20.2014

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 7.174 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Momentan scheinen die Pilze fast überall eine Pause einzulegen. Jedenfalls hat die Dichte der Fruchtkörper und auch die Artenvielfalt stark abgenommen. Wenn man etwas rumguckt, kommt immer noch einiges zusammen. Und es gibt ja noch genug Bilder aus den letzten Wochen zu zeigen.
    Vielleicht mag ja jemand ein paar Bilder gucken, wenn es schon draußen gerade weniger zu sehen gibt.


    01: Aleuria aurantia = Orangebecherling

    Bildet klassischerweise recht große Fruchtkörper gerne auf gestörten Böden wie Wegen, Wegrändern und Böschungen, die außen mal körnig - kleiig sein können, aber nicht filzig oder gar haarig.


    02: Bankera fuligineoalba = Schmutziger Weißsporstacheling

    Ziemlich unglaublich: Ein leicht erkennbarer Stachling. Deutlich gestielt, in Hut und Stiel gegliedert, Fruchtkörper einzeln wachsend, weißes Sporenpulver und beim Antrocknen nach Maggi riechend. In der Gattung gibt es nicht viele Arten, diese hier wächst im Kiefernwald auf eher tockenen, gerne sandigen Böden, hat einen ungeschuppten, aber irgendwie wattigen Hut, in den gerne Partikel wie Kiefernnadeln, Zweiglein und sonstige Waldbestandteile einwachsen.
    Die Art dürfte in Deutschland eher selten dokumentiert sein.


    03: Coprinus comatus = Schopftintling

    Eine etwas häufigere Art. Der Pilz erscheint ziemlich überall, gerne auf Wiesen oder wie hier auch an Wegrändern.


    04: Cortinarius alboviolaceus = Weißvioletter Dickfuß

    Ein recht schlanker Schleierling aus dem Birkenwald, gerne an feuchteren Standorten. Auffällig sind die jung fast völlig weißen Fruchtkörper. Wenn sich das Velum vom Hut etwas abwäscht, kommen mehr blass violette Farbanteile zum Vorschein, die sich auch am Stiel und im Fleisch finden. Aber überall nie so richtig grell.


    05: Cortinarius infractus = Bitterer Schleimkopf

    Wenn man den Pilz ein oder zwei Mal probiert hat, verzichtet man auf die Kostprobe (üble Sache) und beschränkt sich auf die makroskopische Bestimmung: Irgendwie immer düstere Fruchtkörper, meist mit Olivtönen, Vorkommen im Laubwald, schmutzigweißes Fleisch und schon jung eher entfernt stehende, braune Lamellen, in die sich gelegentlich auch ein Olivton mischt.


    06: Cortinarius torvus = Wohlriechender Schleierling

    Zur Zeit ein regelrechter Massenpilz in den Laubwäldern. Auffällig ist hier der deutliche Ring, die untere Stielhälfte kann dabei fast gestiefelt wirken.
    Jung finden sich violette Farbtöne vorwiegend im Bereich der Stielspitze, aber schon bald blasst der ganze Pilz zu einem schmutzigen Ockerbraun aus.
    Interessanterweise riecht er überhaupt nicht wohl, sondern einfach nach gar nichts.


    07: Cortinarius trivialis = Natternstieliger Schleimfuß

    Eine ziemlich prägnante Erscheinung, die ich im Taunus zum ersten Mal mit der Gruppe der Pilzverrückten bewundern durfte. Myxacien mit so einer Stielzeichnung gibt es in Mitteleuropa wohl nur diesen einen.


    08: Cortinarius violaceus = Dunkelvioletter Schleierling

    Einfach schön. Ein ganz untypischer Schleierling, weil auf den ersten Blick schon sicher anzusprechen.


    09: Gymnopilus junonius = Beringter Flämmling

    Ist auch ein beeindruckender Pilz, den wir im Taunus fanden. Die Größe und Leuchtkraft der Fruchtkörper macht schon Eindruck.


    10: Gymnopilus picreus = Dunkelstieliger Flämmling

    Auch diese Art ist in Deutschland selten dokumentiert. Mir erst seit kurzem bekannt, aber in den Sandkiefernwäldern um Mannheim in diesem Jahr an vielen Stellen zu sehen und auch im Odenwald vor zwei Tagen vorgefunden. Immer an stark morschen Stämmen und Stümpfen von Kiefer. Wenn man die Gattung erkannt hat, ist hier auch eine makroskopische Bestimmung gut möglich wegen der dunklen, satt braunen Hutfarben, den dunklen Steilen und den dazu stark kontrastierenden, leuchtend gelben Lamellen.


