In Inocybinesien I ... --> Inocybe sindonia + Inocybe cookei

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.680 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    überall Risspilze - ach ja, ich weiß ja, eigentlich nur mit Mikro...
    Trotzdem habe ich mal wieder herangewagt, auch weil ich welche vom letzten Jahr jetzt wiedergesehen habe und denen mit dem Schlüssel im Bon (Parey) nahegerückt bin.


    Wie stark muss man eigentlich das Merkmal "am Stiel - nur an Spitze - oder überall - bereift" bewerten? STARK, nehme ich an.
    Das ist nämlich ganz schön trickreich, weil die Bereifung schon bei der leisesten Berührung weg ist und dann auf einem Foto, das zum Beispiel den liegenden Pilz zeigt, gar nicht mehr erkennbar ist. Auch ist dei Bereifung wahrscheinlich nur bei ganz jungen Pilzen gut erkennbar.


    Inocybe 1 und 2 (halte ich für die gleiche Art)
    bei Tannen und Fichten auf Kalk, Hochrhein 400 m, im Moos (2013 und 2014 gleiche Stelle).
    Ich hatte 2013 an Inocybe geophylla gedacht,
    ABER: der Stiel ist komplett bereift (I. geophylla soll nur an Spitze bereift sein und auf saurem Boden wachsen/ oder nach anderen Quellen auf allen Böden (?)).
    Für Inocybe fibrosa (komplett bereift, und bei Fichten auf Kalk) ist der Pilz viel zu klein...
    Wenn man von der Bereifung ausgeht und sich dann die Kollektion von 2014 ansieht, vor allem den ganz jungen Pilz (vorausgesetzt, es handelt sich um die gleiche Art...)
    dann komme ich jetzt auf den Wolligfädigen Risspilz, Inocybe sindonia
    Standortbeschreibungen mal "auf Kalk" (ja!!), mal "auf Sand" (nein...)


    Hut: weißlich, leicht gilbend (ältere Pilze, nach 1 Tag Lagerung im Kühlschrank deutlich gilbend), mit ockerfarbener Mitte (2013), jetzt eher weiß-grau (nur wenn ganz jung) (2014), feinfaserig (aber leicht "rau-faserig), nur max 3 cm
    Stiel: dünn, leicht gilbend, jung von oben bis unten bereift (Bereifung wischt man sofort ab)
    Lamellen: hell, dann leicht bräunlich werdend, ältere Pilze deutlich braun
    Stielbasis leicht verdickt, meiner Meinung nach nicht knollig
    Sporenpulver: 2013 nicht gesehen, jetzt: hellbraun
    Geruch: schwach, eventuell spermatisch, jedenfalls kein besonderes Aroma, ältere Pilze (1 Tag Lagerung im Kühlschrank deutlich spermatisch, ohne süßliche Töne)
    Bilder von 2013
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    Bilder von 2014
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    Zum Vergleich habe ich jetzt nochmal Inocybe cookei gefunden.
    Da bin ich mir relativ sicher. Diese waren dort im letzten Jahr am gleichen Standort und mein damaliger Fund ist von Ulla mikroskopiert worden.
    Die Basalknolle mit heraus zu opieren (mit Messer Boden großzügig abstechen...) ist ein echtes Problem, wieder ist die Basis mehrfach abgebrochen bzw. nicht eindeutig ausgeprägt, beim kleinsten Pilz aber sehr deutlich.
    Farbe immer recht leuchtend gelb, spitzer Buckel auch beim aufgeschirmten Pilz deutlich zu erkennen.
    Sehr gleichmäßig und glatt auffasernd (Pilze 1 und 2 deutlich weniger gelb, dafür "wolliger")
    Geruch vor Ort leicht spermatisch plus süßlich, einen Tag später (Pilz gekühlt) nur noch süßlich ("Honig")


    Inocybe cookei (2014), Basalknolle teilweise abgebrochen
    abcd


    Vergleich von Inocybe 2 (cf. sindonia) (links) und Incoybe cookei (rechts)
    2g2h

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Abeja,


    deinen Fund kannst du mal mit Inocybe geophylla vergleichen. Aber ohne Mikroskop ist das auch nur ein Ratespiel.


