Drei Unbekannte aus der Schaabe (Rügen)

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.630 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bauernhelmi (†).

  • Hallo zusammen,


    ich war gestern im Zuge des Besuchs der Störtebeker Festspiele vorher noch ein wenig in der Schaabe auf Rügen unterwegs. Aufgrund eines Tipps meiner Kollegin bin ich dort auf Maronenjagd gegangen, welche auch recht erfolgreich war.


    Allerdings gibt es dort neben den Maronen auch einige Täublinge sowie andere Pilze zu bewundern. Drei davon habe ich mal mitgenommen um sie näher zu bestimmen. Ich habe die Details mal aufgeschrieben und möchte Anfragen, ob ich dabei richtig liege. Es geht mir dabei nicht darum eine Essfreigabe (die es ja eh nicht gibt ;)) zu erhalten, sonder einfach darum, ob ich mit einen Vermutungen richtig liege.


    1. Exemplar


    Beschreibung Hut:
    - Durchmesser: 7 cm
    - gelblich bis orange, nach einem Tag eher orange-rötlich
    - Hutoberfläche glatt, am Rand etwas gerieft
    - Huthaut an verletzten Stellen schwarz


    Fotos Hut:



    Beschreibung Fruchtschicht:
    - Weiß (auch unter der Huthaut)
    - Lamellen am Stiel frei
    - Lamellen sind brüchig
    - Lamelle zunächst weiß, werden aber später beige (an verletzten Rändern schwarz)


    Fotos Lamellen/ Querschnitt:



    Beschreibung Stiel:
    - Stiellänge 6cm
    - Glatte Oberfläche mit kleinen Rillen
    - Brüchig (Täubling)
    - Kein Ring
    - Stiel zuspitzend, keine Knolle etc.
    - Innen feste Fleisch, an Verletzungen zunächst grau, dann dunkelgrau (fast schwarz) färbend, Reaktion dauert länger (nicht sofort wie bei Hexenröhrlingen etc.)


    Foto:


    Beschreibung Geruch::
    - sowohl unverletzt, als auch beim reiben oder Streichen sehr milder, angenehmer Geruch. Später kaum mehr wahrnehmbar.


    Beschreibung Geschmack:
    - mild (auch nach längerer Zeit keine einsetzende Schärfe)


    Beschreibung Färbeverhalten:
    - schon vorhandene Färbung ohne eigenes Zutun? (Stilinneres ist grau)
    - Verfärbung bei Druck oder Schnitt? (grau, dann dunkelgrau, direkt an den Rändern fast schwarz)


    Beschreibung Ökologie und Fundumstände:
    - Küstenwald mit Kiefern, Moosiger Boden mit Gräsern und Blaubeeren
    - Maronenröhrlinge, andere Täublinge
    - Standort auf Moos mit Nadelstreu, mit vielen anderen gleich aussehenden Täublingen aller Altersklassen. Ebenfalls Stiele außen leicht grau, im Innern dunkler.
    - ph-wert des Bodens: k.A. (Fundort Schaabe auf Rügen)


    Sporenpulver:
    hell, creme - keine starke farbliche Ausprägung


    Meine Idee: Orangeroter Graustieltäubling, da keine Birken vorhanden sind und Hut mehr ins orangene, rötliche überging
    ___________

    2. Exemplar:


    Beschreibung Hut:
    - Durchmesser: 7 cm
    - dunkelrot bis rotbraun
    - Hutoberfläche glatt, nicht gerieft
    - Unter der Hauthaut rötliches Fleisch, keine farblichen Veränderungen bei Verletzungen


    Fotos Hut:



    Älteres Exemplar:



    Beschreibung Fruchtschicht:
    - Weiß, unter der Huthaut rot
    - Lamellen am Stiel frei
    - Keine Farbe auszumachen, weiß oder helle Farbtöne ?
    - Lamellen sind brüchig


    Foto:


    Beschreibung Stiel:
    - Stiellänge 6cm
    - Glatte Oberfläche mit kleinen Rillen (kaum ausgeprägt)
    - Brüchig (Täubling)
    - Kein Ring
    - Stiel zuspitzend, keine Knolle etc.
    - Innen feste Fleisch, an Verletzungen keine Veränderung der Farbe


    Foto:


    Beschreibung Geruch::
    - frisch leichter Geruch nach Rettich, leicht scharfer Geruch. Nicht Pilztypisch.