    11: Hygrophoropsis aurantiaca = Falscher Pfifferling

    Leuchtende Flecken im dunklen Tann.
    Ich finde nach wie vor das wohl beste Merkmal für Einsteiger zur Unterscheidung von leckeren Leistlingen ist die Konistenz der Fruchtkörper. Der Falsche ist so biegsam, knautschig - elastisch, das kann kein Pfifferling. Ist jedenfalls einfacher als sich damit rumzuärgern, warum Lamellen manchmal wie Leisten aussehen und Leisten mal wie Lamellen. ;)


    12: Hygrophorus discoxanthus = Verfärbender Schneckling

    Neben den Verfärbungen (auf die man auch mal einige Zeit warten muss) ist der intensive, irgendwie unangenehme Geruch ein gutes Merkmal zu Bestimmung. In vielen Büchern steht Leuchtgas oder so. Im Nachbarforum schrieb kürzlich jemand "altes Pommes - Fett" oder so. Das könnte mir gefallen. Jedenfalls kommt das für meine Nase bisher am nächsten an diesen Geruch heran.


    13: Inocybe calamistrata = Blaufüßiger Rißpilz

    8|
    Gibt's das?
    Ein Rißpilz, der sich einfach mal makroskopisch ansprechen lässt?
    Aber ich finde tatsächlich keinen anderen struppigen Rißpilz mit blauer Stielbasis.
    Mein Weltbild gerät ins wanken.


    14: Inocybe geophylla = Weißseidiger Rißpilz

    Ach ja, den kann man ja auch so bestimmen, wenn man ihn ein paar Mal gesehen hat. Selbst wenn er aus einer Buchecker herauswächst.
    Gut. Alles wieder im Rahmen. :)


    15: Lactarius pubescens = Flaumiger Milchling

    Eine etwas angetrocknete Kollektion. Hier ist schon wieder zu viel schlechtes wetter in der Gegend.
    Die Art ist erkennbar an weißer, scharfer Milch, Vorkommen unter Birken, wolligem Hut, im Alter teils nur noch am Hutrand, Stiel ohne Grübchen und Hutoberfläche ohne Zonierung.


    16: Lactarius rufus = Rotbrauner Milchling

    Noch einer mit scharfer, weißer Milch. Etwas kleiner und aus Nadelwäldern, mit glattem Hut und kräftig rötlichen Farbtönen


    17: Lactarius salmonicolor = Lachsreizker

    Warum findet man die schönen Dapetes immer erst, wenn sie am Vermodern sind? Kennzeichnend für diese Art ist das Vorkommen bei Weißtanne, gezonter Hut, Stiel mit Grübchen und im Alter charakteristisch lachsrote Hutränder.


    18: Lactarius semisanguifluus = Spangrüner Kiefernreizker

    Leider nur unwesentlich frischer. Wächst unter Kiefern, hat auch Grübchen am Stiel, etwas stumpfere Hutfarben als der Edelreizker und eine starke Tendenz zum grün werden.


    19: Lactarius volemus = Brätling

    Den kennen sicher die meisten. Meist recht großer Pilz in warmen, freudigen Farben mit reichlich weißem Milchfluß. Die Milch sollte man nciht irgendwo auf die Kleidung bekommen. Und was zum Händewaschen sollte man dabei haben. Sonst läuft man lange mit Krabbenfingern rum.


    20: Macrocystidia cucumis = Gurkenschnitzling

    Für Karl. Es geht tatsächlich, auch von dieser Art einigermaßen passable Bilder zu produzieren. ;)


    21: Pholiota astragalina = Safranroter Schüppling

    Ein nicht ganz einfaches Pilzchen. Charakteristisch sind die Farben (eigentlich mehr Aprikose als Safran), das Vorkommen an morschem nadelholz und das erst bräunende, später schwärzende Stielfleisch.


    22: Psathyrella cotonea = Schwefelfüßiger Mürbling

    und...


