Hallo zusammen,
bevor die Last erdrückend wird, möchte ich euch mal wieder ein paar Funde präsentieren. Einige davon sind typische Verdächtige, andere durchaus bessere Funde. Für mich waren zig Erstfunde dabei. Die Bilder stammen zum Teil vom 02.09.2014 (im Heimwald) und zum Teil vom 07.09.2014, als ich einen Tag mit zwei Freunden im Sauerland verbringen durfte. Einige Bilder sind auch von "Zwischendurch".
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Dieser graue Scheidenstreifling (Amanita spec.) begrüßte uns bereits, als wir an einer Ecke unseres 55 km ² Heimwaldes nach dem Rechten sehen wollten.
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Wenig später entdeckte ein wachsames Auge meiner Pilz-Crew den Pilz des Jahres 2007: Die Puppen-Kernkeule (Cordyceps militaris) . Obwohl noch nie zuvor gefunden, trotzdem bekannt, entnahm ich den Fruchtkörper nach dem Fotografieren und freute mich über die richtige Stegreif-Bestimmung.
3)
Wie gesagt. Gute Augen in der Gruppe sind viel wert. Und so konnte hörte ich, während ich noch mit dem Ablichten von Pilz 2) beschäftigt war, direkt den ruf vernehmen: "Hier ist ein Becherling!" - gemeint war eine Peziza (spec.), bei deren Fotografieren mir wiederum dieser unbestimmte Becherling an einer Buchecker unter die Augen kam. Über Ideen würde ich mich selbstverständlich freuen.
4)
Nur wenige Meter weiter stand dann der Graue Langfüßer (Helvella macropus cf.) oder auch ein eng Verwandter.
5)
Wieder ein kleines Stück weiter - KEIN WITZ! Die kamen Meter für Meter! - wurde dann dieser angeschimmelte Röhrling gefunden. *Hust* "Jaja, ich komme gleich!" - Der erste Blick: - "WASDASDENN?" ... Der zweite Blick: - "KÖNNTEDAS?" ... Der dritte Blick: Lebensziel erreicht! Beim allerersten Blick in ein Pilzbuch (vor mittlerweile 35 Monaten) sagten meine Mutter und ich uns, den müssen wir unbedingt mal finden. Dass nun gerade unser Hauswald, der sich uns bisher weder als arten- noch als allgemein pilzreich vorgestellt hat, den Kornblumen-Röhrling (Gyroporus cyanescens) bescherte, ließ mein Herz dann doch etwas schneller schlagen.
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Ein paar weniger besondere, aber nicht viel weniger ansehnliche Funde machten wir in den darauffolgenden Tagen!
6)
In der Hohen Mark versuchten wir, neue Gebiete zu erkunden. Dabei kamen wir in einen Fichtenwald, der so moosig war, dass man guter Hoffnung war und sich dachte: "Wenn nicht hier, wo dann?" - Naja, Steinpilze wachsen in unseren Höhen nun mal nicht an Nadelholz. Maronen fanden wir nur ein paar wenige im hinteren Bereich. Einer der ersten Funde war hingegen der Gefleckter Rübling (Rhodocollybia maculata), bei dem die (Ja, ich hab sie mir selbst geschworen) Geschmacksprobe gar nicht so schlimm ausfiel, wie befürchtet. Widerlich, aber doch ertragbar.
7)
Der Weiße Polsterpilz (Oligoporus ptychogaster) war der häufigste Pilz in dem Wald. Vorher fanden wir ihn immer nur einzeln und recht selten. Hier war nun plötzlich alles voll davon.
Und ihn gab's auch in Bernsteinfarben!
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Safranschirmlinge (Chlorophyllum spec.) gab es in einem Wald einige hundert Meter weiter tausendfach - teilweise in ansehnlichen Hexenringen gewachsen. Bei der Bestimmung der einzelnen Arten tu ich mich noch schwer. Detailaufnahmen des Rings und der Stielbasis habe ich gemacht und könnte ich nachreichen... Anyone?
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Und auch Stäublinge (Lycoperdon spec.) sind ein Fall für sich. Aber dafür immer sehr fotogen.
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In Autonähe, als ich bereits meine müden Beinen schonend zum Auto gehen wollte, hörte ich einen freudigen Ruf. Meine Mutter hatte einen kurzen Abstecher unter die hohen Eichen gemacht, die mit Rasen umgeben am rechten Wegrand standen. Ihre stille Hoffnung, dort doch mal einen Steinpilz finden zu können, wird sehr selten wahr. Aber auch dieser Leberreischling (Fistulina hepatica) ist ein für uns (gerade in dieser Größe) nicht alltäglicher Fund.
