Warnung vor fehlerhaftem Pilzbuch

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 7.401 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von huperzia.

  • Hallo zusammen,


    am Wochenende brachte meine Oma mir ein neues Pilzbuch ("Die häufigsten heimischen Pilzsorten", garant-Verlag) mit, Zitat: "Für 4€ kann man ja nicht viel falsch machen". Beim ersten durchblättern war ich entsetzt. Ich kam ohne allzu genau zu schauen auf 23 falsche Bilder! Und das sind sicher noch nicht alle...Die Texte habe ich noch nicht vollständig gelesen. Viele Fehler sind zwar gravierend, aber einigermaßen harmlos (Statt Birkenpilz Espenrotkappe abgebildet, statt Espenrotkappe Eichenrotkappe, Safranschirmling und Parasol sind was die Bilder angeht vertauscht. Diese Fehler beginnen schon auf dem Cover (mal ganz abgesehen von den Pilz-SORTEN!), siehe oben rechts...Auch die Bezeichnung "häufigste Pilzsorten" lässt mich wundern, wo zum Beispiel die Rotkappen als häufig gelten (meines Wissens viele auf der RL), auch Trüffeln, manche Morcheln, Schweinsohr und Moor-Birkenpilz gehören für mich nicht zu den häufigen Pilzen.


    Am schlimmsten ist allerdings das Bild zum Waldchampignon. Was hier abgebildet ist ist sicher kein Waldchampignon und optisch auf den ersten Blick näher an Amanita phalloides als an irgendeinem Champi...Sowas kann für Anfänger fatal ausgehen. Generell fehlen bebilderte Hinweise auf giftige Doppelgänger und Detailbilder, die die wichtigen Merkmale zeigen. Dazu auch ein in meinen Augen katastrophales Zitat zum Grauen Wulstling:


    "[...] aber erhebliche Ähnlichkeiten mit einigen Giftzwergen, darunter dem Pantherpilz, der allerdings einen nicht gerieften Ring am Stiel aufweist. Aber wer sieht diesen unterschied wirklich? Dem Sammler des Grauen Wulstlings bleibt daher ein gewisses Restrisiko leider nicht erspart."


    Meine Meinung: Dieses Buch kann für Anfänger gefährlich werden und sollte aus dem Handel gezogen werden!


    Scans wegen Urheberrecht entfernt.


    Gruß Jonas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    alles schön und gut; trotzdem ist fürmich das nicht A. phalloides; eher A. essettii. Die verfärben sich so.


    Trotzdem hast du vollkommen recht; wer immer den Mist aufgelegt hat, sollte mal dringend eine Lektion in Pilzbestimmung erhalten.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Ich sage ja nicht, dass es A. phalloides ist, für eine Bestimmung ist das Bild viel zu schlecht. Aber: Was auch immer es ist hat mehr Ähnlichkeit mit A. phalloides als mit dem Waldchampignon, das ist schon gefährlich genug...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jonas.


    Und die braunen Pilze unten auf der rechten Seite sind Zuchtchampis (Agaricus bisporus). ;)


    Wer ist denn der Autor dieses wunderbaren Werkes?



    LG, pablo.

  • Das fand ich jetzt den weniger gravierenden Fehler ;) Wie gesagt, mehr als 20 Bilder sind falsch...
    Autor ist Werner Strasdat, zumindest steht er als für den Text verantwortlich im Impressum...

  • Hallo Jonas,


    hallo zusammen,


    so ärgerlich das auch ist, aber hier im Forum dürfen keine Scans von Büchern, Buchseiten oder ähnlichem eingestellt werden, das ist ein klarer Verstoß gegen das >> Gesetz über Urheberrecht << .


    Es sei denn, es liegt eine Genehmigung des Rechteinhabers vor. Was hier sicher nicht der Fall sein wird.


    Was privat und persönlich auf welche Art und mit welcher Dokumentation auch immer diskutiert wird, ist eine andere Sache.


    Bitte entferne die Scans und formuliere den Hinweis rein verbal.


    Und das bitte ohne Groll und Ärger über mich.


    Ggf. wäre ein Hinweis an den Verleger, wenn berechtigt, sinnvoll.


    Viele Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hm, Werner Strasdat sagt mit garnichts.
    Ist zumindest in keiner Veröffentlichung aufgetaucht, die ich kenne.


    Ist für mich natürlich nicht abschließend zu beurteilen, ohne das Buch zu kennen. Aber generell kann man in fast allen Pilzbüchern Fehler finden. Manchmal sind es auch einfach nur Namen oder Artkonzepte, die sich im Laufe der Zeit geändert haben.