    23: Psathyrella maculata = Gefleckter Mürbling

    Die beiden Arten mal nebeneinander auf dem Tisch liegen zu haben, ist schon aufschlussreich. Die schwefelgelbe Stielbasis bei P. cotonea habe ich vergelblich gesucht. Ob der Standort (P. cotonea auf vergrabenem Holz, P. maculata offen an Holzstumpf vergesellschaftet mit Stockschwämmchen) ein gutes UNterscheidungsmerkmal ist, scheint mir zweifelhaft.
    Blieben die Hutfarben und die Beschaffenheit der Schuppen. Aber auch hier gibt es wohl Übergänge, die jungen P. maculata an dem Stumpf waren recht hell. Im Alter sollte das aber funktionieren als Unterscheidungsmerkmal. P. maculata wird mit der Zeit immer dunkler.
    Mikroskopisch sind die beiden Arten ohnehin sehr verschieden in der Form der Zystiden sowie der Sporenform und -Größe.


    24: Rhodocollybia maculata = Gefleckter Rübling

    Taucht in diesem Jahr des öfteren mit ockerlichen Hutfarben auf, teils noch extremer und gleichmäßiger gefärbt als auf diesem Bild. Sorgt so unerlaubt für Verwirrung unter Pilzbestimmern.


    25: Russula sardonia = Zitronenblättriger Täubling

    Eine farblich hübsche Art aus dem Kiefernwald. Scharf, ohne Geruch nach Stachelbeerkompott und dafür mit jung schön gelben lamellen.


    26: Rutstroemia echinophila = Kastanienschalen - Stromabecherling

    Auf Ansage am selben Fundort wie im letzten Jahr gefunden. Leider schon etwas angetrocknet. Auf dem Substrat kaum verwechselbar.


    27: Tapinella panuoides = Muschelkrempling

    Die Art ist nicht so häufig wie der Samtfußkrempling, aber alles andere als selten. Ich denke, dieser Pilz wird nur oft übersehen.


    28: Tarzetta cupularis = Kerbrandiger Napfbecherling

    Ich hatte erst gehofft (befürchtet?), daß es was Anderes ist, weil er auf einer Brandstelle wuchs. Aber die Hoffnung (Befürchtung?) hat sich nicht bestätigt. Ich finde makroskopisch kaum etwas, was so aussieht und auch mikroskopisch passt alles zu den Beschreibungen, die ich mir angeschaut habe.
    Irgendwann kommt er noch, der Kracher auf dieser Brandstelle.


    29: Zwei Kumpels Vol. I

    Immer eine feine Sache bei Exkursionen, wenn man jemandem einen Gifthäubling neben die stockschwämmchen legen kann. :evil:


    30: Zwei Kumpels Vol. II

    Welches die Grünblättrigen und welches die Rauchblättrigen sind ist klar hier, oder?


    So Leute. Führt jetzt mal jemand einen :rain: - Tanz auf, damit wieder mehr Pilze rumstehen?
    vertrocknete Saftlinge angucken macht wenig Spaß.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    da hast Du aber wieder eine schöne Sammlung zusammengetragen!
    Bei manchen Pilzen dachte ich: okay, die gibt es also auch.
    Vielen Dank, dass Du mein Artenspektrum zumindest visuell erweiterst!


    Am interessantesten fand ich den Blaufüßigen Rißpilz; da denkt man ja: wenn ich auf den mal stoße, habe ich eine Chance ihn zu erkennen.


    Was die aktuelle Pilzsituation angeht, kann ich Dir nur rechtgeben. Es gibt jedemenge Halbleichen und ein paar Wohlriechende Schnecklinge (igitt: Marzipan), sonst ist tote Hose in der Ville (Nordeifel).


    Vielen Dank für diese interessante Sammlung und viele Grüße
    Gerd

  • Kann mich nur anschließen, tolle Funde und sehr lehrreich. Hier im Norden war auch Pilzflaute,aber nun scheints wieder loszugehen nach dem Regen

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

  • Hi Pablo!

    Zitat


    .....Die schwefelgelbe Stielbasis bei P. cotonea habe ich vergelblich gesucht.


    Gib ´s zu, du hattest eigentlich die "schwefelgebe" Stielbasis "vergelblich" gesucht.


