Hallo.
Trotz Trockenheit und Pilzarmut in der letzten Zeit gibt's mal noch ein paar zusammengekratzte Bilder zum angucken.
01: Agaricus litoralis = Gedrungener Egerling
Leider nur zwei nicht ganz hübsche Exemplare und auch schon umgestupst, weil direkt auf einem Pfad im Sandtrockenrasen wachsend.
Neben dem Standort (Halb- und Volltrockenrasen, kalkhaltige Dünen, eher nährstoffarm) ist die Art durch recht kompakte, vor allem im Hut dickfleischige Fruchtkörper, schwaches und meist nur im Stiel deutliches Röten, einen einfachen, vergänglichen Ring, zylindrische bis spindelig wurzelnde Stielbasis und grobschollig aufreißende Huthaut zu erkennen.
02: Agaricus macrocarpus = Großfrüchtiger Anisegerling
Ein im Idealfall durch die Größe der Fruchtkörper und starkes Gilben mit Marzipangeruch gut zu erkennender Waldbewohner. Sieht im Grunde aus wie ein riesenwüchsiger Agaricus essettei (Schiefknolliger Anischampi) und kommt an ähnlichen Standorten vor (wenn auch seltener). Kleinere Exemplare lassen sich durch die deutlich größeren Sporen von A. essettei unterscheiden.
03: Amanita crocea = Safran - Scheidenstreifling
Kennt ja jeder. Durch gelbere Hutfarben, den deutlicher genatterten Stiel und eine reinweiße Scheide von Amanita fulva (Fuchsiger Scheidenstreifling) zu trennen, die ebenfalls sehr ähnliche Amanita flavescens (Gelber Scheidenstreifling) sollte keinen genatterten Stiel haben.
Meiner Ansicht nach übrigens die einzig wirklich leckere Art in der Untergattung. Leider in diesem Jahr irgendwie selten, nur zwei Exemplare habe ich bislang gesehen.
04: Amanita virosa = Kegelhütiger Knolli
Den hatte ich ewig nicht gesehen!
Und wo taucht er auf? Am Bodensee in einem Kalkbuchenwald. Sachen gibts...
05: Armillaria mellea = Honiggelber Hallimasch
Wenn so ausgeprät, dann kaum zu verwechseln. Armillaria gallica (Gelbschuppiger Hallimasch) hat bräunlichere Hutfarben (nur das Velum ist gelb), wächst meist nicht so büschelig, hat eine verdickte Stielbasis. Andere Hallimasch - Arten sind anders gefärbt und / oder haben keinen Ring und / oder bevorzugen eine spezielle Ökologie (Moor).
06: Calvatia gigantea = Dicky White
Fällt unter die Rubrik "Pilze, die man aus dem fahrenden Auto sehen und sicher bestimmen kann".
07: Cantharellus cinereus = Grauer Leistling
Es ist kaum zu glauben, in diesem Jahr steht alles voll mit Leistlingen aller möglichen Arten. Nur den Schwärzenden kann ich nicht fnden.
08: Cantharellus friesii = Samtiger Leistling
Auffällig sind die freudig gefärbten, dünnfleischigen Fruchtkörper. Interessanterweise ist diese Art gemessen an meinen Funden in diesem Jahr nicht häufiger als in anderen Jahren. Das muss aber nichts heißen.
09: Chroogomphus helveticus = Filziger Gelbfuß
An bekannter Stelle im jungen Fichtenwald. In dem finsteren Tann leuchten die lebhaft orangenen Fruchtkörper regelrecht, was sich auf Bild nur leider kaum wiedergeben lässt. Die filzige Hutoberfläche ist neben Standort und Färbung ein weiteres gutes Abgrenzungskriterium zum Kupferroten Gelbfuß.
10: Clavaria vermicularis = Wurmförmiges Wiesenkeulchen
Wird in den GPBWs mit Clavaria fragilis synonymisiert. Irgendwie scheint aber ausgehend von dieser Literatur was nicht zu stimmen in der Gattung. Liegt aber auch daran, daß ich ein besseres Mikro gebrauchen könnte. Immerhin hier ließen sich die großen Schnallenbögen an der Basidienbasis gut erkennen, sowie die relativ schmalen (und wohl auch glatten) Sporen.
11: Clavulina cinerea = Graue Koralle
Auf Halbtrockenrasen unter einer einzelnen Buche in etlichen alten, dichten Büscheln wachsend. Nachdem wir da erst an eiine echte Koralle (Ramaria) dachten, hat das weiße Sporenpulver das rasch geklärt. Da von Befall durch einen kernpilz keine Spur war, nehme ich die Form mal als charakteristisch an und schließe C. coralloides aus.
