Eine Pilzberatung

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  • Hallo allerseits,


    angeregt durch jovos Beitrag habe ich mich entschlossen, über eine kürzlich erfolgte Pilzberatung zu berichten.
    Für PSV gibt es schließlich keine "mykologische Schweigepflicht", außerdem nenne ich natürlich keine Namen! ;)


    Was jovo schreibt, ist schon ziemlich erschreckend.
    Dass das keine Einzelfälle sind, möchte ich durch folgende Episode unterstreichen.


    Sonntag, 28.09.2014, 18:30


    Meine Frau und ich sind soeben aus dem Wald zurück.
    Mit einem vollen Pilzkorb, versteht sich!
    Knackige Fichtensteinpilze, Flockenhexen, Maronen, Stockschwämmchen, Perlpilze, Safran-Schirmlinge, Tompiffge und andere Leckereien.
    Das will jetzt geputzt, angebraten und für Eltern und Tochter als Wintervorrat gefrostet werden.
    Auch ein paar Kleinigkeiten fürs Mikroskop sind dabei.
    Natürlich nicht im Korb, sondern in einer separaten Schachtel! ;)
    Aber vorher Abendbrot. So eine Pilztour macht hungrig!


    Es klingelt.
    Wer mag das sein.
    Ah, vermutlich möchte jemand einen Pilz bestimmt haben.
    Kein Problem, ich geh mal schnell vors Haus. Bin gleich wieder da.


    Eine junge Frau steht vor der Tür mit einem Riiiiiiesenkorb voller Pilz.
    Auf den ersten Blick alles Fichtensteinpilze, das sieht gut aus!


    "Äh, ich will die Pilze verschenken. Meine beste Freundin hat heute Geburtstag und sie hat gesagt, wenn du immer im Wald joggen gehst, könntest du doch mal nach Pilzen schauen, ich ess die so gerne und habe keine Zeit, welche zu sammeln!"


    Das will ich eigentlich gar nicht wissen, naja.
    Als Pilzberater ist man immer auch ein wenig Sozialarbeiter und hört sich geduldig die Sorgen und Nöte der Ratsuchenden an.


    "Sie haben da Fichtensteinpilze gefunden", sage ich, "sind allerdings ziemlich madig".
    Ich weise sie auf den "Speisewert" stark vermadeter Pilze hin (beginnende Fäulnis, Eiweißzersetzung usw.)
    Darauf sie:
    "Ach, wir sehen das nicht so verbissen wegen der paar Maden!" 8|


    Gut, denke ich, das war es jetzt. Und sehe mich schon am Abendbrottisch sitzen.


    "Ich würde gern den Korb ausschütten, da sind auch noch andere Sorten dabei!"


    Der Korb ist so groß wie eine Babybadewanne und die "Sorten" habe ich überhört - schließlich wartet bald das Abendbrot und dann noch jede Menge Arbeit.
    "Wenn es sein muss", sage ich also, "vielleicht können wie das gleich hier auf der Wiese machen?"


    Schon ist es passiert.
    Da liegen sie also nun.
    Und das sieht schon nicht mehr so gut aus! :(
    Unter den Steinis sind noch Unmengen anderer Pilze verborgen.
    Als erstes fallen mir schwarzbraune, matschige und teilweise angeschimmelte Birkenpilze auf.
    Ich versuche sie unauffällig in einen mittlerweile herbeigeholten 10 Liter Eimer zu entsorgen.
    Nicht unauffällig genug!


    "Was machen Sie da? Die kenn' ich und die schmecken doch ganz gut!".


    "Diese nicht mehr", sage ich und knüpfe an meinen kleinen Vortrag bzgl. verdorbener Pilze an.


    Im Sammelgut entdecke ich etwa 20 ungenießbare Gelbblättrige Ritterlinge (Tricholoma fulvum).


    "Ach, die sahen so schön aus, da dachte ich, die kann man essen!" 8|8|


    Weg damit!


    Zwei Graue Dachpilze (Pluteus salicinus), die aufgrund ihres geringen Psilocybingehaltes als giftig zu bewerten sind, landen ebenfalls im Eimer.
    Unter Protest!


