3 Lamellenpilze

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.401 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    aus meinem Ausflug am 01.10.2014 in den Ratekauer Wald ( S.-H.) sind noch drei Pilzarten unbestimmt, die ich hier gern zeigen möchte.
    Alle standen in einem Teilstück des Waldes, das hangförmig verläuft.
    Untergrund sandig, kiesig, Humusschicht aus Laub, Fichtennadeln,
    Rinde, Totholz. Baumbestand: hauptsächlich alten Fichten und einige Buchen. Der Hang ist sehr licht nach Fällung vieler Altbäume.


    Nr. 1 ist wieder ein weißer Pilz. Standort: Fichte.
    Hut bis 7 cm groß, Stiel bis 6,5 cm. Für mich war sehr auffällig, dass die Lamellen so verschieden waren. Äußere Hälfte: gedrängt stehend, innere Hälfte: entfernt stehend und untermischt.


    Nr. 1 :



    Pilz Nr. 2 stand ebenfalls bei Fichte.
    Es handelt sich um einen im ganzen sehr brüchigen Pilz, der m. M.
    einen leichten Kartoffelgeruch hatte.
    Hut: 10 cm, Stiel : 9 cm.


    Nr. 2 :



    Bei der Nr. 3 handelt es sich um einen Altpilz, der aber wohl noch zu bestimmen ist.
    Liege ich mit Fichtenreizker richtig ?


    Nr. 3 :



    MfG.


    Klaus

  • Hallo Klaus


    Zum ersten Pilz finde ich den seidigen Ritterling (Tricholoma Columbetta) sehr passend.


    Beim zweiten lande ich beim breitblättrigen Rübling (Megacollybia platyphylla).


    Beim Anblick des dritten fiel mir irgendwie sofort der kahle Krempling ein.....


    Alles absolut ohne Gewähr, ich übe nur ein bisschen^^

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Klaus & 81!


    Ok, fangen wir mal mit dem Einfachen an.
    Pilz 3 stimmt so, das sollte Paxillus involutus sein. Oder zur Not eine nahe verandte Art. Reizker gehören ja zu den Milchlingen, also zu den Sprödblättlern. Charakteristisch ist da das nicht - faserige Stielfleisch. Bei allen Sprödblättlern kann man den Stiel einfach durchbrechen wie ein Stück Hartkäse. Da fasert nichts. Zudem müsste da ein ganz anderes Farbmuster zu sehen sein.
    Pilz 2 ist wahrscheinlich der Rehbraune dachpilz (Pluteus cercinus), wenn man von dem Geruch (Kartoffel ist ja so weit nicht von Rettich entfernt) ausgeht. An Nadelholz muss man bei der Optik aber immer noch >Pluteus pouzariaus< im Kopf haben. Die Unterscheidung ist nur mikroskopisch möglich.
    Der Pilz hat freie Lamellen (erreichen den Stiel nicht), beim Breitblatt wären sie am Stiel angewachsen und auch breiter und mehr entfernt stehend.
    Pilz 3 wird sich nicht restlos bestimmen lassen. Ein Ritterling ist das nicht, der Lamellenansatz schließt alle Arten der Gattung aus. Auch der Habitus (dünnfleischig) passt nicht. Ich denke, den sollte man bei den Trichterlingen suchen. >Clitocybe phyllophila< kann so aussehen, aber da kommen durchaus noch weitere Arten in Frage.



    LG, pablo.

  • Ok Pablo,
    hast mich überzeugt, sind sich aber auch arg ähnlich die Biester^^.


    Zumal gerade der seidige Ritterling im BLV als sehr dünnfleischig beschrieben ist. Auf den Lamellenansatz hatte ich da zu wenig Augenmerk gelegt.


    Beim Bild des Dachpilzes war ich mir recht sicher das die Lamellen zumindest angeheftet sind.

  • Hallo Klaus,
    Fichten-Reizker haben karottenrote Milch. Die quillt zwar meist nicht hervor.
    Aber wenn Du mal wieder denkst, einen Reizker zu haben, schneide ihn durch und tupfe mit einem Taschentuch auf die Schnittstelle.
    Wenn Du *dann* nichts Orangefarbenes siehst, kannst Du den Gedanken an "Reizker" vergessen.
    Viele Grüße, Birki
    P.S. Etwas später wird die Milch des Fichtenreizkers weinrot und schließlich (z.B. nach 1/2 Stunde) dunkelgrün.
    P.P.S. Beim kahlen Krempling werden die Lamellen in Sekunden braun, wenn Du darauf drückst.

