Frage zum Pilz-Sex

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.088 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Heinzelmännchen.

  • zur sexuellen Neukombination von Erbanlagen


    Irgendwie tu ich mir schwer bei der Vorstellung, Pilz 1 (bzw. seine Sporen) treiben es mit denen von Pilz 2. Und das z.B. über eine gewisse Distanz (wie groß wäre die in etwa?) von Wäldchen zu Wäldchen.


    Wenn nun ein Pilz massenhaft Sporen entlässt, ist dann die Wahrscheinlichkeit nicht größer, dass sich die entsprechenden auskeimenden Hyphen des selben Pilzes wieder begegnen? Und wenn, wo läge dann der Vorteil der genetischen Rekombination?


    Dann noch folgende Anschlussfragen: Ist bei Pilzen die vegetative oder die sexuelle Vermehrung relevanter (Arterhalt, Ausbreitung)?


    Wenn es durch Rekombination von Genen zu neuen Eigenschaften kommen kann, müssten ja auch die Pilze wie andre Lebensformen einem steten Wandel (Evolution) unterliegen. Kann so z.B. eine für den Menschen verträgliche Pilzart zu einer unverträglichen (giftigen) werden?

  • Hmm, mir ist da vieles unklar, wenn ich genauer drüber nachdenke.....z.B. in Pilzgruppen .... sind das nun Klone oder Geschwister?


    Und wenn büschelig wachsende Pilze aussporen, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr sehr groß, dass die sich nur gegenseitig wieder begegnen. Oder wenn ein Regenguss die Sporen örtlich belässt ... sie also nicht vom Wind weggetragen werden

  • Hallo Heinzelmännchen,



    Irgendwie tu ich mir schwer bei der Vorstellung, Pilz 1 (bzw. seine Sporen) treiben es mit denen von Pilz 2. Und das z.B. über eine gewisse Distanz (wie groß wäre die in etwa?) von Wäldchen zu Wäldchen.


    Sporen haben keinen "Sex" miteinander;-) Aus einer Spore keimt ein sogenanntes Primärmycel aus, das ganz normal im jeweiligen Substrat lebt und ein bestimmtes Geschlecht hat (wird als + oder - bezeichnet). Primärmycelien unterschiedlicher Paarungstypen (+ & -) gehen dann so einer Art "enge Wohngemeinschaft" ein (oder "vorehelichen Sex";-) - deren Hyphenzellen fusionieren. Das führt dazu, dass die Hyphenzellen (des Sekundärmycels) nun zwei Zellkerne besitzen (Dikaryo-Phase), ein Sekundär-Mycel ist entstanden, welches langlebiger und auch vitaler ist, als die Primärmycelien. Der Sex findet dann im Fruchtkörper statt; entweder in den Basidien, oder in den ascogenen Zellen (die den Sporenschlauch ausbilden). Das Ergebnis sind meiotisch entstandene Sporen.


    Zitat

    Wenn nun ein Pilz massenhaft Sporen entlässt, ist dann die Wahrscheinlichkeit nicht größer, dass sich die entsprechenden auskeimenden Hyphen des selben Pilzes wieder begegnen? Und wenn, wo läge dann der Vorteil der genetischen Rekombination?


    Sofern keine Barriere existiert (z.B. Paarungstypen +/-), ist eine Zellfusion von aus dem gleichen Fruchtkörper entstandenen Sporen/Primärmycelien möglich.


    Zitat

    Dann noch folgende Anschlussfragen: Ist bei Pilzen die vegetative oder die sexuelle Vermehrung relevanter (Arterhalt, Ausbreitung)?


    Beides ist bei Pilzen möglich und strategisch sinnvoll, was relevanter (oder erfolgreicher) ist, kommt immer auf die Umweltbedingungen an. In Zeiten, wo z.B. keine Fruchtkörper ausgebildet werden können, verlegt sich der Pilz auf die Ausbildung von Anamorphen (Nebenfruchtformen).