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Bei der letzten Station für den Tag fanden wir zig leicht zu alte Maronen - teilweise handflächengroß. Naja, dafür durften wir zwischen einem Feld voller Holzhäcksel und Gestrüpp noch Orangerote Becherlinge (Aleuria aurantia cf.) finden, die sich in Wahrheit wohl kaum so nennen lassen, oder?
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Es ist immer ein Service sondergleichen, wenn man die Pilze quasi vor der Tür hat. In unserer Nachbarsstraße, bei der die Häuser auf der einen und die Gärten auf der anderen Seite liegen, konnten wir eine Gruppe Riesenkrempentrichterlinge (Leucopaxillus giganteus, syn. Aspropaxillus giganteus) sicherstellen. Und die machten ihrem Namen alle Ehre. Leider nicht auf dem Foto erkennbar, waren die größten Hüte sicherlich über 35 cm breit.
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Nun zum Sauerland. Wecker auf 7 Uhr gestellt (Ja, für mich ist das schon arg früh!) - die Freunde in Herne eingesammelt und ab ins Sauerland, Nähe Iserlohn. Wir hatten uns mental auf einen Tag "Extreme Pilzing" eingestellt und hofften auf einige Pfifferlinge und Steinpilze und was sich sonst noch (Essbares) finden lassen würde. Ja, meine Freunde sind - wie auch meine Familie - immer noch am stärksten auf's Kulinarische bedacht. Und weil ich gegen Pilze in der Pfanne oder im Gulasch auch nichts habe, lässt sich meine (geheime) Suche nach besonderen Pilzen prima damit verbinden. Und ja, Erfolg hatten wir übrigens auch noch.
Bereits kurz bevor wir das eigentliche Ziel (einen Kiefernwald am Hang) erreicht haben, schrie eine aufmerksame Teilnehmerin der Exkursion, der ich das "Vom-Auto-aus-Suchen" schon erfolgreich beibringen konnte, plötzlich auf und so mussten wir umkehren, nachsehen und feststellen: Da haben wir schon mal unsere ersten Speisepilze, nämlich Semmelstoppler im Hexenring. Wir suchten uns einen Parkplatz und marschierten los...
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Ohne Worte!
...
Na gut. Ein paar Worte kann ich mir einfach nicht sparen. Und auch die unerfahrenen Zuseher sollten erfahren, dass das hier eine Krause Glucke (Sparassis crispa). Und zwar im optimalen Zustand und in einer noch nie gesehen Größe von ca. 70 x 35 x 35 cm. Kulinarisch waren wir also bereits nach 10 Minuten im Wald auf der sicheren Seite. Auf dem Rückweg (Und das Schleppen war eine Qual!) begegnete uns eine ältere Frau mit Hund, der wir stolz berichten konnten, dass der Pilz a) essbar war und b) so ein Gigant direkt am Wegesrand wuchs. Sie hatte uns zuvor versichert, dass der gestern noch nicht da war. In Zukunft wird die Dame sicherlich ihren Blick etwas schärfen, wenn sie wieder mit dem Hund im Wald unterwegs ist.
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Der Rotschuppige Raukopf (Cortinarius bolaris) ist auch immer wieder ein Foto wert - auch (oder gerade) mit Tierbesuch!
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QUAK!
16) + 17)
Auf dem Rückweg, kurz vor dem Auto, das wir aufgrund der immer noch getragenen, schweren Glucke unbedingt schnell aufsuchen mussten, konnten wir eben noch zwei Erstfunde sichern: Den Runzligen Keulenpilz (Clavulina rugosa) und die Zungenkernkeule (Elaphocordyceps ophioglossoides), bei deren Entnahme mir die Hirschtrüffel wohl abhanden gekommen sein muss. Die Bestimmungen passen doch, oder?
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Krause Glucke sicher verstaut, konnten wir nun (natürlich wieder mit Vom-Auto-aus-Suchblick) das eigentliche Ziel ansteuern - denkste! 200 Meter weiter sahen wir an der Straße nämlich schon wieder eine selten gesehene Masse an Pilzen. Täublinge, Knollenblätterpilze und eine ganze Kolonie von Hundsruten direkt am Straßenrand, veranlassten uns, das Auto noch einmal abzustellen und erst einmal im Buchen-Mischwald zu starten. Vereinzelt wuchsen dort nämlich so ziemlich alle Bäume und letztlich hielten wir uns 4 Stunden (mit einem Zwischenstopp am Wagen) in diesem Wald auf - und immer schön am Hang entlang. So konnten wir in Kürze bereits einen der Zielpilze finden und sammeln: Den Echten Pfifferling (Cantharellus cibarius)
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Dieser kleine Flockenstielige Hexenröhrling (Boletus erythropus) stand direkt daneben. Dabei noch 2, 3 andere Exemplare der Art.
