komische Pilzgeschichten

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 4.906 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gelöschter Nutzer-3.

  • Ich hab in letzter Zeit 2 bizarre Erlebnisse gehabt.


    1)
    Ich bin mit meinem Paps losgetigert und wir haben uns erst mal den Champignons, die ich tags zuvor in einer Wiese gesehen habe gewidmet. Er stürzt sich voller Freude drauf und fängt wild an zu schnippeln. War auch ein wunderhübscher Hexenring.
    Ich hab die ersten Exemplare begutachtet und meine Skepsis und immer größere werdende Sicherheit, dass das Karbolis sind kundgetan. Erfolglos. Nun denn. Das Pilze sammeln hab ich von ihm gelernt, und wenn er sich da so sicher ist hör ich doch mit der Klugscheißerei auf. Kurz und gut - auf dem Heimweg hat er freundlicherweise ein paar Exemplare bei meiner Schwester gelassen. Die hat sich tags darauf beschwert, dass die Champis beim Braten komisch gerochen und noch schlimmer geschmeckt haben. Sie hat sie weggeschmissen.
    Naja, nix passiert. Aber es ist schon eigenartig, wenn der, von dem mans eigentlich mal gelernt hat so nen Hund reinbringt.


    2)
    Die krassere Geschichte eigentlich:
    Eine Bekannte erzählte mir, dass sie sich einige Pilze hat zeigen lassen, die wollte sie dann mit Freunden sammeln und futtern. Keinen aus der wohl kurzen Liste ihr bekannter Pilze wurden gefunden.
    Dafür aber andere, die gut aussahen.
    Jetzt kommts: Die Damen haben tatsächlich die unbekannten Exemplare zubereitet und gegessen. Einzige Absicherung war die Annahme, dass der Körper schon weiß was ihm guttut. Wenn der Pilz also schmeckt, könne er nicht giftig sein.
    Irgendwie ergänzen sich die beiden Geschichtchen auch ein Stück weit. Aber ich glaub ich krieg Angst.

  • Also zur zweiten Geschichte fällt mir ja gar nichts mehr ein ... Es gibt für solche Leute sehr gute Psychiater. Die sind bei einer so klaren Suizidneigung wirklich angezeigt. 8|

    Grüßle ... und so :)


    Meine, meist falschen und dilettantischen, oft auch einfach so hingeworfenen, Bestimmungsversuche stellen in keinem Fall und niemals eine Essensfreigabe dar!


    Schwammerl! Es heißt Schwammerl!
    94 Chipse. 2 x 3 verloren für Porlingswette.

  • Hi,



    Also zur zweiten Geschichte fällt mir ja gar nichts mehr ein


    mir fällt dazu folgendes ein, zumindest, wenn die Sache erst vor Kurzem geschehen ist:


    1. Den Leuten klarmachen, dass Pilzvergiftungen je nach Art durchaus mehrwöchige Latenzzeiten haben können und ihnen bewusst machen, dass sie bei Beschwerden sofort einen Arzt aufzusuchen und auf die Möglichkeit einer Pilzvergiftung hinzuweisen haben.
    2. Nachträglich, auch wenn es schwierig ist, versuchen, so genau wie möglich einzugrenzen, welche Arten verzehrt wurden. Wenn giftige darunter waren, sofort zum Arzt (Blutwerte, Leberwerte etc.). Je schneller nötige Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, desto besser.


    Es macht einen fassungslos, mit welcher Leichtfertigkeit manche Leute ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen :cursing:.

  • Hab den Spruch "wenns mild schmeckt" oder "wenns nicht giftig riecht" auch schon öfters gehört und meine hände-wedelnden Kommentare wurden als Übervorsicht/Klugscheisserei abgetan. Dann aber bei Hexeneiern "die sehen so eklig aus, die können nur giftig sein" anhören müssen. :/


  • Es macht einen fassungslos, mit welcher Leichtfertigkeit manche Leute ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen :cursing:.


    Genau das meinte ich mit "mir fällt nix mehr ein". Das ist eine Redensart, die das von dir angezeigte Handeln natürlich nicht ausschließt. :thumbup:

    Grüßle ... und so :)


    Meine, meist falschen und dilettantischen, oft auch einfach so hingeworfenen, Bestimmungsversuche stellen in keinem Fall und niemals eine Essensfreigabe dar!


