Standorttreue Saprophyten? Eure Erfahrungen

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.787 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Das Mykorrhiza-Pilze und Parasiten nicht einfach "davonlaufen" können und (bei guten Bedingungen) jährlich ihre Fruchtkörper am gleichen Platz produzieren ist uns ja bekannt...


    Saprophyten (z.B. Champignons, Parasol, etc.) verarbeiten als Folgezersetzer jedoch totes Material, und zwar da, wo es gerade zufällig vorkommt. Jetzt behaupt ich mal, dass das für manche Saprophyten aber auch eine gewisse Standorttreue mit sich bringt. Z.B.: finde ich Safranschirmlinge fast immer an der gleiche Stelle. Wohingegen sich der Parasol gerne mal ganz wo anders zeigt als in den Vorjahren.


    Irgendwie kommte es mir so vor, das die "Standorttreue" von Saprophyten sich sehr von Art zu Art unterscheidet. Vielleicht ist der Safranschirmling aber bei seiner Ernährung einfach nicht so wählerisch, fruktifiziert leichter und steht deshalb gerne an der gleicher Stelle.


    Was sind eure Erfahrungen?

  • Moin Moin


    Die Frage ist erstmal... Was bedeutet "gleiche stelle"
    Safran schirmpilze wachsen bei uns typischerweise auf nadelstreu... Sie kommen auch jedes Jahr vor in ein und dem selben Wald nur nicht an dem selbn Fleck... Futter kommt ja genügend von oben...
    Dieses Jahr hat übrigens meine Stelle mit ästigem stachelbart aufgehört zu fruktifizieren... Das Holz ist nun komplett zusammen gefallen 😔


    Alex

  • Bei Saprophyten ist es wohl so: so lange das Substrat hinsichtlich Art und Nährstoffangebot passt, wäre das Myzel blöd, davonzulaufen. Am standorttreusten dürften wohl diejenigen Saprophyten sein, die auf Holzstrünken leben ;)
    Was ist eigentlich der Grund, dass du dir über Standorttreue von Saprophyten Gedanken machst?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Bei Saprophyten ist es wohl so: so lange das Substrat hinsichtlich Art und Nährstoffangebot passt, wäre das Myzel blöd, davonzulaufen.


    Das ist eigentlich genau das was ich interessant finden würde. Kann man denn bei Saprophyten von einem winterüberdauernden Myzel sprechen? ist das nich viel eher so, dass sich immer ein frisches Myzel genau da bildet wo die Nährstoffe passen (und natürlich auch dort viele Sporen rumliegen wo letztes Jahr der gleiche Pilz stand). Ich vergleichs mal mit einem Schimmelpilz: ich glaub nicht das der eine art Myzel ausbildet, die nach einer aktiven Phase ruht und dann zu einer gegebenen zeit sich weiter ausbreitet. So glaub ich auch nicht das eine Saprophyt ein Myzel hat das sich im Winter mal schlafenlegt um dann im nächsten Jahr neue Fruchtkörper zu produzieren. Vielleicht lieg ich da falsch, bitte korrigiert micht.



    Was ist eigentlich der Grund, dass du dir über Standorttreue von Saprophyten Gedanken machst?


    Der Grund ist, einfach zu wissen was man erwarten kann wenn man einen Saprophyt an einer Stelle gefunden hat. Kommt der die nächsten Jahre wieder oder war der Standort nur ein Glückstreffer? Gibt es eine Art Myzel die im toten organischen Stoff verbleibt? Wo ist der Übergang zum Parasit/Symbiont ? Z.b. wurde im Forum schon davon gesprochen, dass beispielsweise Morcheln oft standorttreu sind, wobei man eigentlich davon ausgeht dass es sich um ein Saprophyt handelt.
    (http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=23258)
    Auch bei der Krausen Glucke findet man zumindest auf Wikipedia eine parasitär/saprobiontische Doppelernährungsweise.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Das lässt sich eben nicht pauschal sagen.
    Bei den vielen tausenden an saprophytisch lebenden Arten gibt es ganz unterscheidliche Lebensweisen.
    Ein Dungkahlkopf - Mycel hat zB nur eine recht kurze Lebenserwartung, es sei denn, an dem Standort wird immer wieder Dung abgelegt.


    Dieser Hallimasch in Oregon von dem wir es neulich auch wieder hatten dagegen ist nicht nur einer der größten, sondern auch einer der ältesten Organismen der Welt.




    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    M. procera hat keine besonderen Ansprüche an den Standort. Etwas nährstoffreichere Böden, also genug Humus, und dann fühlt der sich wohl.
    Wenn da ein Mycel an einer Stelle gute und konstante Bedingungen findet, dann kann es wohl schon einige Jahre alt werden.


    Bei Agaricus campestris ist es etwas komplizierter. Der mag ja extensiv bewirtschaftete Weisen. Hast du also eine Schaf oder Pferdeherde auf einer Wiese, dann kann sich da im Folgejahr ein Mycel entwickeln und Fruchtkörper bilden. Das geht dann - nach meiner Erfahrung - zwei bis drei Jahre, +/- natürlich. Wenn anschließend nicht wieder Tierchen auf der Wiese stehen, ist es Tuk.
    Wenn auf der Wiese jedes Jahr von Frühjahr bis Herbst Tierchen stehen, Kühe zB, das mag der Pilz ja auch nicht und bleibt fern.



    LG, Pablo.