Täublinge der letzten Tage

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.331 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Inni.

  • Nicht nur eine Art wuchs in nie gesehen Mengen. Einer der Schwärz-täublinge, die ich bereits vorgestellt habe. http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=25479


    Dichtblättriger Schwärz-Täubling (Russula densifolia)



    In diesem Jahr erstmals gesehen und jetzt schon der vierte Fund. Ein Schwärz-Täubling mit brennend scharfem Geschmack, dessen Fleisch sich langsam rosa und anschließend grauschwarz verfärbt. Der einzige Vertreter aus seiner Gruppe mit schmierigem, glänzendem Hut.


    Scharfblättriger Schwärz-Täubling (Russula acrifolia)



    Ein Birkenbegleiter mit nur jung in den Lamellen leicht schärflichem Geschmack und grüner Hutfarbe, die jedoch zu fast weiß ausblassen kann


    Grasgrüner Birken-Täubling (Russula aeruginea)



    Ebenfalls unter Birke, jedoch mit sehr scharfem Geschmack unterscheidet sich, die folgende Art durch blassrote bis fast weiße Fruchtkörper von ihren meist kräftiger roten Verwandten.


    Birken Spei-Täubling (Russula betularum) oft nur als Varietät zu R. emetica geführt.



    Ein weiterer Täubling unter Birken hat ähnliche Hutfarben, ist jedoch deutlich kräftiger und nur in den Lamellen etwas scharf. In der Literatur wird meistens angegeben –žjung rot, im Alter verblassend–œ. Eine Aussage die mit dem Eisengehalt in Spinat vergleichbar ist. Junge und alte Fruchtkörper können alle Farbtöne von Rot bis weiß annehmen.


    @ Verblassender Täubling (Russula exalbicans) oft noch als R. pulchella zu finden.



    Unter Laub und Nadelbäumen kann der nächste Kandidat vorkommen. Er schmeckt deutlich scharf und ist weit verbreitete und häufig


    Ocker-Täubling (Russula ochroleuca)



    Große Ähnlichkeit, jedoch milden Geschmack, reif dunklere Lamellen und beim Reiben oder im Alter grauendes Fleisch hat der


    Gelbe Graustiel-Täubling (Russula claroflava)



    Meisten unter Eiche findet man einen Täubling mit nur jung etwas scharfem Geschmack und roten bis purpurnen Farben. Fast immer ist er im Zentrum dunkler gefärbt, hat ockerliche Flecken auf dem Hut und im Alter braune Flecken auf Stiel und Lamellen.


    Purpurschwarzer Täubling (Russula atropurpurea) auch krombholzii oder undulata



    Die leuchtend roten Farben findet man meist nur bei feuchter Witterung, sonst sieht er oft so aus.



    Die nächsten Arten sind oft ähnlich und allein makroskopisch oft nicht sicher zu bestimmen.


    Etwas schärflichen (aber oft auch milden) Geschmack und für seine lange recht hellen Lamellen überraschend dunkles Sporenpulver hat der


    Ockerblättrige Zinnober-Täubling (Russula pseudointegra)



    Sehr ähnlich jedoch mit sehr festem Fleisch, oft rot überhauchtem Stiel, etwas bitterem Geschmack und blass ockerfarbenem Sporenpulver ist der


    Harte Zinnober-Täubling (Russula rosea) früher R. lepida



    Beide zuletzt gezeigte Arten bevorzugen Laubbäune, kommen jedoch auch unter Fichte oder in Mischwäldern vor. Ebenfalls in Mischwälder, jedoch bevorzugt bei Kiefer findet man den milden, jung violetten, jedoch bald ausblassenden



    Buckel-Täubling (Russula amara) früher R. caerulea



    Wie man auf dem letzten Bild sieht, ist der Buckel nicht immer deutlich, was die makroskopische Bestimmung erschwert. Beim nächsten Bild fehlen dafür die in den meisten Abbildungen gezeigten, dunkelvioletten Farben, was jedoch im Alter absolut normal ist



    Ebenfalls bevorzugt bei Kiefer findet man den scharfen


    Blutroten Täubling (Russula sanguinea)



    Ausgeblasste Exemplare sind, besonders wenn die Rottöne am Stiel fehlen, kaum noch zu erkennen.



    Zu Abschluss zwei sehr ähnliche Arten mit sehr scharfem Geschmack. Meisten bei Fichte findet man den intensiv fruchtig riechenden


    Stachelbeer-Täubling (Russula queletii)



    Sein Doppelgänger unterscheidet sich durch überwiegendes Vorkommen bei Kiefer und hellgelbe Lamellen


    Zitronenblättriger Täubling (Russula sardonia)




    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Das ist echt erste Sahne!
    Mit deinen Bildern und Beschreibungen können auch Täublings - Idioten wie ich etwas anfangen. :thumbup:


    Nur zur vierten vorgestellten Art fehlt leider ein Name.


    Und ich bin schon mächtig stolz, daß ich immerhin die Kiefernwaldbewohner (amara, sanguinolenta sanguinea und sardonia) kenne. ;)



    LG, pablo.

  • Hallo Karl.


    wieder eine schöne Vorstellung einiger Vertreter dieser äußerst interessanten Gattung, dazu noch klasse bebildert.


    Bei Nummer 4 gehe ich von R. exalbicans aus, liege ich da richtig?