    Schwammerl! Es heißt Schwammerl!
    94 Chipse. 2 x 3 verloren für Porlingswette.

  • 8|8|8|8|


    Wobei, ich hab auch schon so Äußerungen gehört wie "alles was blau anläuft kann man nicht essen", "alles was keinen Schneckenfraß oder Wurmbefall hat ist giftig und alles was den Tieren schmeckt, ist auch für uns nicht schädlich". Woher kommen denn solche doofen Gerüchte eigentlich? Würde mich echt mal interessieren. Das hat bestimmt mal in ganz ganz lang vergangener Zeit irgendeine, aus der Gesellschaft ausgestoßene, "Kräuterhexe" verbreitet, um sich an allen, die sie "gemobbt" oder verachtet haben, zu rächen. :evil: Und die Geschichten haben sich dann einfach über Jahrhunderte weg gehalten. :rolleyes:


    Ganz merkwürdig finde ich es auch, wenn gefragt wird, ob ein orangefarbener Becherling oder Gallerttrichterling (auf Boden gewachsen wohl gemerkt) denn ein Judasohr sei. Da wundert's mich nicht mehr, wenn es immer wieder so schlimme Pilzvergiftungen gibt.


    Liebe Grüße
    Vera

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!



    "alles was keinen Schneckenfraß oder Wurmbefall hat ist giftig


    Aber, aber!
    Diese Regel ist doch ganz wichtig, und man sollte sich unbedingt daran halten!
    Die furchtbar giftigen, makellosen, unangeknabberten Steinpilze bitte alle stehen lassen, die nehme ich dann mit um sie fachgerecht und ohne Risiko für die Allgemeinheit zu entsorgen. ;)



    LG, pablo.

  • Wenn der Pilz also schmeckt, könne er nicht giftig sein.


    Großer Gott.
    Hier war doch mal irgendwo ein Beitrag über eine Pilzvergiftung vor 70 Jahren sowas, wo es eine ganze Reihe Kinder erwischt hat, die diese Pilze angeschleppt haben, und die Köchin meinte, die wären gut?
    Süßlich schmeckende weiße Pilze?
    Knollenblätterpilze...

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • ein Spiegel unserer Gesellschaft.


    Steht rum im Wald kostet nix, Körbe vollmachen
    und rein in den Topf. Pilze sind ja lecker X/


    Keine 100 % Sicherheit welche Pilze... selbst bei Speisepilzen gammelige uralte Schlappen im Korb -kann ma essen ist sich Braunkappe-
    Maden ? des gut, zusätzliche Eiweisscocktail, voll gratis X/


    Wir haben einen stellv. Klinikchefarzt in der näheren Verwandtschaft.


    über 60 % der angeblichen Pilzvergiftungen sind Lebensmittelvergiftungen:


    - verweste Pilze und mangelhafte Erhitzung sind die Hauptursachen
    und natürlich: XXL-Portionen davon.... hat ja nix gekostet, da schmeckt doppelt gut, diese Waldfrucht

  • Bei meinem Herrn Papa hab ich weniger Sorgen, ich glaube das hat ihm mal wieder bei der Sensibilisierung geholfen. Ich denke er schaut jetzt wieder besser hin. Hin und wieder werde ich ihn damit auch aufziehen, ist doch klar. Und vielleicht liest er sogar hier mit. ;)


    Zur Dame mit suizidalen Tendenzen. Die ist einfach kolossal naiv. Eigentlich nicht doof, aber immer wieder sensationell naive Aussetzer.


    Was die angeknabberten Pilze bzw Madenbefall angeht ist für mich der Gedankengang sogar nachvollziehbar. Dass Säugetiere ähnliche Giftproblematiken haben könnten und damit Menschen mit Mäusen vergleichbar sind leuchtet mir schon irgendwie ein. Nur wird die Sache eben nicht zu Ende gedacht. Es gibt eben schon deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Tieren und Menschen. Bestes Beispiel: Verdauung von Wiederkäuern und Menschen im Vergleich sollte einem schon klar werden lassen, dass da auch unterschiedliche Veträglichkeiten vorhanden sein müssen. Nur denkt eben nicht jeder so weit. Vielleicht ist eben das auch ein Punkt wo - so böse es klingt - Herr Darwin auch heute noch mit hineinspielt.