    Beschreibung Geschmack:
    - mild, schärft nicht


    Beschreibung Färbeverhalten:
    - schon vorhandene Färbung ohne eigenes Zutun? (nein)
    - Verfärbung bei Druck oder Schnitt? (Erst nach einem Tag wird der Pilz an Verletzungen dunkler)


    Beschreibung Ökologie und Fundumstände:
    - Küstenwald mit Kiefern, Moosiger Boden mit Gräsern und Blaubeeren
    - Maronenröhrlinge, andere Täublinge (siehe oben)
    - Standort auf Nadelstreu mit Gras, mit vielen anderen gleich aussehenden Täublingen aller Altersklassen.
    - Ph-Wert des Bodens: k.A. (Fundort Schaabe auf Rügen)


    Sporenpulver:
    Bisher keine Sporen abgesondert... ggf. reiche ich das nach, der Pilz liegt noch ;)


    Hier hab ich keine Idee, was für ein Täubling es sein könnte.
    ___________
    3. Exemplar:



    Beschreibung Hut:
    - Durchmesser: 7 cm
    - beige bis gelb, im Wald eher gelb, bei Trocknung nachlassend
    - Hutoberfläche rau, kleine Unebenheiten, gerade zum Hutrand hin, kleine Risse im Hutrand
    - Unter der Hauthaut weißes Fleisch, keine farblichen Veränderungen bei Verletzungen




    Beschreibung Fruchtschicht:
    - Weiß
    - Lamellen am Stiel frei, nicht stark angewachsen, Stiel leicht abzulösen.
    - Lamellen leicht bräunlich
    - Lamellen brechen beim Streichen ineinander, fallen aber nicht vom Hut


    Beschreibung Stiel:
    - Stiellänge 10 cm
    - Stiel mit Manschette, unterhalb Glatt, darüber leicht flockig
    - Fleisch faserig, insbesondere der Stiel
    - Stiel zuspitzend, keine Knolle (!) etc.
    - Innen feste Fleisch, an Verletzungen keine Veränderung der Farbe


    Beschreibung Geruch:
    - pilzartig mild, ein wenig wie der Maronenröhrling


    Beschreibung Geschmack:
    - keine Geschmacksprobe durchgeführt, da nicht sicher bestimmt


    Beschreibung Färbeverhalten:
    - schon vorhandene Färbung ohne eigenes Zutun? (nein)
    - Verfärbung bei Druck oder Schnitt? (nein)


    Beschreibung Ökologie und Fundumstände:
    - Küstenwald mit Kiefern, Moosiger Boden mit Gräsern und Blaubeeren
    - Maronenröhrlinge, andere Täublinge (siehe oben)
    - Standort auf Moosbank. In der Nähe Täublinge und Röhrlinge.
    - Ph-wert des Bodens: k.A. (Fundort Schaabe auf Rügen)


    Sporenpulver:
    Erbräunlich, braun, evtl. auch Zimtfarben (etwas schwächer)



    Meine Idee: Reifpilz


    So, ich hoffe die Infos reichen um hier weiterzukommen. Vielleicht habe ich ja sogar richtig getippt. Wie gesagt, hier geht es um den Spaß an der Freude, die Pilze sollen nicht in den Kochtopf.


    Danke vorab für eure Hilfe. :)


    Grüße
    Richard

  • Hallo Richard


    1 + 3 sind für mich richtig bestimmt.


    Bei 2 befürchte ich, dass der ausgebeitete große Frk. eine andere Art ist. Ohne SSP-Farbe und am besten Ornament, möchte ich mich nicht festlegen.
    Bei Deiner tollen Beschreibung macht es aber schon fast Spaß, sich näher mit den Funden zu beschäftigen. Dem Buckeltäubling fehlt schon mal der Buckel und dann kommt er auf jeden Fall in Frage. Auch R. integra kann möglich sein. Wenn Du den großen Frk. nicht probiert hast, ist R. sardonia (sehr scharf) möglich.


    LG Karl

  • Hallo Richard!


    Wow, da hast du dir aber richtig Mühe gegeben beim Beschreiben.
    Ich sehe übrigens ebenfalls sicher den Orangeroten Graustiel-Täubling (Russula decolorans) und den Reifpilz (Rozites caperatus).


    Beim roten Täubling müsste man sich mal auf die reale Farbe einigen. Im Wald aufgenommen ist deiner ja violettrot und auf den letzten Bildern sieht er weinrot aus.
    Der zurückbleibende Farbstreifen am Hutrand beim Abziehen der Huthaut, der ist mir letzte Woche auch beim Buckel-Täubling (Russula caerulea) aufgefallen. Keine Ahnung, ob das eine Relevanz beim Makro-Bestimmen hat. Wahrscheinlich eher nicht.