    Zitat


    04: Cortinarius alboviolaceus = Weißvioletter Dickfuß
    Ein recht schlanker Schleierling aus dem Birkenwald, gerne an feuchteren Standorten. Auffällig sind die jung fast völlig weißen Fruchtkörper. Wenn sich das Velum vom Hut etwas abwäscht, kommen mehr blass violette Farbanteile zum Vorschein, die sich auch am Stiel und im Fleisch finden. Aber überall nie so richtig grell.


    So grazil und unbänderig am Stiel hätte ich den jetzt glatt für einen der weißen Schleimfüße gehalten, wenn er Violetttöne hatte, vielleicht sowas wie C. emunctus (Stahlgrauer Schleimfuß):
    http://mushroomobserver.org/im…image?id=111561&obs=55364


    Ich hatte mir den alboviolaceus immer so vorgestellt:
    http://www.pilzbestimmer.de/bi…issvioletter_Dickfuss.jpg


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Pablo
    Das sind ganz wunderbar dargestellte Funde! :thumbup:


    Die Schleierlinge auf Bild 4 sollten andere sein. Ich finde die auch jedes Jahr bei Birke, nur traue ich mir nicht zu, denen einen endgültigen Namen zu geben. Eigentlich wollte ich um Schleierlinge einen Bogen machen ......
    Dieses Jahr konnte ich über Tage Weißviolette Schleierlinge beobachten. Die sind jung recht violett und verblassen dann. Auch sind die nicht so dünn und lang.


  • Moin, Pablo,


    also deinen Fotostrecken merkt man nun wirklich keinen Mangel an! :thumbup:


    Sehr schön! :sun:


    Den Blaufüßigen Risspilz finde ich auch besonders schön - als makroskopisch bestimmbare und auch noch ansehnliche Inocybe hat der natürlich meine ganze Sympathie. ;)

  • Guten Morgen Pablo,


    ich denke das immer, jetzt muss ich es auch mal schreiben:


    ich freue mich immer an deinen Berichten, weil es für mich mehr als nur schöne Pilzfotos zu schauen gibt. Ich lerne auch immer etwas, da du die vorgestellten Pilze auch beschreibst und vorallem die markanten Merkmale hervorhebst.


    Dankeschön für deine Mühe und liebe Grüße,


    Conny

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Leute!


    Ich freue mich über eure Kommentare, über Lob, Kritik und Diskussion! :thumbup:
    Das mit dem Beschriften habe ich mir ja von Karl abgeguckt, allerdings ist manchnes bei mir da noch nicht ganz ausgereift, gerade wenn es um Arten geht, die ich zum ersten Mal zu Gesicht bekomme.
    Aber wenn da jemand was hilfreiches raus lesen kann, dann ist es gut so. :)


    Bei dem Schleierling auf Bild #4 fällt es mir schwer, etwas anderes zu erkennen. Ein Myxacium (Schleimfuß) ist das nicht. Hut und Stiel waren auch beim Anfeuchten trocken. Gut möglich, daß der Habitus nicht die Norm ist. Die Pilze standen in recht tiefem Moos und Gras, vielleicht haben sie deshalb lange Stiele entwickelt. Allerdings passt auch das ganz gut zur Beschreibung in den GPBWs. Das Wetter war zuvor sonnig und trocken, möglicherweise sind die Fruchtkörper darum etwas blasser. Hut und Stiel sind mit recht beständigem, weißlichem Velum belegt. Die violetten Farben befinden sich darunter. Auch das passt gut zur Beschreibung in den Großpilzen.
    Jedenfalls finde ich keine andere Telamonie mit dieser Färbung an passendem Standort und mit ähnlichem Habitus.



    LG, Pablo.

  • Mor`n Pablo!

    Zitat


    Bei dem Schleierling auf Bild #4 fällt es mir schwer, etwas anderes zu erkennen......


    Ok., dann wird ´s wohl passen.


    Der Karl ´sche Stil immer eine Kleinigkeit zum Pilz dazu zuschreiben, ist nicht übersehbar und gefällt mir natürlich genausogut wie den anderen.
    Wie würdest du den Geruch des Cort. torvus definieren?


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Mor'n, Ingo!


    Allerdings bin ich für weitere Ideen zu dem Schleierling immer offen. Das ist eben eine schwierige Gattung, an die ich mich so langsam erst rantaste. Und es ist mir durchaus immer hilfreich, Merkmale und Literatur nochmal durchzugehen.