    "Die sollen gut schmecken, habe ich gehört, warum tun Sie die weg?"


    Nächstes Aufklärungsgespräch.


    Noch ein paar verwertbare Maronen, einige grenzwertige Rotfüße, die ich diesmal wirklich unbemerkt in den Eimer befördern kann, das wars!


    18:50, endlich Abendbrot! :P


    "Ich hab' da noch paar Pilze im Auto, die würde ich schnell mal holen. Wenn Sie inzwischen die madigen Steinpilze etwas ausschneiden könnten. Ich fahre ja von hier direkt zum Geburtstag und habe selbst keine Zeit mehr dafür.!"


    Widerrede zwecklos.
    Irgendwann muss das doch ein Ende haben.
    Also auf die Knie, Steinis großzügig ausgeschnitten.
    Der Korb ist inzwischen wieder gut halb voll!
    Der Eimer auch! :D


    "Ich musste meine Jacke ausziehen und die Pilze hineintun, der Korb war ja schon voll!"


    Da war sie wieder.


    "Das ist doch Hallimasch!?", sagt sie und schüttet mehrere Büschel bitterer und hochgiftiger Grünblättriger Schwefelköpfe ins Gras.
    Wieder muss ich sie enttäuschen und nach einigen sehr bestimmten Worten von mir landen diese ebenfalls im Abfalleimer.


    19:00. Das war es hoffentlich!


    Natürlich war es das noch nicht, wäre auch zu einfach gewesen! ;(


    "Es gab ja heute so viele Pilze, und nachdem mein Korb und die Jacke voll waren habe ich noch meinen Pullover ausgezogen, um sie aus dem Wald tragen zu können!"


    Klar, wo sie das sagt, fällt mir auch auf, dass die gute Frau lediglich ein T-Shirt über den Jeans trägt, schon etwas mutig in der Jahreszeit!


    Sie legt ihren zugeknoteten schwarzen Pullover neben den Korb und bindet ihn auseinander.
    Hunderte Maden inmitten dutzender Steinpilze!
    Der Pullover droht davonzukriechen! 8|
    Einige Hutfragmente sind gerade noch so verwertbar!
    Ekelfaktor überwunden und auch diese Pilze mehrheitlich noch schnell in den Eimer entsorgt.


    19:15. Geschafft! :thumbup:


    Das Sammelgut ist ausssortiert!
    Der Korb immerhin noch einigermaßen gefüllt!
    Ein Wassereimer voller Pilzmüll auf dem Kompost gelandet!
    Inzwischen habe ich mir die Maden von den Händen gewaschen!


    Immerhin besitzt die Frau den Anstand, mir 10 Euro in mein Pilzsparschwein zu stecken!
    Was ungewöhnlich ist.
    Manchmal bekommt man ein Dankeschön für eine Beratung, meist nicht mal das!


    Zum Abschied "droht" mir diese, übrigens nicht unnette Frau, einen baldigen weiteren Besuch an!
    Mein verbissen gemurmeltes "Gern können Sie wiederkommen!" nimmt sie strahlend zur Kenntnis!


    Nur gut, dass mich die Sammlerin noch konsultierte, bevor sie die Pilze ihrer besten Freundin schenkte!
    Wer weiß, ob die Freundschaft sonst noch lange gehalten hätte!


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Wenn das jetzt keine Glosse ist würd ich sagen so etwas gibt es , wenn es sowas überhaupt gibt nur in der Großstadt.


    Mein herzliches Beileid. Wobei ich immer noch nicht weiß ob ich Ihnen diese Geschichte abnehmen soll. :P


    Was bin ich froh im ländlichen Gebiet aufgewachsen zu sein und die Pilze praktisch vor der Haustüre ernten zu können . Hier käme niemand auf die Idee eine Pilzberatungsstelle aufzusuchen , denn was man nicht kennt bleibt im Wald stehen , die Leute sind schließlich nicht ganz blöde.


