Inocybe hystrix?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.198 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich hab gestern mit Nobi noch eine interessante Inocybe gefunden, die ich als I. hystrix bestimmt habe. Der Hut passt super mit den abstehenden Schuppen; aber der Stiel ist mir zu "unschuppig". Ich meine auch zu erkennen, dass der Stiel einen Hauch eines Violetttones hat. Die Hutschuppen lassen mich aber trotzdem bei hystrix bleiben. Er wurde an einem Wegrand in einem Mischwald gefunden. Der Geruch ist spermatisch. Der Hutdurchmesser beträgt beim großen 3,5 cm; beim kleinsten 1,2 cm. Ich hoffe sehr, dass hier jemand eine Idee hat, was das sein könnte. Insgesamt hat der meine besondere Aufmerksamkeit erregt, weil der halt so ein für Inocybe untypischen Gesamthabitus hat...


    Hier die Bilder und mikroskop. Daten







    Glattsporer; Sporen 5-6 x 8-9 µm
    Cheilos: 42-66 x 14-18 µm langgezogen spindelig, bzw. kürzer und gedrungen; Wanddicke so um 1,5 µm; Pleuros vorhanden
    Keine Kaulocystiden gefunden; ist nicht weiter verwunderlich bei so einem stark überfaserten Stiel.




    Hat jemand von euch eine zündende Idee?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Lieber Stefan (danke für deine Mail!): Also das ist nicht I. hystrix, sondern Inocybe cincinnata - vermutlich var. major.
    Du selbst hast ja schon das Fehlen der Stielnatterung genannt sowie das Vorhandensein eines Violetttones oben am Stiel. Dann kann man ergänzen, dass die Lamellen bei hystrix eine gänzlich andere Farbe haben, dass die Zystiden anders geformt sind und weniger stark auf KOH reagieren.
    Ich kann auf dem Foto den Apex der Sporen nicht gut erkennen. Nach dem, was zu erahnen ist, waren sie teilweise fast ausgezogen. Das spricht (sowie das stämmige Aussehen) für die var. major.
    Übrigens sieht man bei erwachsenen Fruchtkörpern keineswegs immer einen Violetton, aber ich zumindest habe ihn immer bei durchgeschnittenen kleinen Fruchtkörpern oben in der Stielrinde gesehen.
    Im Augenblick findet man die übrigens ü-ber-all...
    Liebe Mittagspausengrüße in die Runde,
    Ditte
    PS zu deiner Mail: Vorsicht vor Verwechslung der appendiculata mit ochroalba! Letztere riecht im Alter ebenfalls oft aasig und hat sehr ähnliche Zystiden - ist bloß ungleich häufiger. War das ein Fund aus bergiger Gegend?
    [hr]
    Vergessen: Wesentliches Kennzeichen von I. cincinnata var. major und meist übrigens auch von I. cincinnata var. minor sind die bräunlichen Parazystiden. Kannst du leicht mit dem Mikroskop überprüfen und sieht man schon beim Anschauen der Lamellen, die nämlich bald eine bräunliche Schneide kriegen.
    Mit sowas kann I. hystrix nicht aufwarten.
    Ciao ciao,
    Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ditte,


    danke für deine prompte Antwort. Ich freue mich sehr über deine Antwort. Bei I. Appendiculata war ich mir sehr sicher, denn die Hutränder waren sehr behangen; hier mal ein Bild. Auch der Geruch nach Mörtelbrühe war deutlich zu riechen. Toffel war übrigens der gleichen Meinung.


    l.g.
    Stefan


  • Ja, es sieht auf dem Foto vor allem auch nicht so aus, als wäre der Stiel gänzlich bereift. Das ist ja auch leicht zu überprüfen.
    In diesem Jahr ist sie auch nicht selten.
    Herzlich,
    Ditte

  • Ist Inocybe cincinnata das, was im STANGL Inocybe phaeocomis genannt wird? Und wenn ja, was ist der Grund, dass man von diesem Namen weggekommen ist?

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    • Offizieller Beitrag


    Ja, es sieht auf dem Foto vor allem auch nicht so aus, als wäre der Stiel gänzlich bereift. Das ist ja auch leicht zu überprüfen.
    In diesem Jahr ist sie auch nicht selten.
    Herzlich,
    Ditte


    Hallo Ditte,


    stimmt du hast recht. Ich hab erst im oberen Stieldrittel Kaulocystiden gefunden; fällt mir gerade ein. Das war ein ziemliches Aha-Erlebnis für mich. Unten nichts und oben auf einmal sehr viele Kaulos.


    Danke auch für deine Ergänzungen.


    l.g.
    Stefan

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    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • [quote='Oehrling','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=247979#post247979']
    Ist Inocybe cincinnata das, was im STANGL Inocybe phaeocomis genannt wird?


    Grüß dich: ja.
    Sie hieß früher cincinnata, wurde dann von Kuyper umbenannt und heißt heute (zumindest im Augenblick...) wieder cincinnata. Der aktuelle Name und auch die Geschichte lässt sich immer sehr schön im Index fungorum nachschauen (da steht auch, wo sie umbenannt wurde).
    Kuyper hat die Art nach einem anderen alten Namen umbenannt, weil er I. cincinnata als nomen dubium ansieht - der Holotyp davon existiert nicht mehr. Er ist der Ansicht, der richtige Name sei I. phaeocomis (siehe hierzu seine ausführliche Erklärung im Buch von 1986, S. 223).
    Der Typ von phaeocomis scheint allerdings auch nicht zu existieren, da er einen Neotyp definiert hat.
    Das ist, wie man sieht, alles ein wenig unklar, denn eigentlich müsste die Inocybe dann doch weiter phaeocomis heißen. Aber der Index fungorum ist nun mal maßgebend (auch wenn er durchaus nicht immer Recht hat und längst nicht alle Inocybe-Arten drin sind).
    Wir werden versuchen, da im Lauf der nächsten Jahre Klarheit zu schaffen....
    Herzlich,
    Ditte

  • Nachtrag (für die, die es interessiert) zur Vervollständigung und Klärung des Sachverhalts:


    Kuyper selbst hat in einem späteren Artikel den Namen cincinnata für die Inocybe rehabilitiert - und einen Neotyp davon bestimmt. Damit ist klar, dass diese Inocybe nun zu recht wieder cincinnata - also nicht weiter phaeocomis! - genannt wird.
    Mittagsgrüße in die Runde,
    Ditte