Offene Fragen bezüglich Maronen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.783 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von thys.

  • Hallo liebe Pilzgemeinde :sun:


    ich habe ein ganz bestimmtes Problem mit Maronen, wir finden nämlich verschiedene.
    Auch auf anderen Pilzforenseiten und andernorts im Netz findet man unterschiedliche Bilder von den Fruchtkörpern die alle aber als Maronenröhrlinge deklariert werden.
    Meine Frage ganz direkt, ist es eine Variation oder ist es tatsächlich beides die Marone?
    Die Unterschiede sind nämlich schon eher bemerkenswert...


    - Stielumfang
    - unterschiedlich schnelle Verfärbung (5sek bis 1h)
    - Huthaut anders beschaffen
    - Röhren unterschiedlich dicht
    - einer hart, der andere eher weich


    Anbei ein paar Bilder zur Verdeutlichung:
    #1
    allgemeine Gegenüberstellung


    #2
    die mir bekannte "Marone", eher weicher, dünnerer Stiel, Röhren auf Druck schnell blau verfärbend, glatter, bei Feuchtigkeit schmieriger Hut


    #3
    dicker Stiel aber gleiche Zeichnung, festes Fleisch, Fester Stiel, allgemein eher an einen Steinpilz erinnernd beim Angreifen, Röhren sehr eng stehend und viel feiner und heller, auf Druck nur langsam blauend und der Hut ist samtig angerauht und bei Feuchtigkeit eher nicht schmierig


    #4
    Schnittbild der dicken Marone


    Die Fundorte waren gemischt... zeitweise kamen sie an ähnlichen Orten gemeinsam vor, in anderen Waldstellen waren sie schon eher an unterschiedlichen Orten zu finden. Ist das der der triftigste Grund, der diese Wuchsformen unterscheidet?
    Die Dicken wuchsen häufig in direkter Baumnähe, meistens bei Fichten, die dünnen sind oft im Moos, bei Farnen und anderem Grünzeug gewachsen.
    Ausnahmen bestätigen die Regel, hier die Dicken mitten im Grünzeug, wo eigentlich die dünnen von uns gefunden werden:
    #5

    Ich bitte um Verzeihung, falls die Frage andernorts im Forum schon ausführlichst behandelt wurde...

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

  • Genau diese Frage hab ich mir auch schon gestellt und bin gespannt auf die Antwort. Als Dickröhrlingsverwandte sollte sie ja eher dem Steinpilz ähneln, während diese weichen, wie du sie beschreibst, eher an Filzröhrlinge erinnern. Ich habe mich da auch schon oft gewundert, ob das nicht doch irgendwelche Vertreter dieser Gattung sind (z.b. brauner Filzrörhling?). Bislang habe ich hier aber auch immer genau solche Pilze als Maronen von Sammlern bestimmt gesehen und mich immer wieder gewundert ^^

    Bestimmungsversuche sind niemals eine Verzehrfreigabe! Ich bin längst kein Profi und kann mich auch mal irren. Ich übe um zu lernen ;)


    95 Chips

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Karo!


    Das gehört alles in die Variationsbreite von >Boletus badius<.
    Ob man den jetzt als Xerocomus (Filzröhrling), Boletus (Dickröhrling) oder gar Imleria (Imler's Röhrling) bezeichnet, ist dem Pilz selbst ja mal herzlich egal.
    Der wächst eben so, wie er lust hat.
    Allerdings kann man ja feststellen, daß auch bei den dünnen Wuchsformen die Röhren immer noch sehr leicht vom Hutfleisch zu lösen sind, was auf die meisten Filzröhrlinge mit dem Habitus nicht zutrifft.


    Die Größe der Poren hängt auch vom Alter ab, aber nicht nur. Die Beobachtung, daß dickstielige Maronen relativ lange relativ feine Poren haben, ist schon richtig.



    LG, Pablo.

  • Ich frag mich aber, warum es dann keine Unterteilung in zwei Arten gibt, weil die Unterschiede schon sehr start sind. Z.b. viel stärker als bei einigen der Rotfußröhrlinge, die aber jeder ihre einzelne Art haben.
    Interessant ;)

    Bestimmungsversuche sind niemals eine Verzehrfreigabe! Ich bin längst kein Profi und kann mich auch mal irren. Ich übe um zu lernen ;)


    95 Chips

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sandra!


    Es gibt hier keine konstanten Trennmerkmale. Weder makroskopisch noch mikroskopisch noch genetisch. Es existieren sämtliche Übergänge zwischen den beiden von Karo beschriebenen Formen.


    Das ist bei den Filzröhrlingen anders.
    Da gibt es schon konstante Trennmerkmale. Aber auch da gibt es strittige Bereiche, zB was die Trennung zwischen Xerocomellus rubellus, X. communis und X. bubalinus betrifft.