    Liebe Grüße
    Cjristoph

  • Der fehlende Name lautet Russula exalbicans (Verblassender Täubling), und die als Russula queletii (Stachelbeertäubling) vorgestellten Pilze erinnern stark an die vergesellschaftet mit Stachelbeertäublingen wachsenden, allerdings nahezu geruchlosen Exemplare von Russula fuscorubroides sensu Bon/Parey's, die wir während der Vogtlandtagung fanden, und die W. Jurkeit als solche bestimmte. Makroskopisch fallen die Pilze neben ihres schwachen Geruchs durch das Fehlen jeglicher graugrün-gelblichen Farbtöne auf. Der Hutfarbton ist ein relativ reines Himbeerrot. Daher könnte es sich lohnen, schnöde Stachelbeertäublinge genauer anzuschauen.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Karl,


    das ist mal wieder ein unglaublich guter Beitrag zu Täublingen - mittlerweile ist es ja schon eine begeisternde Serie!
    Genau wie Mario speichere ich mir das alles gut ab - in der Hoffnung, den ein oder anderen Täubling dann in Zukunft auch bestimmen zu können
    (naja, wird wohl noch ein weiter Weg bis dahin ...)


    Vielen Dank und viele Grüße
    Gerd

  • Hallo aufmerksame Leser


    Der Name von Nr. 4 wurde richtig erkannt und ist ergänzt. Eigentlich müsste man einen anderen deutschen Namen kreieren, da der Pilz ja auch sehr jung schon weiß sein kann.


    @ Öhrling: Der Geruch des Stachelbeertäublings war so intensiv, dass ich im Gegensatz zu den hier http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=25479 gezeigten Exemplaren auf das Mikroskopieren verzichtet habe. Trotzdem ein interessanter Hinweis.


    @ Pablo: Russula sanguinolenta fehlt im Index fungorum. Neu Art ;)


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das mit Russula fuscorubroides ist interessant. Ich glaube mich zu erinnern, auch schon mal solche nicht richtig riechenden Stachelbeertäublinge gesehen zu haben. Und natürlich dann als Russula sp. zur Seite gelegt.
    Gibt es denn da noch weitere Merkmale außer dem Geruch, denen man nachgehen könnte?


    @ Pablo: Russula sanguinolenta fehlt im Index fungorum. Neu Art ;)


    Yippieh!
    Und das auch noch in einer Gattung, von der ich keine Ahnung habe. :D



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,


    schön, dass du auch mal nicht ganz so seltene Arten präsentierst. :thumbup: Zum glück habe ich schon die meisten davon gefunden und kann die sicher auseinanderhalten. Sag mal warum werden die Täublinge umbenannt? Russula lepida z.B. hätte doch so weiter heißen können?


    Ansonsten danke für die tolle Zusammenstellung. Du bist eine große Bereicherung des Forums mit deinem Wissen und Erfahrung. Gern mehr bitte.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan


    Zahlreiche Namensänderungen hängen mit der Änderung des Prioritätsdatums im Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur zusammen. Ich glaube das war auf einem Kongress in Sydney 1981. Es ist mir echt zu mühsam, die genauen Zusammenhänge zu beschreiben, da ich dazu länger recherchieren müsste. Das ist vor längere Zeit mal in einem anderen Forum sehr gut erklärt worden. Möglicherweise kann das jemand verlinken.


    LG Karl


  • Zahlreiche Namensänderungen hängen mit der Änderung des Prioritätsdatums im Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur zusammen. Ich glaube das war auf einem Kongress in Sydney 1981.


    Lieber Karl, lieber Stefan,


    genauso schnell wie sich die Namen der Pilze ändern, ändern sich leider auch die Codes, die dafür verantwortlich sind. :(
    Der Sydney-Code war sicher wegweisend, allerdings gibt es mittlerweile viele weitere Neuerungen, was Ihr [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Code_der_Nomenklatur_f%C3%BCr_Algen,_Pilze_und_Pflanzen]bei Wiki[/url] nachlesen könnt.


    An den erwähnten Beitrag erinnere ich mich, kann ihn aber auf die Schnelle nicht finden.
    Gern verweise ich aber auf einen Artikel in der ZMykol. 64/1 (1998) zum Tokyo-Code, den A. Gminder übersetzte.


    Ich hoffe, das trägt etwas zur Klärung bei.


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72


  • ....und die als Russula queletii (Stachelbeertäubling) vorgestellten Pilze erinnern stark an die vergesellschaftet mit Stachelbeertäublingen wachsenden, allerdings nahezu geruchlosen Exemplare von Russula fuscorubroides sensu Bon/Parey's, die wir während der Vogtlandtagung fanden, und die W. Jurkeit als solche bestimmte. Makroskopisch fallen die Pilze neben ihres schwachen Geruchs durch das Fehlen jeglicher graugrün-gelblichen Farbtöne auf. Der Hutfarbton ist ein relativ reines Himbeerrot. Daher könnte es sich lohnen, schnöde Stachelbeertäublinge genauer anzuschauen.


    Hallo Oehrling,


    Ich kram diesen Beitrag mal hervor und hätte die Frage, was genau man sich da genauer anschauen könnte/sollte.
    Sitze auch gerade an 2 Frkp., bei denen ich im Schlüssel jetzt zwischen queletii, fuscorubroides und torulosa hängen bleibe.
    Sardonia ist raus, da keine zitonengelben Lamellen und keine Reaktion mit NH3.
    Bleibt die Frage, wie ich die anderen jetzt auseinander bekomme?
    Liegen gerade zum Aussporen, vielleicht kann ich dadurch torulosa morgen ausschließen, denn es waren sowohl Kiefern als auch Fichten vorhanden an der Stelle.
    Aber die restlichen zwei? Nur die Breite der Pileozystiden?
    Vielen Dank

    LG Inken


    _____________
    Essensfreigabe nur beim PSV vor Ort!


    Pilzchips: 92 (100 + 20 APR 2013 + 5 APR 2014 - 15 Kollekte APR2015 + 17 APR 2015 -10 Kollekte APR2016-10 Einsatz Podiumswette- 15 APR2020 +9 APR2020 )=101 -APRStartgeb.2021= 86