Brauche Hilfe um einen Pilz zu bestimmen

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.996 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

  • Hallo Gemeinschaft,


    ich sehe hier viel Leben und freue mich sehr, dass es so ein Forum gibt. Das ist mein erstes Thema. Ich habe letztes Jahr mit Pilzbestimmung angefangen und kam mit den Büchern von Bon und Laux bis jetzt zurecht.


    Ich versuche den Pilz zu beschreiben:


    Hut: bis 13 cm, jung halbkugelig, später gewölbt-abgeflacht, noch später(aber nicht bei allen, vielleicht 50%) ausgebreitet-niedergedrückt. In der Mitte grau-cremefarbig, zum Rand weiß-grau und bei manchen auch etwas hellcremefarbig, glatt, matt, nach dem Regen nicht schleimig oder schmierig, vielleicht etwas fettig und glassig, besonders die älteren Exemplare. Rand ist jung mehr eingerollt, bei den alten Exemplaren immer noch und scharf bleibend. Huthaut ist bis Mitte leicht abzuziehen.


    Lammelen: Lamellenform nicht so schmall und relativ gedrängt stehend, Lammellenschneide ist glatt, Lamellenhaltung ist gerade angewachsen. Bei jungen wie bei alten Exemplaren sind die Lamellen an mancher Stellen wellig. Die lassen sich mit dem Finger leicht ablösen, sind weich.


    Stiel: lang bis 11cm, breit bis 2,5cm, zylindrisch aber nicht gerade, oben dünner, unten keulig oder verdickt, jung voll, später hohl, längsfaserig, lässt sich nicht leicht brechen, ist mit dem Hut verwachsen(nicht leicht ablösbar deshalb kommt der ähnlich aussehender Veilchen-Ritterling Tricholoma irinum nicht in Frage, so weit bin ich mit meinen Büchern gekommen), Stielhaut auch leicht abzuziehen.


    Fleisch: in der Mitte dick, wässrig beim Druck, weißlich nicht verfärbend oder Sonstiges und schmeckt sehr gut, wie Champignons oder Egerlinge oder noch besser. Es riecht auch gut oder angenehm, leider habe ich Schwierigkeiten das zu beschreiben.


    Vorkommen: Schwarzwald Mitte bei Oberkirch, unter Fichten in einem Ring mit 5m Durchmesser und vielleicht 200 Exemplare oder mehr. Auch an einem Straßenrand(es wird nur von meinem Nachbarrn befahren)


    Bilder:





















    Fragen :
    - Welcher Pilz ist das :) ?
    - Welche andere Bücher könnt ihr empfehlen?
    - Wo soll ich anfangen, wenn ich die Pilzsporen auch untersuchen möchte, also welches Mikroskop könnt ihr empfehlen? Auch ein Buch dazu?
    - Gibt es irgendwo ein komplett Set mit Chemikalien zu kaufen, womit man durch Farbreaktionen weitere chemische Eigenschaften bestimmen kann? Auch ein Buch dazu?
    - Gibt es Bestimmungsbücher, die sich nur auf Schwarzwald oder BW einschränken, aber dadurch vielleicht viel detaillierter?


    Wenn diese Fragen im Forum schon beantwortet sind, bitte ich um Entschuldigung. Auf einen Link freue ich mich dennoch sehr :)


    Danke Euch für jeden Hinweis
    Marius

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marius,


    viele Fragen, die hier sicherlich alle beantwortet werden können!


    Zunächst zum Pilz. Die Anfrage ist erst einmal sehr ausführlich. :thumbup: dafür. Bei deinem Pilz handelt es sich um eine Nebelkappe. Ein sehr häufiger und durch seine Größe auffälliger Spätherbstpilz.


    Später mehr.


