Ein grauer Dachpilz

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.552 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Hallo,
    in meinem Lieblingswäldchen war am Wochenende wenig zu finden. Aber hier der Pilz hat mir gut gefallen.
    Mausmann hatte bei seinem Besuch in Mücke einen Grauen Dachpilz gefunden:
    Mit Graubart die Mücke machen
    (Bild 21, vermutlich auch Bild 20). Damals hatte ich das gar nicht so richtig wahrgenommen, erst in seinem Bericht. Aber dadurch hatte ich schon einen Verdacht. Leider gab es nur ein Einzelexemplar, aber jung und frisch.


    Substrat: alter, übermooster Ast oder Stamm, vermutlich Buche, Finalstadium


    Hut: grau, schmierig (obwohl es trocken ist); zerbrechlich
    Hutdurchmesser: 5,5 cm
    Lamellen: frei
    Stiel: 7,5 cm lang , Durchmesser: oben 0,5, unten 0,7 cm
    Geruch: schwach
    Geschmack: mild, sonst geschmackslos
    Sporen: rosa
    An der Lamellenschneide Pleurozystiden (?) mit Haken.



    Standort: Laubwald mit Rotbuche, Hainbuche.
    Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg (Gemeinde Mücke) (TK 5320/1).
    Im Untergrund basischer Basalt, darüber lehmige Erde.


    (1) Das war mein erster Eindruck


    (2) Es musste sein: Hut von unten. Lamellen frei, dichtstehend.


    (3) Stiel weiß


    (4) Huttrama grau



    Nach dem Verdacht auf Dachpilz hatte ich in den Bestimmungsbüchern gelesen, dass eine der Untergattungen Pleurozystiden mit Haken an der Spitze hat.


    Emil S. verdanke ich es, dass ich noch mal probiert habe, mit der Kompaktkamera durch das Okular zu fotografieren. Vielen Dank Emil!


    (5) Lamellenschneide unter dem Mikro, 400fach. Man sieht schon die Gebilde mit Haken


    (6) Bei der Manipulation zur 1000x Vergrößerung ging einiges schief, aber eine der Pleurozystiden hat sich fotografieren lassen.


    Mit den hakigen Pleurozystiden komme ich bei Gröger zu


    Grauer Dachpilz / Grüngrauer Dachpilz (Pluteus salicinus) .


    Das Epithet salicinus bezieht sich wohl darauf, dass die Art oft auf Weiden (der Baumgattung) vorkommt.


    Was mich wundert: es ist nirgends von einer schmierigen Hutoberfläche die Rede. Geregnet hat es nicht, aber evtl. gab es in der Nacht Tau, und der Pilz war ja noch recht frisch.


    Gibt es andere Arten, die noch in Frage kämen?


    Viele Grüße
    Lothar

  • Von der Optik und deiner Beschreibung her würde ich deiner Bestimmung zustimmen wollen.
    Der Graugrüne darf auch einen feuchten Hutrand haben. :)


    Beim Schlüsseln mit deinen Angaben kam ich allerdings erst zu Pluteus pouzarianus. HIER gemacht.
    Mikroskopisch müßtest du wahrscheinlich noch weiter graben müssen. Ich nehme an man wird Angaben bezüglich der Schnallen von dir hören wollen. Ich habe davon keinen Plan.


    Graugrün bleibt allerdings auch mein Favorit. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    was mich bei dem Fund stört; P. salicinus hat einen grünlichen Stiel haben. Der fehlt hier vollkommen. Auch bitte ich zu bedenken, dass durchaus auch P. cervinus so aussehen kann. Mein Favorit wäre für mich in zuallererst P. cervinus.
    Auf alle Fälle solltest du erstmal nicht nur nach Hakencystiden sehen; das ist der erste Schritt. Huthaut, wie Zuehli schrieb und Stielbereifung (mit Kaulocystiden) sind auch wichtig.
    Erst dann bist du in der richtigen Sektion und kannst weiter schlüsseln.
    Versuchs mal Lothar; bin gespannt was rauskommt.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Vor Ort kam mir der Pilz rein hellgrau vor, mit einer dunkleren Mitte. Keine Ahnung, was die Kamera daraus gemacht hat. Das Foto war ohne Blitz aufgenommen, da es Mittagszeit war und die Sonne geschienen hat. Ich hatte den Pilz mit meinem Schatten vom direkten Sonnenlicht abgedeckt. Vielleicht sollte ich doch immer noch mit Blitz arbeiten. Aber vielleicht habe ich mich ja getäuscht und nicht die Kamera? Mal sehen, ob noch ein Exemplar erscheint.


    Ansonsten: die einen können nicht schwimmen, die anderen nicht radfahren, ich kann bei der Huthaut unter dem Mikroskop nichts erkennen außer Gewusel. Aber ich habe mich für einen Kurs mit Mikroskopier-Anteil angemeldet. Vielleicht geht dann ein bischen mehr.


    Mausmann: Pluteus pouzarianus würde ich ausschließen, da der laut Schlüssel auf Nadelholz wächst. Das hier ist Laubholz.


    Ein Exsiccat ist vorhanden. Ich weiß allerdings nicht, ob man da bei der Huthaut noch was feststellen kann. Die Huthaut des Exsiccats ist rein grau.


    So lange wird das also noch ungeklärt bleiben.


    Vielen Dank und viele Grüße
    Lothar

  • Hallo,
    in der Zwischenzeit hatte ich an demselben Totholz wieder einen Dachpilz gefunden (am 20. Oktober). Ich gehe davon aus, dass es sich um dieselbe Art handelt.


    (7)



    Die Huthaut hat sich leicht abziehen lasse. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden genannten Dachpilzarten ist, dass der Graue Dachpilz Schnallen besitzt, der Rehbraune Dachpilz nicht.


    Hier das Ergebnis:
    (8)


    (9)



    Den Rehbraunen Dachpilz (Pluteus cervinus) kann ich somit auf Grund der Schnallen ausschließen.


    Pluteus pouzarianus kommt nicht in Frage, da er auf Nadelholz wächst. Das Substrat ist Laubholz.


    Zur Farbe: in den GPBW Bd 4 steht: "Hut ... hellgrau bis graubraun, oft mit grün- bis schwarzgrauer Mitte, feucht schwach durchscheinend gerieft." Der grünliche Farbton muss also nicht sein, die Mitte könnte als schwarzgrau bezeichnet werden.


    In Kombination mit den hakigen Cystiden komme ich zum Ergebnis:
    Grauer Dachpilz (Pluteus salicinus).


    Viele Grüße
    Lothar