Hallo Pilzfreunde,
da sich in den vergangenen Tagen hier im Forum einige User als Fans von Stachelpilzen entpuppten, möchte ich mich auch mal als ein solcher outen. Meist gab es ja irgendwelche dunklen Sachen zu sehen, wobei sich die Finder mit Geruchsangaben schwer taten.
Im Prinzip ist es gar nicht so wild, zumindest bei den Arten mit Maggi-Liebstöckel-Küchenkräutergerüchen. Im Verbreitungsgebiet sollten maximal sechs dieser Arten anzutreffen sein. Glücklicherweise haben die allesamt
helles Sporenpulver, womit sich die Arten zusätzlich zu den Arten der Gattungen Sarcodon und Hydnellum abgrenzen lassen. Was schon deswegen von Vorteil sein kann, da letztere Gattungen hierzulande weitaus artenreicher daherkommen. Auf dem Papier jedenfalls!
Der bekannteset Vertreter der Brausporer ist ja der berühmte Habichtspilz. Momentan gibt es davon zwei. Den, der bei Fichten wächst (Sarcodon imbricatus) und den Kiefern-Habichtspilz (Sarcodon squamosus).
Hier im Bild zwei Jungexemplare vom vergangenen WE:
Nicht zu verwechseln mit dem extrem bitteren Sarcodon scabrosus, den ich in den vergangenen Jahren auch zwei mal im Habitat hatte. Wobei ich erstmal auf eben dieses zurück kommen möchte. Im Prinzip fand ich alle nachfolgenden Kollektionen in einem sauren und armen Flechten-Kiefernwald. Bis auf den Erstfund.
Zurück zu den Maggipilzen. Die zwei bekannten Gattungen teilen sich auf in Schmutzstachelinge und Duftstachelinge. Letztere neigen dazu, ähnlich wie Hydnellum, mit zusammen gewachsenen Hüten aufzutreten. Schmutzstachelinge (Bankera) kommen, eher wie Sarcodon, einzeln daher und sind auch weitaus größer als Duftstachelinge.
Die beiden heimischen Arten nennen sich Bankera fuligineoalba (Rötender Schmutzstacheling) und Bankera cinerea (Violetter Duftstacheling). Wobei man heimisch in dicke Gänsefüßchen setzen sollte. Der Violette soll hier und da in montanen Fichtenbeständen auftauchen. Zumindest gab es vereinzelte Fundmeldungen aus Thüringen bzw. Sachsen. Zum Thema Bankera fuligineoalba kann man in den BW Großpilzen Band 1 nachlesen, dass die Art mittlerweile vom Aussterben bedroht ist.
Bei mir ist er zum Glück auch in diesem Jahr wieder aufgetaucht:
Hier ein Jungexemplar, zusammen mit Schwarzweißen Duftstachelingen (Phellodon connatus).
Ein paar größere Exemplare der Schwarzweißen im Porträt. Man sollte sich die Farben einprägen. Die Schwarzweißen sind deutlich erkennbar gezont, vom hellen Rand nach innen.
Etwas ähnlich und deutlich heller braun kommen die Becherförmigen Duftstachelinge (Phellodon tomentosus) daher. Da noch keine da waren, bemühe ich mal ein Bild vom Vorjahr (Anfang Oktober).
Sowohl die beiden Duftstachelinge als auch die Bankera riechen frisch deutlich nach den besagten Küchenkräutern, auch ohne dass man die Pilze zerbröseln muss. Die Bankera allerdings kann man mitunter schon aus fünf Metern Abstand erschnuppern.
Ganz anders verhält sich das mit der dritten Phellodon-Art aus meinen Jagdgründen. Die roch selbst nach dem Zerschneiden und Zerreiben nur ganz leicht nach dem Gewürz. Ich muss allerdings vorausschicken, dass es sich am vergangenen Sonntag um meinen persönlichen Erstfund von Phellodon niger (Schwarzer Duftstacheling) handelte.
Die Kollektion stand etwa drei Kilometer Luftline von meinem üblichen Hotspot entfernt, in einem moosigen Kiefernareal. Leute - was hab' ich mich gefreut! Anfangs hatte ich meine Zweifel, aber das Schnittbild passt zu allen Beschreibungen. Zudem waren die Farbübergänge am Hut und auch die Beschaffenheit (fast samtig) so was von verschieden zu P. connatus, dass ich eigentlich keine Zweifel ob der Bestimmung habe.
Hier das Schnittbild:
Wenn alle beobachteten Merkmale konstant sind sollte es sich bei den meisten hier im Forum, in letzter Zeit geposteten Funde, um Phellodon niger handeln. Diese Art sollte landesweit auch am häufigsten sein. Die vierte Art, Phellodon confluens, sollte eher in Laubwäldern zu finden sein.
Zuletzt entdeckte ich noch einen ziemlich untypischen Stacheling. Der hatte die Borsten oben auf dem Hut.
Da er augenscheinlich noch extrem jung war, hatte ich darauf verzichtet, ihn aussporen zu lassen. ;-))
Vielleicht findet sich demnächst noch ein ausgewachsenens Exemplar.
Gruß in die Runde - Ingo