Stockschwämmchen oder Gifthäubling?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.438 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Ich war heute mal wieder im Wald, konnte aber aufgrund des aktuell trockenen Wetters bei uns in der Region kaum etwas finden. Daher habe ich auch mal nach ein paar anderen potentiellen Speisepilzen ausschau gehalten, die ich mir davor im Internet angeschaut habe.


    Ein heikler Pilz ist wohl das "Stockschwämmchen". Ich meine, ich habe den heute gefunden, aber aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem Gifthäubling wollte ich den einfach nicht einpacken.



    Eventuell könnt Ihr mal einen Blick darauf werfen und mir eure Einschätzung mitteilen. Habe den Stiel mit dem Handy leider nicht besser fotografieren können. Wenn Ihr meint, dass das ein Stockschwämmchen ist, dann würde ich die nächsten Tage schauen, ob die Pilze noch da sind und wenn ja, damit einen Pilzberater aufsuchen, bevor ich die tatsächlich esse. (Hat bei uns immer am Freitag Sprechstunde im Landratsamt).


    Bin mir zwar, nachdem ich die Bilder im Internet mit dem Stockschwämmchen verglichen habe, zu 95% sicher dass es kein Gifthäubling ist, aber ich will es einfach echt nicht riskieren.

  • Hi,


    wenn auch etwas schwer zu erkennen, meine ich im unteren Bild Stiel-Schüppchen (DAS Merkmal schlechthin) zu erkennen und das deutet auf Stockschwämmchen hin.
    Wichtig finde ich auch immer den süsslich-duftigen Geruch, wenn Du die Lamellen zerdrückst und dicht mit der Nase ran gehst und schnupperst. Der Geruch ist einzigartig!
    Dein Stuppen sieht mir nach Buche aus, zumal Buchensämlinge am Boden wachsen, Laub herum liegt.


    Das schließt zwar nicht den Gifthäubling aus (der gerne auf Nadelholz wächst), aber zumindest kommt er nicht häufig auf Laubholz vor.


    NICHTSDESTOTROTZ sollte man immer einen Gifthäubling selber gefunden, gerochen (erdig-muffig) und im direkten Vergleich gesehen haben, wie silbrig-gestrichelt der Stiel ohne einen Hauch von Beschuppung aussieht.


    Wenn man Stockschwämmchen sammelt, dann sollte man sich der Gefahr immer bewusst sein und sich die Mühe machen, jeden Stiel zu betrachten, bevor der Hut ins Körbchen wandert.


    Im Falle einer Pilzbestimmung durch den PSV benötigst Du den vollständigen Pilz. Also ein ganzes Büschel mit Pilzen von jung bis alt wäre sehr schön zum Vorzeigen :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Roli!


    An den geschuptten Stielen sind die Stockschwämmchen zu erkennen. Und da sollte man sich beim Sammeln schon die Mühe machen, jeden Stiel anzugucken. Stockschwämmchen und Gifthäublinge können auch schon mal am selben Stumpf durcheinanderwachsen. Wenn man allerdings auf den Stiel unterhalb des Ringes achtet (geschuppt vs silbrig befasert) kann man kaum was falsch machen.
    Und las dir dann bitte auch keinen Bären aufbinden von wegen Unterscheidung am Geruch oder Standort oder sonstigen Märchen.
    Daß das auch beim Pilzberater nicht immer funktioniert hat sich eben mal >hier< gezeigt.


    Zur weiteren Info:
    >Stochschwämmchen<
    >Gifthäubling<



    Edit: Sorry, Kuschel! :shy:
    Ich hatte geschrieben, ohne deinen Kommentar zu lesen. Beziehe das jetzt also bitte nicht auf dich.
    Ich war gerade auch versucht, den entsprechenden Satz zu löschen, aber ich lasse es doch lieber stehen.
    Denn gerade im Flachland (Oberrheinebene) wachsen etwa 70% meiner Gifthäublings - Funde an Laubholz und ungefähr jeder zweite, junge Gifthäubling, den ich in der Hand habe, riecht selbst für meine durchaus erfahrene Naser nach nichts bzw. erst beim Quetschen nach Mehl.
    Ich verstehe einfach nicht, warum man sich an derart unsicheren Merkmalen orientieren will, wenn die Unterscheidung nach dem optischen Merkmal viel einfacher und zu 100% zuverläsig ist.



    LG, Pablo.

  • Hallo, danke für die schnelle Antwort!
    Ich räume jetzt mal schnell die Bude auf (sonst köpft mich meine Freundin, wenn Sie aus der Arbeit kommt) und fahre dann nochmal los und hole mir diese Pilze. Kann dann mit der Spiegelreflex + Makro Objektiv wesentlich bessere Bilder machen.


