Verwirrend jung, verwirrend alt --> Abortiporus biennis

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.951 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dryocopus.

  • Hallo,
    an einer Waldstelle (Hochrhein ca. 300 m) wurden vor einiger Zeit viele Bäume gefällt, Fichten und auch Buchen. Die Gegend sah danach völlig "umgegraben" aus, es entstand aber ein recht sonniges Areal in einem ursprünglich feuchten Taleinschnitt im Wald.
    Inzwischen haben sich wieder einige Pflanzen angesiedelt und auf dem herumliegenden Totholz "birkenblättelt" und "trametet" es um die Wette.
    "Weshalb sollten da nicht auch schon wieder andere Pilze wachsen?" dachte ich und schaute nach.


    Ich fand nur:
    auf Erdklumpen diese rundlichen Gebilde, ca. 15 mm im Durchmesser.
    Feine Zipfel, keine Poren zu erkennen, braun-rötliche Basis,
    im Schnitt rötend,
    "pilziger" Geruch.
    Die Nahaufnahme eines etwas größeren "Knödels" brachte mich dann auf die Idee:
    können da ganz junge Initialfruchtkörper eines Erdwarzenpilzes sein, Thelephora spec. (terrestris? anthocephala?) ?



    Dann fand ich noch ein einzlnes verwirrendes Gebilde,
    ca. 3 m hoch, weiß, zäh und faserig,
    Oberseite fein filzig,
    Fruchtfleisch weiß, minimal gilbend, Geruch "normal" pilzig.
    Die Außenseite hatte ich als Stacheln oder Stoppel interpretiert, aber das ist wohl Blödsinn, kein Kork-oder Duftstacheling (unbekannterweise) sieht so aus, auch Semmelstoppelpilze in Miniaturausgabe (die kenne ich in ganz ganz klein) nicht.
    Da kam mir der Gedanke, dass es einfach aufgespaltene Poren sind und das "das Ding" einfach ein kleiner, nicht weiter gewachsener und dann vertrockneter und verblichener Mai-Porling sein könnte, Polyporus ciliatus?
    Was meint ihr?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Ich könnte mir auch vorstellen, daß beides das Gleiche ist, nämlich Abortiporus biennis (Rötender Saftwirrling). Wobei der zweite von der Form her zwar typischer ist, aber spätestens beim Trocknen schon auch hätte röten sollen.
    Ohne Mikro oder die frisschen Pilze in der Hand ist das aber nur so eine Idee meinerseits und keine sichere Bestimmung.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    schon gestern hatte ich deine Nachricht gelesen, aber es war mir irgendwie plötzlich zu spät geworden ...
    das hatte ich schon formuliert:


    das ist aber ein sehr guter Vorschlag, Pablo.
    Da kann ich mich sehr mit anfreunden, danke!
    Dieser Pilz soll ja an Holz wachsen, nicht direkt in Erde. Genau genommen sitzen alle Kügelchen an kleinen Holzspänen auf.


    Du hattest ja in 14-2014 einen sehr ähnlichen Fund, habe ich natürlich wieder mal mit unverzeihlicher Verspätung gelesen.
    Bei mir fehlen halt die Guttationstropfen (ist ein sehr sonniges Eckchen und dort mindestens 11 Tage nicht geregnet.)


    Habt ihr hier schon die Teddybären gesehen?
    http://www.tintling.de/kreatur…/abortiporus_biennis.html


    Das "Trockendings" könnte auch hinkommen, allerdings ist da kaum Verfärbung (außer minimal gelblich) zu entdecken.
    Es soll ja eine zweite Abortiporus-Art geben, Abortiporus fractipes, jetzt Loweomyces fractipes, da würde Größe und Farbe stimmen, allerdings finde ich sonst recht wenig zum Pilz, z.B. zur Verbreitung ("rar" in Europa)


    http://www.mycodb.fr/fiche.php…rtiporus&espece=fractipes

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Danke für den Link, das sind lustige Bilder!
    Abortiporus fractipes ist nach GPBWs eine eher kleine Art (bis 4 cm) mit eher feinen Poren (4-6 / mmm) und soll in sehr feuchten Habitaten auf periodisch überschwämmtem Holz Fruchtkörper bilden.
    Insbesondere wegen den weiten Poren kann ich da nicht wirklch dran glauben.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,
    das Ding ist sehr klein (3-4 cm), natürlich stimmt die Porengröße nicht mit der Angabe überein, ich hatte die Poren dann - wiederum - als durch Alterung aufgeschlitzt betrachtet.