    Eine Geruchsbeschreibung zu C. torvus ist nicht einfach. Wie beschreibt man etwas, was nicht da ist?
    Wenn ich kurz vorher geraucht habe, riecht der Pilz nach Zigarillo. ;)
    Wenn ich in Laub und Erde gewühlt habe, riecht der Pilz danach. Aber auch beim Reiben riecht er nicht "erdig", also wie frische Rote Beete.
    Ein treffender Vergleich wäre vielleicht "nach Lepista sordida".
    Jedenfalls habe ich noch bei keiner aufgesammelten Kollektion etwas Auffälliges riechen können. Allerdings muss man ja auch da aufpassen, es gibt ja schon noch einige kräftige, bräunliche Telamonien mit ringartigem Velum in Laubwäldern. Cortinarius turgidus wäre vielleicht so eine Art, aber mit schwächer ausgeprägtem Velum, helleren Farben und hygrophanem Hut.



    LG, Pablo.

  • Bei dem Schleierling auf Bild #4 fällt es mir schwer, etwas anderes zu erkennen. Ein Myxacium (Schleimfuß) ist das nicht. Hut und Stiel waren auch beim Anfeuchten trocken. Gut möglich, daß der Habitus nicht die Norm ist. Die Pilze standen in recht tiefem Moos und Gras, vielleicht haben sie deshalb lange Stiele entwickelt. Allerdings passt auch das ganz gut zur Beschreibung in den GPBWs. Das Wetter war zuvor sonnig und trocken, möglicherweise sind die Fruchtkörper darum etwas blasser. Hut und Stiel sind mit recht beständigem, weißlichem Velum belegt. Die violetten Farben befinden sich darunter. Auch das passt gut zur Beschreibung in den Großpilzen.
    Jedenfalls finde ich keine andere Telamonie mit dieser Färbung an passendem Standort und mit ähnlichem Habitus.



    LG, Pablo.


    Hallo Pablo
    Das könnte eine Erklärung für das nicht so ganz typische Wachstum sein. Aber welcher Pilz wächst schon so wie im Pilzbuch ...........
    Ich werde dann mal meine dünnen langstieligen Schleierlinge unter Birken noch mal genau anschauen müssen!, evtl. sind das ja auch die Weißvioletten ......

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!


    Eine andere Frage wäre: Ist das Wachstum wirklich untypisch?
    Im Netz finden sich ja auch >solche Bilder< zu dieser Art.
    Und >auf einer meiner Lieblingsseiten< ist eine ganze Bandbreite an Wuchsformen abgebildet.
    Also was ist da nun typisch und was untypisch?



    Aber mir geht's bei vielen Schleierlingen so.
    Und bei den meisten komme ich zu keinem sicheren Ergebnis, was die Bestimmung betrifft. Enorm hilfreich ist es dabei, mit Leuten unterwegs zu sein, die sich da gut auskennen und wo man sich einiges abgucken und erklären lassen kann.



    LG, pablo.

  • 02: Bankera fuligineoalba = Schmutziger Weißsporstacheling


    Ziemlich unglaublich: Ein leicht erkennbarer Stachling. Deutlich gestielt, in Hut und Stiel gegliedert, Fruchtkörper einzeln wachsend, weißes Sporenpulver und beim Antrocknen nach Maggi riechend. In der Gattung gibt es nicht viele Arten, diese hier wächst im Kiefernwald auf eher tockenen, gerne sandigen Böden, hat einen ungeschuppten, aber irgendwie wattigen Hut, in den gerne Partikel wie Kiefernnadeln, Zweiglein und sonstige Waldbestandteile einwachsen.
    Die Art dürfte in Deutschland eher selten dokumentiert sein.


    Hallo Pablo,


    es gibt genau zwei Arten von denen (siehe mein Stachelbeitrag).
    Vor lauter tollen Funden scheint dir hier das Wichtigste entgangen zu sein. Die Art ist in den meisten Gebieten in Deutschland mittlerweile ausgestorben oder, wie es so schön heißt, verschollen. Selten dokumentiert ist nett umschrieben. Ich meine mal, in den gängigen (deutschsprachigen) Pilzforen bist du nun der Zweite, der diese Art dokumentiert (außer vielleicht bei 123!) . Ein sächsischer Pilzfreund hatte mir mal 'ne PN geschickt, dass er die Art auch schon gefunden hatte - irgendwo in Kroatien!
    Die Fundmeldungen in den BW Pilzen sprechen da Bände. Wo sind denn deine her?