    Zudem landen die Pilze dann erstmal im Kühlschrank (0 °C) Fach, damit ich diese am Freitag sicher bestimmen lassen kann.



    Fundort war eigentlich ein Fichtenwald, in dem Bereich in dem ich diesen Pilz gefunden habe waren allerdings (soweit ich darauf geachtet habe) nur Birken. Habe auch noch einen ähnlichen Pilz gefunden, von dem mir allerdings keine vernünftigen Bilder gelungen sind:

  • Ach Schatz, entschuldige Dich bitte nicht :)


    Ich beziehe das nicht auf mich. Genau wie Du habe ich ja auch auf das wesentliche Merkmal - die Stielschuppen - verwiesen, den Geruch lediglich der Vollständigkeithalber erwähnt :)


    Natürlich kommt der Gifthäubling - wie wir alle, die sich damit beschäftigen, wissen - auf Laubholz vor. Aber da er oft Nadelholz-Gifthäubling genannt wird, könnte ein Anfänger evtl. daraus Rückschlüsse ziehen, dass er am Laubholzstubben nicht vorkommt. Ich habe meine Gedanken einfach in einem Rutsch runtergeschrieben :D

  • Mal ne generelle Frage - nehmt ihr solche "heiklen" Pilze eigentlich mit, oder lasst Ihr die Sicherheitshalber lieber stehen?


    Laut wikipedia liegt die Tödliche Dosis bei etwa 100g - 150g Pilzen liegen - also nicht sehr hoch.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Roli!


    Stockschwämmchen gehört für meinen Geschmack absolut zu den allerbesten Speisepilzen. Ich finde sie definitiv besser als Steinpilz, Flocki und co.
    Und natürlich nehme ich die mit, kann sie aber auch zweifelsfrei bestimmen.


    Das auf dem letzten Bild sind übrigens Schwefelköpfe.
    Erfahrungsgemäß wird da nichts anderes rauskommen als Grünblättrige (Hypholoma fasciculare).



    LG, pablo.

  • Wahnsinn Pablo, wie gut du dich auskennst. Nachdem ich jetzt gerade über die Schwefelköpfe schlau gemacht habe, stimme ich dir absolut zu.


    Eine Frage hätte ich allerdings noch - wo habt ihr euer Wissen bzgl. der Pilze her? Ich persönlich finde es sehr sehr schwer nur anhand von Büchern zu lernen. Mein aktuelles "Grundwissen" bzgl. Pilze habe ich von meinem Opa. Damals habe ich aber nur Maronen-, Steinpilze und Parasol (sowie unwissentlich Safranschirmlinge) gesammelt.



    Als ich dann letzte Woche im Wald war, bin ich über ein paar Krause Glucken gestolpert. Die kannte ich irgendwo her und habe Sie daher eingepackt und nachdem ich gelesen habe (Smartphone sei Dank), dass es hier keine gefährlichen Doppelgänger gibt auch ohne Bedenken zubereitet. Bei den Stockschwämmchen traue ich mich das allerdings nicht...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Roli!


    Das wichtigste ist: Eigene Funde immer möglichst weit untersuchen. Zeit lassen für die einzelnen Arten. Da kann man einem Pilzfund auch ruhig mal einige Stunden widmen. Leicht erkennbare Arten aus Pilzbüchern rauspicken, diese gezielt suchen und dann bestimmen.
    Neue Funde immer wieder untersuchen und mit vorherigen Funden und den Beschreibungen in den Büchern vergleichen.


    Idealerweise geht man auch mal mit jemandem los, der direkt im Wald am Pilz einiges erklären kann.
    Hat man nicht immer.
    Kann man aber auch gezielt suchen, so eine Begleitung. Dann Seminare besuchen, Pilzausstellungen, geführte Pilzwanderungen usw.


    Bei mir lief's etwas anders. Ich habe mir das meiste mit Hilfe des Forums angeeeignet. Da steckt natürlich auch eine ganze Menge Arbeit drin.
    Aber hier schreiben etliche richtig gute Kenner. Das hat man recht bald raus, wer hier wirklich Ahnung hat. Deren Beiträgen folgt man, ließt, vergleicht im Netz und in Büchern liest noch viel viel mehr mit, Redet dazwischen, stellt Fragen, bekommt eins aufs Dach wegen Fehlbestimmung oder schwachen Angaben, Mund abputzen, nochmal nachlesen, mit eigenen Funden vergleichen, wieder einmischen, wieder aufs Dach bekommen, noch mehr lesen, irgendwann wächst mehr und mehr das Bewusstsein, wie wenig man eigentlich über Pilze weiß.
    Inzwischen bin ich so dermaßen beeindruckt von der unglaublichen Menge an Dingen, die ich über Pilze nicht weiß, daß ich mich durchaus als ziemlich kundig bezeichnen würde.
    Gehört aber auch eine Menge an Pilznerdigkeit dazu. ;)



    LG; pablo.

