ich bereits gestoßen. Die ist auch recht aufschlussreich, wenn man sicher einen Champignon vor sich hat. :thumbup: Aber mir geht es ja eher darum, zu erkennen, ob ein Pilz evtl. ein Champignon ist.


    Wenn ich Dich bzw. Wikipedia richtig verstehe, dann sind es hauptsächlich die Lamellen-/Sporenfarbe, Velumrückstände/Ring und die entsprechende Stielbasis, die einen Pilz also in Richtung Champignon einordenbar machen?


    Und danach Augenmerk auf Färbung, röten, gilben ...uuuund natürlich auf den Geruch.


    Mal sehen, wann ich die nächsten Champignons finde... :cool:


    Viele Grüße
    Tom

  • Prinzipiell ja. Es ist aber auch etwas einfach der Erfahrungswert und die Gesamterscheinung. Ich habe jetzt schon oft Champis gesammelt (mit Sicherheit nicht so oft, wie viele andere hier) und bin mir da immer schon auf ersten Blick sicher. Bzw manchmal behalte ich im Hinterkopf "Erst mal Knolli und Nicht-Champi einwandfrei ausschließen", dann eben anhand der Lamellenfarbe. Auch der Tatsache, dass die Lamellen freistehend sind. D.h. sie sind nicht am Stiel angewachsen, und wenn du dem Pilz unters Röckchen guckst, siehst du am Stielseitigen Ende der Lamellen eben eine Rundung.


    Dann eben auch noch der Geruch, wobei ich da jetzt zum Beispiel nicht mit Egerlingsschirmlingen verglichen habe. Sollte ich mal tun, wenn mir welche begegnen. Aber die Lamellen sind bei der Gattung wohl eher weiß und zartrosa, also schon mal nicht dieses intensive Schokobraun bei voll ausgewachsenen. Und die "Statur" scheint mir, wenn ich Bilder vergleiche, einfach anders.


    Fang ruhig mit den Anischampis an. Geh stark nach dem Geruch und überprüfe auch immer wieder den Knollenansatz mit einem Schrägschnitt (wobei bei deutlichem Anisgeruch eigentlich schon zu 100% der Karbolegerling ausgeschlossen ist; ich mache das aber für die 101%-ige Sicherheit trotzdem ;) ). Und dann bekommst du ein Auge für die Gattung und lernst vielleicht nach und nach die anderen gut kennen.

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