Speisepilze mit giftigem Doppelgänger - essen oder meiden?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.629 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lutine.

  • Hallo Pilzfreunde,


    Mich würde mal interessieren, ob auch ihr erfahreneren Pilzsammler bestimmte Speisepilze generell meidet, aus Angst vor dem giftigen Doppelgänger.


    Beispiel: weil die Ernte in meinem Wald mager ausfiel, habe ich gestern mal einen Perlpilz genommen. Daheim sass ich mit grummelndem Magen am Tisch und habe ihn mit 3 Pilzbüchern und Internet genauestens bestimmt, bis ich sicher war, dass es wirklich kein Pantherpilz sein kann. Dann habe ich ihn mit in die Pilzpfanne geschnipselt. Mein erster gegessener Perlpilz.


    Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich danach trotzdem etwas ängstlich gefühlt habe, und auf dem Sofa sitzend quasi darauf wartete, dass die Vergiftungserscheinungen einsetzen <X Zum Glück lebe ich noch! :D


    Findet ihr es leichtsinnig, einen Pilz zu essen, der einen giftigen Doppelgänger hat? Gibt es Speisepilze, auf die ihr sicherheitshalber ganz verzichtet, oder seid ihr euch eurer Bestimmungen so sicher dass ihr bedenkenlos reinhaut?


    Gruss
    Susanne

  • Hi,


    zunächst mal: Wie soll man "erfahren" definieren? Ich selbst sammle seit über 15 Jahren, habe aber bisher nur eine vom PSV geführte Wanderung mitgemacht - und das ist mehr als 10 Jahre her. Trotzdem lernt man natürlich dazu. Ich sehe mich trotzdem eher als fortgeschrittenen Anfänger was das Wissen angeht, zumal dieses sich auf 20-25 Speisepilze und die wichtigsten Giftpilze beschränkt.
    Ob man die Pilze jetzt isst oder nicht muss man selbst einschätzen. Die Verwechslung Pantherpilz - Perlpilz sehe ich persönlich als nicht so problematisch, wie es in der Literatur gesagt wird, da ich beide Arten gut kenne und eindeutig unterscheiden kann. Ich kenne aber auch Leute die das nicht einfach finden und schonmal Hexen- und Schönfußröhrling verwechseln....Da hat jeder einen ganz eigenen Blick für die Details glaube ich.
    Jetzt zu den Arten die ich meide: Stockschwämmchen. Ich kenne zwar die Merkmale gut, aber ich habe genug Bilder gesehen, auf denen sich Stockschwämmchen und Gifthäubling extrem ähnlich sind. Und solange ich den Gifthäubling nie live gesehen habe und in der Hand hatte lasse ich die Finger von den Stockschwämmchen.


    Man muss auch nicht alles haben. Ich finde, wenn man nur am kulinarischen Teil interessiert ist, genügt es einen gewissen Stamm an Pilzen zu kennen, die man dafür perfekt kennt. Man muss nicht alles essen, nur weil es essbar ist. In aller Regel finde ich auch genug Pilze um die Stockschwämmchen ohne knurrenden Magen im Wald zu lassen ;)


    Gruß Jonas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Susanne!


    Das ist irgendwie eine Erfahrungssache.
    Ich habe mich zB lange Zeit geweigert, Stockschwämmchen zu essen. Erst wollte ich mal ein paar Gifthäublinge finden und bestimmen. Nachdem das saß, wandern jetzt auch Stockschwämmchen in den Korb. Mit dem Perlpilz war es ähnlich. Noch wesentlich schwieriger ist es bei einigen Schleierlingen, Mehlräslingen und einer Vielzahl weißer und brauner Lamellenpilze, weil da eben die Verwechslungsmöglichkeiten sehr hoch sind.
    Ich denke auch, daß man nicht alles essen muss, was irgendwie ungiftig ist.
    Aber "Speisepilze" sind für mich auch nur Arten die man - mit entsprechender Merkmalskenntnis - schon im Feld sicher ansprechen kann. Eine Art, die man erst mikroskopieren muss zB ist als Speisepilz denkbar ungeeignet. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Susanne,
    wenn Du Dir unsicher bei der Bestimmung von Pilzen bist,die giftige Doppelgänger haben wie z B.
    Pantherpilz...Perlpilz, Grauer Wulstling, Nadelholzhäubling...Stockschwämmchen oder Grüner Knollenblätterpilz...Grüne Täublinge,solltest Du immer einen Pilzsachverständigen aufsuchen.
    Dann bist Du auf der sicheren Seite. Möglich wäre auch der Besuch von Pilzausstellungen.
    Oftmals hast Du dann die Doppelgänger nebeneinender und kannst die Unterscheidungsmerkmale direkt vergleichen.
    Beste Grüße parasol58 (Pilzsachverständiger)