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Endlich mal ein Strubbelkopfröhrling (Strobilomyces strobilaceus), der seinen Namen redlich verdient. Bis dahin fand ich den Pilz nur einmal (vor einigen Wochen auch im Sauerland). Dort waren viele Exemplare zu finden - die meisten allerdings schon komplett schwarz und auch nur noch wenig strubbelig.
21)
Der Rötliche Stoppelpilz (Hydnum rufescens) kann, wie wir bemerkt haben, mitunter ganz schön groß werden. Stimmt es eigentlich, dass man den bitteren Geschmack bei älteren Exemplaren allein dadurch loswird, dass man die Stacheln vor der Zubereitung entfernt? Das wäre doch irgendwie zu einfach, oder?
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Ein weiterer Erstfund ließ sich nur an einem einzigen Ort blicken. Dennoch reicht das zum freudigen Erstfund: Grauer Leistling (Craterellus cinereus)
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Und auch der Verwandte, die Totentrompete (Craterellus cornucopioides), ließ sich blicken. Zwar nur an zwei Stellen, aber an diesen war gleich so viel los, dass er zu einem der massenmäßig am stärksten vertretenen Pilze in den Körben wurde.
24)
Den Butterpilz (Suillus luteus) fanden wir auch nur zweimal. Gut so. Denn dadurch stellte sich die Frage nach der Essbarkeit uns gar nicht.
25)
Und auch diesen Röhrling, der hier wohl jedem bekannt sein sollte (?), durften wir finden - und nicht nur einmal. Leider waren die Fichtensteinpilz (Boletus edulis) zum Teil vermadet, aber für zwei Bleche getrockneter "Steinis" reichte es dennoch!
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Das Gegenteil, was die Essbarkeit angeht, sehen wir hier: Den Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) . Den sahen wir ja bereits von der Straße aus mehrere Male. Doch da und auch sonst sah er nicht so fotogen aus, wie in diesem Fall. Aber, Knolli sei Dank, sind wir dem Ruf gefolgt und sind erst später kurz in den eigentlich anvisierten Fichtenwald gegangen. Dort war nämlich, außer ein paar Goldröhrlingen und Maronen, so gut wie gar nichts zu finden.
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Abschließen möchte ich die Bilderreihe nicht mit dem letzten Pilz des Tages, aber meinem persönlichen Lieblingsfoto der letzten Woche. Nachdem ich vor wenigen Tagen noch gejammert habe, dass mir der Fund dieser Art bisher verwehrt blieb (Vielleicht erinnert sich jemand daran?), konnte ich nun erstmals den Buchen-Schleimrübling (Oudemansiella mucida) finden, ein wegen seiner Standorte und seiner gewissen Transparenz extrem fotogener Pilz.
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GANZ am Ende nun noch das obligatorische Speisepilz-Sammelbild. Das war ein langer, anstrengender, aber erfolgreicher Tag, der uns 3 Mahlzeiten (Krause Glucke, Stockschwämmchen und Mischpilzpfanne) sowie 6 Arten getrockneter Pilze einbrachte, die uns vielleicht bis in den Winter oder länger über die pilzärmere Zeit hinweg helfen können / werden.
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Jaja, ich wollte schon aufhören. Ich weiß. Aber einen hab ich noch. Vielleicht sieht Rada den Thread ja zufällig. Im Insektenforum, wo ich das Insekt bestimmen ließ, war man auf den Fund zumindest neidisch. Diese mit den Greifwerkzeugen ständig zitternde Raupe wird mal ein im Vergleich dazu optisch unspektakulärer Buchen-Zahnspinner (Stauropus fagi)
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Am Ende waren wir 6 Stunden (+ 1 1/2 Stunden Fahrt) unterwegs und haben 4 Stunden lang geschnibbelt und gegessen. Einen Teil der Beute nahm ich mit nach hause und so konnten wir hier auch noch einmal zu dritt 2 Stunden schnibbeln und den Rest der Krausen Glucke als Mittagessen verspeisen. Ein voller Erfolg also: Sowohl in kulinarischer als auch in mykologischer Hinsicht. Immerhin: 16 Erstfunde in 5 Tagen!
Na bitte, ihr habt das Ende erreicht. Wer mir bis jetzt gefolgt ist, dem zolle ich vollsten Respekt. Ich hätte niemals so lang durchgehalten, aber ein bisschen Text wollte, nach so vielen Threads ohne Worte, auch mal wieder aus mir heraus.
Ich hoffe, ich konnte euch etwas mitnehmen und eine Abwechslung zu den "Kann man die essen?"-Threads schaffen.
Ideen zu falsch, gar nicht oder nur ungenau bestimmten Arten könnt ihr mir gerne hier lassen!
Bis zum nächsten Mal und einen lieben Gruß,
Jan-Arne