    Ich habe in 45 Jahren Pilzesuchen 2 x Kontakt mit Lebensmüden gehabt die wirklich ohne irgendwelche Kenntnisse unterwegs waren und eine Kombination im Körbchen hatten die für ein rasches Ableben gesorgt hätten.


    Ansonsten haben sogar die Großstädter die man im Wald trifft gewisse Grundkenntnisse. Denen schenkt man ab und an auch gerne mal 1 oder 2 Kg Steinpilze.


    Wenn man allerdings immer die Meldungen über Pilzvergiftungsfälle liest muß es anscheinend wirklich solche Fälle geben .....

  • Ja, es GIBT tatsächlich solche Leute.
    So einen netten jungen Mann traf ich vor zwei Wochen mal im Wald. Der war allerdings dann doch ziemlich lernwillig und hat mit mir dann noch einen kleinen Spaziergang zu wirklich essbaren Pilzen unternommen.
    Der wollte erst auch gar nicht auf die Grünblättrigen Schwefelköpfchen verzichten. Auch das ich im die Bitterpilze nicht mitnehmen lassen wollte, fand er nicht gut. Ich riet ihm dann, die doch mal zu kosten. Danach war er voll überzeugt. Wir hatten dann noch eine kleine Unterrichtsstunde, um den Unterschied zwischen Steinpilzen und Bitterpilzen heraus zu arbeiten. Anschauungmaterial fand sich in dem Waldstück zur Genüge.
    Sogar mein Mann, der nicht viele Pilze kennt und mir in dem Punkt "blind vertraut" hat abseits stehend in sich inein gekichert.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo an alle,


    jaa das Leute Waschkörbeweie Pilze anbringen ist mir auch schon mal untergekommen; nur diesmal "sortenrein" sortiert. :evil: Das waren 2 Waschkörbe Grünblättrige Schwefelköpfe ("Das ist KEIN HALLIMASCH?!!") und 1 Waschkorb Beringte Flämmlinge ("Das sind KEINE BUTTERPILZÄÄÄ?!!").


    Wie dem auch sei. Was ich besonders dieses Jahr bei Beratungen feststellen musste, dass mir die Leute (insbesondere Leute unter 40) mir Pilze in irgendwelchen Stoffbeuteln zeigten, die obendrein schon beim scharfen ansehen sich "verflüssigten". <X Der Begriff "Alte Schlappen" wäre für das Zeug noch eine Schmeichelei gewesen. Ich musste die auch erstmal aufklären; Lebensmittelvergiftung = "UNechte" Pilzvergiftung und so.


    Erst recht auch die Maschinerie, die losgeht, wenn Leute ins Krankenhaus gehen und dann dort sagen, dass diese Pilze gegessen haben. Mittlererweile wird bei inzwischen bei JEDEM VERDACHT auf eine echte Pilzvergiftung die ganze Maschinerie zur Behandlung einer Vergiftung des Grünen Knollis prophylaktisch in Gang gesetzt. Man kann sich jetzt drüber streiten, ob das sinnvoll ist. Ich würde solche unbegründeten Fälle einer echten Pilzvergiftung gern allen Beteiligten ersparen. Leider wird nur für die echten Pilzvergiftungen eine Statistik geführt. Ich möchte wirklich mal wissen, wie viele unechte Pilzvergiftgungen sich in der Statistik als Gastrointestinales Syndrom tarnen.


    Danke für deinen warnenenden und super witzig geschriebenen Beitrag Nobi.


    l.g.
    Stefan


    P.S. Tscho unterschätze uns Großstädter mal nicht. ;) Die Leute auf dem Land sind da teilweise auch nicht besser...