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    Einmal editiert, zuletzt von Birki ()

  • Hallo Birki,



    Wenn Du *dann* nichts Orangefarbenes siehst, kannst Du den Gedanken an "Reizker" vergessen.


    nicht ganz. Mit dem Lärchen-Reizker (Lactarius porninsis) gibt es in Europa eine weißmilchende Reizkerart. In Gewächshäusern könnte man noch den Indigo-Reizker (Lactarius indigo) mit blauer Milch finden.


    Viele Grüße
    Steffen

  • nicht ganz. Mit dem Lärchen-Reizker (Lactarius porninsis) gibt es in Europa eine weißmilchende Reizkerart.


    Hallo,


    hier eine Zwischenfrage: Immer wieder irritiert mich die unterschiedliche Benützung des Begriffs "Reizker". Jeder nutzt ihn irgendwie anders: einige sagen nur rotmilchende Arten sind Reizker, andere sagen alle Milchlinge sind Reizker, dritte sagen wiederum etwas ganz anderes.


    Die Definition die ich in meinem Kopf abgespeichert habe ist: Reizker sind Milchlinge mit roter, grüner oder blauer Milch. Milchlinge deren Milch sich erst nach Anschnitt mehr oder weniger schnell von weiß/klar zu farbig verfärbt zählen nicht dazu. Ist das so korrekt?


    Es geistern ja auch zahlreiche andere Reizker-Namen durch alle möglichen (vor allem älteren) Pilzbücher: Tannenreizker (Lactarius Torpis oder Birkenreizker Lactarius Torminosus). In die gleiche Kerbe schlägt (aus meiner Sicht) auch der Lärchenreizker.


    Würde mich über Aufklärung freuen. :)

  • Hallo Thomas!


    Ich hätte deiner Ansicht beigepflichtet. Wäre ja so unlogisch nicht.
    Manchmal muss man aber auch der Wissenschaft eine Chance geben. Lies mal:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Reizker


    VG Ingo W


    Edit:
    Pilz 1 ist übrigens kein Seidiger Ritterling (Tricholoma columbetta), denn der hätte weiße Lamellen und auch kaum dieses ausgeprägte myzelig-filzige Stielbasis.
    Der beste Name hierfür ist schon Laubfreund-Trichterling (Clitocybe phyllophila). Könntest ihn ja mal aussporen lassen, denn der hätte rosaliches Sporenpulver.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Nanzen 2024

    Link: Einladung APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()


  • Hallo Thomas!


    Ich hätte deiner Ansicht beigepflichtet. Wäre ja so unlogisch nicht.
    Manchmal muss man aber auch der Wissenschaft eine Chance geben. Lies mal:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Reizker


    Hallo Ingo,


    den Artikel bei Wiki kenne ich, er stiftet aber irgendwie mehr Verwirrung. Nach Wiki gehörten dann ja der größte Teil der Milchlinge zu den Reizkern. Denn wenn nun "rot bis orange[I] sowie blaugrün und weiß milchende Pilzarten zu den Reizkern zählen - was bleibt denn da in der Gattung der Milchlinge noch übrig? Meines Wissen nach nur noch klar milchende Arten. In diesem Sinn wäre die Unterscheidung von Reizkern und Milchlingen nicht besonders hilfreich oder sinnvoll - oder?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas.


    Lactarius porninsis wird nicht wegen der Milchfarbe zu den Dapetes gerechnet.
    Da geht es um andere, biochemische Details.
    Und es bleiben ja noch etwa 100 weitere, weiß milchende arten übrig, die nicht zu den Dapetes gerechnet werden. Also keine Sorge, für Streitpotential ist gesorgt. :thumbup:
    Soweit ich weiß gibt es aber nur eine klar milchende Art in Mitteleuropa, und das ist Lactraius helvus (Maggipilz). ;)



    LG, Pablo.

  • Lactarius porninsis wird nicht wegen der Milchfarbe zu den Dapetes gerechnet. Da geht es um andere, biochemische Details. Und es bleiben ja noch etwa 100 weitere, weiß milchende arten übrig, die nicht zu den Dapetes gerechnet werden. Also keine Sorge, für Streitpotential ist gesorgt. :thumbup:
    Soweit ich weiß gibt es aber nur eine klar milchende Art in Mitteleuropa, und das ist Lactraius helvus (Maggipilz). ;)


    Hallo Pablo,


    danke für die Aufklärung. :thumbup: Verwirrend das alles, aber dass muss ich wohl so hinnehmen :)