    Zitat

    Wenn es durch Rekombination von Genen zu neuen Eigenschaften kommen kann, müssten ja auch die Pilze wie andre Lebensformen einem steten Wandel (Evolution) unterliegen. Kann so z.B. eine für den Menschen verträgliche Pilzart zu einer unverträglichen (giftigen) werden?


    Ja, das sehe ich auch so. Im Prinzip ist das möglich. Jedoch muss dazu eine Selektion stattfinden.


    Grüßle
    Jürgen
    [hr]
    Hallo Heinzelmännchen,



    Hmm, mir ist da vieles unklar, wenn ich genauer drüber nachdenke.....z.B. in Pilzgruppen .... sind das nun Klone oder Geschwister?


    Es sind "Äpfel vom selben Baum";-) Also Fruchtkörper, die vom Sekundärmycel mehrfach hergestellt werden. Da kann man nicht unbedingt von Klon sprechen.


    Grüßle
    Jürgen

  • Danke, da kommt mal etwas Licht ins Dunkel :)


    Heißt das auch, dass Pilzfruchtkörper eines Myzels in Gruppen / Büscheln Klone sind, als keine Geschwister?



    Aber der Apfelvergleich ...... der haut m.E. nicht hin :) denn Apfelblüten können ja von andren Blüten bestäubt werden ... und in der fertigen Frucht, bzw. den Apfelkernen fand ja schon eine Erbanlagen-Fusion statt ...

  • Hallo Heinzelmännchen,


    Pilzfruchtkörper sind nicht "der Pilz", sondern nur Fruchtkörper, die das Mycel ausbildet. In den verschiedenen Fruchtkörpern finden in jeder Basidie unterschiedliche Rekombinationen der Erbanlagen statt - von daher passt der Vergleich wieder. Von Klone kann man nur reden, wenn sich z.B. das Sekundärmycel "teilt" oder wenn es fragmentiert wird. Aber Fruchtkörper sind Fruchtkörper, keine Klone oder Geschwister.


    Grüßle
    Jürgen

  • Puh....es wär viel einfacher, wenn es weibliche und männliche Pfiffferlinge gäbe :)


    Also: Das dikaryote Myzel wäre die "Ehe" von Papa und Mama, aber "geknattert", rekombiniert wird erst im Fruchtkörper bzw. in den entsprechenden sporenbildenden Hyphensträngen? Und die Sporen dann die "Kinder" / "Geschwisterchen"?


    Eigentlich ist die Bezeichnung Fruchtkörper ... wie bei andren Früchten, wo die Befruchtung ja bereits in der Blüte stattfand ... etwas irreführend ... vielleicht muss ich da auch noch mal ne Nacht drüber schlafen :)
    [hr]
    Ahhh neeeee, kann doch auch nicht sein


    Die Sporen, als was ich vorhin "Kinder" oder "Geschwisterchen" nannte, sind ja auch keine .... da sie ja nicht komplett sind, wie das bei Samen aus der Botanik wäre.


    Die Sporen sind ja haploid

  • Hallo Heinzelmännchen,



    Also: Das dikaryote Myzel wäre die "Ehe" von Papa und Mama, aber "geknattert", rekombiniert wird erst im Fruchtkörper bzw. in den entsprechenden sporenbildenden Hyphensträngen? Und die Sporen dann die "Kinder" / "Geschwisterchen"?


    Ja;-) So könnte man das einigermaßen Anschaulich rüberbringen, aber ... Die Sporen sind nicht die Kinder oder Geschwisterchen, vieleicht eher die daraus entstehenden Primärmycelien - aber auch das hinkt ein wenig.