    LG, Jan-Arne


    Edit: Christoph hat schon geantwortet und das sehr ausführlich. Viel zu ergänzen gibt es da nicht. Höchstens dass die Nutzung von Chemikalien gerade bei Täublingen sehr interessant ist. Dazu gibt es auch genügend Hinweise im Internet, nach denen man sich richten kann. Ich persönlich habe mir in meinem ersten, kleinen Chemie-Set vor ein paar Monaten Guajak, Eisensulfat und Phenol gekauft, und zwar auch im von Christoph erwähnten Myko-Shop. ;)

  • Hallo Marius,


    herzlich willkommen hier im Forum. Sehr löblich, wie Du hier bebilderst und beschreibst. :thumbup:


    Kleine Anmerkung hierzu noch, unbekannte Pilze niemals abschneiden (hast Du ja auch nicht bei allen Fruchtkörpern), da die Stielbasis häufig relavante Bestimmungsmerkmale enthält.


    Zu Deinen Fragen:
    1) Der Pilz ist Lepista nebularis, die Nebelkappe. Da hätten Dir Bon und Laux sicherlich auch weiterhelfen können ;)


    2) Weiter schöne Bücher sind sicherlich der große BLV Pilzführer und Gerhard und 1200 Pilze von Rosemarie Dähnke. Beides umfangreiche Nachschlagewerke mit reichlich Bildern.


    3) Lässt sich so einfach nicht beantworten. Mikroskopie ist weitaus mehr als Sporen anschauen und Literatur dazu ist sehr teuer und ein Werk beschäftigt sich meistens nur mit einer oder wenigen Pilzgattungen. Willst Du nur Sporen anschauen, reicht vielleicht ein einfaches Mikroskop, aber die filigranen Strukturen der Sporen sind dann mehr zu erahnen als zu erkennen. Für ernstahfte Mikroskopie wirst Du schon alleine so um die 400,- € für ein gebrauchtes Mikroskop (Zeiss, Zeiss Jena, Olympus, etc) hinblättern müssen und selbst dann wirst Du auch mit entsprechnder Literatur nicht immer zu einem Ergebnis kommen.


    4) Ein Komplettset ist mir so nicht bekannt, aber der Mykoshop bietet die meisten Chemikalien auch in kleineren Mengen zu recht fairen Preisen.


    5) Gibt es, die Großpilze Baden-Würtembergs, jedoch sind Band 1 und 2 vergriffen und nur teuer antiquarisch zu bekommen. Auch sind viele der Pilze nicht bebildert. Eine gute Buchreihe, aber nicht unbedingt das anfängerfreundlichste Werk.


    Lieben Gruß
    Christoph

  • Danke Euch, Angelika, Jan-Arne und Christoph sehr für die sehr schnellen Antworten. Nun kenne ich einen Pilz mehr :).


    Zitat


    1) Der Pilz ist Lepista nebularis, die Nebelkappe. Da hätten Dir Bon und Laux sicherlich auch weiterhelfen können ;)


    Clitocybe nebularis / Lepista nebularis oder Nebelgrauer Trichterling, Nebelkappe, Graukappe ist mit Laux - Der Große Kosmos Pilzführer von 2010, da ist die Beschreibung besser als bei Bon, Pareys Buch der Pilze(1500 Pilze) - wegen des Bildes fast auszuschließen. Bei meinem Fund ist nur in der Mitte dunkler und deutlich heller bis zum Rand. Ich lerne jeden Tag dazu, wie ich mit dem Buch umgehen soll, danke.


    Zitat

    2) Weiter schöne Bücher sind sicherlich der große BLV Pilzführer und Gerhard und 1200 Pilze von Rosemarie Dähnke. Beides umfangreiche Nachschlagewerke mit reichlich Bildern.


    Danke für die Empfehlungen, ich sehe gerade dass sie in Offenburg bei der Bibliothek zu finden sind. Ich werde ein Auge reinwerfen, ob sie meine vorhandenen 2 ergänzen und ob es sich für mich lohnt.


    Zitat


    3) Lässt sich so einfach nicht beantworten. Mikroskopie ist weitaus mehr als Sporen anschauen und Literatur dazu ist sehr teuer und ein Werk beschäftigt sich meistens nur mit einer oder wenigen Pilzgattungen. Willst Du nur Sporen anschauen, reicht vielleicht ein einfaches Mikroskop, aber die filigranen Strukturen der Sporen sind dann mehr zu erahnen als zu erkennen. Für ernstahfte Mikroskopie wirst Du schon alleine so um die 400,- € für ein gebrauchtes Mikroskop (Zeiss, Zeiss Jena, Olympus, etc) hinblättern müssen und selbst dann wirst Du auch mit entsprechnder Literatur nicht immer zu einem Ergebnis kommen.