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Das sehe ich auch so wie Stefan, Tscho.
    Ob die Leute vom Land oder aus der Stadt kommen, ist vollkommen egal. Alle interessieren sich nur noch für iPhones und Germany's next Top Model. Wenn dann pünktlich im Spätsommer im TV vom der Pilzsaison angefangen wird, rennen alle los - selbstverständlich ohne auch nur die erste Seite eines einfaches Pilzbuches zu lesen - heißt mit Plastiktüte.
    Mir geht jedesmal das Messer in der Tasche auf, wenn ich die, nennen wir sie mal Pilzsammler, mit ihren randvoll mit Kompost gefüllten Netto-Beuteln im Wald sehe und deren antiautoritär 'erzogenen' Blagen laut rumplärren höre...
    Die Leute verblöden zunehmend und geben dieses 'Wissen' natürlich an die Kiddies weiter.
    Ich habe noch gelernt, sich im Wald ruhig zu verhalten.
    In der Stadt ist das Phänomen meiner Meinung nach nur gefühlt weiter verbreitet, weil aufgrund der Bevölkerungsdichte in den Wäldern nahe der Ballungsräume logischerweise auch mehr Leute rumkriechen.
    Das seltsam uneinsichtige und auch etwas unanständige Verhalten der beschriebenen Ratsuchenden ist sicher kein Einzelfall. Da gibt es sicher noch viel schlimmere Fälle.
    Und ganz nebenbei wohnt Nobi nicht in der Großstadt.


    Aber vielleicht solltest Du in der Saison Sonntags das Schild einfach abschrauben, Nobi;)


    Viele Grüße
    Björn

  • Mein tiefstes Mitgefühl, nobi!


    Ich kenne solche Begegnungen auch aus dem Wald wenn man mal um Hilfe gebeten wird und die Leute sich dann doch schwer tun, hören zu wollen.


    Aber wenn man das auch als ausgewiesener PSV mitmachen muß, das ist bestimmt ärgerlich. Ich würde einen ziemlich dicken Hals bekommen wenn ich da an deiner Stelle wäre. Für mich wäre das nichts.


    Die letzten Problemmykophagen übrigens die ich im Sachsenwald aufklärte waren ländliche Sachsen. :D "Die Omi hat aber gesagt ..." und "Wir sind Sachsen, wir haben ´nen robusten Magen!" sowie "Doch, den kann man noch essen".
    Alle Pilze konnte ich ihnen wohl nicht ausreden aber ich weiß daß zumindest das kleine Mädchen in der Familie gut hingehört hat und garantiert nicht von den Pilzen gegessen haben wird. :)
    Natürlich laufen mir solche Trottel, die meinen, es sei überflüssig zu wissen, was wirklich essbar ist und was nicht auch aus allen anderen Gegenden über den Weg. Die Hamburger haben allerdings oft überhaupt gar keinen Plan von Pilzen, weshalb man gar nicht so viele davon überhaupt im Wald beim sammeln sieht. Manche wissen nicht mal was ein Pilz ist. 8|

  • Hallo Nobi,
    dein absolut repräsentativer Erfahrungsbericht passt gut zu dem, was ein PSV in der Hochsaison so alles erdulden muss. Auf jeden Fall ist zu bewundern, wie ruhig du während dieser gesamten Pilzraussuchaktion geblieben bist. Ich glaube, ich hätte der jungen Dame nicht "verbissen etwas gemurmelt", sondern ein paar klare Worte gesagt, 10 Euro hin oder her.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Nobi,


    sehr anschaulicher Beitrag!


    Kürzlich sammelte ich im Wald Pfifferlinge am Wegrand, als ein älteres, äußerst fein gekleidetes Spaziergänger-Ehepaar, möglicherweise aus dem Iran, mich ansprach. Ich erklärte den beiden auf Nachfrage, dass ich Pfifferlinge gesammelt hätte und, ja, dass die essbar seien. Worauf der Mann in einen wahren Rausch geriet und mir Dutzende kleiner Risspilze, Cortinarien und alles was sonst nicht bei drei auf dem Baum war, aus der Umgebung antrug. Er hielt sie mir unter die Nase und fragte immer wieder Essen?, und unterstricht diese Frage damit, dass er sich diese schon halb in den Mund gesteckt hatte. Essbares war nicht darunter.


    Nachdem er sich zum Schluß anstellte meine Vorführpfifferlinge an Ort und Stelle futtern zu wollen, war ich froh, als ich den beiden (nach einer etwas deutlicheren Warnungen, dass auch essbare Pilze roh giftig sein können und zu den Gefahren von Giftpilzen), entkommen konnte.


    Manche Leute bekommen einen richtig gierigen Blick, wenn sie Pilze sehen... 8|

  • Das iss ja erschreckend wenn man solche Leute zu beraten hat.Ich habe mir angewöhnt diesen "Beutelsammlern" aus dem Weg zu gehen,nicht das mich noch Einer was fragt :rolleyes: Bei unserer hiesigen Beratungsstelle wird der gesamte Fund auf einem Tischchen ausgebreitet,und das schon seid Jahrzehnten.Weiterhin wird Name,Wohnort und der Fund dokumentiert,was man mit seiner Unterschrift bestätigt.Wie gesagt iss das schon immer so.
    Wie iss das denn rechtlich wenn Einer seine "Knollis" nicht hergeben will,muss dann der PSV die Ordnungsmacht alarmieren ?
    schöne Grüße
    Vogti

  • Hallo Nobi, vielen Dank für Deinen Bericht!


    Der davon kriechende Pullover lud zwar zum Schmunzeln ein - alles andere jedoch nicht.


    Kann mir gut vorstellen, dass dies kein Einzelfall ist. Deine immer wieder erneuten Aufklärungen sind vielleicht irgendwo hängen geblieben, hoffe ich.


    Dein Bericht wird auch bei mir hängen bleiben, und zwar wird er mir im Gedächtnis sein, wann immer ich mir unsicher bin. Ich gehöre sicher nicht zu den Wäschekorbbefüllern, ganz im Gegenteil, in mein Umhängekörbchen passen genau soviele Pilze, wie ich für eine kleine Mahlzeit für zwei Personen benötige, und meinen Pullover lasse ich immer an.


    Und bei Neufunden, bei denen ich mir schon recht sicher bin, nehme ich einen oder zwei mit. Zur Untersuchung zuhause und gegebenenfalls mal einen zum Probieren, wenn alle Zweifel beseitigt sind.


    Die Mühe, die man als Pilzberater hat, sollte man schätzen - denn immerhin hast Du (und sicher auch jeder andere Pilzberater) schon einige Leben gerettet...oder zumindest so einige aktuelle Gesundheitszustände erhalten.


    Manche Leute bekommen einen richtig gierigen Blick, wenn sie Pilze sehen... 8|


    Hallo Anna, leider ist das nicht nur bei Pilzen so... :(

  • Gut geschrieben, lieber Nobi! Und vor allem sehr treffend!


    Meine erste Pilzberatung, noch nicht lange her ging in etwa auch so ab. Die Dame hatte ein Mundwerk 8| ...die zu unterbrechen war schwieriger als wenn man bei einer laufenden Nähmaschine versucht einzufädeln! :nana:


    "Warum sagen sie mir jetzt bei diesem schon wieder, daß der giftig ist?" ;( hab ich mehr als einmal vernommen.


    "Diese Champignons kenne ich, weil sie jedes Jahr an der selben Stelle wachsen!" (waren tatsächlich Schiefknollige Anischampis!)


    "Ach, nur daran erkennen Sie diese?" :/


    "Ja! Kommen jedes Jahr an der selben Stelle!"


    "Sind sie lebensmüde, gute Frau?" (Hab ich nicht laut gesagt! )


    Hammeraussage, nach dem ich erklärte, daß es kein Zeichen von Essbarkeit ist, wenn ein Pilz angeknabbert ist:


    "Das glaub ich ich ihnen nicht, daß Schnecken auch Giftpilze anfressen. Ich hab noch nie im Leben einen Fliegenpilz angefressen gesehen!"


    8|
    Da Ruhe zu bewahren und nicht zu sagen: "Dann geh doch in den Wald und fri** was du willst..."
    ist nicht so einfach! :D


    Ich hab schon gemerkt, viele sind schlicht und einfach Beratungsresistent!
    "Weil die haben wir immer gesammelt..." :cursing:


    So, und nun machts gut! Ciao...;)


    Günter

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Wirklich genial! :D Das erinnert mich an die Geschichten meiner Tante, die als Krankenschwester auch den skurrilsten Personen begegnet. In Sachen Pilze sind solche Gespräche allerdings noch eine Portion lustiger, weil dort andere Aspekte, die das Hirn gerne mal kurzzeitig ausschalten (wie der unbedingte Wunsch, etwas Essbares zu finden) hinzukommen. Wenn noch einmal so was in der Art passiert, gerne wieder berichten. :thumbup: :D


    LG, Jan-Arne


  • Falls sich Großstädter auf den Schlips getreten fühlen bitte ich um Entschuldigung.


    Das mit den I-phones ist sicherlich richtig , auch richtig ist die erschreckende Tatsache daß viele der jüngeren Generation nicht mal mehr die Bäume im Wald voneinander unterscheiden können . Von den anderen Pflanzen wollen wir gar nicht erst reden. Da hab ich noch richtig Glück gehabt , alles von der Großmutter gelernt , von der Pike auf , und auch so ' selbstverständliche ' Dinge wie sich im Wald ruhig zu verhalten und niemals Dreck zu hinterlassen. Für ein weggeworfenes Bonbonpapierchen hätte es eine Ohrfeige gesetzt . Könnte man durchaus wieder einführen. :D
    Mit 10 Jahren war ich schon stundenlang alleine unterwegs , je nach Saison Himbeeren , Brombeeren oder Heidelbeeren und natürlich auch Steinpilze und Pfifferlige sammeln. Heutzutage wäre das vermutlich ein Fall für das Jugendamt. Ich war und bin jedes Jahr sehr viel in den Wäldern unterwegs, habe aber die hier beschriebenen Erfahrungen in dem Maße nicht machen dürfen/müssen , aber das wird daran liegen daß ich abseits in unwegsamem Gelände suche , und die nächste größere Stadt (gottseidank ) 30 km entfernt ist.


    An meinen Fundstellen treffe ich sehr selten jemanden , und wenn dann sind das Leute die genau wissen was sie aus dem Wald holen dürfen und was nicht. Ein 'normaler'
    tut sich diese Plagerei nicht an , Böschung rauf , Böschung runter , und das über Stunden.


    Allenfalls in der Nähe von Parkplätzen an den Bundesstraßen gibt es manchmal Kontakt aber wenn ich da durchkomme ist der gefüllte Korb abgedeckt , kommt in den Kofferraum und ich bin verschwunden.
    Ab und zu wird man dennoch angesprochen und gefragt , ich gebe immer zur Antwort lassen Sie alles im Wald stehen was sie nicht zu 100%
    kennen.


    I-Phone hab ich übrigens auch. Hat mir mein Sohn aufgeschwätzt , ich kanns zwar nicht richtig bedienen , aber die Uhr auf dem Bildschirm ist im Wald sehr praktisch wenn man mal wieder die Zeit vergessen hat. :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Tscho,


    ich fühl mich nicht auf den Schlips getreten; schon allein deshalb, weil kaum welche trage. :D
    Ich hab bloß was gegen Verallgemeinerungen; das ist alles. Ich hingegen bin Anfang 30 und hab auch mit 4-5 Jahren meine ersten Pilze gesammelt. Trotzdem haben mich Pilze immer mehr gereizt als Pflanzen. Ich hab mich jetzt sogar für die Pilzkartierung mich mit Bäumen befasst und kenne nun auch etwas seltenere Baumsorten ääh Arten. ;)
    Trotzdem erkenne ich keine Hainsimse, wenn ich welche sehe. Außerdem habe ich in meinem Freundeskreis viele naturverbundene Menschen, welche die Natur wertschätzen; und das sind überraschenderweiße fast alles Großstädter.
    Auch muss ich lobenderweiße sagen, dass Leute, die hier im Elbsandsteingebirge boofen gehen, zwar meistens mit großen Müllbeuteln heimgehen (was ich auch kritisch sehe); aber wenigstens bleibt der Müll in der Natur. Komischerweiße sind die Kletterer mit Müll im Wald lassen pingeliger als die Wanderfraktion (meist Touristen).


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • die meisten Leute sind halt nur noch naturidentisch:D:D:D:D , mein Beileid für die armen Pilzberater,aber es sieht glaub ich überall so aus, nicht nur im Pilzbereich. Ich denke mal früher hat die Natur mit Hilfe Z.B. der Knollenblätterpilze Homo-Sapiens-Exemplare mit zuwenig IQ einfach selber aussortiert:D
    Sorry, ich weiß es ist nicht zum Lachen sondern eher zum Heulen.....

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    Einmal editiert, zuletzt von luckenbachranch ()

  • Hi,


    mein Beileid für die armen Pilzberater
    [...]
    Sorry, ich weiß es ist nicht zum Lachen sondern eher zum Heulen.....


    auch mein Beileid, und ja, das ist zum Heulen. Ganz ehrlich, sonntagsabends körbeweise noch eine und noch eine und noch eine Ladung da abzuladen und dann auch noch zu verlangen, dass man die madigen Stellen rausschneidet, weil man selbst zuwenig Zeit hat, ist schlichtweg eine Unverschämtheit :cursing:.

  • Ja, sowas ist dreist, irgendwie sieht sich heute nur noch jeder selber und nimmt dann aber andere Menschen im Anspruch für den schnellen eignen Vorteil. Echt traurig, deckt sich aber mit all meinen Erfahrungen in der Welt von heute- überall

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

  • Hallo Nobi,


    ich finde Deinen Bericht erheiternd und spannend (natürlich hast Du mir auch etwas leid getan). Spannend deshalb, weil aus dem Leben eines Pilzberaters kaum mal berichtet wird und solche skurrilen, aber doch realen Begegnungen irgendwie das Salz in der Suppe sind. Von diesen Erfahrungen im Umgang mit Pilzsuchern, Ratsuchenden oder -verweigerern würde ich gerne öfter hier im Forum lesen.


    Deshalb Dir schon mal besonderen Dank für Deinen Erfahrungsbericht!


    Ich habe Erfahrungen Deiner Art bisher noch nicht gemacht. Wenn ich mit gefülltem Korb auf dem Rückweg bin, sprechen mich oft Leute an, die neugierig darauf sind, was ich denn da gesammelt habe. So kommt man schnell ins Gespräch und kann dabei auch den ein oder anderen Rat platzieren. Die häufigsten Reaktionen sind eigentlich: "Ich finde Pilze zwar interessant, kenne mich aber nicht aus und traue mich deshalb gar nicht" oder "Ich sammle nur Steinpilze und Maronen, die kenne ich". Also ganz vernünftige Einstellungen.


    Eine Episode aus dem letzten Herbst fällt mir da ein, die etwas anders verlief.
    Als ich gerade mit dem Korb loswollte, kommt ein kleiner Mann in den Fünfzigern mit einem prall gefüllten Stoffbeutel aus dem Wald. Weil ich durchaus neugierig bin, was andere so an Pilzen sammeln, habe ich ihn gefragt, ob ich mal einen Blick in seinen Beutel werfen dürfte. Er war sehr freundlich, stammte unverkennbar aus Osteuropa und präsentierte mir stolz seine Beute.
    Als erstes fiel mir ein stattlicher Cortinarius in die Hand, den ich nicht näher bestimmen konnte. Auf meine Frage, welcher Pilz das denn sei, kam: "hab ich in Buch gelesen, kann man essen". Ich stieß noch auf ein paar andere suspekte Exemplare, aber jedesmal kam die selbstbewusste Aussage: "war auch in Buch, kann man essen".
    Ich glaube, meine Skepsis und meine Warnungen sind nicht wirklich bei ihm angekommen.


    Meine Erkenntnis war: manche Menschen aus dem Osten (von ihnen hört man das zumindest öfter) gehen ziemlich optimistisch an die Pilzsuche ran (um das mal positiv auszudrücken). Auf jeden Fall war es auch eine spannende Begegnung.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Als ich neulich in einem Wald Pilze fotografierte kam ich auch mit ner Frau ins Gespräch, die dachte, ich suche die zum Essen. Die erzählte mir dann auch von Osteuropäern,die dort immer zum sammeln kamen,bis eine Frau fast an einer Vergiftung starb, 14 tage im KH war und sich wunderte, daß "so ein kleiner Pilz so eine Wirkung" haben kann. Dieses Jahr hätte sie die Leute nicht mehr sammeln gesehen....manche brauchen es vielleicht mit der Keule?