    Ich mach etzt auch erst meine ersten Gehversuche in der Gattung (mit Mikroskop).


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • [quote='abeja','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=246873#post246873']
    > überall Risspilze - ach ja, ich weiß ja, eigentlich nur mit Mikro...


    Nee, muss nicht unbedingt sein. Schau einfach, dass du allein optisch herausstechende Risspilze erwischst, also nicht unbedingt die ockergelben oder haselbraunen, und vor allem ein Buch verwendest, in dem wirklich alle drin sind und nicht bloß 20 %.


    > Wie stark muss man eigentlich das Merkmal "am Stiel - nur an Spitze - oder überall - bereift" bewerten? STARK, nehme ich an.


    Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass man ca. 12 bis 15 Bestimmungskriterien hat, die alle irgendwie gleichgewichtig sind und dass man alle Merkmale im Gesamtzusammenhang würdigen muss, d. h. stimmt irgendwo ein Geruch, eine Zystidenform oder eine Sporengröße nicht, ist das noch kein Anlass, eine bestimmte Art auszuschließen, wenn alles andere passt. 100% perfekte Lehrbuch-Risspilze findet man möglicherweise gar nicht.


    > Ich hatte 2013 an Inocybe geophylla gedacht,
    ABER: der Stiel ist komplett bereift (I. geophylla soll nur an Spitze bereift sein und auf saurem Boden wachsen/ oder nach anderen Quellen auf allen Böden (?)).


    Vor allem hat I. geophylla eine andere Hutoberflächenstruktur (seidig und aus der Ferne betrachtet fast glatt statt filzig-wollig).


    > Wenn man von der Bereifung ausgeht und sich dann die Kollektion von 2014 ansieht, vor allem den ganz jungen Pilz (vorausgesetzt, es handelt sich um die gleiche Art...)
    dann komme ich jetzt auf den Wolligfädigen Risspilz, Inocybe sindonia


    Wenn du nicht die Form der Sporen und Zystiden kennst, brauchst du dir über Bereifung noch keine Gedanken zu machen. Das kommt im Schlüssel erst später.



    > Zum Vergleich habe ich jetzt nochmal Inocybe cookei gefunden.
    Da bin ich mir relativ sicher. Diese waren dort im letzten Jahr am gleichen Standort und mein damaliger Fund ist von Ulla mikroskopiert worden.


    Ja, Inocybe cookei passt mit seiner deutlichen Stielknolle und dem konischen Hut schon makroskopisch gut.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Stefan,
    I. geophylla hatte ich ausgeschlossen (siehe TEXT :), bisher hieß ja Pilz 1 bei mir cf. geophylla), und zwar weil der NICHT von oben bis unten bereift ist, wahrscheinlich nicht so wollig ist (eher seidig), lt. Bon bleibend hellere Lamellen hat und Standort lt. Wiki (aber auf die Schnelle nur da so gefunden): kalkmeidend
    [hr]
    Hallo Stephan (Oehrling),
    deinen Beitrag habe ich gerade erst gelesen.
    Proben habe ich gerade noch im Kühlschrank, vielleicht darf ich die wieder an Ulla schicken (falls sie hier liest und darauf Lust hat, die "Roten am Stiel" habe ich nämlich auch noch gefunden....)
    Es kann ja sein, dass in den Gattungsmonografien die Bereifung erst später im Schlüssel kommt, aber im Bon (makrosk.) recht früh - und es hat mir dann auch geholfen I. geophylla zu "überdenken".

  • Ich wünsche dir viel Erfolg in der Welt der Inocyben und habe hier noch eine interessante Seite für dich: http://www.inocybe.org
    Sie wird betrieben von der auch hier im Forum aktiven Risspilz-Spezialistin Ditte Bandini.