    Blöd ist es trotzdem.
    Immerhin braucht angesichts solcher Bücher niemand mehr über Apps zu schimpfen.
    Es ist eben immer so: Es gibt jede Sache in gut und in schlecht.



    LG, pablo.

  • Ärgerlich mit solch einem Buch, danke für den Hinweis Jonas!


    Kenne ähnliche Beispiele, die selbst mir als recht unerfahrenem Leser sofort auffallen.


    Ein Satz an Pablo: "es gibt jede Sache in gut und schlecht"


    Ein Grund, warum ich hier so gerne mitlese, sind Dein Wissen, die Bereitschaft, helfend zu antworten und noch dazu - Deine ausgleichende Ader. Das ist für mich wahre Größe!

  • Hallo Jonas,



    - Ich habe den Verlag angeschrieben mit Hinweis auf deine Kritik und auch die negative AMAZON-Bewertung:



    Hallo,


    ich möchte sie darüber informieren, dass dieses Buch hier http://www.pilzforum.eu/board/…6560&pid=250373#pid250373[/url] zerrissen wird.


    - Und auch in der Amazon-Bewertung wird vom Kauf abgeraten!!!
    --------------


    - Da ich das Buch nicht kenne, kann ich es natürlich nicht endgültig bewerten.


    ---> Aber bereits "Pilzsorten" im Titel deutet darauf hin, dass der Autor keine Ahnung von "Rangstufen" bei Pilzen hat. Denn bereits jeder Anfänger weiß, dass es keine Pilzsorten gibt!!!


    Grüße
    Gerd Fischer


    OK, schauen wir einmal, was der Verlag als Antwort präsentiert.



    Grüße
    Gerd


  • Hallo Gerd :sun:,


    finde ich stark, Deine Aktion.
    Bin gespannt, was da als Antwort kommt, wenn dann überhaupt eine kommt.
    Möglicherweise kommt nichts und das Buch wird aus dem Handel genommen. Schätzungsweise nächstes Jahr (spätestens um diese Zeit) wissen wir mehr. :thumbup:


    Liebe Grüße,
    Markus

  • :thumbup: cool Gerd,


    da zeigt sich doch mal wieder, dass ein Verlage wenigstens vor Veröffentlichung einen PSV befragen sollte.
    Das kostet weniger als die verschwendete Druckfarbe.


    Ich kenne das Buch nicht aber wir hatten hier ja schon TV-Kochserien
    mit haarsträubenden Aussagen zu Pilzen.


    Bleib dran Gerd, Du Wadlbeisser :evil:

  • Hallo Helmut,



    - Na klar, und ich werde nachhaken und deutlicher formulieren, wenn mich die Antwort nicht überzeugt.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo,



    OK, schauen wir einmal, was der Verlag als Antwort präsentiert.


    auch ich gehöre zu den Leuten, die Deinen Einsatz und die Aktion vorbildlich finden :thumbup:.


    Ich habe bloß die Befürchtung, dass die Reaktion des Verlages in einer der beiden folgenden Optionen besteht:


    1) Gar keine Reaktion.
    2) Abwiegeln dahingehend, dass dort Experten mitgewirkt hätten und man schon wisse, was man tue.


    Schließlich wäre ein Einziehen und Vernichten der Auflage mit Aufwand und finanziellen Verlusten verbunden, und zugeben, dass man Mist produziert hat, kann auch nicht jeder...


    Ich hoffe sehr, dass ich mich irre!

  • Schlimmstenfalls müsste man dem Verlag ganz konkret Fehler benennen... und zwar je schlimmer, desto besser. Wenn die nur ein paar essbare Pilze verwechseln, ist das Mist, aber es passiert nichts. Ein Pilzratgeber ist aber eine schriftliche Aussage zu diesem Thema, und schriftliche Aussagen sind rechtsverbindlich. Nicht umsonst weisen wir hier im Forum ja immer jede verantwortung bei der Pilzbestimmung von uns.
    Eine Pilzvergiftung wegen einer Verwechslung auf Grund dieses Buches kann den Verantwortlichen Schadensersatz- und Schmerzensgeldklagen einbringen. Dass da ein Champi wie ein Knollenblätterpilz ausschaut ist schon harter Tobak.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Hi Marion,



    Ein Pilzratgeber ist aber eine schriftliche Aussage zu diesem Thema, und schriftliche Aussagen sind rechtsverbindlich.


    ich bin mir ziemlich sicher, dass in dem Buch ein rechtlich "wasserdichter" Haftungsausschluss steht und man, selbst wenn es zu einer tödlichen Vergiftung gekommen ist, dem Verlag und dem Autor vor Gericht exakt gar nix anhaben kann ;).