    LG, Pablo.

  • Interessant!
    Gerade das Unterscheidungsmerkmal zu den Filzröhrlingen.
    Dennoch etwas innerlich unbefriedigend mit so einer in einander übergehenden Bestimmung.
    Und bis auf eventuell unterschiedlich angereicherte Böden kommen auch keine anderen Gründe für die verschiedenen Wuchsformen in Betracht?
    Müsste doch eigentlich für Mykologen hochinteressant sein?
    :D

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.



    Müsste doch eigentlich für Mykologen hochinteressant sein?
    :D


    Ist es auch.


    Eine unterschiedliche Anreicherung kann ich allerdings nicht bestätigen.
    Maronen bevorzugen immer saure, eher nährstoffarme Böden, gehen dabei Mykorrhiza mit verschiedenen Laub- und Nadebäumen ein.
    Nach meiner Beobachtung hängen die Wuchsformen mit Lichteinfluss, Wärme, Dichte des Untergrundes, Bewuchs des Untergrundes (moosig oder grasig oder frei), Witterung und dem Feuchtigkeitsangebot zusammen.


    Allerdings lässt sich kein 100%ig zusammenhängended Muster erkennen.
    Die Fruchtkörper können auch an ein und dem selben Standort nach meiner Erfahrung ganz verschieden geformt sein.
    Aber es gibt bei Röhrlingen eine ganze Menge Chamäleons.
    Nicht nur bei den Dickröhrlingen (zB. Boletus erythropus, Boletus edulis, Boletus luridus) sondern auch bei den Filzröhrlingen (Xerocomus subomentosus zB hat ebenfalls diese Amplitude in der Wuchsform, von sehr schmächtigen, komplett netzlosen Exemplaren bis zu deutlich boletoiden mit netzartig angeordneten Rippen am Stiel).
    Daß das erst mal verwirrend ist, ist ja nachvollziehbar. Aber so mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, welche Merkmale am konstantesten sind und entwickelt daraus ein Gesamtbild der Art, daß eben diese Variationsmöglichkeiten einschließt.



    LG, pablo.

  • Ich verstehe.
    Diese Antwort werde ich gleich an meinen Partner weiterleiten und mir die von dir Beobachteten Einflüsse merken und mal mit den Sammelstellen bei mir vor Ort vergleichen.
    Interessant ist es allemal. Bin froh eine so ausführliche Antwort dazu bekommen zu haben.
    Mit der kann ich mich derweil gut zufrieden geben. Vielen Dank! :) :sun:

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)

  • Das fällt mir bei jeden Marone sammeln auf.
    Manche sind wahre "Braunkappen".
    Andere ähneln schon sehr den "Filzröhrlingen".


    Die einen mit dünneren Stiel und verhältnismäßig großer Kappe,
    blauen auch stärker. Die Röhren sind gelb, eher noch ins grünliche.
    Diese finden wir vorallem im Moos. Feuchtere Stellen mit
    Heidelbeerstauden und oder Brombeerhecken.


    Die anderen sehen eher aus wie Steinpilze.
    Sehr schnittfest, weniger blauend. Die Röhren kaum erkennbar fein und
    auch die Farbe sieht eher nach Steinpilz aus.
    Wachsen auf trockneren Nadelboden mit hohem Baumbestand.


    Letztere sind auch geschmacklich besser.
    Es hat mich auch schon oft gewundert das hier nicht weiter unterschieden wird.
    Vom Steinpilz gibt es auch verschiedene Sorten - bzw. wird unterschieden.


    Tschüssi Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine!


    Hö? Ich wusste noch gar nicht, daß es auch nur eine Steinpilzsorte gibt.
    Die vier Steinpilzarten kenne ich aber.
    Die sind ja auch unstrittig, weil nachweislich phyllogenetisch verschieden.
    Also jedenfalls Boletus edulis, Boletus reticulatus, Boletus aereus und Boletus pinophilus sind klar (auch genetisch) zu trennen. Nicht aer die verschiedenen Formen von Boletus edulis. Zitronenhütiger Steinpilz, Weißer Steinpilz, Birkensteinpilz und weitere sind genetisch mit Boletus edulis identisch. ;)



    LG, Pablo.

  • nachtvogel
    als Laie kommt man nicht drum rum diese Pilze für verschiedene Arten zu halten ;)


    Beorn
    danke, nun ist es auch für mich ein wenig besser verständlich :)

    LG,
    thys


    Leicht ist es, auf Silber und Gold zu verzichten und auf die Freuden der Liebe, doch ein Pilzgericht stehen zu lassen, ist schwer.
    (Marcus Valerius Martialis)