    Hattest Du den Link gesehen (franz.), muss da auch ein bisschen knobeln: u.a.:
    Nur bis 4 cm groß, mit Stiel, oben verbreitert, weiß bis ockerlich,
    auf Laubholz (auf Totholz, oft auf Wurzeln oder vergrabenem Holz von Erle (das würde für feuchten Standort sprechen), Hasel, Esche und Buche.


    Aber so wichtig ist das natürlich nicht, der Verwandtschaftskreis wird das schon sein, irgendwie.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Das erste Bild bei MycoDB halte ich für Sistotrema confluens (Schütterzahn / Gestielter Zahnling). Das sind ja nicht wirklich Poren, die da zu sehen sind.
    Beim zweiten Bild habe ich auch so meine Zweifel, daß A. fractipes röten darf, wundert mich jetzt. Müsste ich aber nochmal nachlesen.
    Da kann aber auch eine Oligoporus - Art auf dem Bild zu sehen sein.



    LG, Pablo.

  • Hmmh,
    also du meinst, diese Seite ist nicht verlässlich, Pilze nicht mit M. untersucht?
    Daran habe ich jetzt gar nicht gedacht.


    Kreiselförmiger Schütterzahn, eröffnet ja jetzt wieder noch andere Blickrichtungen.
    Warum sollte "meiner" nicht auch so etwa sein?
    http://www.123pilze.de/DreamHC/Download/Schuetter.htm (Fleisch: fest!)
    (Geruch Jod/ Krankenhaus - muss ich mal anfeuchten das Ding, roch wie "Porling", etwas streng, etwas süßlich)


    Im Laux steht zu Sistotrema confluens: Konsistenz weich (!) (meiner war sehr zäh, aber eben eingetrocknet), Geruch "vanilleartig"...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Ich will der Seite gar nichts unterstellen.
    In dem Bereich kann es schon mal zu einer Fehleinschätzung kommen. Aber auch meine Einschätzung muss nicht stimmen. Sistotrema confluens habe ich ein Mal gesehen, Abortiporus fractipes noch nie.


    Sistotrema confluens ist allerdings ein sehr dünnstieliger, recht filigraner Pilz. Habituell stimmt das mit deinem Fund eher nicht überein.
    Bei dem Geruch melde ich Zweifel an, ob das so stimmen muss, wie bei 123 beschrieben. Ich erinnere mich an einen leicht chemischen Geruch, aber genau spezifizieren könnte ich das jetzt aus der Erinnerung nicht.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Bei dem Bild von Hartmut muss man aber berücksichtigen, daß diese jungen Fruchtkörper wohl kaum viel größer als 1cm sind. ;)


    Ausgewachsen wäre das noch mal anders.
    Und dann findet man auch immer noch nicht diese daedaloiden bis poroiden Strukturen, die an manchen Stellen bei deinem Fund zu sehen sind.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Eine sehr schöne Geruchsdefinition! :thumbup:
    Ich hätte mir das notieren sollen, ziemlich eigen war das schon.
    Aber an die Stelle muss ich sowieso bald noch mal hin, Pappel - Grünlinge gucken.


    Hier noch ein Bildchen von dem Fund aus dem letzten Jahr bei Speyer:



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    habe gerade hier nur auf die Schnelle gelesen, ja es wird doch wohl Abortiporus biennis sein (ist ja auch am wahrscheinlichsten, wenn die anderen Knödel gleich daneben sind).
    (Danke, Jürgen!)


    Ich habe heute den Pilz mal angefeuchtet (dann minimal rosalich, sofort wieder ausbleichend), Geruch "normal" pilzig, nix Vanille, abgeplattete Zähnchen, oben am Rand etwas porig.


    Bilder noch zum Vergleich:
    http://www.funghiemicologia.co…417&t=41129&view=previous


    Jetzt meine (vom feuchten Pilz)

  • Hallo,
    gestern - im Regen - bin ich an dieser Stelle noch mal vorbeigekommen.
    Es waren vereinzelt wieder (oder immer noch) diese "Knödelchen" wie oben zu sehen, aber auch diese Strukturen s.u. (Fotos sind von heute, nach Oberfläche Abwaschen und 1 Nacht auf Balkon)


    Damit scheint ja Abortiporus biennis (Rötender Saftwirrling) sicher zu sein, das cf. mache ich mal weg :sun: