[Open End-Thread] Verwechlungen, die es laut Literatur gar nicht geben dürfte

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.818 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    getreu nach dem Motto von Oehrling:



    aber ihr kennt ja schon meine Standardphrase: manche Leute verwechseln alles mit allem.


    möchte ich gern hier einen Meinungsaustausch starten, der nicht nur für PSV gedacht ist.


    Auslöser für den Thread war folgende Situation:


    Ich bekam gestern einen Anruf einer Frau, die meinte "Kirschrote Saftlinge" gefunden zu haben, die laut ihrem Pilzbuch als essbar, sogar sehr gute Speisepilze gelten sollen. Ich war sofort stutzig geworden, denn meines Wissens nach sind Saftlinge allesamt keine Speisepilze; insbesondere auch wegen der Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten. Auf dem Nachhauseweg habe ich mich mit ihr getroffen. Mein Entsetzen war groß, als ich diese vermeintlichen "Saftlinge" sah. 8|
    Allesamt rotgenatterte Hautköpfe; Cortinarius phoenicus. Vorher wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass Hautköpfe mit Saftlingen verwechselbar sind; aber es geht doch! Zum Glück hatte ich ein Gespür, dass hier was nicht stimmt.
    Das Pilzbuch war übrigens eins von Rosemarie Dähnke (200 Pilze). Der einzigste giftige Cortinarius in dem Buch war orellanus; Rubellus fehlte völlig; sonst auch kein weiterer Schleierling drin. Als Verwechslungspartner von dem Krischroten Saftling wurde nur ein bitterer, kleinerer Saftling genannt.
    Wie kann Frau Dähnke überhaupt eine Saftlingsart (bei dem Verwechslungspotential der Gattung) als sehr guten Speisepilz in einem Buch mit so wenigen Pilzarten benennen?
    Ich finde das unverantwortlich.


    Hoffe sehr, dass von euch ähnliche Erfahrungen hier eingestellt werden. Das ganze soll nicht dazu dienen, dass wir uns über jemanden lustig machen! Eher dazu, dass wir uns auf solche Fälle aufmerksam machen um besser gewappnet zu sein, falls mal wieder jemand nach Pilzarten fragt, die sonst eher nicht in Beratungen eine Rolle spielen...
    Falls ihr die Idee blöd findet, dann könn ihr das gern hier auch schreiben.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Neulich hier im Forum, das war doch schon mal nicht schlecht, als jemand in einem rothütigen Trichterling oder Milchling partout einen Pfifferling sehen wollte.
    Aus meiner Beraterpraxis kenne ich folgendes:
    - Champignons mit Knollenblätterpilz
    - Mairitterling mit Tigerritterling
    - Flaschenbovist mit Pantherpilz/Fliegenpilz
    - Grüntäubling mit Grünem Knollenblätterpilz
    - Goldröhrling mit gelbhütigem Phlegmacium (z. B. Dottergelber Klumpfuß)
    - Trompetenpfifferling mit Gallertkäppchen

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stefan,
    ich finde das eine sehr gute Idee, natürlich haben da PSV mehr anzubieten
    als Hobbysammler.
    Fängt ja schon damit an die Sammler zu überzeugen alte Schlappen in Ihren 4 Waschkörben zu haben, erst gestern hat mir ein Kollege Handybilde der Funde seiner Eltern gezeigt :nana:


    Die Gefahr bei Pilzbüchern ist schon gewissermassen existent
    unsere Gesellschaft neigt zur Oberflächlichkeit
    Ich denk nur an meinen Nadelwaldrotkappenbeitrag, hab genau die Fundortumstände beschrieben, die Verfärbungsmerkmale usw. usw...