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


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    *JE SUIS CHARLIE*

  • Man sollte eigentlich sarkastisch meinen, dass die Dummheit demzufolge von ganz allein ausstirbt, aber ich habe das Gefühl, dass auch genügend nachwächst. Ich meine gerade in der heutigen Zeit, wo sofort medial über die alljährlichen Vergiftungsunfälle berichtet wird, eine gewisse Angst um die eigene Gesundheit erzeugt wird, aber real ist eher das Gegenteil der Fall. Ich habe schon sehr oft bei Gesprächen mit anderen Sammlern, die ich im Wald traf auf Fehlbestimmungen hingewiesen, meist waren es aber harmlose Verwechslungen, die eher als amüsant gelten können (Gallis z.B.), da sich viele Leute einfachhalthalber an Röhrlinge halten. Aber da waren schon einige, die wüssten sonst definitiv nicht, was sie gegessen haben .
    Andi

  • Das komische ist auch ,daß umgekehrt Leute die sie nicht essen/sammeln eine nahezu Angst entwickeln, wenn so ein Naturgebilde plötzlich auf dem eigenen Rasen erscheint: ogottogott, ist das giftig,? könnte das mein Kind, Hund ...essen? (Hm, mir hat man schon als kleines Kind beigebracht nicht einfach alles zu essen, nur weil es irgendwo auftaucht... desgleichen mit Beeren, ich bin noch mit giftigen Beerensträuchern neben Spielplätzen aufgewachsen....und Hunde dürften Pilze schon aus Instinkt nicht frssen)

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


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    *JE SUIS CHARLIE*

  • Es ist recht interessant eure ganzen Beiträge zu lesen. Vor allem das mit den "beratungsresistenten Sammlern". Meine Tochter hat es, so glaube ich auf den Punkt gebracht. "Lasst der Natur ihren Lauf, denn gegen ALLES (alle???) ist ein Kräutlein (Pilzlein) gewachsen. Nein, nein so wollen wir es aber nicht stehen lassen, wenn man auch im Groll auf dererlei Gedanken kommen könnte.

  • Das meinte ich ja auch damit das die Natur selber dafür sorgt daß nur welche mit IQ überleben ,aber sobald der Mensch in die Natur eingreift....... :D (nee war gemein!) .Aber ein dickes Lob und Dankeschön mal an alle Pilzsachverständigen!!!!!Das ist wirklich mal angebracht, Ihr rettet ganz offensichtlich öfter Leben!!!!

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


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    *JE SUIS CHARLIE*

    Einmal editiert, zuletzt von luckenbachranch ()

  • Hallo Zusammen!


    Eure Berichte sind allesamt erheiternd und auch ernüchternd zugleich.


    Das Einzige, das hier hilft und Besserung verspricht, ist sich mit dem eigenen Nachwuchs zu beschäftigen und ihm, so langer er für so etwas zugänglich ist, spielerisch die Natur näher zu bringen und den richtigen Umgang mit ihr vorzuleben.


    Wenn man Glück hat, kommt der Nachbarsnachwuchs mit und lernt auch noch etwas.


    Auch in Zeiten von Handy, ipad & Co. kann man das Interesse an der Natur wecken. Selbst wenn dann mit der Pubertät erst einmal andere Prioritäten gesetzt werden, ist davon auszugehen, dass einiges hängen bleiben wird.

  • Leider sind viele Leute unbelehrbar. Kürzlich traf ich eine ältere Dame, die neben einem Steinpilz, an dem der Rand schon schimmelte (O-Ton: Is kein Problem, wasch ich ab) auch noch ein paar Grünlinge im Eimerchen hatte. Meine gut gemeinten Ratschläge wurden dankend abgelehnt:rolleyes:. Was soll man da tun? Zwingen kann man die Leute ja nicht:rolleyes:.