    Ja, das ist schon ein Anfang und werde deine Info bei meinen Recherchen berücksichtigen. Kannst du eine gute Einführung in die Mikroskopie empfehlen, dass man den Überblick hat? Danke dir.


    Zitat

    4) Ein Komplettset ist mir so nicht bekannt, aber der Mykoshop bietet die meisten Chemikalien auch in kleineren Mengen zu recht fairen Preisen.


    Mykoshop, danke für den Hinweis.


    Zitat

    5) Gibt es, die Großpilze Baden-Würtembergs, jedoch sind Band 1 und 2 vergriffen und nur teuer antiquarisch zu bekommen. Auch sind viele der Pilze nicht bebildert. Eine gute Buchreihe, aber nicht unbedingt das anfängerfreundlichste Werk.


    Ich sehe, es gibt 5 Bänder und besonders Band 2 ist nicht leicht zu haben. Ohne Band 2 wären die anderen ab 250€ zu haben. Das ist schon eine Investition. Ich versuche jemanden in der Nähe zu finden, die mir für ein paar Tage ausleihen mag. Das hört sich jedoch gut an, 5 Bänder nur über Pilze aus BW :)


    Leider ist die Nebelkappe für viele sehr unverträglich. Ich werde mich trotzdem heute Abend an ein paar dran wagen, die sind ja 25m von mir entfernt. Ich berichte morgen, wie es war :) So empfindlich war ich bis jetzt nicht.


    Habt Ihr auch Unverträglichkeiten mit dem Pilz erfahren?


    Hier ist wirklich was los und ich freue mich sehr auf Euch, denn oftmals habe ich einfach aufgegeben.


    Marius

  • Hallo Marius,


    bitte keine kulinarischen Versuche mit der Nebelkappe. Sie ist heute eindeutig als Giftpilz eingestuft.


    Zur Mikroskopie, am besten ist natürlich ein Mikroskopierkurs. Ansonsten gibt es auch ein leider ebenfalls vergriffenes Buch zur Pilzmikroskopie. (Pilzmikroskopie von Erb/Mattheis)


    Lieben Gruß
    Christoph

  • Hallo Krautkind,



    im ganz neuen Laux ist er als nicht essbar eingestuft. Ganz neu.





    Liebe Grüße




    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Über diesen Einstiegsbeitrag habe ich mich wirklich gefreut!
    So eine gute Anfrage liest man nicht oft, da ist wirklich alles drin, was das Herz begehrt.


    Deine Fragen sind ja zum größten Teil schon beantwortet, aber einen Rat möchte ich dazu noch geben:
    Wenn du anfangen willst, dich intensiver mit Pilzen zu beschäftigen, rate ich dir von einem Mikroskop zum jetzigen Zeitpunkt ab.
    Stell das mal zwei oder drei Jahre nach hinten.
    Das Wichtigste ist erstmal eine gute makroskopische Einschätzung.
    Wenn man Pilze nicht makroskopisch beurteilen kann, bringt ein Mikroskop absolut gar nichts außer Frust, weil man nie zu einem vernünftigen Ergebnis kommt.
    Wichtiger wäre es, erstmal einen Überblick über die Systematik zu erhalten und zu erkennen, wo man mit einem Mikroskop überhaupt ansetzt.
    Wenn man nicht weiß, ob man zB einen Champignon oder einen Fälbling vor sich hat, ist das Mikro keine Hilfe. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Krautkind!


    Pablo hat recht mit dem Mikroskop, überstürze da mal nichts. Das andere von ihm Geschriebene passt genauso.
    Beim Mikro brauchst du nicht mit Billig-Kram anzufangen, du ärgerst dich da bloß drüber.
    So ein bisschen in die ganze Pilzmaterie reinriechen und allmählich hier und anderswo was dazulernen, wäre erst mal angebrachter.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

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