Jüngste Funde #1

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.601 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde!


    Ich habe in der letzten Zeit auch so Einiges gefunden und möchte euch gerne das Ein- oder Andere zeigen.
    Wie immer sind Korrekturen und Bestätigungen sehr erwünscht, auch sonst freue ich mich über jeden Kommentar. :)


    In diesem ersten Teil soll es besonders um den Raum Brandenburg (Schorfheide) gehen.


    Der erste Fund war noch in Berlin. Ich habe mich sehr über den schönen Erstfund gefreut. Seltsamerweise habe ich ihn einige Tage später an einer völlig anderen Stelle wiedergefunden.

    Wolliger Scheidling, Volvariella bombycina. Durch die Hutoberfläche und das Vorkommen auf Holz ist die Art unverwechselbar.


    Der Nächste wuchs auf einer grasigen Fläche am Rand einer Dorfstraße.
    Kein schönes Exemplar, aber noch nie bewusst gesehen, deshalb doch schön.

    Camembert-Täubling, Russula amoenolens. Erkennbar an den braunen Farben, dem gerieften Hutrand (Kamm-Täublings-Gruppe), dem unangenehmen Geruch (der mit etwas Fantasie an sehr alten Camembert erinnert) und dem deutlich scharfen Geschmack.


    Der folgende Rotfußröhrling ist schon äußerlich gut an den graubraunen Farbtönen zu erkennen, nach dem Durchschneiden sieht man das kaum blauende, im Stiel rötliche Fleisch.



    Falscher Rotfußröhrling, Xerocomellus porosporus.


    Ein Pilz, der dieses Jahr besonders häufig ist, aber wohl nicht zu den gängigen Speisepilzen zählen sollte :evil::

    Ahorn-Runzelschorf, Rhytisma acerinum. Die schwarze, gelb umrandete Konidienform (auch als Teerflecken-Krankheit bekannt) kommt häufiger mal auf Ahorn-Blättern vor. Die Hauptfruchtform habe ich noch nicht gefunden.


    Folgender Stäubling kommt gern auf Wiesen vor:

    Wiesen-Stäubling, Lycoperdon pratense. Äußerlich erkennbar durch die leicht abgeflachte, rundliche Form. Beim Durchschneiden macht ihn die vom Stielfleisch getrennte Fruchtschicht unverwechselbar.


    Eine imposante Stäublingserscheinung:


    Hasen-Stäubling, Lycoperdon utriforme. Die Art kann dem Beutel-Stäubling (Lycoperdon excipuliforme), die auch im Gebiet vorkommt, sehr ähnlich sehen. Der Hase ist aber mehr grobschollig felderig, eher runder und nicht so lang gezogen.


    Sehr schön und massenhaft auf den Äckern vorkommend:

    Acker-Schirmpilz, Macrolepiota excoriata. Eigentlich nicht verwechselbar (außer mit kaum geschuppten Egerlingsschirmpilzen, Leucoagaricus). Weitere Bilder >hier<.


    Ein paar Meter weiter vom Standort letztes Jahr kommen wieder junge Exemplare:

    Großer Krempling, Paxillus validus. Zu Vorkommen und Verwechslungen siehe >Portrait<. ;)


    Im Wald dann:

    Gebänderter Dauerporling, Coltricia perennis. Der gestielte, konzentrisch gezonte, auf dem Boden wachsende Porling ist wohl ziemlich unverwechselbar. Eine ähnliche Art (C. cinnamomea) kommt in Deutschland wohl höchstens im Harz vor.


    Ziemlich häufig zu finden:


    Harter Zinnober-Täubling (Russula rosea). Jung ist diese Art relativ leicht erkennbar an den ockerrötlichen, felderig aufspringenden Hüten und der sehr harten Fleisch. Älter könnte man sie dann eher verwechseln, außer man beachtet die rosa überhauchten Stiele und die jungen Exemplare in der Nähe. ;)


    Auch immer wieder schön und ein Schutz für die Weberknechte:

    Zimtfarbener Weichporling, Hapalopilus nidulans. Der einzige bekannte giftige Porling ist an dem weichen Fleisch und der rotbraunen Farbe erkennbar. Mit Laugen verfärbt das Fleisch intensiv violett.


    Essbares gab es natürlich auch:

    Fichten-Steinpilz, Boletus edulis, müsste jeder kennen.
    Bilder von den Pfifferlingen, Maronen und Sommer-Steinpilzen erspare ich euch jetzt mal. :evil:


    Zum Schluss noch etwas ziemlich Seltenes, auf dem selben Acker wie Acker-Schirmpilz und Hasen-Stäubling:



    Wurzelnder Champignon, Agaricus bresadolanus.
    Auffällig war hier die Fleischverfärbung, die Wurzel an der Stielbasis und der würzig erdige, leicht anisartige Geruch.


    Einiges war doch zu finden, auch wenn der Wald an vielen Stellen so aus sah:

    Also das Gras wuchs in den Wald rein. An solchen Stellen waren die eher unbeliebten Spring-Pilze (Pseudofungus folioides) besonders häufig.
    Kennt bestimmt jeder. Von weitem sieht man einen Pilzhut, wenn man näher ran geht, springt der Pilz weg und lässt nur ein pilzförmiges Blatt zurück. ;)
    Trotzdem war es ein schönes Pilzgebiet.