    Davon abgesehen (also in Bezug auf das Benennen möglichst schlimmer Fehler) hast Du natürlich hundertprozentig recht :thumbup:.

  • Hallo,


    habe mal "gegoogelt" und unter Werner Strasdat einen freien Jornalisten aus Dortmund gefunden, dessen Schwerpunkt unter anderem "Sachbücher" sind (hier). Da könnte manl einer der Spezialisten hier :P den auch mal anmailen...
    Wenn ich die Menge an Pilzanfänger sehe in den Wäldern, welche sich dann mit solchen, ich nenne es trotzdem "Büchern" sicher fühlen, wird mir Angst und bange ( frei nach Marcel Reich-Ranicki: "Ess issst ein Buch, isst ess ein Buch?! Ich ssage NEIN! ":D:D:D).
    Telefonnummer findet man von dem übrigens auch...


    Gruss Reinhard

  • Hallo Bodo,



    ich bin mir ziemlich sicher, dass in dem Buch ein rechtlich "wasserdichter" Haftungsausschluss steht und man, selbst wenn es zu einer tödlichen Vergiftung gekommen ist, dem Verlag und dem Autor vor Gericht exakt gar nix anhaben kann ;).


    Davon gehe ich auch aus. alles Andere wäre bodenloser Leichtsinn von Verlag/Autor.


    - Beispiele für einer Haftungsausschluss findet man z.B. im LAUX und GERHARDT, um nur 2 weitverbreitete populäre "Große Pilzführer" zu nennen.


    Grüße
    Gerd
    [hr]
    Hallo Reinhard



    habe mal "gegoogelt" und unter Werner Strasdat einen freien Jornalisten aus Dortmund gefunden, dessen Schwerpunkt unter anderem "Sachbücher" sind (hier). Da könnte manl einer der Spezialisten hier :P den auch mal anmailen...


    - Ja, das wird verm. der Autor sein.
    ---> Denn, das aktuelle BRD-Online-Telefonbuch listet insg. 43 "Strasdat", aber nur einen "Werner Strasdat".


    ---> Ich verweigere allerdings zwischenzeitlich Kontaktaufnahmen zu/Interviews mit "Journalisten/Reportern, Fernsehen" die mit Pilzen "nix oder wenig" am Hut haben und anschließend eh einige nicht belastbare/korrekt zitierte Kommentare veröffentlichen.


    Grüße
    Gerd
    [hr]
    Hallo Marion,



    Schlimmstenfalls müsste man dem Verlag ganz konkret Fehler benennen... und zwar je schlimmer, desto besser. Wenn die nur ein paar essbare Pilze verwechseln, ist das Mist, aber es passiert nichts.


    - Ok, du hast mich überzeugt:
    ---> Ich werde den Verlag nochmals anschreiben und um ein Belegexemplar bittet, das ich das detailliert bewerten kann und zusätzlich eine "Errata" erstellen.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo,


    Vermutlich ist das irgendein ausländisches Pilzbuch (die Häufigkeitsangaben!) oder mehrere, was ein Schreiber, der von Pilzen keine Ahnung hat nach seinem Gutdünken zusammengeschrieben hat mit Bildern, die der Verlag irgendwie (falsch beschriftet) in seinem Bilderpool hatte.
    Das kommt ja gar nicht so selten zu. Wir bekommen auch immer Belegexemplare, wo unsere Bilder und/oder unsere Texte mehr oder weniger passend in einem anderen Buch von Kosmos (meist Zusammenstellungen, wo Pilze, Pflanzen, Flechten, Moose, Tiere etc. zusammen drin sind) genommen wurden.
    Oder es gibt Übersetzungen für andere Länder und ob da dann 1:1 übersetzt wird (mit all den Fehlern in Häufigkeitsangaben) oder ein echter Mykologe vor Ort drüberschaut und Stellen ändert, ist sicher auch mal so, mal so - je nach Verlagspolitik.


    Deshalb sind immer die Bücher zu empfehlen, wo ein Autor drauf steht, der auch irgendwas mit Pilzen zu tun hat, ansonsten steht schnell mal Murks drin, wie wohl in diesem Buch.


    Viele Grüße,
    Tanja Böhning