12: Clavulina coralloides / mixta = Verwirrende Koralle
Nicht evrwirren lassen. Hier sollte man wohl den Seitenast beachten, der die spitz zulaufenden Äste zeigt. Der große Strunk scheint eben durch den Befall von Helmintosphaeria clavariarum im Wuchs beeinträchtigt und auch farblich verändert zu sein.
So zumindest mal meine Theorie. Leider hat es der Fund nicht zu mir nach hause geschafft. Hätte man da keinen Befall nachweisen können, könnte man mal wieder die Diskussion lostreten, ob C. cinerea und C. coralloides nicht doch ein und die selbe Art ist.
13: Clavulinopsis laeticolor = Schöngefärbtes Wiesenkeulchen
Ist ein anderer Fund als der bei der Taunus Tour.
Und lustigerweise war da nichts orange, weswegen ich eigentlich mit Clavulinopsis helvola gerechnet hatte. Aber Pustekuchen. Sporen sind schon mal glatt, mit großem Apikulus und der Geschmack mild.
14: Cortinarius largus = Blasser Schleimkopf
Phlegmacien merken, gar nicht so leicht. Hier waren es die meist blassen, tonfalben Farben, jung mit etwas lilablau (Stielspitze und Hutrand), auch und gerade in der Stielbasis, braune KOH - Reaktion mit gelber Randung, unauffälliger Geruch, Wachstum im Buchenwald, schleimige, nicht auffallend faserige Hutoberfläche, Stielbasis keulig, nicht gerandet.
15: Cortinarius malicorius = Orangerandiger Hautkopf
Der ist etwas einfacher. Unter den Hautköpfen mit lebhaft orangenen Lamellen ist das die Art mit oliv durchfärbter Trame, besonders in der Stielspitze.
16: Entoloma incanum = Braungrüner Zärtling
Wow. Mit dem stand eine ganze Wiese voll.
Stefan hilt mir den ersten hin, dachte es wäre ein Papagei. Er hätte ihn mir gleich unter die Nase halten sollen, der Geruch ist komisch auch wenn ich ihn nicht recht beschreiben kann.
Auch die stark radialfaserige, eher braune Hutoberfläche untescheidet die Art vom Papageien - Saftling, ebenso wie die Farbe des Sporenpulvers. Ähnliche Rötlinge dürften auch kaum vorhanden sein, zumindest nicht mit dem Geruch und so schön dunkel grün fleckendem Stiel bei Berührung.
17: Lepiota oreadiformis = Nelkenschwindlingsähnlicher Schirmling
Ebenfalls ein Fund vom Magerrasen. Die Hutoberfläche sollte eigenltich glatter sein, aber für Lepiota alba ist der wieder zu stark pigmentiert, ansonsten finde ich mit den großen, ungespornten Sporen und den balssen Farben nichts Entsprechendes.
18: Leucoagaricus cf barsii = Wurzelnder Egerlingsschirmling
Glaube ich zumindest. Leider sind die Fruchtkörper ziemlich mitgenommen, mitten in Mannheim an einem Damm am Necker unter einer Pappel wachsend. Die völlig verwurmten Stiele schienen ewig in den harten Boden zu reichen, ließen sich leider nur in kleinen Bröckchen herauspulen (ohne Messer unterwegs).
Die Egerlingsschirmlinge sind allerdings eine furchtbare Sache. Hier dachte ich auch erst an Leucoagaricus cinerascens, weil ich den kleinen Apikulus an den Sporen für einen Porus hielt. So viel zum Thema Billigmikro.
Alledings ist Leucoagaricus cinerascens im Sinne von Krieglsteiner / Gminder auch etwas ganz anderes als L. cinerascens im Sinne von Gröger. Ich bin damit gescheitert, einen Konsens zwischen diesen beiden Bestimmungsmitteln zu finden.
Angesichts der konstant schuppigen Hüte, Sporen ohne KP und wurzelnder Stiele sollte L. barsii aber eher passen.
19: Leucoagaricus cf sublittoralis = Blassrosa Egerlingsschirmling
Bestimmungsdesaster siehe oben.
Kann aber auch an der Seltenheit dieser Arten in Deutschland liegen, die wohl nur sporadisch ab und an mal in warmen Sommern auftauchen.
20: Leucoagaricus leucothites = Gemeiner Egerlingsschirmling
Gut, daß es den gibt. Einfach und leicht zu bestimmen und auch immer wieder mal zu finden. Gilbende Exemplare werden bei Krieglsteiner / Gminder (Großpilze Baden - Württembergs) als eigene Art abgetrennt (Leucoagaricus holosericeus), Gröger subsummiert alles unter Leucoagaricus leucothites. Gut, daß ich noch nie einen Gilbenden gefunden habe.