    Zitat


    Beschreibung Fruchtschicht:
    - Lamellen am Stiel frei
    - Keine Farbe auszumachen, weiß oder helle Farbtöne ?


    "Frei" ist was anderes. Deine werden wohl ausgebuchtet angewachsen sein.
    Kein Farbe auszumachen? Sind im letzten Bild die Lamellen weiß??


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo zusammen,


    erst einmal vielen Dank für euer Feedback. Ich freue mich, dass meine Ausführungen gefallen finden und ausreichend sind. Ich muss aber dazu sagen, dass mich die Erstellung der ausführlichen Beschreibung selbst ja schon auf den richtigen Weg gebracht hat. Von daher ist es ja nicht verkehrt, sich an die Liste aus dem Forum zu halten.


    Zitat von "Karl W"

    Dem Buckeltäubling fehlt schon mal der Buckel und dann kommt er auf jeden Fall in Frage. Auch R. integra kann möglich sein. Wenn Du den großen Frk. nicht probiert hast, ist R. sardonia (sehr scharf) möglich.


    Den großen habe ich leider nicht probiert. Die beiden standen nur direkt nebeneinander, daher meine These, dass sie zusammen gehören. Das muss natürlich nicht so sein.


    Zitat von "Ingo W"


    Beim roten Täubling müsste man sich mal auf die reale Farbe einigen. Im Wald aufgenommen ist deiner ja violettrot und auf den letzten Bildern sieht er weinrot aus.


    Leider hat es mit Sporenabdruck immer noch nicht geklappt. Bei der Außenaufnahme, sowie der Innenaufnahme handelt es sich aber um ein und denselben Pilz. Außen jedoch mit Handykamera, innen mit Kompaktkamera fotografiert. Daher wohl auch der farbliche Unterschied. Ich würde mich, da er vor mir liegt, eher auf "Weinrot" einigen wollen. Violett ist nicht zu erkennen.


    Zitat von "Info W"

    "Frei" ist was anderes. Deine werden wohl ausgebuchtet angewachsen sein.
    Kein Farbe auszumachen? Sind im letzten Bild die Lamellen weiß??


    Das ist korrekt, ich habe das "Frei" da wohl falsch interpretiert.
    Die Lamellen waren zunächst reinweiß (auf dem Bild ist eine gewisse Farbverfälschung durch das Umgebungslicht gegeben), nun dunkeln sie jedoch nach und zeigen sich in einem hellen Beige.


    Grüße
    Richard

  • Hallo
    Zum zweiten Pilz habe ich absichtlich nichts gesagt. So wie die Bilder aussehen zweifel ich, ob das nur eine Art ist. Der Buckeltäubling ist dort auch zu Hause, aber auch weitere ähnliche Täublinge! Der Orangerote Graustieltäubling ist übrigens sehr leicht an der Stielbasis zu erkennen. Darum den Pilz nicht abschneiden! Einfach an der Stielbasis kratzen, dann erkennt man sofort das Graue! Frische Pilze brauchen dagegen lange Zeit zum Grauwerden, wenn man die Fruchtkörper abschneidet.



  • Hallo
    Zum zweiten Pilz habe ich absichtlich nichts gesagt. So wie die Bilder aussehen zweifel ich, ob das nur eine Art ist. Der Buckeltäubling ist dort auch zu Hause, aber auch weitere ähnliche Täublinge! Der Orangerote Graustieltäubling ist übrigens sehr leicht an der Stielbasis zu erkennen. Darum den Pilz nicht abschneiden! Einfach an der Stielbasis kratzen, dann erkennt man sofort das Graue! Frische Pilze brauchen dagegen lange Zeit zum Grauwerden, wenn man die Fruchtkörper abschneidet.


    Danke dir, gut zu wissen ;)

  • Hallo zusammen,


    ich reiche nunmehr die Sporenfarbe vom Exemplar 2 nach. Am Sonntag Abend hatte ich endlich ein Ergebnis:


    Die Sporenfarbe ist nicht reinweiß, sondern geht eher ins leicht gelbe. Die Farbe setzt sich allerdings nur schwach vom Papier ab und ist noch heller als beige. Eher in Richtung ganz hell Elfenbeinfarben.


    Vielleicht hilft das ja weiter.


    Viele Grüße
    Richard

  • Hallo Richard,
    klasse Anfrage die 1 könnte -rein optisch- auch der gelbe sein.
    durch Deine präzise Beschreibung bleibt nur der von Dir erwähnte.


    Den Reifpilz, da nicke ich auch.


    Die anderen, die übersteigen leider meinen Horizont.