Ein Bolet, ein Bolet! --> Boletus radicans

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.170 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    ebenso letzte Woche auf dem Hörnli-Friedhof in Riehen bei Basel (Schweiz), ca. 250 m
    auf der (gerade noch) ungemähten Rasenfläche (flache Anlage) mit Lindenallee (vermutlich kalkreicher Boden) , im Laub leicht versteckt,


    da fand ich (im Regen) endlich auch mal Röhrenpilze:
    mehrere überständige Boleten mit relativ hellem Hut
    und zwei Boleten, die noch relativ proper aussahen.
    Da es regnete, habe ich die "Pilze der Schweiz" kurzerhand entwendet und erst 10 Min. später im Auto fotografiert (lose in Tasche transportiert), deshalb schon nicht mehr taufrisch, sondern überall "angegrabbelt".


    Hutgröße nur 7-8 cm, hell ocker-sandfarben, glatt, leicht grubig, bei Alterung an Kanten dunkelbraun-schwärzlich, ganzer Hut wird dunkler
    Stiel 7x 3,5 cm bzw. 7 x 4 cm,
    Stiel bleibend hellgelb vor allem an Spitze, relativ undeutliche Netzzeichnung
    (nachgedunkelt durch Transport ?),
    Stiel ein Tag später sehr braun, Basis leicht rötlich-braun
    Röhren hellgelb, Blaufärbung bei Berührung sofort, bei Alterung oliv-bräunlich, ein Tag später rötlich am Röhrengrund und auf den Poren
    Fruchtkörper sehr schwer, Fleisch fest
    Fleisch hellgelb, blaut sofort im Moment des Anschneidens,
    Blaufärbung geht wieder zurück, Blaufärbung ganz unten im Stiel ganz schwach, quasi nicht vorhanden


    Geruch: angenehm nussig
    Geschmack: angenehm nussig


    Ist es Boletus fechtneri, der Silberröhrling ?
    Da sollte das Stielfleisch in der unteren Stielhälfte nicht blauen, kann man das so interpretieren?


    Nach 10 Minuten Transport


    Ein Tag später

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Das sind Wurzelnde Bitterröhrlinge (Boletus radicans).
    Auf den Geschmack ist wohl nicht immer Verlass.
    Die optischen Merkmale sind hier aber eindeutig.
    Die letzten Bilder sollte man aber besser ignorieren, da stimmt natürlich nichts mehr nach einem Tag Lagerung. Aber wenn es der selbe Fruchtkörper wie auf den Bildern davor ist, dann ist das mal ein gutes Beispiel wie eine Liegezeit die merkmale verändern kann.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Ich kann zwar nicht sagen, WAS das ist, aber an einen wurzelnden Biterröhrling würde ich nicht wirklich denken. Da passen mir die Rottöne gar nicht. Wahrscheinlich ist der Pilz ein Rotporer (gewesen), was man den Röhrenmündungen noch etwas ansieht.
    Röhrlinge sind nun absolut nicht mein Lieblingsgebiet, aber ich würde mich auch nicht wundern, wenn es ein einfacher netzstieliger (oder dieser Mischling) Hexenröhrling ist.


    VG, Tanja

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tanja!


    Rote Flecken oder rötlich überlaufene Poren kommen bei vielen Gelbporern vor. Das ist meist eine Alterserscheinung oder auch durch ungünstige Witterung ausgelöst.
    Da sind auch einige passende Bilder >im Portrait<.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    ich hatte zwar mir die Portraits auch durchgelesen, den Bitterröhrling wg. des fehlenden bitteren Geschmacks (???) aber nicht so genau.
    Woran macht ihr das jetzt fest (an welchem sichtbaren Merkmal): Färbung des Stielnetzes, Verfärbung beim Schnitt, gelbe Zone an Stielspitze?


    Dass mit dem Geschmack beunruhigt mich jetzt etwas (bitter ist sonst eigentlich kein Problem für mich, aber eher selten habe ich bisher Pilze probiert, die bitter sein sollen, Gallenröhrling z.B. habe ich noch nicht gefunden=.
    Kann denn der Geschmack wirklich völlig fehlen (Stück länger im Mund gehabt und gekaut....)?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Das mit dem Geschmack ist so eine Sache.
    Es kann wohl selten mal vorkommen, daß der Pilz einfach sehr wenige oder fast keine Bitterstoffe synthetisiert. Gibt's bei Galliern (Tylopilus felleus) auch.


    Da Kuschel mir ja verboten hat auf "wie hast du das jetzt erkannt" zu antworten mit "das Gesamtbild..." muss ich's mal versuchen:
    Gelbporer war klar, wenn man weiß, daß die roten Flecken hier ein Artefakt sind. Netz ist erkennbar, das Netz ist eher fein und liegt auf einem Stiel mit hellen Tönen ohne deutliche rote oder braune (ausgeblasstes Rot) Zonen auf. Die Stielspitze ist quietschegelb.
    Der Hut ist recht blass, ohne Rottöne. Die Huthaut wird nicht blau bei Druck.
    Das Fleisch ist im Schnitt hell und färbt durchgehend +/- stark blau, ohne rosa Verfärbungen im Stielfleisch.



    LG, pablo.

  • Gelbporer war klar, wenn man weiß, daß die roten Flecken hier ein Artefakt sind.


    Mir wäre das nicht so eindeutig klar, weil fast noch öfter die Poren von Rotporern im Alter gelb sind.....
    Ob das nun ein gelber Rotporer oder ein roter Gelbporer ist .... mir sah es halt mehr nach ersterem aus.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Schön, daß du "online" bist. :)
    Ich finde ja aber >diesen hier< noch viel spannender.
    Da bin ich mir jedenfalls längst nicht so sicher. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo @ alle, hallo Pablo
    vielen Dank für die Klärung und ausführliche Erläuterung!
    Röhrlinge würde ich ja gern mal etwas öfter finden, da bekommt man erst ein Auge für die doch sehr differenzierten Unterschiede.
    Und ich dachte noch: schade, dass die so madig sind....
    Aber ich hätte ihn ja sowieso nicht ganz eindeutig zuordnen können ...
    nur mal so: wenn ein theoretisch bitterer Röhrling (der kein Satansröhrling ist) mal nicht bitter ist, dann wäre er doch nicht giftig, also theoretisch essbar ???


    Ich habe heute noch mal mit meinen 3 Büchern verglichen - kein VERGLEICH hier zu den Pilz-Portraits, damit würde man (mit etwas Geduld und mit der einen oder anderen Vorahnung) deutlich weiter kommen. Denn gerade die differenzierten Farbmuster und Verläufe (darf hier nicht rot, darf dort nicht blau, bleibt hier immer gelb usw.) wird in Büchern meist gar nicht so gut beschrieben.
    ALSO großes Lob für die Pilzportraits!!!!!!

    • Offizieller Beitrag

    HAllo, Abeja!


    Einige der bitteren Röhrlinge gelten als schwach giftig.
    Ob das wirklich so ist, kann man in Frage stellen, immerhin bekommt kaum jemand davon mehr als einen Bissen runter, weil sich der bittere Geschmack beim Erhitzen meist noch verstärkt.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    ja das hätte ich mal versuchen müssen, das mit dem Erhitzen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass der überhaupt nicht bitter war (heute an 2 anderen bitteren Pilzen "nur" geleckt ... eindeutig!).