Schwärzender Pfifferling?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.227 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dodo.

  • Hallo, liebe Forumsgemeinde,


    ich lese schon seit einigen Jahren vor allem zur Herbstsaison bei Euch mit. Seit meinen Kindheitstagen gehe ich regelmässig in die Pilze und habe mich in den letzten Jahren von den Röhrlingen zu den Leistlingen erweitert.


    Nun habe ich am Wochenende einen Fund gemacht, den ich hier von Euch bestätigen lassen wollte. Ich vermute, dass es sich um einen schwärzenden Pfifferling - Cantherellus melanoxeros handeln könnte.


    Hut: vorallem im Alter trichterförmig, orangegelb, im Alter am Rand schwärzlich, Rand kräuselnd


    Leistenfarbe: weisslich-gelblich, im Alter ins blass-violette übergehend


    Stiehl: Pilze bis ca. 12cm hoch, in Konglomeraten von mehreren Fruchtkörpern wachsend, nach unten verjüngend, gelb-weiss, bis zitronengelb, im Schnitt festfleischig bi ins Alter, innen weiss mit dünner dunklerer Aussenschicht


    Geruch: pilzig, wie Pfifferling (ja klar:)


    Geschmack: s.o.


    Färbung bei Verletzung dunkel bis schwarz


    Umgebung: dichter junger (dunkler) Buchenwald mit vereinzelt alten Kiefern, in der Nähe standen (Monster-)Semmelstopplepilze bis 20cm Durchmesser, einzelne Trompetenpfifferlinge und auch einzelne Reizker. Über den Boden kann ich leider nicht so viel sagen. Höhe ca 800m im Jura.


    Ich hoffe, ich könnt daraus was machen. Über Eure Meinung bin ich gespannt.


    Gruss aus der Nordwestschweiz, Reinhard






  • Schwärzt der Pilz den an Druckstellen? Die dunklen Stellen am Hutrand können auch schlicht durch Altern/Eiweißzersetzung entstehen. Auch dass deine Exemplare so dickfleischig sind, spricht meiner Erfahrung nach nicht für eine Kraterelle...

  • Hallo Mushmush,


    ja, an Schnittstellen schwärzte/dunkelte er nach einigen minuten, siehe auch Bild 3.
    Ich habe extra 3 "Alters"-klassen mitgenommen (Bild 2+3). Alle mit deutlichen Leisten. Ich hätte ihn auch eher als Cantherelle klassifiziert...

  • Hallo,
    das büschelige Wachstum mit mehreren Hüten, die einem gemeinsamen Strunk entspringen, passt eher zu Cantharellus ianthioxanthus. Cantharellus melanoxeros kann zwar auch Büschel bilden, aber es sind doch klar einzeln abgetrennte Fruchtkörper, die im Habitus an Trompetenpfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) erinnern. Sozusagen Trompetenpfifferlinge unter Buche mit seltsam gelblich-violetter Färbung.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    danke für Deine Beurteilung. Ich hatte schon in 123Pilze geschaut und dort wurden diese beiden Spezies synonym behandelt. Deshalb auch meine erste Einschätzung. Literatur hierzu habe ich leider nicht.
    Cantharellus tubaeformis und lutescens habe ich in der weiteren Ungebung dort teils in Massen gefunden und diese erkenne ich und untgerscheide ich auch sehr gut. Was mir in der Beschreibung und den Fotos bei 123Pilze auffällt, dass gerade in dieser Gruppe sehr viele Vermischungen dort gezeigt werden. Ganz schlau werde ich da leider nicht. Und in meinem "gemeinen" Pilzhandbuch steht der oben gezeigte nicht drin :/
    Vielleicht kann ich am Wochenende nochmals hingehen und mir die FK nochmal genau anschauen und gute Fotos machen. Hab dort auch noch sehr kleine gesehen unter 1/2cm Grösse. Mal schauen, wie die in der Pfanne schmecken:P


    Gruss, Reinhard

  • Hallo Reinhard,


    die Abbildungen bei 123Pilze sind von mushroom-observer, steht auch ganz klein untendran - also keine Abbildungen von Pilzen aus Deutschland oder Mitteleuropa, das sollte man miteinberechnen. Inwieweit diese Abbidlungen kritiklos übernommen wurden, ist mir nicht bekannt, aber ich sehe da auch einen Mix aus verschiedenen Arten, zudem sehen die auch noch "verwachsen" aus, also mit irgendwas befallen oder deformiert. Eine Cantharellus-Monografie kommt wohl demnächst raus (vielleicht weiß einer näheres) - erst dann kann man belastbare Bestimmungen vornehmen. Bei mir schlummern auf der Festplatte auch noch Abbildungen von seltsamen schwärzenden, büschelig verwachsenen Pfifferlingen, die ich aber derzeit nicht einordnen kann.


