Unikum mit i (?) --> Cortinarius (Telamonia) cf. rigens (= duracinus)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.034 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    einer noch aus dem Risspilzwald:
    immer noch Hochrhein, 400 m bei Fichten und Tannen auf Kalk, oberflächliche Bodenversauerung kann ich nicht ausschließen,
    der Boden war zusätzlich mit kleinen Holzstückchen durchsetzt


    Ein einzelner Pilz in lockerer Erde mit unterschiedlichem Bewuchs,
    von weitem sah ich nur den kleinen gelblichen spitzkegeligen Hut - und dachte: "noch ein Risspilz"
    Schnell war am Hut gelupft und es kam ein im Vergleich zur Hutgröße unglaublich langer und dicker Stiel zu Tage.


    Der Pilz ist von der Hutgröße her wohl noch nicht ausentwickelt (oder fehlentwickelt).
    Kegelige Form, Oberfläche glatt, er war trocken, eventuell hygrophan (dachte ich) - bei näherem Hinsehen aber extrem feinfaserig.
    Die Hutfarbe erschien gelblich-ocker, dunkelte beim Trocknen aber stark nach: auf dunkel-braun.
    Auffällig der sehr lange und sehr dicke Stiel, ca. 1 cm dick, 10 cm lang, bei Trocknen gilbend.
    (Stielbreite gemessen am Folgetag, im frischen Zustand wahrscheinlich noch etwas dicker, weil der Pilz im weiteren Verlauf extrem bis zur Unkenntlichkeit schrumpfte, Reste habe ich weggeworfen).
    Den Stiel hatte ich als spindelig, wurzelnd interpretiert, möglicherweise nicht korrekt (sondern er ist einfach nur lang, sehr leicht zugespitzt)


    Die Lamellen sind nicht frei, sondern am Stiel angewachsen,
    auffällige ocker-braune Farbe (leicht rötlich), ziemlich dicke, entfernt stehende Lamellen, weißliche (?) Schneide
    So wie die Lamellenfarbe war dann auch das Sporenpulver (bräunlich-ocker-rötlich), allerdings sporte er nur ganz wenig


    Der Geruch war schwach, am ehesten trifft "erdig", mit etwas Phantasie hätte man sich aber auch "rettich-artig" oder "spermatisch" vorstellen können (wobei die beiden letzteren Gerüche sich eigentlich ausschließen).


    Aufgrund der schon beim kleinen Pilz stark farbigen Lamellen und der Stielform hatte ich "Risspilz" schnell (zu schnell ?) ausgeschlossen und dann nach Pilzen mit ähnlichem Habitus und braunem Sporenpulver gesucht.


    Kein Rübling (weil weißes Sporenpulver), kein Dachpilz (weil freie Lamellen und rosa Sporenpulver), kein Rötling (weil rosa Sporenpulver) und bin im Bon bei der mir bisher unbekannten Gattung Phaeocollybia gelandet: Phaeocollybia lugubris. , Wurzelschnitzling


    Weil im Baumkundeforum hin und wieder auch ein Pilzthema aufkommt, hatte ich den Pilz dort als Rätsel eingestellt und mit Spannung erwartet, zu welchen Schlüssen man mit welchem Buch (das interessierte mich) - oder aus Erfahrung kommt.


    Mit Bedenken kam man auf Risspilz bzw. - auch weil durch meine Wortwahl beeinflusst - ebenfalls mit Bedenken auf Wurzelschnitzling.
    Daraufhin habe ich mir meine Fotos noch mal ganz genau angeschaut ...
    Phaeocollybia müsste einen deutlich hygrophaneren Hut haben und einen viel stärker zugespitzen Stiel? Die Lamellen sollen rötlich-braun werden (am Anfang weißlich)
    Vergleichsbilder:
    http://kanlaipoulorondaidan.fr…haeocollybia_lugubris.htm
    http://www.hlasek.com/phaeocollybia_lugubris.html


    Also zurück auf Start: ist das ein Risspilz?