    Aber schaut halt der Eichenrotkappe ähnlich ( die in Wirklichkeit wohl eine Espenrotkappe ist )


    Die Fruchtkörper der Pilze sind heimtückische Wesen :evil:


    Das Zitat von Oehrling finde ich genial...... siehe Bärlauch/Maiglöckchen


    Ich oute mich sogar gleich:


    kürzlich hab ich auch, ohne beim abschneiden genau hinzusehen einen Butterröhrling für ein Kuhmäulchen gehalten.:shy:


    Klaro beim Putzen da merkt man es dann schon, aber ich hab abgeschnitten und dabei schon wieder anderswo hingeschaut.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr beiden,


    danke für eure Rückmeldungen. :thumbup: Hoffe sehr, dass hier noch weitere Erlebnisse eingestellt werden.


    Die Geschichten von einem vermeintlichen Hallimasch, der sich dann bei der Beratung als Riesenporling entpuppt und von einer Sammlerin, die mir Waschkörbeweise H. fasciculare (Grünblättriger Schwefelkopf) und G. junonius (Beringter Flämmling) und meinte, erstere wären Hallimasch und zweitere Butterpilze erspar ich euch jetzt mal.
    Auch noch eine weitere, wo eine Sammlerin meinte, dass Sie Champignons oder Knollenblätterpilze gegessen hätte. Allerdings hätten diese (noch) keine Lamellen und Stiel. Sie hat zu meinem entsetzen B. plumbea vorgelegt (Bleigrauer Zwergbovist). Auch schon Pilze zu essen und dann gleich zum PSV zu fahren, ob die im Nachhinein genießbar sind halte ich schon für eine sehr "abenteuerliche" Vorgehensweise. (Ich formulier das hier mal bewusst diplomatisch;))


    Ist aber alles so passiert.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo,


    hier ein paar Beispiele von Wikimedia Commons:
    Laccaria amethystea - Cortinarius violaceus
    Nectria cinnabarina - Lycogala epidendrum
    Polyporus badius - Coltricia perennis
    Coprinus comatus - Chlorophyllum rhacodes
    Xerocomellus chrysenteron - Tylopilus felleus
    Sarcodon imbricatus - Boletopsis leucomelaena


    Noch ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis:
    Clavaria - junger Coprinus


    Viele Grüße
    Steffen

  • Wenn sie einen denn ins Körbchen schauen lassen...


    Begegnete vor 2 Wochen einer Familie mit Kindern. Im Korb neben Maronenröhrlingen aller Alterklassen, von jung bis pfui: Samtfußkremplinge ("sehen so "schön" aus"), jede Menge Kahler Kremplinge, die für Reizker gehalten wurden.

  • Letztens habe ich am Telefon gehört: "Wir haben Champignons gefunden, welche mit braunen Lamellen und welche mit weißen Lamellen".... RIIIIINGGG, da gingen bei mir die Alarmglocken los:-). Nach dem sofortigen Verzehrverbot stellten sich dann die "Champignons mit den weißen Lamellen" als Safranschirmlinge heraus.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    noch ein paar eigene Erlebnisse.


    1. Ich bin mit Nobi unterwegs. So aus der Ferne (5-6m) meinte ich gelbstielige Trompetenpfifferlinge zu sehen. Bin hingegangen und hab die entnommen. Zu meiner Überraschung haben die sich als Zimtfarbene Hautköpfe entpuppt. So schnell kanns gehen! Sie sahen von weitem aus, wie Tompfiffge (trichterförmiger Hut; Farbe der vermeintlichen "Leisten" und schmächtiger Habitus waren perfekt) und bei näherer Betrachtung hatten die keine dann aber keine Leisten. 8| Mann war mir das peinlich. Es hat sich aber als "richtig" herausgestellt, dass man sich seine Funde, bevor sie in den korb wandern nochmal genau ansehen sollte; um genau so was zu entgehen. Ebenso sollte man das bei Stockschwämmchen machen; immer die Stiele genau überprfüen, dass nicht doch 1-2 Gifthäublinge in den Korb gelangen. Ich predige das übrigens bei jeder Pilztour mit Freunden, wenn ich Pilze erkläre...


    2. Auf meiner gestrigen Pilzausstellung meinten Besucher die Beringten Flämmlinge wären Butterpilze; von oben sehen die ja gleich aus. 8|


    3. Unlängst hat mir ein Ratsuchender Spitzschuppige Stachelschirmlinge (Lepiota aspera) gebracht und meinte er hätte Wiesenchampignons gefunden. 8|


    l.g.
    Stefan

  • 3. Unlängst hat mir ein Ratsuchender Spitzschuppige Stachelschirmlinge (Lepiota aspera) gebracht und meinte er hätte Wiesenchampignons gefunden. 8|


    Auch mir wurde letzte Woche eine Lepiota aspera vorgelegt, und zwar als Birkenpilz. "Er wuchs aber unter einer Birke". :/


    Beste Grüsse,


    matze

    Glucken-Counter 2010: 8 ;)
    Glucken-Counter 2011: ca. 12 :)
    Glucken-Counter 2012: schwer zu sagen, Saison war früh zu Ende :D
    Glucken-Counter 2013: 0 wegen Auslandsaufenthalts
    Glucken-Counter 2014: was nicht ist kann ja noch werden..

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    <hier> mal ein sehr guter Beitrag von Nobi. Da spielen Verwechslungen zwar eine untergeordnete Rolle aber trotzdem sollten wir uns vergegenwärtigen, mit wie viel "Idiotie" wir uns teilweise herumschlagen müssen.


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    Zeit mal wieder was zu aktualisieren; bzw. auch nochmal auf den Thread aufmerksam zu machen. Die Hauptsaison geht gerade los und ich hatte gestern mal wieder so eine Beratung.


    Eine recht nette ältere Frau meinte "Trüffel" gefunden zu haben und die hätten ja "sooo gut" gerochen. Hab mich mit der getroffen und sie meinte, sie hätte im Internet eine Seite gefunden und eine dort vorgestellte Trüffel hätte ganz genau so ausgesehen (wohlgemerkt mit der Bildunterschrift "Trüffel") 8|. Ein Bestimmungsschlüssel (Pilzwanderungen) von Bruno Hennig hat sie mir unter die Nase gehalten und hat mir den Text für die "Weiße Trüffel" vorgelesen. Das ist dann schon eine Überaschung. Das heißt, dass sie zumindest wirklich rel. gute Literatur zu Hause hat.


    Ich hatte schon eine Ahnung, die sich bestätigte. Die vermeintliche Trüffel war einer der dünnschaligen Kertoffelboviste. Ihr Entsetzen war groß, nachdem sie meine Eisnchätzung gehört hatte.


    "NEIN KArtoffelboviste kenne ich doch!"; mag sein aber offensichtlich nicht gut genug. :rolleyes:


    Gern könnt ihr auch noch Geschichten und Fakten hier posten.


    l.g.
    Stefan


  • Beide sind durchaus in der Literatur auch als Verwechslungspartner angegeben und ich habe, die die die als Verwechslungspartner angegeben haben, für ein wenig..... gehalten.


    Bis es uns mit ersterem tatsächlich mal passiert ist: Es ist ein Amanita als ein Flaschenbovist in den Pilzkorb gewandert 8|


    Wie das passieren konnte :saint: , keine Ahnung. Beim Pilzeputzen war es dann aber augenscheinlich. Deshalb: Es sollte besser jemand Pilze putzen, der die Pilze auch kennt.



    Und die Verwechslung des Goldröhrlings mit dem dottergelben Klumpfuß- ja auch die kann ich mittlerweile nachvollziehen.. O.K. der letzere wanderte gar nicht erst in den Pilzkorb, aber auch nur deshalb, weil wir auf diese Verwechslung geeicht sind. Beim schnellen Sammeln könnte sowas durchaus passieren, besonders wenn die dicht benachbart wachsen- beim Putzen sollte es aber spätestens auffallen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Safran,


    bei sehr jungen (noch geschlossenen Amaniten) halte ich eine Verwechlung mit Lycoperdon perlatum und Konsorten sogar für wahrscheinlich; erst recht bei den Leuten, die alles mitnehmen, was nach "essbarem" Pilz aussieht und sich dann hinterher Gedanken drüber machen, was sie denn da gesammelt haben.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.