    [font="Courier New"]Pilzfreunde Chemnitz e.V.[/font]


    Lieber Pilzberater als Pilzebrater
    Keine Verzehrfreigabe im Forum

  • Zitat

    Man muss nicht alles essen, nur weil es essbar ist. In aller Regel finde ich auch genug Pilze um die Stockschwämmchen ohne knurrenden Magen im Wald zu lassen


    Das ist hier leider nicht der Fall, meine Hauswälder sind nicht sehr ergiebig, da ist die Versuchung gross auch mal einen Pilz auf Verdacht mitzunehmen.


    Stockschwämmchen werde ich auch nicht nehmen. Champignons bis auf weiteres nur nach Freigabe vom Pilzberater.


    Bei mir am Ort ist die Pilzberatung nur am Sonntagabend offen, und sonntags sind mir die Wälder zu voll. ;( Aber es ist eine gute Idee, ich werde am Sonntag mal versuchen gezielt einen Perl- und Pantherpilz zu finden, und dann dem Pilzberater vorzulegen, um mit beiden Arten vertraut zu werden.


    Das es Pilzausstellungen gibt, ist mir ganz neu...


    Susanne

  • [quote='Marigold','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=246340#post246340']
    > Mich würde mal interessieren, ob auch ihr erfahreneren Pilzsammler bestimmte Speisepilze generell meidet, aus Angst vor dem giftigen Doppelgänger.


    Ich hätte meine Probleme mit dünnfleischigen Anischampignons, wegen der Knollis. Hier nehme ich jeden einzelnen Pilz aus der Erde, schaue mir seine Stielbasis an und rieche an ihm. Erst danach wird abgeschnippelt. Neulich habe ich welche gegessen, und es gab keine Probleme. Stockschwämmchen und Gifthäubling finde ich auch problematisch. Auch da schaue ich bei jedem Exemplar den Stiel an. Ansonsten sammle ich zum Essen nur leicht erkennbare. Bisher bin ich dreimal reingefallen (Galli statt Steini, Heimtückischer Täubling statt Speisetäubling, Blasser Schleimfuß statt Semmelgelber Schleimkopf), aber man schmeckte jeweils gleich, dass da was nicht passt.


    > Beispiel: weil die Ernte in meinem Wald mager ausfiel, habe ich gestern mal einen Perlpilz genommen. Daheim sass ich mit grummelndem Magen am Tisch und habe ihn mit 3 Pilzbüchern und Internet genauestens bestimmt, bis ich sicher war, dass es wirklich kein Pantherpilz sein kann. Findet ihr es leichtsinnig, einen Pilz zu essen, der einen giftigen Doppelgänger hat?


    Wenn du ihn mit so viel Aufwand bestimmst, ist das nicht leichtsinnig. Du hast ja auch nur wenig davon gegessen, sodass eine eventuelle Vergiftung wohl ohne größere Folgen geblieben wäre. Bei diesem Erlebnis konntest du auch sehen, dass deine Bestimmungskunst im Ernstfall funktioniert :thumbup:.
    Selbstverständlich hätte man den Pilz vorher noch einem Pilzberater zeigen können, oder jemandem, der schon lange Perlpilze zum Essen sammelt.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()


  • Mich würde mal interessieren, ob auch ihr erfahreneren Pilzsammler bestimmte Speisepilze generell meidet, aus Angst vor dem giftigen Doppelgänger.