  • Hallo,
    bei Deinem Fund würde ich Rißpilze völlig ausschließen, da stimmt die Lamellenfarbe nicht, auch das Anwachsen der Lamellen ist anders.
    Ich denke auch, daß es eventuell eine Phaeocollybia ist, schau doch mal unter Phaeocollybia lugubris. Das würde mit der Statur hinhauen. Weißt Du noch ob der Pilz gewurzelt hat, sieht mir auf den Fotos etwas so aus. Müßte bei Phaeocöllybia auch sein.
    Ph. lugubris ist der kräftigste in dieser Gattung.
    Aber wenn Du es genau wissen willst, Mikroskopieren ist sicher dazu nötig!
    LG Ulla

  • Hallo Karl
    an Schleierling hatte ich da nur ganz am Rande gedacht, müsste da nicht bei der Hutgröße noch ein Rest Schleier zu sehen sein und/oder irgendwelche Gürtelzonen? Außerdem verbinde ich einen so langen Stiel nicht damit (aber ich habe da noch so gut wie keine Erfahrung). Lamellenfarbe wäre ja schon gut möglich.


    Hallo Ulla (hast du meine PN gelesen?),
    das freut mich, dass du Phaeocollybia lugubris für eine gute Möglichkeit hältst. Da war ich ja per "Schlüsseln" drauf gekommen, ein Unsicherheitsfaktor bleibt halt.
    Wie gesagt (s.o.) im direkten Bildvergleich finde ich die Hutoberfläche und die Stielspitze anders, in wie weit da Variantionsmöglichkeiten gegeben sind, weiß ich natürlich nicht.
    Mit Wurzeln oder nicht bin ich nicht ganz sicher, er erschien mir wurzelnd, hatte den Pilz aber schneller draußen als ich denken konnte :)
    Mal schauen, vielleicht finde ich den ja noch mal.


    Jetzt habe ich mir Karls Vorschlag doch noch mal vorgenommen, Cortinarien mit solch Hüten und solch (leicht spindeligem) wurzelnden (?) Stiel, et voila:
    Spindelstieliger Wasserkopf, Cortinarius duracinus = Cortinarius rigens
    mit schwach ausgeprägtem oder fehlenden Schleierrest am Stiel.


    http://www.pilzbestimmer.de/Detailed/11783.html
    http://tintling.com/pilzbuch/a…ortinarius_duracinus.html
    http://www.funghi-bormio.it/Sc…acinus_var_raphanicus.htm
    http://mushroomobserver.org/na…me/1945?user_locale=de-DE




    Ich fühle :) ... das könnte gut passen...
    Jetzt ist der Tag gerettet (nach dem Megacollybia-Tricholoma-Fracaso).

  • Hallo,
    ich schieb das mal nach vorne ... leider habe ich heute kein weiteres Exemplar gefunden.
    Was meinen denn die C-Experten (noch soooooooooo eine Gattung, welche ....) denn zu meinem Vorschlag - so ganz im Groben?

  • Hallo Abeja,


    könnte es sich bei deinem Pilz um irgendeinen Wasserkopf handeln? Welche Art weiß ich nicht, aber im Vergleich zu seinen Bildern und deiner Beschreibung, käme das hin. Auch Sporenfarbe könnte stimmen.
    Über den Geruch lässt sich ja bekanntlich streiten.


    Lieber Gruß Dany

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    Ich gebe nur Tipps, keine Verzehrfreigabe
    Kopfjucken ist noch kein Zeichen von Gehirntätigkeit

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dany.


    Genau das schlägt ja Abeja vor.
    Aber mehr als Karl und Ulla wird man wohl kaum sagen können. Dazu ist die Gattung einfach zu schwer.
    Ich halte mich da völlig zurück und behaupte, es ist ein Schleierling, den ich nicht kenne. ;)



    LG, pablo.

  • Hallo,
    ich ergänze einfach mal oben den Namen (mit cf. wie immer...) vielleicht stößt ja noch ein Cortinarien-Experte darauf, der diesen Pilz aus eigener Anschauung kennt.
    Wie gesagt, z.Zt. leider keine Proben/ Sporen mehr vorhanden.