21: Lycoperdon mammiforme = Flockenstäubling
Noch nie gesehen aber der scheint ja ziemlich unverkennbar zu sein mit den groben, breiten Flocken über der warzigen Peridie.
Gefunden am Bodensee im Kalkbuchenwald am Wegrand.
22: Lycoperdon pyriforme perlatum = Birnenstäubling Flaschenstäubling
Wirklich nichts besonderes, aber doch immer wieder hübsch anzugucken. Auch wenn schon alt wie hier.
23: Macrolepiota mastoidea = Zitzen - Riesenschirmling
Lustig: Büschelig wachsend habe ich die Art bisher noch nicht gefunden.
Zu beachten sind hier der feinschuppige Hut, eher schmächtige Fruchtkörper, fein genatterte (und hell genatterte) Stiele und der nicht deutlich doppelte, eher platte Ring.
Da fällt auch der hier schwach ausgeprägte Nippel in der Hutmitte kaum ins Gewicht.
24: Pterula multifida = Stinkende Borstenkoralle
Ich bezeichne die hier mal als forma densissima. Ist aber ohnehin kaum zu untescheiden. Gefunden im sauren Fichtenwald, bei der Taunus Tour haben wir uns für den Geruch auf "Klostein" geeinigt.
25: Rhizopogon roseolus s.l. = Rötende Wurzeltrüffel
Ein selten schöner Pilz, bei mir in der Gegend in lichten Kiefernwäldern auf Sandboden wachsend. Die reifen Fruchtkörper ragen gerne aus dem Boden heraus. Anscheinend handelt es sich um einen Artenschwarm, den aufzudröseln ich mir momentan nicht zutraue.
26: Tricholoma saponaceum forma atrovirens = Seifenritterling
Also der mit dem schwarzen Hut und Schuppen am Stiel. Der Geruch ist wie bei der Leitart, ebenso die speckige Hutoberfläche und die entfernt stehenden Lamellen oft mit leicht grünlichem Hauch.
27: Tricholoma sciodes = Schärflicher Ritterling
Ein Buchenwaldbewohner mit radialfaseriger, gelegentlich auch mal schwach aufschuppender Hutoberfläche, schwach erdigem bis mehligem Geruch und einem ganz wunderlichen Geschmack, der erst nach etwa einer Minute kauen langsam und nachhaltig brennend scharf wird. Und ein ganz unangenehmes Gefühl auf der Zunge hinterlässt.
Stielbasis und Hut bleiben ohne jede Rotfärbung, auch bei alten Exemplaren und nach Stunden des Lagerns. Bei alten Fruchtkörpern sehe ich auch hin und wieder schwarz fleckende Lamellenschneiden.
28: Tricholoma sejunctum = Grüngelber Ritterling
Ebenfalls eine Laubwaldart mit mehligem Geruch, auffallend grüngelber Hutoberfläche, radialfaserig aber nicht schuppig, weißlichem bis gelbgrün überlaufenem Stiel.
29: Tricholoma squarrulosum = Schuppenstieliger Erdritterling
Leider nur ein angeknabberter Fruchtkörper, der zusammen mit den oben gezeigten Grüngelben wuchs. Zeigen wollte ich den trotzdem. Teilweise wird der auch zu Tricholoma atrosquamosum gestellt oder als Varietät zu diesem betrachtet. Nach FNE 4 unterscheidet er sich von diesem aber durch einen auf ganzer Länge dicht und deutlich geschuppten Stiel und eine ausgeprägtere, abstehende Hutschuppung. Auch hier sind die Lamellenschneiden teils schwarz gefleckt.
30: Tricholoma vaccinum = Bärtiger Ritterling
Mal eine leichte Art. Wenn man den nicht für einen Rißpilz hält, kommt mit dem Aussehen kaum ein anderer Ritterling in Betracht. Und ähnliche Rißpilze sind meist kleiner, haben im Alter einheitlich dunkle Lamellen, die aber auch bei T. vaccinum mal dunkel flecken können.
Das sporenpulver ist hier natürlich wie bei allen Ritterlingen weiß.
So, und nachdem jetzt draußen in den letzten beiden Tagen ordentlich Regen zusammengekommen ist und es auch warm beliben soll und Andreas schon wieder ein paar feine Sommerboleten gezeigt hat, wünsche ich uns allen noch ein paar schöne und reichhaltige Funde für die nächste Zeit.
LG, Pablo.