  • So, ich war jetzt nochmal (mit der Spiegelreflex) vor Ort und habe die Pilze geerntet. Ich bin mir inzwischen sicher, dass es sich nicht um Gifthäublinge, sondern um Stockschwämmchen handelt. Würde mich aber freuen, wenn Ihr mich noch kurz bestätigen könntet.


    Hier die Bilder:






  • Sehr schön!
    Das, was Du zeigst sind zweifellos Stockschwämmchen.
    Der speckig glänzende Hut und der schuppige Stiel sind gute Merkmale, die man auf den Bildern auch schön erkennen kann.


    Eine Essensfreigabe kann es leider dennoch nicht geben, da im Sammelgut auch Gifthäublinge sein könnten.
    Man muss wirklich jeden Pilz anschauen, da wie im Thread bereits erwähnt, die beiden Arten miteinander wachsen können.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Das Ihr mir keine Essensfreigabe geben könnt, ist mir klar. (Sollte dann doch mal was schief gehen, steht man dann vermeintlich noch selbst in der Schusslinie).


    Ihr habt mir aber schon sehr bei der Bestimmung dieser Pilze geholfen. Bin mir inzwischen selbst auch sicher, dass ich diese bedenkenlos essen kann. (Ich habe beim sammeln jeden Pilz einzeln geprüft, bevor er in den Korb gewandert ist).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Nobi!



    (...)Stockschwämmchen.
    Der speckig glänzende Hut (...) sind gute Merkmale, die man auf den Bildern auch schön erkennen kann.


    Super, das mit dem speckig glänzenden Hut!
    Dann sind das hier

    Stockschwämmchen, die haue ich mir glaich mal in die Pfanne. :P


    Und das hier

    sind dann natürlich Gifthäublinge, weil der Hut glänzt ja nicht wirklich. (Außerdem wachsen die an Fichte. ;) )



    ???



    Keine Sorge, Nobi.
    Mir ist schon klar, was du meinst. Und ich gebe zu, daß ich auch in 98% aller Fälle richtig liege, wenn ich mich schon aus 10 Metern Entfernung über einen Stumpf voller Stockschwämmchen freue. Das sind eben Erfahrungswerte, die man sich aber erst mit der Zeit erarbeitet.
    Und ich kontrolliere nach wie vor immer die Stiele, wenn ich Stockschwämmchen sammle.


    Mir geht es nur darum, daß das Leseverhalten vieler Pilzfreunde recht selektiv ist.


    Darum verzichte ich soweit wie möglich auf Merkmale, die unsicher sind (Hutoberfläche) oder schwer zu beurteilen (Geruch).
    Du hast das Wesentliche ja geschrieben: Stielschuppen.
    Aber man kann leider nicht damit rechnen, daß Pilzanfänger einschätzen können, auf welche Merkmale sie sich verlassen müssen.


    Daraus entstehen sicher auch viele Probleme und Unwahrheiten, die in der Sammelsaison gerne von Zeitschriften und Radiosendern verbreitet werden.
    Natürlich hat sich der Reporter mit einem Experten unterhalten. Der hat sicherlich auch den schuppigen Stiel erwähnt. Dann hat er aber noch über den Geruch gesprochen. Hier kommt die selektive Wahrnehmung ins Spiel, und in der Zeitung steht dann nachher:
    "Gifthäubling und Stockschwämmchen sind am Geruch sicher zu unterscheiden."
    Und die Krankenhäuser dürfen anschließend mal noch ein paar Lebern transplantieren.


    Aufklärung zu meinen Bildern in diesem Beitrag


    Das obere Bild zeigt Gifthäublinge (Galerina marginata), in dieser Kollektion übrigens mit größtenteils ungerieftem Hutrand, speckig glänzendem Hut, unbedeutendem Geruch (beim zerquetschen etwas mehlig), gewachsen an Fichte.
    Gut erkennbar sind hier die glatten, weißlich längsfaserigen Stiele


    Das untere Bild zeigt Stockschwämmchen mit eher matten Hüten, typischem Geruch, gewachsen an Fichte.
    Gut erkennbar sind hier die Stiele mit den abstehenden Schüppchen.



    LG, Pablo.