    Zitat

    Eigentlich ist die Bezeichnung Fruchtkörper ... wie bei andren Früchten, wo die Befruchtung ja bereits in der Blüte stattfand ... etwas irreführend


    Da hast Du absolut Recht! Die "Früchte" der Pflanzen sind eigentlich Embryonen, und die Fruchtkörper der Pilze eigentlich so eine Art externer "Uterus", der sich selbst befruchtet;-)


    Grüßle
    Jürgen

  • Oh, ich mag solche hinkenden Vergleiche :)


    Generationswechsel sind schon was Tolles, da kann man auch bei Moosen und Farnen staunen.
    Man stelle sich vor, wir Menschen würden wie üblich unsere Ei- und Samenzellen bilden. Diese aber knospen sich ab und entwickeln sich zu vielzelligen haploiden Lebewesen 8| Das wären dann diejenigen, die sich um Partnerwahl, Sex und Embryonenherstellung für neue (diploide) Menschen kümmern müssen. Warum nicht... :rolleyes:

  • Hallo Trüffelino,



    Pilze sind eben keine Bäume, keine Sträucher, keine Blumen und auch kein Gras. –” Pilze sind Pilze.


    Ein wahres Wort!;-) Aber alles, was auf diesem Planeten lebt, ist miteinander verwandt, und lässt sich - differenziert - miteinander vergleichen. Obwohl uns die Sexualität der Pilze völlig fremd vorkommt; sie sind doch keine "Aliens". Pilze sind sogar näher mit uns (Tieren) verwandt, als mit Pflanzen ;)


    Grüßle
    Jürgen

  • Nochmal puh....:-)


    So, müsste ich jetzt meinen Großneffen erklären, wie die Fortpflanzung der Pilze funzt ... und würde dazu mit Pflanzen vergleichen (obwohl das mächtig hinkt8|) ....)


    wäre es dann klüger, zu sagen der Pilz (also das Myzel:) ) blüht?? Anstatt von Fruchtkörpern zu sprechen?


    Drosophila: Beim männlich-menschlichen Ejakulat könnte man schon die Analogie entwickeln, da knospt sich was ab oder Sporenschleuder :) Nur die Frau hat's da schwerer ...

  • Hallo Heinzelmännchen,


    der Vergleich Fruchtkörper/Blüte scheint sinniger*, als der mit den Äpfeln! In der Pädagogik nimmt man gerne die Äpfel als vergleich: Der Baum ist das Mycel, die Äpfel die Fruchtkörper. Ich weiß nicht, in wieweit die kindliche Seele schaden nimmt, wenn man statt Äpfel, Blüten hernimmt *g* Aber eigentlich ist es egal, man kann auch bei Äpfeln bleiben, weil das sowieso alles hinkt, auch die Blüten.


    * Die Befruchtung von Pollen & Samen findet in der jungen "Frucht" statt (im Fruchtknoten der Blüte), daraus entsteht dann die "Frucht" (die eigentlich ein mit Speichsubstanzen und Schutzhüllen umgebender Embryo ist). Dieser Embryo ist was völlig anderes als der Fruchtkörper von Pilzen. Beide können aber analoge Funktionen haben, z.B. durch die Schmackhaftigkeit von äußeren "Fleischhüllen" zur Verbreitung und Verschleppung durch Tier oder Mensch beitragen! Daher ist der Vergleich mit den Äpfeln gerade für kleine Kinder sinnvoller, als wenn man versucht zu erklären, wo, wie und wann eine Rekombination stattfindet, oder in welchem Stadium eine Haplo-/ Diploidie oder Zweikernigkeit vorliegt.


    Grüßle
    Jürgen
    [hr]
    Hallo Drosophila,



    Man stelle sich vor, wir Menschen würden wie üblich unsere Ei- und Samenzellen bilden. Diese aber knospen sich ab und entwickeln sich zu vielzelligen haploiden Lebewesen 8| Das wären dann diejenigen, die sich um Partnerwahl, Sex und Embryonenherstellung für neue (diploide) Menschen kümmern müssen. Warum nicht... :rolleyes:


    Ja, und das schöne dabei wäre, dass die Illustrierten, Lifestyle- und Promi-Experten über gaanz andere Dinge berichten würden *g*


    Aber "Generationswechsel" ist das Fachwort der Wahl, will man sich durch den Dschungel der Sexualität durchkämpfen:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Generationswechsel



    Grüßle
    Jürgen