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Reinhard,


    die gleichen habe ich auch gefunden. Mit der Bestimmung ist es wirklich schwierig....auch ich habe nicht viel gefunden (weder im Internet noch in meinen Büchern).


    Testweise hatte ich 2 Exemplare von 2 Stellen mitgenommen da sie mir doch etwas unterschiedlich vorkamen. Sporen konnte ich keine "gewinnen", aber beide hatten am Tag darauf schwarze Stellen.


    Hier zum Vergleich der Link zu meinem Beitrag: http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=26336


    Falls Du etwas mehr erfahren kannst würde es mich freuen (und interessieren)


    Viele Grüße
    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • @ Dodo,


    das Thema lässt mir keine Ruhe. So bin ich im Internet schon bei den Italienern angekommen und habe dort eine gute Seite gefunden mit guten Bildern. Link
    So tendiere ich nun auch eher zu C. ianthinoxanthus, wie Oehrling das bestimmt hat:thumbup:
    Werde aber am WE nochmal hinfahren und Fotos mit einer besseren Kamera machen. Hab die halt so auch noch nie gefunden und gesehen.


    Gruss, Reinhard

  • Das ist genau das Problem mit den seltenen Cantharellus-Arten: einige davon sind so selten im Wald zu sehen, dass viele, die eine Internet-Pilzseite betreiben, sie nur vom Hörensagen aber nicht aus eigener Anschauung kennen und dann schnell mal ein falsches Bild applizieren.

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    • Offizieller Beitrag


    Das ist genau das Problem mit den seltenen Cantharellus-Arten: einige davon sind so selten im Wald zu sehen, dass viele, die eine Internet-Pilzseite betreiben, sie nur vom Hörensagen aber nicht aus eigener Anschauung kennen und dann schnell mal ein falsches Bild applizieren.


    Hallo,


    das Problem betrifft doch nicht nur die Cantherellen; das ist auch bei Boleten der Fall. Was mich übrigens auch stört; es gibt 2 Orangerote Dachpilze bei 123. Einmal der gewohnte Pluteus aurantiorugosus und Pluteus admirabilis. Von Zweiterem hab ich nur durch das OEPR erfahren (Darth Orange:evil: ); ein bisschen recherschiert und festgestellt, dass der in den USA vorkommt; aber nicht hier. Erbitte Korrektur, falls ich bezüglich P. admirabilis hier was falsches schreibe.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Reinhard,


    gerne trage ich noch etwas zu diesem Thema bei. Der italienische Link ist interessant, auch wenn zu dem Cantharellus ianthinoxanthus nur Fotos zu sehen sind. Beim Cantharellus melanoxeros steht zwar eine kurze Beschreibung, u.a. dass der Pilz nach Manipulation oder im Alter schwärzt. Gestern habe ich wieder welche gefunden. Diese wuchsen einzeln. Auch schwärzten sie nach ca. 2 Stunden. Aber ob das nicht büschelige Wachstum der Unterschied ist.....keine Ahnung. Ist sehr schwierig. Trotz des eindeutigen schwärzen nach einiger Zeit tendiere ich zu Cantharellus ianthinoxanthus (Ich finde, dass meine so aussehen wie deine). Wenn ich diese Fotos mit denen im neuen Beitrag von Hopsing17 (http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=26594) und den Fotos im italienischen Link vergleiche, stelle ich fest, dass der Stiel viel dicker bei meinen so wie bei deinen Exemplaren ist. Ansonsten kann ich keinen großen Unterschied erkennen. Ich bin kein Experte, sondern nur eine Neugierige. Falls jemand noch andere Unterschiede erkennt - ich bin gespannt. (Vielleicht sollte man alle Fotos mal gegenübersetzen?)


    Hier die Fotos von gestern:







    Gleich nach dem Anschnitt:

    fünf Minuten später

    nach 2 Stunden


    LG
    Dodo

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