    Viele Grüße,
    Emil

  • tolle Funde! Dieser Springpilz ist mir gestern auch mehrfach begegnet ;) Ich wiußte nicht daß es auch einen giftigen Porling gibt, wieder was gelernt :)

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Emil,


    schöne Funde und schöner Bericht. Für dich ist R. amoenolens ein Erstfund? 8|8| Das ist bei uns ein Massenpilz. Übrigens hier geht echt die Post ab. Tolle Kiefernritterlinge, Hydnellum congrescens, Phellodon spec (wird noch bestimmt von Tomentella), Cortinarius mucosus, Habichtspilze, auch 1-2 Hasen(röhringe). :evil: I. mixtillis in Massen, I. adaequata Krause craterellen, C. violaceus, L. aurantiacum, A. porphyrea und I. appendiculata (letztere ab dem "sowie" alles pers. Erstfunde). Schade unsere Funga hier würde dir sicher gefallen. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Emil,
    erstmal vielen Dank für den schönen Bericht. Aber bist du dir mit der Macrolepiota excoriata sicher? Ich kenne diese mit Hutpapille. Für mich sieht das nach einer Champignonart oder einem Leucoagaricus aus.


    Edit: Ich habe gerade gesehen, das Thema wurde schon neulich durchdiskutiert. Dieses Fass möchte ich selbstverständlich nicht wieder aufmachen. Also gut: Macrolepiota excoriata.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Emil!



    Das ist ein schöner Beitrag mit interessanten Pilzen und Informationen.
    Die Bilder sind sehr gut und aussagekräftig. Danke schön


    LG, Uli

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Da schließe ich mich an: Klasse Sachen und gut und aussagekräftig bebildert. :thumbup:
    Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: Das Stielfleisch bei Xerocomellus porosporus sollte braun sein. Mit rotem Stielfleisch denke ich da eher an einen etwas verblassten Gemeinen Rotfuß (Xerocomellus chrysenteron). Zur Not einfach mal die Sporen unterm Mikro angucen ob truncat oder nicht.


    An Agaricus bresadolanus glaube ich auch nicht. Das wäre eine Art mit (meist recht schwach) gilbender Stielbasis, nicht so deutlich rötendem Fleisch (und wenn dann weiter oben im Hut-Stiel-Übergang), rundlicher Knolle und etwas weniger kräftigem Ring.
    Die Hutoberfläche wäre mal interessant bei einem jüngeren Exemplar zu sehen.
    Was es aber ist, habe ich jetzt gerade keine Ahnung.
    Mit was hast du den denn geschlüsselt?
    Im Gröger zB sind noch einige Arten mit Würzelchen geführt.



    LG, pablo.

  • Hallo Leute,
    danke für eure Antworten! :)


    juliane: Ja, der Springpilz ist besonders dann häufig, wenn es weniger andere Pilze gibt (wenigstens hat man dann immer irgendwelche Pilze ;)).


    Stefan: R. amoenolens sollte ich auch schon mal gefunden haben, aber wohl nie so wirklich bewusst wahrgenommen oder beachtet (?).
    Außer den Vieren vor I. appendiculata habe ich keine der aufgezählten Arten schon gehabt, von Inocybe mixtillis höre ich sogar das erste Mal.
    Irgendwann muss ich euch doch mal besuchen kommen. :thumbup:


    Stephan: Ich hoffe doch, dass M. excoriata wieder da ist, wenn ich das nächste Mal dort hinkomme. Dann werde ich mir die Art wohl mal genauer ansehen. Bis dahin bleibt es erstmal bei dem Namen. :evil:


    Uli: Das freut mich sehr, natürlich besonders, weil es von dir kommt. :)

    @Pablo
    : Danke für die Hinweise! :thumbup:
    Mit X. chrysenteron hast du wahrscheinlich Recht.
    Im Schlüssel von Harald Andreas Schmidt steht bei X. porosporus:


    "[...], was den Pilz mit angeblich vorkommenden, untypischen Exemplaren von 1.12 X. chrysenteron, die keine Rottöne aufweisen, äusserlich
    verwechselbar macht. Sonst ist das Fehlen einer rosa Zone unter der Huthaut ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu X. chrysenteron. Sehr typisch für X. porosporus ist die dunkelbraune bis schwarze Befaserung am Stiel, [...]"


    Statt faserig ist die untere Stielhälfte eher pustelig, chrysenteron-typisch. Und die roten Farben sollte es bei X. porosporus auch nicht geben. Erstaunlich, wie variabel X. chrysenteron sein kann...


    Den Champignon habe ich nach einem Vergleich mit mehreren Büchern und dem Portrait als A. bresadolanus benannt.
    Nach einer genaueren Schlüsselei in GroPiBaWü, Gröger und PdS (danke nochmal, Stefan) kommt eigentlich als Alternative nur noch A. litoralis (Gedrungender Champignon) in Frage.


    Für A. litoralis stimmt alles bei meinem Fund: Form der Stielbasis, Fleischverfärung, Geruch, Ökologie, überhängender Hutrand (bei GroPiBaWü als gutes Merkmal angegeben), Farbe des Hutes (nicht braun geschuppt).
    Das Einzige sind die massigen Fruchtkörper, die bei A. litoralis extrem dickfleischig sein sollen (Hutfleisch bis 4,5 cm).
    Ob man das einfach so ignorieren kann? :/


    Hier noch mal ein Bild von jungen Pilzen, auf dem man den Hut halbwegs sieht. Der Hut war nicht geschuppt, sondern weißlich und felderig aufplatzend.


    Viele Grüße,
    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    A. litoralis hatte ich noch nicht in der Hand.
    Aber die Beestimmung sieht sehr schlüssig aus, ziemlich genau so würde ich mir die Art vorstellen. :thumbup:



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Das Röten in der unteren Stielhälfte sollte schon ein KO für A. bresadolanus sein. Der würde in der Stielbasis gilben bzw. gelbockerlich anlaufen.



    LG, Pablo.