    Für mich kann ich das absolut verneinen.
    Angst vor Vergiftungen habe ich grundsätzlich nicht.
    Allerdings bin ich seit fast 30 Jahren Pilzberater (PSV) und da müssen die giftigen Doppelgänger einfach sitzen!
    Und natürlich vieles mehr.
    Schließlich hat man bei der Beratung eine große Verantwortung gegenüber dem Ratsuchenden.


    Gegessen wird dennoch nicht alles was genießbar ist, sondern nur die Pilze, die ich als schmackhaft empfinde.
    Aber natürlich ist es trotz jahrelanger Erfahrung wichtig, jeden zu Speisezwecken gesammelten Pilz gründlich anzusehen.
    Also auch ich schaue lieber zweimal hin, gerade wenn es leicht verwechselbare Pilze sind.
    Sonst hat man schnell statt vermeintlicher Büschelraslinge einige giftige Niedergedrückte Rötlinge im Körbchen, was nicht so gut wäre!


    Aus meiner Erfahrung möchte ich aber noch daruf hinweisen, dass bei Pilzberatungen nicht die Giftpilze das eigentliche Problem sind. Die werden nur selten zur Bestimmung vorgelegt.
    Weitaus häufiger muss ich überalterte, angeschimmelte oder vermadete, also verdorbene Pilze aus dem Sammelgut Ratsuchender entfernen, worauf leider oft mit Unverständnis reagiert wird.


    Daher auch mein Tipp an dich, nur frische, knackige also gesunde Pilze von Arten zu sammeln, die du sicher kennst und dein Wissen bei geführten Pilzwanderungen oder Pilzausstellungen (die gibt es tatsächlich) ständig zu erweitern.
    Oder du fragst einfach mal im Forum nach, ob jemand in deiner Nähe wohnt, mit dem du auch mal zusammen auf Pirsch gehen kannst.


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Danke Öhrling für die interessanten Beispiele! Und für die Ermutigung, es mit eigenen Bestimmungen zu wagen. Man lernt ja auch sehr viel dabei.


    Zitat von nobi

    Aus meiner Erfahrung möchte ich aber noch daruf hinweisen, dass bei Pilzberatungen nicht die Giftpilze das eigentliche Problem sind. Die werden nur selten zur Bestimmung vorgelegt.
    Weitaus häufiger muss ich überalterte, angeschimmelte oder vermadete, also verdorbene Pilze aus dem Sammelgut Ratsuchender entfernen, worauf leider oft mit Unverständnis reagiert wird.


    Das glaube ich gerne! Wer lässt sich schon gern die mühsam gesuchten Röhrlinge wieder aus dem Korb nehmen! Ich habe ehrlich gesagt aus genau dem Grund meine Maronen vor dem Pilzberater verheimlicht - seinen Ansprüchen hätten die sicher nicht mehr genügt!


    Aber die Giftpilzkandidaten werde ich wohl wirklich nach und nach mal wenn sich Gelegenheit ergibt mal zum Pilzberater bringen, damit sich sie sicher erkennen lerne, das nehme ich mir vor!


  • Ich habe ehrlich gesagt aus genau dem Grund meine Maronen vor dem Pilzberater verheimlicht - seinen Ansprüchen hätten die sicher nicht mehr genügt!


    siehst du und das halte ich für richtig leichtsinnig.
    es gibt wesentlich mehr vergiftungen durch angegammelte pilze, als durch giftpilze.


    den perpliz solltest du auch nur jung ernten. dann isser lecker.
    und wenn du auf rosa oder rötendes fleisch (übrigens reicht schon die winzigste rötende stelle um den pantherpilz sicher auszuschließen!)
    und auf die geriefte manschette achtest, kannst du ihn auch nicht mehr verwechseln.