  • Hallo zusammen,
    möchte noch dazu sagen, dass auch die "falschen Weisheiten" Schwächen haben. Also es wurde beobachtet, dass die Schnecke an einem Grünen Knollenblätterpilz geknabberte hat. Schlussfolgerung (nach alter Weisheit) Pilz nicht giftig. Aber wussten diese Leute denn was später aus der Schnecke geworden ist? Antwort nein, also Schnecke ev. nach 1-2 tagen tot - es kann ja auch dumme Schnecken geben!
    Sicher aber die richtige Weisheit ist, dass Schnecken weder relevante Entgiftungssysteme wie Leber oder Nieren besitzen, bzw. dass Sie weniger komplex aufgebaut sind wie die des Menschen.


  • ...Die furchtbar giftigen, makellosen, unangeknabberten Steinpilze bitte alle stehen lassen, die nehme ich dann mit um sie fachgerecht und ohne Risiko für die Allgemeinheit zu entsorgen. ;) ...


    Aufopferungsbereit, selbstlos und unerschrocken!
    So sind sie, die Apfelzwerge! :thumbup: :sun::evil:

    Schönen Gruß,
    Hans aus Bremen
    ------------------
    "Es gibt Gottsucher, Ichsucher und Schwammerlsucher" (G. Polt)




    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    die Sache mit den Schnecken und dem Grünen Knolli ist weitaus komplizierter. Natürlich weiß man nicht, was aus der Schnecke geworden ist. Trotzdem denke ich, dass diese überlebt, denn normalerweiße frisst ein Tier keine für seine Art giftigen Dinge. Ich denke es ist eher so, dass die Giftstoffe keinen Wirkort haben. Das Gift des grünen Knollis wirkt nicht nur in der Leber, sondern überall in unserem Körper. Es hemmt eine RNA-Polymerase, die meines Wissens nach in jeder Körperzelle vorkommt. Dass die Leber angegriffen wird, ist hauptsächlich deswegen geschuldet, weil dort ein Ausfall des genannten Enzyms die weitreichensdten Konsequenzen hat...


    l.g.
    Stefan

  • Hallo, spannend ist auch, dass einige größere Tiere (Schweine z.B., die sich ja sonst in Tierversuchen häufig wie Menschen verhalten) grüne Knollenblätterpilze angeblich unbeschadet fressen können. Dafür sind andere Pilze tödlich für sie, die wir Menschen schadlos vertilgen können (welche, hab ich leider vergessen). Man kann also nicht immer von Tieren auf Menschen schließen und umgekehrt (wenn auch die Grenzen manchmal fließend sind :) )
    Viele Grüße, Birki

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    • Offizieller Beitrag


    Hallo, spannend ist auch, dass einige größere Tiere (Schweine z.B., die sich ja sonst in Tierversuchen häufig wie Menschen verhalten) grüne Knollenblätterpilze angeblich unbeschadet fressen können. Dafür sind andere Pilze tödlich für sie, die wir Menschen schadlos vertilgen können (welche, hab ich leider vergessen). Man kann also nicht immer von Tieren auf Menschen schließen und umgekehrt (wenn auch die Grenzen manchmal fließend sind :) )
    Viele Grüße, Birki


    Hallo Birki,


    Verena (Drosophila) hat sich mal schlau gemacht; warum Hasen und Schweine Grüne Knollis vertragen sollen, liegt wohl einzig und allein daran, dass die Giftstoffe im Darm wohl nicht aufgenommen werden. Wenn dem nicht so ist, denke ich schon, dass Amatoxine mit deren RNA-Polymerase interagieren (=Giftwirkung entfalten) können.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hi,


    Man kann also nicht immer von Tieren auf Menschen schließen und umgekehrt


    in dem Zusammenhang erwähne ich zur Verdeutlichung mal das chemisch sehr eng mit dem Coffein verwandte Theobromin, das in Kakao vorkommt. Für Menschen ist es harmlos, der Verzehr selbst größerer Mengen Bitterschokolade ist für uns - bis auf die Gewichtszunahme ;) - völlig unbedenklich. Für einen Hund kann aber schon eine einzige Tafel Bitterschokolade infolge akuter Theobrominvergiftung tödlich sein!