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Hervorragend, es ist jemandem aufgefallen. :thumbup:
    Es sind ja einige seltene Arten in dem Beitrag drin, aber B. fuligineoalba ist davon mit Abstand die spektakulärste (mit etwas Abstand sollte Gymnopilus picreus folgen).
    Dein Beitrag zu den Stachlingen ist mir ja nicht entgangen, also wusste ich, daß zumindest du die Art mal gefunden hast. Die Dokumentation in den GPBWs ist mir bekannt, aber eben auch nicht mehr die jüngste. Der Fund stammt aus dem Pfälzerwald in der Nähe von Bad Dürkheim. In einer älteren RL von RLP (1999) fand ich die Art immerhin nur als G2 geführt. Danach müsste es also bis zu dem Zeitpunkt schon einige Funde in dem Bundesland gegeben haben.
    In Pilzforen taucht ja vieles auf, aber eben längst nicht alles.
    Und Rote Listen sind immer nur so genau, wie sie mit Fundmeldungen gefüttert wurden.
    Vgl. dazu auch die Diskussion >hier<.
    Diese Art ist ausgerechnet ja noch eine ziemlich unauffällige, sieht von oben aus wie ein modriger Täubling oder sowas.
    Dazu kommt die Frage, wie oft und unter welchen Bedingungen dieser Pilz Fruchtkörper bildet. Da gibt es ja einige Arten, die dazu nur alle paar Jubeljahre mal Lust haben, und ansonsten ein eher verstecktes Leben führen.
    Immerhin: Nun ist mal klar, daß diese Art in dem entsprechenden Gebiet wohnt und auch mal einen Fruchtkörper (war leider wirklich ein Einzelexemplar) produziert hat. Daß das ausgerechnet in diesem außergewöhnlichen Jahr passiert, ist dann die kleinste Überraschung.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    muss mich einfach dem Rest anschließen. Wieder einmal tolle Funde und Bilder, die Du uns hier präsentierst, und beinahe wären sie mir aufgrund der aktuellen hohen Foren-Aktivität entgangen.


    Der Stacheling ist natürlich ein absoluter Kracher. Aber auch unter dem Rest befindet sich doch das en oder andere, was man nicht alltäglich sieht. Psythyrella contonea durfte ich unlängst auch erstmalig finden.


    Danke auch für Deine ausführlichen Erläuterungen.


    Lieben Gruß
    Christoph


  • Hallo Pablo,
    mir geht es genauso wie Conny,
    jatzt muss mal ein Dankeschön heraus! Das hast Du mehr als verdient, alleine schon für diese Beitragsreihe (und nicht nur dafür!). :thumbup::thumbup::thumbup:
    Zwischen Hauptpilzsaisonhöhepunktende und Adventspilzrätselvorfreude werde ich mir sämtliche Beiträge der Reihe nochmal genießerisch und langsam einverleiben. :sun::sun:


    PS: wir hatten gestern auch Gurkenschnitzlinge (No. 20) gefunden. Nach übereinstimmender Meinung (Fischmetzger und nochn Pilz) riechen die nicht nach Gurke sondern nach Salzheringskiste.

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
    ------------------
    "Es gibt Gottsucher, Ichsucher und Schwammerlsucher" (G. Polt)



    Einmal editiert, zuletzt von nochn Pilz ()

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi, Christoph & Hans!


    Euch zwei auch ein danke für's reinschauen.
    Eigentlich würde ich gerne für viele der hier und in den anderen Themen kurz vorgestellten Arten ein Portrait schreiben. Dafür reichts aber mit der Zeit nicht. Im Winter wird da nachgearbeitet.
    Wenn es so schon weiterhilft, dann ist das gut so.


    Gurkenschnitzlinge finde ich übrigens dann, wenn ich mit Lea unterwegs bin. Dabei hatten wir uns beim Geruch auf "Platanenfrucht" verständigt. Aber das ist eben nur mal wieder so eine individuelle Witterung, die sicher auch ganz anders wahrgenommen werden kann.
    Salatgurke / frisches Mehl kam bei meinen Riechproben jedenfalls nur sehr unterschwellig mit durch.
    An einer Salzheringskiste müsste ich mal riechen, um den entsprechenden Vergleich zu haben.



    LG, pablo.