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  • abeja: Wie Du selber schreibst, ohne Mikro keine Sicherheit. Aber wenn schon, dann sollte doch der Geruch zu Hilfe genommen werden. I. sindonia riecht i. d. R. nach "Waschküche". Makroskopisch könnten Deine Fotos schon hinkommen. I. sindonia hat sowohl eine deutliche Cortina als auch echte Kaulozystiden, die bis unter die Stielmitte reichen (was sich sonst meist ausschließt), allerdings normalerweise nicht bis zur Basis. Ganz unten findet man bei Deiner Kollektion wahrscheinlich nur Haare, die die bereifte Oberfläche verursachen.


    Deine vermeintliche I. cookei hat keine gerandete Stielknolle, da käme auch I. quietiodor in die engere Auswahl. Deren Geruch ist ähnlich dem Eichenmilchling (Lactarius quietus) - allerdings nur jung und unverletzt. Im Schnitt und / oder im Alter können beide Arten wieder ähnlich riechen ("süßlich"), zumindest nach meiner Erfahrung.


    Oehrling: Es gibt kein Buch, in dem "wirklich alle drin sind". Dafür gibt es einfach zu viele Arten. Und viele, die noch gar nicht beschrieben sind. Kuyper hatte in den 80ern einfach zu viel synonymisiert und Stangl ist ihm da gefolgt (und ich den beiden). Das wieder auseinander zu dividieren ist nicht einfach. Das versuchen jetzt gerade z. B. Ditte Bandini und Bernd Örtel mit Hilfe der DNA-Sequenzierung. Mit einer deutlichen Erhöhung der Artenzahl ist da in den nächsten Jahren zu rechnen.


    @alle: Auch wenn man sich manchen Risspilz-Arten makroskopisch nähern kann, ist immer Vorsicht angebracht. Auch nach Jahrzehnten kann man im Mikroskop hin und wieder Überraschungen erleben.


    Ich will aber niemanden entmutigen, sich mit dieser interessanten Gattung zu beschäftigen. Es gibt da auch immer wieder tolle Erfolgserlebnisse. Und vielleicht gibt das dann auch einen Anstoß, sich mit dem Gedanken an ein eigenes Mikroskop zu beschäftigen. So teuer wie früher sind die guten Geräte auch nicht mehr. Halten tun die ein Leben lang. Ich habe bei meinem seit 1986 noch nicht einmal die Glühbirne wechseln müssen.


    Gruß


    Helmut

  • Hallo,
    auch hier danke für die Kommentare.
    Auf I. cookei komme ich, weil die im letzten Jahr schon mal da war - aber das muss ja nichts heißen.
    Die Knolle war meist abgebrochen, ein bis zweimal deutlich, ob gerandet oder nicht, kann ich nicht eindeutig feststellen, sobald man mehr daranherumgekratzt hat, desto ging die Form flöten.
    http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=20217


    @ Oehrling: die schöne Seite werde ich mir mal genauer anschauen, nur mal so... lese ich da sanfte Ironie ;)

  • Hallo zusammen,
    jetzt brauch ich den "Vor-Freude-hüpf-Smiley" (oder doch nicht, zu viel Geflicker mag ich eigentlich nicht), also:


    Ulla (danke!!!!!!!!!!) hat per Mikroskop meine makroskopische Einschätzung bestätigt :),
    Pilze 1 waren:
    Inocybe sindonia, Wolligfädiger Risspilz
    (hatte ich zwei Kollektionen, 1x leicht eingetrocknete und 1 x möglichst frische geschickt)


    Pilze 2 waren (wieder, wie im letzten Jahr, also wiedererkannt :)) :
    Inocybe cookei Strohgelber Risspilz
    Was da die Knollenform betrifft, habe ich in meinen (nicht zuuuuuu ausführlichen Büchern auch unterschiedliches gelesen, 1 x gerandete Knolle, 1 x gerundete Knolle). Hier waren sie (falls ich es geschafft hatte, sie am Pilz zu lassen) : gerundet, nicht gerandet.